Acht bewohnte und zahlreiche unbewohnte Inseln gehören zu den Kanaren. Eine ist schöner als die andere - und für jeden ist eine passende Insel dabei.
Wer die Wahl hat, hat die Qual? So ein Quatsch. Es ist ganz leicht, herauszufinden, welche der Kanareninseln die richtige für einen unvergesslichen Urlaub ist. Denn alle acht sind so vielfältig und unterschiedlich wie ihre Besucher. Eindrucksvolle, von Lava geformte Berge, vom azurblauen Meer umspülte, zuckerweiße Strände, schwarze Felsen, ferne Dörfer, die auf Bergkämmen thronen, und Kiefernwälder voller Nebelschwaden bilden eine außergewöhnliche landschaftliche Vielfalt. Spaniens Kanareninseln bieten dazu jede Menge aufregender Wanderstrecken und viele sonnenverwöhnte Ferienorte. Ganz zu Recht gilt die Inselgruppe als eines der beliebtesten Reiseziele Europas.
Viele Besucher sind so verliebt in die Las Canarias, dass sie sogar Jahr für Jahr zurückkehren und bei jeder Reise eine andere Insel erkunden. Aber wo anfangen? Während die acht Kanarischen Inseln nur 100 Kilometer westlich der marokkanischen Atlantikküste einen Archipel bilden, hat jede ihren eigenen Charme, Charakter und Reiz. Mit unseren Tipps wird es kinderleicht, unabhängig vom Reisestil die perfekte Kanarische Insel zu finden.
Jenseits der in Großbritannien beliebtesten Touristenorte im Inselsüden ist vor allem Spaniens höchster Gipfel - der schneebedeckte 3.817 Meter hohe El Teide - der zeitlose Favorit Teneriffas, der fast jeden Besucher der Kanaren früher oder später auf diese Insel lockt. In Kombination mit dem von der UNESCO gelisteten, 190 Quadratkilometer großen Parque Nacional del Teide bietet diese spektakuläre vulkanische Landschaft rund um Teneriffas Wahrzeichen einige der aufregendsten Wanderungen im ganzen Land. Nur 200 Personen pro Tag dürfen den fünfstündigen Aufstieg zum Gipfel antreten. Darum ist es ratsam, im Voraus online zu buchen. Über die Insel führen unzählige weitere, teils atemberaubend schöne Spaziergänge und Wandertouren. Sie gehen vorbei an charismatischen Dörfern, durch duftende Kiefernwälder und durch tief eingeschnittene Täler wie die sogenannte Höllenschlucht Barranco del Infierno. Die insgesamt 6,5 Kilometer lange Wanderung gehört zu den schönsten und anspruchsvollsten der Insel.
Und dann ist da noch die beliebte, sich immer raffinierter entwickelnde kulinarische Szene. Teneriffa ist die einzige Kanareninsel, die mit Michelin-Sternen gesegnet ist - zuletzt immerhin sechs. Die angesagten Tempel der Haute Cuisine reichen von Martín Berasateguis Zwei-Sterne-Restaurant MB im Ritz Carlton im baskischen Stil bis hin zu den Meeresfrüchte-Sensationen im El Rincón de Juan Carlos der Brüder Padrón.
Ein kunstvolles Herrenhaus in La Orotava verzaubert seine Urlaubsgäste mit einem prächtigen Ambiente: das aus dem 18. Jahrhundert stammende Hotel Alhambra. Die Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife beherbergt eine Reihe hervorragender Restaurants. Wer kreativ ausgeführte mediterrane Fusionsküche in einem sorgfältig umgebauten kanarischen Haus probieren möchte, besucht das Guannabí.
Sie ist nicht nur die bevölkerungsreichste Insel der Kanaren, sondern auch so inspirierend und vielfältig wie die abwechslungsreiche Küche der Inselgruppe. Nebelverhangene Berge wechseln sich ab mit wüstenartigen Feldern und üppigen Lorbeer- und Kiefernwäldern. Natürlich gibt es einige vollgepackte Touristenorte, aber auch noch beinahe stille Orte zu entdecken. Eine der Hauptattraktionen und zugleich hervorragend zugängliche archäologische Stätte ist die Höhle Cueva Pintada samt Museum und Archäologischem Park in Gáldar. Sie lässt ein mysteriöses Bild des Archipels und seiner Ureinwohner, der Guanchen, auferstehen. Auf einem kurvenreichen Roadtrip lässt sich das hoch gelegene Zentrum der Insel erkunden. Den Höhepunkt dieser Tour bildet das auf der Insel am höchsten gelegene Dorf Artenara mit seinem atemberaubenden Blick auf den riesigen Vulkankrater von Mirador de Unamuno. Die Fahrt übers Land bietet genug Gelegenheiten, sich mit dem cremigen Queso de Flor einzudecken, dem sogenannten Blumenkäse, oder andere regionale Leckereien auf einem Bauernmarkt zu probieren. Spaniens neuntgrößte Stadt und Hauptstadt der Kanaren Las Palmas lädt dazu ein, die unverwechselbare kanarische Architektur kennenzulernen.
