Shopping-Trip? Da fällt nicht jedem sofort Japan ein. Dabei ist Tokio ein echtes Einkaufsparadies. Wir zeigen wieso und wo.
Wer zum Shoppen nach Tokio fliegt, findet einfach alles: High End- und Offbeat Mode, Vintage-Klamotten, Antiquitäten, moderne Kunst neben traditionellem japanischen Handwerk und natürlich die neuesten Hightech-Gadgets.
Neben den erstaunlichsten Souvenirs, die es garantiert nur in Japan gibt, lassen sich elektronische Geräte entdecken, von deren Existenz du vorher nichts wusstest, die du nun aber unbedingt haben musst. Tokio ist ebenso ein Mekka für Manga-Fans und Elektronik-Freaks wie für Liebhaber von Kalligrafie, Buchkunst, Künstlerbedarf oder völlig verrückter Mode.
Egal, ob du lieber durch die Warenhäuser und Shopping-Malls surfst oder in klitzekleinen Lädchen nach Schätzen aus zweiter Hand stöberst - es gibt immer ein Viertel in Tokio, das alle Wünsche erfüllt. Wir zeigen, wo.
Keine Frage, Ginza ist das etablierteste und wohlhabendste Einkaufsviertel in Tokio. Man könnte auch sagen, die Düsseldorfer Kö der japanischen Hauptstadt. Hier sind die meisten der noblen internationalen Boutiquen und schicken Kaufhäuser wie das klassische Mitsukoshi, das Traditionshaus Wakō und der Avantgarde Dover Street Market Ginza zu finden. Dazwischen glänzt das neue High-Fashion-Einkaufszentrum Ginza Six mit seinen 241 Läden.
Aber Ginza steht nicht nur für die etablierten Kaufhäuser. Der Reiz des ehrwürdigen Einkaufsviertels besteht darin, dass zwischen den imposanten Luxusfassaden immer wieder das hoch angesehene traditionelle japanische Handwerk seinen Platz hat, beispielsweise im Takumi. Im Akoymeya locken erlesene Gourmet-Speisen und die neun Etagen des Itōya bieten ausgefallene Schreibwaren und Künstlerbedarf an.
Die Einkaufsmöglichkeiten in dieser vornehmen Gegend spiegeln die Breite und Tiefe der Konsumkultur Tokios wider, die zu gleichen Teilen aus glamouröser Mode und bodenständiger, traditioneller Handwerksarbeit besteht.
Im Viertel Asakusa geht es heute einigermaßen entspannt zu. Einst war es das pulsierende Herz von Japans alter Hauptstadt Edo, in dem Handwerker, Kaufleute und Prostituierte lebten. Seine kleinen Straßen und verwinkelten Gassen sind immer noch voller Überraschungen.
Die interessanteste Shopping-Straße ist die Nakamise-dōri. Sie verläuft bis zum berühmten Tempel Sensō-ji mit unzähligen Souvenirläden und Ständen mit regionalen Leckereien. Ein kleiner Tipp: in den weniger frequentierten Seitenstraßen ist die Qualität höher. Der Shopping-Komplex Marugoto Nippon bietet eine gute Auswahl an hochwertigem Kunsthandwerk und kulinarischen Spezialitäten.
Wer lieber im Freien stöbern möchte, statt in der Shopping-Mall, wird auch in der Kappabashi-dōri fündig. Zahlreiche kleine Geschäfte überraschen mit ihren Spezialitäten - von Kunsthandwerk über kulinarische Genüsse bis zu einzigartigen japanische Kuriositäten.
Unweit von Asakusa dehnt sich der Stadtbezirk Kuramae entlang des Sumida-Flusses aus. Geht es in Asakusa aufgrund des Tempelbezirkes sehr touristisch zu, kann man in Kuramae hingegen die echten Einheimischen erleben. In den letzten Jahren haben sich hier viele junge Künstler und Kunsthandwerker niedergelassen. Es lohnt sich, durch ihre Läden, Ateliers und Werkstätten zu stöbern.
