UngarnBudapests Thermalbäder: Architektur und Wellness in Einem

Das großzügige Outdoor-Becken im Széchenyi-Bad - (Foto: Will Sanders/Lonely Planet)
Das großzügige Outdoor-Becken im Széchenyi-Bad - (Foto: Will Sanders/Lonely Planet)

Zum Baden nach Ungarn? Warum nicht. Seit 1934 trägt Budapest den Titel "Badestadt". Das hat seinen Grund und er führt zurück bis zu den Römern.

Budapest ist eine der spannendsten Hauptstädte Europas und die einzige Hauptstadt weltweit, in der es derart viele Thermal- und Heilquellen gibt. Das schätzten schon die Römer vor etwa 2.000 Jahren. Heute bietet die Stadt fast 125 Thermalquellen und "ein Bad zu nehmen" ist Teil des täglichen Lebens in der quirligen Metropole. Es sind zwar keine römischen Bäder mehr erhalten, dafür stammen zahlreiche noch aus der türkischen Besatzungszeit im Mittelalter. Andere wiederum sind Wunder der Jugendstilarchitektur und des Art Déco. Dazu gibt es zahlreiche moderne Wellness-Tempel mit allem Komfort.

Bei so vielen Bädern ist die Auswahl nicht leicht und auch eine Frage des persönlichen Geschmackes. Die einen möchten vielleicht bloß ihren Kater loswerden, die anderen suchen nach Erleichterung körperlicher Leiden oder  nach purer Wellness. Wir zeigen, wo es sich am schönsten baden, kuren und entspannen lässt.

Wissenswertes vor Beginn der Bäderreise

Die Öffnungszeiten der zahlreichen Thermalbäder variieren, und zwar nicht nur an den Wochentagen. Viele haben an den Wochenenden inzwischen auch nachts geöffnet. War es früher Tradition, gibt es inzwischen immer weniger reine Frauen- oder Männerbadetage. Es empfiehlt sich, Badesachen dabei zu haben, alternativ kann man auch eine Badehose oder einen Badeanzug ausleihen.

Eintrittspreise beginnen bei 2800Ft, etwa 8 Euro, beispielsweise für Vormittagskarten. Es gibt unzählige unterschiedliche Tickets, von Tageskarten über Mehrtageskarten bis zu vergünstigten Abendtarifen. Die Preise variieren auch hinsichtlich Schrank- oder Kabinennutzung oder ob man Kombikarten für Thermalbad- und Schwimmmbadnutzung kauft.

Bedenkt man die Erbauungszeit der historischen Bäder, ist nicht verwunderlich, dass sie teilweise etwas alt und renovierungsbedüftig aussehen (z. B. die Király-Bäder). Die Bäder entsprechen jedoch alle den herkömmlichen hygienischen Standards, sie sind sauber und das Wasser wird ständig gewechselt. Freilich sind ein paar Flipflops hilfreich, genauso wie hierzulande auch. Zum Teil können die Böden auch recht rutschig sein.

Ein Blick ins Innere

Der Aufbau der meisten Bäder in Budapest ist ähnlich. Es gibt eine Reihe von Thermalhallen, in denen die Temperaturen von warm bis heiß reichen. Darin befinden sich unterschiedliche Dampfbäder, Saunen, eiskalte Tauchbecken und Massagezimmer. Einige der Thermalbäder verfügen auch über Außenpools mit schönen Springbrunnen und angenehmen Whirlpools. Aufgrund des warmen Thermalwassers sind auch allerhand Bäder ganzjährig geöffnet.

Der langen Tradition folgend sind einige der Bäder, abhängig von Zeit und Wochentag, nur für Männer oder Frauen geöffnet. Es gibt jedoch zunehmend gemischte Tage und einige sind immer gemischt. Zu ihnen gehören beispielsweise die Széchenyi-Bäder im Stadtpark. In manchen der Thermalbäder tragen die Herren an reinen Männerbadetagen noch einfache Lendenschurze, die von einer Kordel gehalten werden. Allmählich setzen sich Badehosen allerdings auch bei der traditionsbewussten älteren Generation durch. An gemischten Badetagen müssen alle richtige Badebekleidung tragen.

Wer keinen Badeanzug dabei hat, kann für etwa 1200Ft einen leihen. In einigen Pools gibt es noch Badekappenpflicht. Auch diese können ausgeliehen werden, die Einweg-Duschhaube aus dem Hotel wird jedoch zumeist auch akzeptiert. Auch Handtücher kann man ausleihen, allerdings sind sie ziemlich klein. Wer also gern mit mehr als einem Feigenblatt bekleidet sein möchte, bringt besser ein eigenes Saunatuch mit.

