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Einer unserer Geheimtipps: Englands Scilly-Inseln, © James Kay
Einer unserer Geheimtipps: Englands Scilly-Inseln, © James Kay

Bei Lonely Planet sind nicht nur die Autoren und Redakteure reisebegeistert. Alle, vom Lizenzmanager bis hin zum IT-Spezialisten, lieben es, unterwegs zu sein. Hier verraten unsere Mitarbeiter ihre Geheimtipps und Lieblingsorte von Kroatien bis Italien.

England: St Martins, Scilly-Inseln

James Kay, Online-Redakteur, lonelyplanet.com

Unsagbar schön und weitestgehend verlassen sind die zu Cornwall gehörenden Scilly-Inseln – mit Stränden, die so manche Karibikinsel in den Schatten stellt und Wasser, das Badebegeisterte vor Freude hüpfen lässt. Es gibt keine Autos (ok, einige wenige, die Einheimischen gehören und der verrückte Kauz auf dem Quad). Auf Wanderungen stößt man auf einige sagenhafte und skurrile Orte, in denen man einkehren kann. Wie im „Little Arthur Café“, in dem ausufernder Wein von der Decke hängt und der einzige Pub, „Seven Stones Inn“, bietet einzigartiges Flair zum traumhaften Ausblick. Wer will, kann während der Ebbe die gesamte Wasserkante entlanglaufen und XL-Krebse entdecken.

Kroatien: Mljet

Matt Phillips, Autor

Ich hatte nur Augen für Korčula. Die Insel in der Adria vor der Küste Kroatiens mit ihrer gleichnamigen befestigten Stadt (stellen Sie sich Dubrovnik in klein vor) reizte mich, seitdem ungünstige Windverhältnisse mich während eines früheren Segelurlaubs zwangen, an ihr vorbeizusegeln.

Diesmal, als ich am dritten Tag meines jüngsten Segelabenteuers im Schatten der Festung von Korčula vor Anker ging, dachte ich noch immer an die Insel Mljet, diese Mittelmeerperle mit ihrer reichen Flora und Fauna. Ich war am Vortag zum Sonnenuntergang an ihrer rauhen, wunderschönen Nordküste entlanggefahren, hatte die Yacht in der Nähe einiger antiker römischer Ruinen im malerischen Dorf Polače versteckt, um etwas zu schlafen, und dann meinen Morgen damit verbracht, durch die bewaldeten Hügel des Mljet-Nationalparks zu laufen – es war eine Offenbarung!

Nachdem ich die von Gothik und Renaissance geprägte Architektur der Zitadelle von Korčula in mir aufgenommen hatte, setzte ich bald die Segel zurück nach Mljet. Ich schipperte vorsichtig an der Südwestseite der Insel entlang und blickte in die dichten Wälder des Nationalparks, der die Salzwasserseen von Pristina beherbergt, bevor ich in einer atemberaubenden, von Klippen umgebenen Bucht zu Mittag aß. Bis es jedoch soweit war, ging es zur Odysseus Höhle mit ihren geheimnisvollen Gewölben und Eingängen. Ich nahm mein Stand-Up-Paddle-Board, während meine Freunde sich zum Schwimmen bereit machten. Der Blick hinunter ins strahlende Blau war faszinierend. Nur der große Hunger führte uns schließlich zurück zum Boot.

Mljet hielt uns für ein paar weitere Tage am östlichen Ende der Insel gefangen. Wir ankerten eine Weile in der geschützten Bucht von Okuklje und verweilten im Dorf Saplunara im Osten, dessen feiner Sandstrand, Uferrestaurant und große Bucht perfekt zum Schwimmen, Faulenzen und Schlemmen köstlicher Meeresfrüchte sind. Unser abgeschiedenes Plätzchen zwischen Mljet und der Insel Veliki Skolj in der nächsten Nacht war das spektakulärste, das ich je erlebt habe (croatia.hr/de-DE).