Der kleine Laden Camera verbindet traditionelle Gerichte mit ausgesuchten, handgearbeiteten Lederwaren. Bei Maito finden sich bezaubernde Kleidungsstücke, die auf traditionelle Weise mit natürlichen Farbstoffen gefärbt sind. Unser Tipp: Bei Kakimori kann man sein eigenes Notizbuch entwerfen und anfertigen lassen. In welcher Richtung man das Viertel auch durchwandert - überall lassen sich verblüffende, einzigartige Dinge finden.
Shibuya ist die unbestrittene Quelle der Teenie-Trends in Japan. Wer über 30 Jahre alt ist, fühlt sich möglicherweise schon etwas alt in Shibuya. Interessant ist es jedoch allemal, durch die Straßen und Shopping-Malls zu laufen und den Teenager-Wahnsinn zu betrachten. Überall gibt es Musikläden und hippe, billige Kleidung - und dazwischen scharenweise schrill herausgeputzte Kids.
Das Shibuya 109 ist beliebt für junge Mode, im Fake Tokyo gibt es die neuesten Designerklamotten. Nach Haushaltswaren, Gadgets und Accessoires lässt es sich himmlisch bei Tokyu Hands stöbern.
Südwestlich von Shibuya befindet sich Shimo-Kitazawa, kurz Shimokita genannt. Das quirlige Viertel ist ein beliebter Treffpunkt von Studenten und Künstlern mit unzähligen skurrilen Geschäften, Restaurants und Bars. Wer durch die engen Gassen schlendert, entdeckt die höchste Konzentration an Vintage-Klamottenläden in ganz Tokio. Haight & Ashbury gehört zu den interessantesten.
Shimokita ist auch berühmt für seine ausgefallenen Plattenläden, wie beispielsweise Otonomad. Der Markt Shimokita Garage Department bietet eine bunte Mischung von Ständen mit jeglichen Arten von Taschen.
In den Zwillingsvierteln Harajuku und Aoyama leben die berühmten Harajuku-Girls und Rockabilly-Boys mit ihren verrückten Verkleidungen, Frisuren und Perücken. Insbesondere an den Wochenenden schmeißen sich die Teens und Twens, die wochentags oft in Schul- und Arbeitsuniformen unterwegs sind, in ihre fantasievollen Gewänder. Die Takeshita-dōri ist die angesagteste Einkaufsstraße für die hippen Kids. Stilvoll geht es am Boulevard Omote-sandō zu. Raffinierte High Fashion beherrscht das Aoyama-Ende der Omote-Sandō, wo die experimentellen Hipster der Harajuku-Haute-Couture mit Vintage-Fundgruben aufwarten.
Unser Tipp ist das Ura-Hara, ein Labyrinth aus Gassen hinter der Omote-Sandō, wo es herrlich exzentrische Geschäfte und Second-Hand-Läden gibt. Beide Viertel bieten unzählige Einkaufsmöglichkeiten. Die beliebtesten Kaufhäuser sind das Laforet, 6 % Doki Doki und Sou-Sou für Kleidung und Accessoires. Die Galerie Kawano ist berühmt für Vintage Kimonos und RagTag beliebt bei Fans aktueller Mode.
In der Nähe von Ebisu befindet sich in Daikanyama eine kreative Enklave mit zahlreichen Cafés und Boutiquen mit Mode- und Accessoires-Spezialisten wie Harcoza und Okura. Das Herz von Bücherfreunden schlägt garantiert im Daikanyama T-Site ein paar Takte schneller. Naka-Meguro liegt nur einen Spaziergang von Daikanyama entfernt. Der unkonventionelle Nachbarbezirk beherbergt zahlreiche Second-Hand-Läden. Wer aufmerksam durch die Straßen läuft, entdeckt die eine oder andere versteckte Lounge Bar. Ein Shopping-Highlight mit vielen ungewöhnlichen Vintage-Stücken ist die Boutique Vase.