Die Thermalbäder Budapests sind auch für ihre breite Palette an medizinischen Behandlungen und Wellness-Dienstleistungen berühmt. Auch hier locken die günstigen Preise für Massagen, Pediküren oder Specials wie beispielsweise ein wohliges Rotweinbad.

Kleine Herausforderungen meistern

Das Umkleiden kann sich als etwas umständlich herausstellen, hat aber durchaus seinen Charme. Während viele der Bäder inzwischen auf Schränke und elektronische Armbänder umgestellt haben, hält sich in den traditionellen Häusern ein reizender, altmodischer Brauch:

In den Gellért-Bädern beispielsweise sucht man sich zuerst eine freie Kabine zum Umziehen. Danach verschließt ein weiß bekittelter Angestellter des Bades die Kabine mit einem Schlüssel aus seinem klimpernden Schlüsselbund und überreicht ein kleines nummeriertes Etikett. Das wird an den Badeanzug geheftet und jetzt wird es spannend: Diese Nummer sollte man sich unbedingt merken. Im Verlustfall soll der Finder die Kabine natürlich nicht ausräumen können. Deshalb ist die Nummer des Etiketts nicht mit der Kabinennummer identisch.

Unsere besten Bädertipps

Es ist nicht leicht, unter der Fülle der beeindruckenden mittelalterlichen Thermen oder Jugendstilbädern zu wählen. Wir haben sie einmal genauer unter die Lupe genommen und ihre Vorzüge verglichen. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Rudas-Bad

Das beliebte Rudas-Bad wurde im 15. Jahrhundert unter der türkischen Herrschaft erbaut. Sein achteckiger Pool ist unter der Woche meist für Männer reserviert, nur dienstags baden Frauen. Am Wochenende lädt das Nachtbad Männer wie Frauen zum gemischten Badeerlebnis ein. Highlight: Es ist das berühmteste der türkischen Bäder Budapests.

Gellért-Bad

Das beeindruckende Jugendstil-Bad, das heute sowohl für Männer als auch für Frauen zugänglich ist, verfügt über das schönste Hallenbad der Stadt. Highlight: Es fühlt sich an, wie in einer Kathedrale zu baden.

Széchenyi-Bäder

Die architektonisch beeindruckenden Széchenyi-Bäder aus dem Jahr 1909 verfügen über 15 Thermalbecken und drei Schwimmbäder. Sie bilden damit den größten Badekomplex Europas und stehen im idyllischen Stadtwäldchen von Budapest. Die Wassertemperatur beträgt bis zu 38 Grad Celsius. Highlight: Badespaß in einem Märchenschloss.

Veli Bej-Bad

Dieses ehrwürdige türkische Bad aus dem 15. Jahrhundert wurde 2011 renoviert und verfügt über fünf Thermalbecken und originale Tonrohre, die das Wasser hereinleiten. Highlight: Hier wurde gekonnt Altes und Neues verbunden.

Király-Bad

Die vier Becken des osmanischen Király-Bades aus dem 16. Jahrhundert sind sehr authentisch, aber auch renovierungsbedürftig. Momentan laufen Rekonstruktionsarbeiten und im Innenhof werden archäologische Forschungen durchgeführt. Der Badebetrieb ist davon nicht beeinträchtigt und die Arbeiten sollen bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Das Király-Bad ist an allen Tagen für Männer und Frauen offen. Highlight: Hier lässt sich ein antikes, sehr türkisches Bad erleben.

Lukács-Thermalbad

Das Wasser der Lukács-Bäder soll fast alles heilen - von Rückenbeschwerden bis hin zum Kalziummangel. Es gibt eine Salzkammer speziell für Patienten mit Allergien und Asthma. Für alle Wasseranwendungen steht eine fachärztliche Betreuung zur Verfügung. Das Thermal- und Schwimmbad im neoklassizistischen Stil wurde im Jahre 1842 errichtet und genießt seitdem einen internationalen Ruf als Heilbad. Highlight: Wer hier badet, fühlt sich in die Zeit der reichen Wiener Gesellschaft zurückversetzt, die sich hier einen aufwendigen Kuraufenthalt gegönnt haben.

Danubius Health Spa Margitsziget

In diesem modernen Wellnesstempel auf der Margareteninsel sind Hotel und Spa kombiniert. Die Einrichtungen wirken gemessen an den historischen Bädern ein bisschen seelenlos. Aber das moderne Spa hat durchaus seine Fans mit unzähligen Gesundheits- und Wellnessanwendungen. Highlight: Sich einfach rundum verwöhnen lassen.

Der Reiseführer für Budapest und Ungarn

Baden ist schön, aber Budapest und Ungarn haben noch so viel mehr zu bieten. Was, das zeigt uns der Reiseführer "Lonely Planet Budapest & Ungarn".

Seht ihn euch doch hier einmal an.

Deutsche Fassung: Ines Wagner
Original-Artikel: Steve Fallon/Lonely Planet international

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