Lust auf stille Inselperlen, umspült von der glasklaren Adria, prächtige historische Städte wie Dubrovnik und Wasserfälle satt an den türkisfarbenen Plitvicer Seen? Dann auf nach Kroatien. Das Land protzt geradezu mit traumhafter Natur und Kultur. Leckeres Essen gibt's noch obendrauf.
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Bruno Trapan zieht filmreif seine verspiegelte Pilotenbrille von der Nase und nippt an einem Glas kühlen Malvazija. Auf dem langen Holztisch vor ihm im stylishen Verkostungszimmer steht eine Kiste Zigarren, draußen vor dem ziegelroten Kubus seiner "Wine Station" parkt Brunos aufgemotzter Geländewagen. Nein, wir sind hier nicht am Set eines Werbefilms gelandet, sondern im Süden Istriens auf Trapans Weinfarm, genauer gesagt, im Örtchen Šišan. "Meine Reben wachsen auf dem Südzipfel dieser herrlichen Halbinsel. Durch die Ost- und Westwinde gedeihen nun mal die besten Trauben", sagt Bruno und strotzt vor Selbstbewusstsein.Trapan ist der Rockstar unter den kroatischen Winzern. Binnen wenigen Jahren verwandelte er einen vom Großvater geerbten Rebstock in eines der innovativsten Bio-Weingüter Istriens. Und pflegt damit eine lange Tradition: Die Halbinsel im Norden der Adria steht seit jeher für Kroatiens Dolce Vita und gilt als Top-Adresse für Gourmets. An der Küste reizen charmante mediterrane Städte wie Pula, Rovinj oder Porec mit ihren alten venezianischen Häusern, erstklassigen Hotels und Meeresfrüchte-Lokalen. Im grünen, hügeligen Hinterland labt man sich in Agrotourismus-Höfen und urigen Konobas (kleine Restaurants) an Trüffeln, wildem Spargel, preisgekrönten Olivenölen und Boškarin, dem erlesenen istrischen Rindfleisch.
Am besten erkundet man die "kroatische Toskana" mit dem Mietwagen und juckelt gemütlich von Dorf zu Dorf. Edelpilz-Liebhaber legen zum Beispiel einen Stopp in Paladini im Norden ein, wo man mit Familie Karlic und ihren Hunden die umliegenden Laubwälder nach kostbaren Trüffeln durchstreift (vorher anmelden!). Im Süden weiht Goran Zgrablic von "Eat Istria" seine Gäste in die lokale Küche ein. Gemeinsam schlendert man mit ihm über die Bauernmärkte bei Pula, anschließend werden die dort erworbenen Delikatessen zu köstlichen Gerichten verarbeitet. Und im "Agroturizam San Mauro", auf einem Berg nahe Buje, servieren Dora und Libero Sinkovic Schinken, Käse und Schnäpse aus eigener Ökolandwirtschaft. Köstliches gibt es hier so gut wie überall. Winzer Trapan führt seinen Besuch derweil durch die Rebstöcke bei Šišan. Wie ein Lehrer inspiziert der Önologe seine reifen Trauben. "Manchmal vergehen sich auch die Wildschweine an unserem Wein", erzählt er. Tja, sogar die Vierbeiner sind auf Istrien Feinschmecker ...
Mit lautem Getöse rauschen die Wassermassen über grün bemooste Kaskaden. Sammeln sich in Türkis leuchtenden Becken und Seen, um wenig weiter erneut in eine tiefe Schlucht zu stürzen. Über sieben Kilometer geht das so durch den üppigen Wald. Das faszinierende Naturschauspiel im Nationalpark Plitvicer Seen erscheint geradezu unwirklich schön."Bis heute ist die Landschaft hier ständig im Wandel", sagt Ranger Ante Bionda, während er auf dem holzbeplankten Parkweg an einem Wasserfall vorbeischreitet. Ein feuchter Nebel wirbelt durch die Luft, in dem glasklaren Becken schweben kapitale Forellen in der Strömung. Das System aus 16 größeren und kleineren Seen forme sich seit der letzten Eiszeit vor gut 12.000 Jahren beständig durch Kalkablagerungen, erklärt Ante. Ähnlich wie bei einem Korallenriff wachsen aus Moosen, Algen und Kalk immer neue Barrieren aus Travertingestein, die das Wasser aus unterirdischen Quellen und den Flüssen Crna und Bijela stauen. "Manchmal versiegen auch Becken in dem porösen Fels, und das Wasser tritt wie bei einem Rohrbruch an anderer Stelle wieder hervor." Es sei wie mit guten Freunden, meint Ante. "Mal verlierst du welche, dann kommen wieder neue hinzu."Besucher können das Paradies über ein Netz aus Wanderwegen erkunden, die sich über Holzstege und Treppen an den Seeufern und Kaskaden entlang durch den Park schlängeln. Die Etappen dauern zwischen zwei und acht Stunden (Wanderschuhe anziehen!). Tipp: Wer am Parkeingang 2 an den oberen Seen startet, folgt dem Flusslauf und wandert bergab. Auf dem Weg durch den Wald zeigt Ante auf einen zerstörten Ameisenhaufen - ein Braunbär hat sich hier offenbar ein Festmahl gegönnt. Die Petze sind nicht die einzigen Parkbewohner: Auch Luchse, Wölfe und Dachse streifen durch das Schutzgebiet. Über den Seen flattern Eisvogel, Schwarzstorch und über 300 Schmetterlingsarten. Vor dem "Veliki Slap" hält Ante inne - der größte Wasserfall donnert 78 Meter in die Tiefe. "Ich arbeite jetzt seit 25 Jahren hier", sagt er. Manchmal überlege er, den Job zu wechseln. "Das Problem ist: Es gefällt mir nirgends so gut wie hier."
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Text: Oliver Smith, Deutsche Bearbeitung: Alina Halbe, Titelbild: Thinkstock
Hinkommen
Germanwings fliegt von vielen deutschen Städten in die Metropolen Kroatiens (germanwings.com). Ab Wien geht's mit mit Austrian z. B. nach Dubrovnik (austrian.com), von Basel mit Easyjet nach Split (easyjet.com).
Herumkommen
Im Land reist man am besten per Leihwagen (z. B. buchbar bei cardelmar.de). Das Zugnetz ist schlecht ausgebaut, es gibt aber Routen etwa zwischen Zagreb und Pula oder Split (hznet.hr). Günstig sind Busfahrten (z. B. autotrans.hr oder croatiabus.hr).
Weiterlesen
Lonely-Planet-Reiseführer "Kroatien" (MairDumont, 17,99 €). Junge kroatische Literatur: "Kein Gott in Susedgrad" (Schöffling & Co., 19,90 €).
Weitere Infos (Istrien)
Weitere Infos (Nationalpark Plitvicer Seen)