In London gibt es so viel zu sehen, dass sich immer wieder etwas Neues entdecken lässt - auch von denjenigen, die meinen, die britische Hauptstadt bereits zu kennen.
London ist auf der Reiseliste bereits abgehakt? Falsch. Abgehakt sind vielleicht die weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie der Tower of London und der Buckingham Palace, erstklassige Museen wie das British Museum und die National Gallery. Wir haben eine Liste mit 16 Fakten und Orten zusammengestellt, die den meisten Besuchern der britischen Hauptstadt unbekannt sind. Also, bereit für die eine oder andere Überraschung?
Irgendwie stellt man sich London immer im Regen vor, während feucht-kalter Nebel über die Themse wabert, wo die Menschen das ganze Jahr über Regenschirme tragen und Schnupfen haben. Stimmt natürlich nicht. Selbstverständlich regnet es manchmal und oft ist es auch etwas bewölkt. Es regnet allerdings bei weitem nicht so viel, wie man gemeinhin annimmt. Eigentlich ist London statistisch gesehen sogar die trockenste Stadt Großbritanniens und hat mit 584 Liter pro Quadratmeter weniger jährliche Niederschläge als beispielsweise New York (1194), Rom (812) und Sydney (990). Im Frühling ist London besonders schön.
George Washington, von 1789 bis 1797 der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, verkündete einst, er würde nie wieder britischen Boden betreten. Im Jahr 1921 schenkte das Commonwealth of Virginia als ehemalige britische Kronkolonie dem Vereinigten Königreich eine Statue des großen Mannes. Kurzerhand wurde unter dem Sockel gute, alte amerikanische Erde aufgefüllt, um nicht posthum Washingtons Wunsch zu verweigern. Er steht auf dem Trafalgar Square.
Die meisten Leute wissen, dass die offizielle Londoner Residenz des britischen Premierministers 10 Downing Street ist. Die meisten Leute wissen auch, dass sie nur von Weitem einen Blick darauf werfen können. Zwischen ihnen und dem berühmten Portal stehen uniformierte, bewaffnete Wachposten.
Glücklicherweise gibt es einen Plan B für dieses wichtige Londoner Selfie und es ist nur fünf Minuten zu Fuß entfernt - 10 Adam Street. Dort steht eine exakte Nachbildung der Eingangstür, direkt bei "The Strand". Die berühmte Straße verband einst Westminster, den Sitz der politischen Macht, mit der City als Ort der Handelsmacht. Bereits im 19. Jahrhundert galt sie als schönste Straße Londons. Einige der Gebäude sind jetzt beeindruckende Hotels und Restaurants. Moderne Zeiten haben Büros und Souvenirläden hinzugefügt.
Die Überschrift ist vielleicht ein bisschen dramatisch, trifft jedoch den Kern. Shakespeare war, wie jedermann weiß, einer der besten Dramatiker aller Zeiten. Mit ihm begann das literarische Goldene Zeitalter Londons und bei den Theatervorstellungen herrschte jeweils großes Gedränge.
Während Shakespeares Stücke sehr populär waren, kämpften einflussreiche Menschen im elisabethanischen London mit Nachdruck darum, das Theater aus der Kulturlandschaft zu verbannen. Grund war die Angst vor der Pest und anderen Seuchen, die sich insbesondere durch große Menschenmengen verbreiteten. Glücklicherweise scheiterten die Pläne; wer weiß, ob uns der große Dichter sonst so überliefert geblieben wäre.
Richtig, wir haben uns an dieser Stelle nicht etwa verschrieben. Mit mehr als acht Millionen Bäumen wird die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs buchstäblich als Wald eingestuft. Die Zahl bedeutet nämlich zugleich, dass fast auf jeden Einwohner auch ungefähr ein Baum kommt. Die britische Hauptstadt besteht sogar aus 47 Prozent Grünfläche, wenn alle Wälder, Gärten und Parks berücksichtigt werden.
Deshalb wurde sie 2019 zur National Park City erklärt. Abgesehen davon, dass sie toll aussehen, sind die Bäume in den Parks und entlang der Straßen von außerordentlicher Bedeutung für die örtliche Umgebung. Sie filtern jährlich bis zu 2.000 Tonnen Schadstoffe aus der Luft.
Eine von Londons skurrilen Attraktionen ist der Zebrastreifen in der Abbey Road in St. John's Wood, auf dem die Beatles das Cover für ihr gleichnamiges Album aufgenommen haben. Touristen spielen die Szene gern nach, egal zu welcher Jahreszeit. Das Schauspiel, das manchmal sogar zum Verkehrshindernis wird, lässt sich in Echtzeit auch im Internet verfolgen.
Wer in den 1250er Jahren in London lebte, war nicht verwundert, einen Eisbären in der Themse schwimmen und jagen zu sehen. Das Tier war eines von mehreren exotischen Freunden, die Henry III im Tower von London hielt und die manchmal frei spielen durften. Ähnlich exotisch, aber bei weitem weniger gefährlich sind heute die Pelikane im St. James's Park. Sie sind Nachkommen von Vögeln, die ein Geschenk des russischen Botschafters im Jahr 1664 waren.
Es ist quasi ein Friedhof der Kuscheltiere: Die etwa 300 Gräber der Haustiere aus der feinen Londoner Gesellschaft stammen aus den 1880er Jahren. Der Grabstein des ältesten unter ihnen trägt die skurrile Inschrift "Poor Cherry. Gestorben am 28. April 1881".