Frankreich: Aveyron

Hazel Lubbock, Redakteurin, digital

Roquefort ist eine der weltweit beliebtesten Käsesorten und doch wird diese wilde, bezaubernde Region, in der der einzigartige Blauschimmelkäse hergestellt wird, wenig von Franzosen, geschweige denn anderen Nationalitäten besucht.

Das Aveyron-Département liegt im ländlichen Südfrankreich und hat kulinarisch besonders viel zu bieten. Hier, mit der Inspiration der lokalen Landschaft, zaubern Michel Bras und sein Sohn Sébastien Gerichte, die eines Michelinsterns würdig sind (sie stiegen zwischenzeitlich nach dem dritten Stern aus). Ihr Restaurant „Maison Bras“ liegt in der Nähe von Laguiole, der kleinen Stadt, in der fantastische Taschenmesser hergestellt werden. In der Nähe kann man das lokale Gericht „Aligot“ probieren, ein mit Knoblauch verfeinerter Traum von Kartoffelpüree und geschmolzenem Käse des Aubrac-Milchviehs. Allein dafür würde ich immer wieder hierher zurückkommen.

Neben der Kulinarik erlag ich dem Charme der kleinen Dörfer der Region. Aveyron beheimatet nicht weniger als zehn der offiziell als schönste Dörfer Frankreichs ausgezeichneten „Plus Beaux Villages de France“. Conques ist eines der hübschesten. Dieses Ensemble aus Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflastergassen war jahrhundertelang ein Wallfahrtsort entlang der Pilgerroute nach Santiago de Compostela. Seine romanische Abteikirche beheimatet die mit Gold und Edelsteinen besetzten Reliquien des Märtyrers Saint Foy aus dem vierten Jahrhundert. Heute ziehen Schätze anderer Art die Aufmerksamkeit auf sich: mehr als 100 Buntglasfenster, vom zeitgenössischen Vertreter der abstrakten Kunst, Pierre Soulages, entworfen.

Wenn es dich in Soulages’ Heimatstadt Rodez verschlägt, lohnt ein Besuch des rostbraunen quaderförmigen Museums, das seiner Arbeit gewidmet ist. Das Musée Soulages ist nicht die einzige Attraktion. Auch die höchste Schrägseilbrücke der Welt, das Viadukt von Millau, lockt die Massen in diese ruhige Ecke. Sie wurde von Star-Architekt Norman Foster kreiert und überspannt eindrucksvoll das Tal des Flusses Tarn (rodez-tourisme.fr/de/rodez-de/laveyron).

Spanien: Asturias

Clifton Wilkinson, Redakteur, Reiseziele

"Asturien ist Spanien, der Rest ist erobertes Land" – ein großer Anspruch für eine so kleine Region, doch durchaus gerechtfertigt. Dieses stolze Fürstentum an der Nordküste war nämlich der einzige Teil der Iberischen Halbinsel, der nicht von den Mauren beschlagnahmt wurde und den Ausgangspunkt der Rückeroberung darstellte. Die Vergangenheit erfährt in Covadonga am meisten Ehre, ein Ort in den Picos de Europa, wo ein westgothischer Adliger, Pelayo, von der Jungfrau Maria träumte, bevor seine Krieger eine weit größere maurische Armee schlugen – soweit zur Geschichte. Abseits der Mythen sind die Picos ein hervorragendes Wandergebiet und der Ort zum Probieren von Cabrales, einem starken Blauschimmelkäse, der in den dortigen Höhlen reift. Von den Bergen aus ist die spektakuläre asturische Küste zu sehen, die mit goldenen Stränden und wunderschönen Fischerdörfern wie Cudillero ein pittoreskes Bild abgibt. Lerne, Cidre auf asturische Weise einzuschenken und genieße den Sonnenuntergang am Atlantik, während du einem Dudelsackspieler lauschst (turismoasturias.es/de).