Einkaufen in Shinjuku ist überwältigend, manchmal vielleicht sogar eine kleine Überforderung. Vom Moment des Verlassens des Bahnhofsgebäudes an prasselt ein Chaos an Lichtern und Lärm, Geschäften und Einkaufszentren auf die Besucher, die der Strom der Passanten mitreißt. Das an sich ist schon eine Erfahrung wert, vorausgesetzt, man leidet nicht an Klaustrophobie.
Inmitten all des Chaos gibt es ein paar wirklich lohnenswerte Geschäfte, beispielsweise das Isetan, eines der beliebtesten Kaufhäuser Tokios. Der quirlig bunte Laden Don Quijote bietet für jeden Geschmack etwas. Im Disk Union können Musikfans auf acht Stockwerken nach gebrauchten Vinyls und CDs stöbern. Shinjuku ist auch ein guter Ort für jegliche Art von Gadgets und Elektronik für all diejenigen, die nicht extra nach Akihabara fahren möchten.
Das westlich von Shinjuku gelegene Kōenji bildet eine Bastion der Gegenkultur mit unzähligen kleinen, freakigen Secondhand-Läden. Im Kita-Kore-Gebäude befindet sich eine Sammlung interessanter Modegeschäfte und in Sokkyō werden Vintage-Fans fündig.
Noch etwas weiter westlich auf der Chūō-Linie liegt Kichijōji, insbesondere für das Stöbern nach ungewöhnlichen Haushaltswaren ein beliebter Ort. Tolle Objekte für den Bohemian Lifestyle bietet beispielsweise das Kaufhaus Outbound und wunderschöne antike Keramiken finden sich im Puku Puku. Wer genug vom Shopping hat, spaziert durch den Inokashira-kōen, einen der schönsten Parks in Tokio.
Wer sich für die neuesten Trends auf dem Elektronikmarkt interessiert, ist in Akihabara goldrichtig. Der Stadtteil ist Tokios traditioneller Knotenpunkt für jegliche Art von Elektronik. Die berühmtesten Kaufhäuser sind Akihabara Electric Town und das Akihabara Radio Center mit einer Vielzahl an Läden.
Aber Akihabara wurde in den letzten Jahren auch zunehmend populär als Zentrum für die Freaks der Otaku-Szene und ihre Vorliebe für Anime-, Manga- und J-Pop-Kultur. Zum Eldorado der Otaku-Fans gehört der riesige Komplex Mandarake. Unterhalb der Hochbahn liegt die attraktive Einkaufspassage 2k540 Aki-Oka Artisan mit zahlreichen hochwertigen Handwerksläden, Galerien, Bars und Restaurants. Auch das Jimbōchō, westlich von Akihabara gelegen, lockt die Besucher an - mit mehr als 170 Buchhandlungen.
Immer mehr Geschäfte, vor allem die größeren Kaufhäuser, bieten ausländischen Touristen steuerfreie Einkäufe ab 5.000 Yen an, etwa 40 Euro. Die Geschäfte sind mit Steuerfrei-Aufklebern gekennzeichnet, ein gültiger Reisepass muss vorgelegt werden. Siehe auch enjoy.taxfree.jp.
Genügend Bargeld dabei zu haben, ist von Vorteil. Viele traditionelle und kleinere Geschäfte akzeptieren keine Kreditkarten.
Handeln und Feilschen ist zwar in vielen Ländern Asiens üblich, in Japan jedoch nicht. Flohmärkte und Elektronikgeschäfte bilden die einzigen Ausnahmen.
Shopping macht hungrig? Kein Problem. Tokyos Kaufhäuser verfügen in den jeweiligen Untergeschossen über ausgezeichnete Restaurants und Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten in großer Vielfalt.
Die pulsierende Hauptstadt Tokio ist nur ein Highlight des Landes. Was Japan sonst noch zu bieten hat, steht in unserem Reiseführer "Japan".
Seht ihn euch doch hier einmal an.
Deutsche Fassung: Ines Wagner
Original-Artikel: Wendy Yanagihara/Lonely Planet international