Was auf der Welterbe-Liste landet, muss schon etwas ganz Besonderes sein. Umso verwunderlicher, dass sich bei den UNESCO-Schlössern nicht nur bekannte Namen tummeln.
Das deutsche Märchenschloss Neuschwanstein zum Beispiel gehört (noch) nicht zum Welterbe. Stattdessen ein anderes deutsches Schloss, das vielen nicht bekannt sein dürfte.
Aber eines ist allen Schlössern auf der Liste gemein: Sie sind allesamt sehenswert. Hier zehn Beispiele aus ganz Europa.
Fünf eckige Türme beherrschen das Bild von Schloss Mir nahe der gleichnamigen Stadt in Weißrussland. Das Gebäude vereint in sich Gotik-, Barock- und Renaissance-Stilelemente. Ursprünglich Ende des 15. Jahrhunderts als Festung angelegt, putzten es Adlige bald als Schloss heraus. Ein wehrhaftes Aussehen behielt es dennoch.
Seit dem Jahr 2000 zählt es zum UNESCO-Welterbe.
Manchmal reicht der Ausruf eines Kaisers, schon hat eine Gegend ihren Namen weg: "Oh, welch' schöner Brunn" soll es Kaiser Matthias verzückt entfahren sein, als er bei einem Jagdausflug 1619 einen Brunnen erblickte. Schönbrunn hieß fortan die Gegend und das Schloss. Knapp 20 Jahre später begann der Bau eines Schlosses, doch das heutige barocke Aussehen gab Schönbrunn erst die Kaiserin Maria Theresia.
1996 kam es auf die Liste des UNESCO-Welterbes, auch aufgrund seiner großartigen Gartenanlage.
Als außergewöhnlich gut erhaltenes Beispiel für eine Residenz mit angeschlossenem Garten steht Schloss "Kremsier", wie es auf Deutsch heißt, seit 1998 auf der UNESCO-Liste. Und tatsächlich sind gerade die Schlossgärten mit der Rotunda in der Mitte von großer Pracht.
Ursprünglich ein gotischer Bau, verwandelte der Dreißigjährige Krieg das Schloss in einen Trümmerhaufen. Es wurde anschließend im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut. Die Zimmer im Inneren verfügen über wunderschöne Deckenfresken und wertvolle Möbel.
Als Durham Castle erbaut wurde, gab es noch gar keine Schlösser in heutigem Sinne. Die Burg wurde im 11. Jahrhundert zum Schutze des Bischofs erbaut. Typisch dabei der normannische Stil. Doch die Burg wandelte sich, bekam über die Jahrhunderte eine große Halle und zwei Kapellen.
Im 19. Jahrhundert schließlich ging der Bischofssitz über an die Universität, die darin ein Studentenwohnheim einrichtete. Das ist der Grund, warum die Burg nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann.
Die Burg und die Kathedrale auf der anderen Seite des Flusses gehören heute gemeinsam zum UNESCO-Welterbe.
Schloss Kronborg erlangte als Kulisse schon im Mittelalter Berühmtheit. Denn der Autor William Shakespeare ließ hier Teile seines Hamlets spielen. Tragödien hatte das Gebäude im Nordosten der dänischen Insel Seeland aber auch ganz ohne englische Dichter. Denn Kronborg war tatsächlich eine Burg, die den Eingang der Meeresenge zwischen Helsingör und Helsingborg in Schweden überwachte.
Schon seit dem 15. Jahrhundert stand hier eine Festung, doch das Aussehen als Schloss mit Renaissance-Elementen bekam Kronborg erst bis 1685. Danach brannte es ab und wurde auch einmal erobert. Die strategische Stellung wurde erst 1991 vom Militär geräumt. Seit 2000 gehört es zum UNESCO-Welterbe.
In der wunderschönen Region von Loire liegt das Château de Chambord nahe der Stadt Blois. Es wurde bereits im 16. Jahrhundert als Prunkschloss gebaut, eine strategische Aufgabe hatte es nie. So konnten sich die Bauherren also ganz der Schönheit widmen. Wobei: Das war gar nicht so einfach, denn Chambord lag damals in einem Sumpf. Und so mussten die rund 1.800 Arbeiter zunächst unzählige Pfähle fünf Meter tief in den Sumpfboden einschlagen. Erst dann konnten die Mauern hochgezogen werden.
Schloss Chambord steht bereits seit 1981 auf der UNESCO-Welterbe-Liste. Heute allerdings ist es mit der gesamten Gegend als "Tal der Loire zwischen Sully-sur-Loire und Chalonnes“ dort vereint.
Nicht ein Schloss, sondern viele: In Turin hat das Geschlecht des Hauses Savoyen viele Schlösser hinterlassen, die heute als die "Residenzen des Hauses Savoyen" gemeinsam auf der Welterbe-Liste verzeichnet sind. Alles begann, als der Herzog von Savoyen seine Hauptstadt im Jahre 1563 von Chambéry im heutigen Frankreich nach Turin verlegte.
Dort versammelte er berühmte Architekten und beauftragte sie mit vielen ehrgeizigen Bau-Projekten. Eines der Herausragenden ist dabei das barocke Schloss Stupinigi, das 1734 vollendet wurde.
So gehört sich das: Der schwedische König ließ seiner Angetrauten gleich ein Schloss errichten, das er ihr auch noch mit dem Namen "Königininsel" widmete - oder auf Schwedisch: Drottningholm. Das war 1580. Knapp 80 Jahre später brannte das Gebäude ab und musste wiedererrichtet werden. Dabei orientierten sich die Architekten ganz am Top-Vorbild der damaligen Zeit: Versailles in Frankreich.
So entstand also im Vorort von Stockholm in einem See das erste schwedische Gebäude, das es auf die UNESCO-Liste schaffen sollte. Ausschlaggebend waren dabei allerdings zwei Nebengebäude, nämlich das Theater von 1760 und der chinesische Pavilion.
Hier dehnen wir den Begriff "Schloss" etwas, denn mit einem typischen europäischen Schloss hat dieser orientalische Palast nicht viel zu tun. Und doch ist er eine der schönsten Prachtbauten auf europäischem Boden, zusammen mit seinen Gärten.
Erbaut schon im 13. Jahrhundert als Sommerresidenz für die damals über Andalusien herrschenden Sultane, liegt der Palast von Generalife auf einem Hügel gegenüber der berühmten Stadtburg Alhambra. Beide sind zusammen mit Granadas Stadtteil Albaicín in die Welterbe-Liste eingetragen.
Zu guter Letzt also der deutsche Vertreter: Schloss Augustusburg. Dieses Gebäude aus dem 18. Jahrhundert gilt als herausragendes Beispiel für Barock- und Rokoko-Baukunst in Deutschland. Erst 1768 wurde Augustusburg vollendet, dabei halfen deutsche Größen wie Balthasar Neumann. Auftraggeber war Erzbischof Clemens August.
Dass das Schloss nicht über Jahrhunderte gewachsen ist und damit verschiedene Baustile aufweist, wie viele seiner europäischen Kollegen, liegt an der Tatsache, dass sein Vorläufer - eine Wasserburg - von den Franzosen 1689 einfach weggesprengt wurde.
Das Schloss, sein Garten und das mit einer Allee verbundene Jagdschloss Falkenlust wurden schon 1984 auf die UNESCO-Liste gesetzt.
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Text: Stephan Goldmann