Italien: Lago di Braies, Dolomiten

Oliver Smith, Autor

Sieh dir den Lago di Braies (Pragser Wildsee, Foto links) auf irgendeinem Foto an und es scheint, als würde er dich zu einem erfrischenden Bad im Sommer zu sich einladen – Bilder von sorglosem Planschen und Eiscreme sind im Kopf. Sei nicht enttäuscht. Für die menschliche Haut ist dieser See in der Region Drei Zinnen zerstörerisch, bestrafend und arktisch kalt. Eine Kälte, die Ihre Arterien in Eis und Ihre Finger in Dauerlutscher verwandelt. Eine Kälte, die empfindliche Teile des Körpers schrumpfen lässt, bis sie sich beinahe nach innen gekehrt haben. Ich weiß das, weil ich im Juni dort geschwommen bin.

Obwohl es Sommer war, fühlten sich die Wassertemperaturen wie im tiefsten Winter an. Es war natürlich Schmelzwasser vom Berghang. Der Januarschnee auf den Gipfeln wurde zu Palästen aus Eis zusammengepresst, stürzte als Lawine herab und sprudelte mit der Schneeschmelze im Frühjahr in rauschenden Bächen talwärts in den See. Die Kälte drang bald zu mir durch. Ich ging zu meinem Auto und drehte die Heizung voll auf, wobei ich mich wie ein in der Mikrowelle auftauendes Fertiggericht drehte.

Italien hat viele wunderschöne Seen. Da sind zunächst die Klassiker: der sich wie ein blauer Edelstein in die Berge schmiegende Comer See, so teuer, so exklusiv und sich seiner eigenen Schönheit so bewusst, dass er auf der Karte wie ein auf den Kopf gestelltes Victory-Zeichen aussieht. Dann gibt es die Kraterseen in Latium: ein geologisches Geschenk für traumhafte Sommerferien, ein Paddelort für Familien, an dem einst Magma wegblubberte. Doch obwohl er nicht so bekannt ist, ist der Pragser Wildsee aufgrund seiner einzigartigen Schönheit mein Favorit.

Den Dolomiten mangelt es nicht an Anhängern. Trotzdem gibt es clevere Möglichkeiten, manche Ecken dieser Landschaft für sich zu beanspruchen. Komm im späten Frühjahr oder Frühsommer, bevor die Massen einfallen und wenn die Wildblumen noch in voller Blüte stehen. Begib dich sich auf die abgelegenen Pfade von Naturparks wie dem Fanes-Sennes-Braies, lass die Urlaubsorte hinter dir und lauf so lange, bis das Surren der Skilifte nicht mehr zu hören ist. Stapfe dann bergauf durch die Kiefernwälder, bis die Baumgrenze einer Endlosigkeit von Felsen und offenem Raum Platz macht, in der keine Menschenseele mehr anzutreffen ist.

Die Dolomiten sind vielleicht nicht die höchsten Berge der Welt, könnten es im Geiste aber sein. Sie schießen vertikal in die Höhe wie die emporstrebenden K2-Berge und Annapurna. Ihre höchsten Gipfel sehen rein und unerreichbar aus. Ihre Schatten zeichnen den Lauf des Tages in die Landschaft und bewegen sich langsam auf tiefe Täler und kleine Dörfer zu. Bei Anbruch des Abends glänzen ihre Spitzen rosarot in der untergehenden Sonne.

Es gibt noch viele andere Gründe, Zeit hier zu verbringen. Diese Berge markieren eine Grenze zwischen dem romanisch- und germanischsprachigen Europa. Es gibt ein überraschendes Italien mit zwiebeltürmigen Kirchen, gelegentlichen Lederhosen, rauchgegartem Fleisch, herzhaftem Käse und Strudel.

Es ist ein Ort mit überwältigend fröhlichen Assoziationen, von erhaben aufsteigenden Kalksteinbergen bis hin zu den Bergen aus Hüttenkäse, die auf deinem Frühstücksteller landen. Doch wann immer ich an die Dolomiten denke, erinnere ich mich jedes Mal sofort an die eisige Kälte des Pragser Wildsees, seine silberne Oberfläche, die alle Farbnuancen von Grün bis Blau widerspiegelt (suedtirol.info/de).

Das war nur eine kleiner Teil ...

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