Das kulturelle und architektonische Erbe von Las Palmas zeigt sich im wunderschönen Downtown House aus den 1920er Jahren, das preiswerte Zimmer anbietet. Im Llévame al Huerto gibt es eine hervorragende Öko-Fusion-Küche.
Lanzarote ist eine bezaubernde Welt aus schlummernden Vulkankegeln, glitzernd schwarzen Kieselstränden, donnernder Atlantikbrandung und einem faszinierenden, von Palmen übersäten Tal. Eigentlich wirkt die ganze Insel wie eine riesige natürliche Leinwand, die immer wieder ihre Farben und Strukturen ändert, wenn man sie erkundet. Kein Wunder also, dass die Insel eng mit dem 20. Jahrhundert-Künstler und Umweltaktivisten César Manrique verbunden ist. Seinen unübersehbaren Einfluss kann man an jeder Ecke entdecken: Von den weiß getünchten Häusern mit himmelblauen Fenstern in den Küstendörfern wie La Caleta de Famara, Arrieta und El Golfo bis zum einzigartigen Vulkansteinhaus der Fundación César Manrique, die das Werk und Vermächtnis des Künstlers lebendig hält. Im Zentrum der Insel befindet sich der 51 Quadratkilometer große Parque Nacional de Timanfaya. Die Vulkanlandschaft mit ihrer weitläufigen Caldera Blanca, die wie nicht von dieser Welt wirkt, lässt sich auf einer neun Kilometer langen Wanderung erkunden.
Die kunstvoll neu gestaltete Bodega Buenavista Lanzarote bietet fünf umweltbewusste "Landsuiten" inmitten vulkanischer Weinberge. Das kanarisch-internationale La Cantina ist ein beliebtes Restaurant im herrlichen Teguise.
Die zweitgrößte kanarische Insel ist seit 2009 ein Biosphärenreservat der UNESCO und lockt Besucher mit ihren schillernden Stränden, dem ganzjährig sonnigen Klima und ihrer rauen, beinahe mondähnlichen Schönheit an. Fuerteventura ist windgepeitscht und eindrucksvoll trocken. Dabei wird die Insel vom traumhaftesten Sand des ganzen Archipels geschmückt: sei es bei den honigfarbenen Dünen des geschützten Parque Natural de Corralejo, beim ehemaligen Fischerdorf El Cotillo, das heute bei Surfern beliebt ist, oder dem etwas ruhigeren, hell goldenen Playa de Cofete an der Südspitze der Insel. Auf Fuerteventura kann man nach Herzenslust Wind- und Kitesurfen sowie Segeln und Tauchen und einige ausgezeichnete Wanderungen unternehmen, darunter rund um das Naturschutzgebiet der Isla de Lobos.
Das schicke, minimalistische Boutique Hotel Avanti ist eine stilvolle Oase nur für Erwachsene in Corralejo, wo das Restaurante Avenida klassische kanarische Küche serviert.
Es ist unmöglich, sich nicht gleich zu verlieben in die herrlich grüne, erfrischend ruhige Insel mit ihren stillen Kiefernhainen und regenwaldartigen Hügeln. Einen besonderen Reiz verströmt auch die architektonisch reiche Hauptstadt Santa Cruz de la Palma mit ihren anmutigen Villen aus dem 16. Jahrhundert. Rund 850 Kilometer Wanderwege schlängeln sich in alle Himmelsrichtungen quer über die Insel. Besonders beliebt ist der 47 Quadratkilometer große Parque Nacional de la Caldera de Taburiente, dessen acht Kilometer breite Senke durch einen in sich zusammengebrochenen Vulkan entstanden ist. Der Aufstieg zum 1.854 Meter hohen Gipfel des Pico de Bejenado gehört zu den schönsten Wanderungen. Der Weg ist umsäumt von Kiefern und führt entlang scharfer Kämme und prähistorischer Felsenmalereien.