Das ist jedoch längst nicht das einzige makabre Detail in der Londoner Tiergeschichte. Vor weniger als einem Jahrhundert noch haben Menschen den Tower of London mit seiner Sammlung exotischer Tiere besucht und bei der Fütterung der Löwen mit lebenden Katzen und Hunden zugesehen.
Es ist eines der verbreiteten Irrtümer: Big Ben ist der Name der größten Glocke Londons, nicht der Name des berühmten Glockenturms, in dem sie hängt. Das Wahrzeichen Londons heißt eigentlich Elizabeth Tower. Aber keine Sorge: Das ist sogar den meisten Londonern nicht richtig bewusst und jeder Taxifahrer weiß trotzdem, was gemeint ist.
Die Engländer verbringen viel Zeit damit, über das meist uninteressante Wetter zu diskutieren. Gelegentlich jedoch geschieht etwas, über das es sich tatsächlich zu reden lohnt. Wie im Jahr 1091, als ein F4-Tornado, dessen Windstärke 260 Kilometer pro Stunde erreichen kann, die Themse hinunterraste und die London Bridge und 600 Häuser zerstörte.
Eigentlich sollte sie gar nicht U-Bahn heißen, denn 55 Prozent der Londoner U-Bahnstrecken verlaufen über dem Boden. Manchmal wirkt es übrigens nur so, als würde die Tube unterirdisch verlaufen, sie tut es aber gar nicht.
Im Stadtteil Bayswater (23-24 Leinster Gardens) steht ein Gebäude, das mehr Schein als Sein ist. Hinter den falschen Türen und aufgemalten Fenstern verbergen sich nämlich keine Wohnungen, sondern die Gleise eines offenen Streckenabschnitts. Zu Zeiten, als die Bahnen noch mit Dampf betrieben wurden, waren solche Abschnitte nötig, um eben diesen ablassen zu können.
Schnell neigt man zu glauben, in London gäbe es nur die Themse, und tatsächlich spielt der Fluss die majestätische Hauptrolle. Sie steigt und fällt mit den Gezeiten, als würde die Stadt selbst ein- und ausatmen. Ihre topografische Dominanz jedoch lenkt davon ab, dass sie nur einer von vielen Londoner Flüssen ist.
Kein Wunder, denn die unzähligen Nebenflüsse sind längst überbaut und daher meistens tief unter den Straßen versteckt. Die Mehrheit von ihnen fließt leise und unsichtbar in die Themse hinein, wie der River Fleet, dessen Ausgang unter der Nordseite der Blackfriars Bridge zu sehen ist, wenn man sich bei Ebbe den Hals reckt.
Einige Londoner Pubs haben die Lizenz, schon ab 7 Uhr morgens Alkohol auszuschenken. Oft befinden sie sich auf Marktplätzen, wie das Market Porter am Rande des Borough Market. Sie versorgen die Nachtschichtarbeiter, die gerade die Arbeit beendet haben. Die meisten Kneipen der britischen Hauptstadt öffnen schließlich um 11 Uhr morgens.
Abgesehen davon sollte London ohnehin keine Stadt sein, in der es schwierig ist, Nachschub an Alkohol zu finden.
Die Wikinger griffen London von Ende der 800er bis Anfang der 1000er Jahre nach
Christus wiederholt an. Sie eroberten sogar mindestens zweimal die Stadt und wurden zu einer Besatzungstruppe (im Jahr 871 und erneut im Jahr 1013). Im Jahr 1016 fiel das gesamte Land unter die Kontrolle von König Knut dem Großen. Er herrschte im 11. Jahrhundert über ein nordisches Großreich, das England, Dänemark, Norwegen und Südschweden umfasste.
Wie alle Städte würdigt London mit Denkmälern und Statuen wichtige historische Persönlichkeiten. Die Stadt hält jedoch auch Platz für die Ehrung und Erinnerung weniger bekannter Menschen. Im Postman's Park befindet sich das Memorial of Heroic Self-Sacrifice. Es beherbergt Gedenktafeln, die gewöhnlichen Londonern gedenken, die außergewöhnliche Tapferkeit zeigten.
Eine von ihnen war beispielsweise Alice Ayres, die 1885 drei Kinder aus einem brennenden Haus in der Union Street auf Kosten ihres eigenen Lebens rettete.
London ist voll von Kunst und nicht alles davon wurde von offizieller Seite in Auftrag gegeben. Im Gegenteil, Straßenkunst wächst und blüht wie Wildwuchs an vielen Ecken. Wer mit offenen Augen auf Entdeckungsreise geht, entdeckt vielleicht eine der sogenannten London Noses. Sie sind Teil einer Kunstinstallation von Rick Buckley, der Gipsrepliken seiner eigenen Nase an Wänden in der Stadt angebracht hat, ursprünglich anonym, um auf die "Schnüffelei" von Überwachungskameras aufmerksam zu machen. Einige der Nasen wurden wieder entfernt, übrig geblieben sind die "Seven Noses of Soho". Künstler Tim Fishlock hat Abgüsse von seinen eigenen Ohren gemacht und diese rund um Covent Garden in der Floral Street an den Hauswänden verteilt.
Am ungewöhnlichsten ist jedoch der als Chewing Gum Man bekannte Streetart-Künstler Ben Wilson. Seine kleinen, faszinierenden Kunstwerke entstehen auf festgetretenen Kaugummis. Sie sind unter anderem auf der Millennium Bridge zu finden.
Es gibt noch viel zu tun und viel zu sehen in der britischen Hauptstadt. Unser Reiseführer "London" zeigt Euch, was die Metropole an der Themse zu bieten hat.
Seht ihn euch gerne hier an.
Deutsche Fassung: Ines Wagner
Original-Artikel: Will Jones