Warum nach Lettland, Umbrien oder Zermatt? Weil sich dort der Herbst am schönsten begrüßen lässt. Hier sind sieben europäische Ziele für Oktober.
Wir meiden die Risikogebiete und machen in diesem Jahr vor alle keine Fernreisen - und das ist gut so. Denn die Weide vor der Haustür ist längst nicht abgegrast. Wohin man in Europa am besten im Oktober verreisen kann, haben wir in dem neuen Buch "Lonely Planet’s Wann am besten Wohin - Europa" zusammengestellt.
Das sind unsere sieben Favoriten.
Das Wetter im Baltikum ist jetzt noch nicht richtig "baltisch". Wer das Land an der Ostseeküste im Oktober bereist, erlebt noch gemäßigte Temperaturen, bevor die eisigen Winterstürme die Wellen am Ostseeufer zu bizarren Eisgebilden erstarren lassen. Im Gauja-Nationalpark verstecken sich inmitten herbstgoldenen Blattwerkes mittelalterliche Burgen und nebelverhangene Wasserläufe. Entlang des Flusses Gauja schlängeln sich zahlreiche attraktive Spazier- und Wanderwege. Die imposante Szenerie des Nationalparks Kemeri möchte mit Moorschuhen erkundet werden. Die zahlreichen Vogelarten, die sich dort beobachten lassen, ziehen nicht nur Ornithologen an. Beide Nationalparks sind leicht von Riga aus zu erreichen. Auch in der Altstadt der Hauptstadt mit ihrem Welterbe-Status lohnt sich ein Besuch.
Gut zu wissen: Solange der Fluss Gauja eisfrei ist, lässt er sich super mit Kanus befahren.
Die Heidelandschaft von Exmoor wirkt im Oktober wie von einem anderen Stern. Dann verwandeln Heidekraut, blühender Ginster und die farbenfrohen Laubbäume die Landschaft in ein wahres Flammenmeer. Ist es tagsüber schon unfassbar schön, legt die Region nachts sogar noch einmal nach. Im Jahr 2011 wurde Exmoor zum ersten Lichtschutzgebiet Europas erklärt. Zur innersten Lichtschutzzone zählen Holdstone Hill, County Gate und Wimbleball Lake. Von dort bietet sich die beste Sicht auf die Gestirne. In den Herbst fällt auch die Brunftzeit - und bietet ein einzigartiges Naturspektakel.
Unser Tipp: Mitte Oktober bis Anfang November findet das Exmoor Dark Skies Festival statt - ein astronomisches Highlight, flankiert von zahlreichen Events.
Warum sich Umbrien jetzt lohnt? Der vielen regionalen Leckereien wegen. Etwas weniger bekannt als die Nachbarregion Toskana, punktet Umbrien mit seinem prächtigen Herbst, der die sanften Hügel und befestigten Städtchen warm erstrahlen lässt. Während die Touristenströme bereits versiegt sind, biegen sich die Tische unter den saisonalen Spezialitäten wie Wildschwein und Fasan, Pilze und Kastanien, schwarzem Trüffel, hellem Safran und frisch gepresstem Olivenöl. Während der Traubenernte laden Güter und mittelalterliche Dörfer zu Besichtigungen und Weinproben ein. Die Weinroute heißt Strada di Sagrantino.
Unser Tipp: Die Hauptstadt Perugia richtet im Oktober die Eurochocolate aus - ein zehntägiges Festival rund um die Kakaobohne.
Wer sich eher gen Norden sehnt, verwöhnt seinen Gaumen in Kopenhagen mit nordischen Spezialitäten. Dort liegt das Zentrum der Nordischen Food-Revolution: kreativ, saisonal, nachhaltig und von zahlreichen Sternen ausgezeichnet. Kuchen und Gebäckspezialitäten lässt man sich am besten bei einem Stadtspaziergang zu Fuß oder mit dem Rad schmecken. Im multikulturellen Viertel Nørrebro öffnen hippe Cafés und Craft-Bier-Bars ihre Türen. Dazu warten herbstlich bunte Gärten im Schloss Rosenborg, Wikingerschätze im Nationalmuseum und Kunst in Louisiana auf Gäste.
Unser Tipp: Am zweiten Freitag im Oktober ist Kulturnacht. Dann haben viele Museen bis spätabends mit zahlreichen Eventangeboten geöffnet.
Der Vorteil von Gozo und der kleinen Schwesterinsel Comino im Herbst liegt klar auf der Hand: Im besten Tauchrevier Europas vor der Küste von Malta ist das Wasser immer noch warm genug für tolle Tauchgänge. Auf Gozo allein gibt es über 80 Tauchspots mit einer hervorragenden Sicht zwischen 20 und 70 Metern, die auch das Herz begeisterter Unterwasserfotografen höher schlagen lassen. Bei Tauchgängen in den spektakulären Höhlen, Kaminen, Grotten, Steilwänden und Wracks begeistern sich Anfänger wie erfahrene Taucher gleichermaßen. Zu den beliebtesten Tauchspots gehört das Blue Hole. Auch an Land gibt es viel zu entdecken. Besonders eindrucksvoll sind die traditionellen Dörfer mit den bis zu 5.500 Jahre alten Ggantija-Tempeln.
Gut zu wissen: Eintägige Probetauchgänge gibt es für Interessenten ab 10 Jahre. Vier Tage dauert der PADI Open Water Scube Diver.
Was der Herbst in der Schweiz bietet? Bingo! Einen echten Hit für alle Outdoor Freaks: die Mischung aus letzten Wanderungen und erstem Skivergnügen. Vor allem das alpine Postkartenstädtchen Zermatt wird dann zu einer einmaligen Zone des Jahreszeitenwechsels. Von Mitte Oktober bis Ende November läuft der Skitest auf Zermatts Matterhorn Glacier Paradise. Dann sind die Pisten hervorragend präpariert, es ist noch ruhig und man kann die neuesten Skimodelle ausprobieren. Zusätzlich laden die etwa 400 Kilometer Wanderwege dazu ein, die traumhafte Herbstlandschaft mit den atemberaubenden Gipfelpanoramen zu erkunden. Das Breithorn lässt sich bis Mitte Oktober mit Steigeisen auf geführten Touren bezwingen.
Gut zu wissen: Während der Skisaison im Sommer und Herbst sind die Hänge nur bis Mittag geöffnet.
Entspannt den Übergang in die kalte Jahreszeit meistern - Slowenien eignet sich bestens dafür. Zu immerhin 60 % ist das Land von Bäumen bedeckt und damit ein Paradies für shirin-yoku, das trendige Waldbaden. Die bunten Herbstfarben sind ein Fest für die Sinne. Der feenhafte Blender See liegt malerisch dazwischen. Slowenien bietet unzählige Möglichkeiten, die Seele baumeln zu lassen. Dazu zählen auch die traditionsreichen Thermen Rogaŝka Slatina aus dem 17. Jahrhundert, Olimia mit angegliedertem Wasservergnügungspark für Familien, Poolbar und "nackten Nächten" sowie das heilende Thermalwasser der Kurstadt Laŝko. Letzteres ist schon seit der Römerzeit bekannt. Die umliegenden Berge locken mit unzähligen Rad- und Wanderwegen.
Unser Tipp: Die älteste Brauerei des Landes bietet nicht nur eine Biertour, sondern sogar eine Bierbutter-Massage.
Die besten Spots für jeden Monat auf unserem Kontinent nennt der Lonely Planet Reiseführer "Wann am besten wohin Europa". Schau doch einmal hier hinein.
Text: Ines Wagner