Holzbalkendecken bestimmen die Boutique-Szene im intimen Hotel San Telmo in Santa Cruz. Im beliebten Restaurant Enriclai lohnt es sich, im Voraus zu buchen, wenn man die frische Küche probieren möchte. Es gibt nur vier Tische in diesem 200 Jahre alten Gebäude, in dem cooler Jazz im Hintergrund läuft.
Vom 1.487 Meter hohen Alto de Garajonay stürzt La Gomera steil in dicht bewaldete Hänge und tief eingeschnittene Täler und ist daher ein wahrer Traum für Wanderer. Der märchenhafte, 40 Quadratkilometer große Parque Nacional de Garajonay im Herzen der Insel ist voller Pfade, die durch den nebligen Laurisilva-Wald führen. Zu den beliebtesten Wanderungen gehört die zehneinhalb Kilometer lange Tour von Alto nach Hermigua. Beginnend an der Kreuzung Pajarito steigt der Weg auf den Gipfel des Alto de Garajonay mit sagenhafter Aussicht und mäandert dann hinab über die Wallfahrtskapelle Ermita de Nuestra Señora de Lourdes entlang der schwarzen Vulkansteinküste bis nach Hermigua. Wer genug vom Wandern hat, schlendert durch die pastellfarbenen Straßen der Inselhauptstadt San Sebastián de la Gomera und probiert die herzhaften lokalen Spezialitäten wie Potaje de Berros (Brunnenkresse-Eintopf), Miel de Palma (Palmenhonig) und frischen Ziegenkäse.
Das Top-Hotel der Insel ist das Parador de la Gomera im Stil eines kanarischen Herrenhauses aus dem 15. Jahrhundert. Empfehlenswert ist auch die hervorragende Küche im beliebten Restaurant Casa Efigenia.
Auf der westlichsten Insel der Kanaren El Hierro wird ein sanfter Tourismus betrieben. Die Insel ist seit 2014 ein geschützter UNESCO-Geopark, der von glitzernden natürlichen Pools und schier undurchdringlichen vulkanischen Klippen umgeben ist. Derzeit ist geplant, El Hierro zu einer komplett energieautarken Insel zu machen. Hier, am Rande der Welt, schlängeln sich ruhige Wanderwege wie der historische 27 Kilometer lange Camino de la Virgen durch blumenreiche Wiesen und duftende Kiefernwälder. Ebenfalls beliebt ist der nur viereinhalb Kilometer lange Camino de Jinama, der steile Felswände in der bizarren Lavalandschaft überwindet. Außerdem bietet das warme, glasklare Atlantikwasser vor der zerklüfteten Küste das schönste Taucherlebnis auf den Kanaren. El Hierro gehört sogar zu den besten Tauchspots in ganz Europa, insbesondere das Gebiet Mar de las Calmas in der Nähe des sonnigen La Restinga im Süden.
Unser Tipp ist die Boho-rustikal umgebaute Bodega El Sitio etwas außerhalb des Zentrums von La Frontera, umgeben von einer malerischen Landschaft. In diesem charmanten, umweltbewusstes Refugium finden auch Yoga-Retreats statt. Im Restaurant Mirador de la Peña, das von César Manrique entworfen wurde, verwebt in einem elegant aktualisierten Herreño-Menü lokale Zutaten zu kreativen Neuinterpretationen. Es liegt einen Kilometer westlich von Guarazoca.
Die faszinierende La Graciosa wurde erst 2018 zur achten Kanarischen Insel ernannt und liegt nur eine halbe Stunde mit dem Boot entfernt nördlich von Lanzarote. Hier schmiegen sich wilde, honiggoldene Strände um schroffe Vulkankegel. Man kann die Insel nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem gemieteten Jeep erkunden. Die meisten Besucher kommen auf Tagesausflügen von Órzola auf Lanzarote herüber. Wer jedoch ein paar Nächte auf La Graciosa bleibt, fühlt sich um Welten entfernt vom Trubel der Kanarischen Inseln und kann herrlich entspannen. Zu den schönen Stränden Playa de las Conchas und Playa Francesa kann man wandern oder radeln, bevor man den Tag bei fangfrischem Fisch in der angenehm zurückhaltenden Inselhauptstadt Caleta de Sebo ausklingen lässt.
Die Pensión Enriqueta in Caleta de Sebo bietet preiswerte, unkomplizierte Zimmer und beherbergt zugleich ein lebhaftes Restaurant.
Die Kanaren entdecken - unser Lonely Planet Reiseführer zeigt die schönsten Ecken auf der Inselwelt. Schau doch einmal hier hinein.
Original-Artikel: Isabella Noble/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner