Das eigene Land bereisen, umweltfreundlich und naturnah mit dem Fahrrad. Wir zeigen einige der schönsten Fahrradtouren durch Deutschland.
Radfahren macht den Kopf frei, öffnet neue Perspektiven und führt in traumhafte Landschaften – quer durch Deutschland von Nord nach Süd, Ost nach West. Ob Radeln mit Blick aufs Meer, gemütliche Langstreckentouren oder schweißtreibende Mountainbike-Abenteuer: Dieses Buch stellt die außergewöhnlichsten Trails auf sagenhaften 40.000 Kilometern Radwegen vor.
Lonely Planet Reiseexperten berichten von ihren persönlichen Lieblingstouren und spicken diese mit praktischen Ratschlägen sowie jeweils drei alternativen Routen und Abkürzungsmöglichkeiten. Dazu gibt es illustrierte Karten, die den Weg weisen, und Toolkits mit allen wichtigen Fakten für die Planung. Ob Tagesausflug oder mehrwöchige Rundtour, Städtetrip oder Wildnis, eines haben diese Routen alle gemeinsam: Sie machen Lust darauf, Deutschland mit dem Rad zu entdecken. Wenn du noch nicht weißt, wohin dich deine nächste Randwanderung führt: Wir haben zehn der schönsten Touren zusammengestellt – aus allen Ecken des Landes. Na dann, nichts wie rauf aufs Rad und rein in die Natur!
Radelst du von Berlin nach Kopenhagen, führt dein Weg vorbei an Seen, durch alte Wälder und übers Meer zu den buchtenreichen Inseln Dänemarks. Es lohnt sich, Schloss Sanssouci in Potsdam und Schloss Rheinsberg zu besuchen, in den königlichen Gärten zu spazieren und einzutauchen in die Blütezeit des Rokoko. An der Müritz kannst du gebackenen Zander probieren und im Hafen Rostock besteigst du die Fähre nach Dänemark. Die Strecke vom Brandenburger Tor in Berlin bis zum Rathaus in Kopenhagen beträgt 700 Kilometer, die du in 14 Etappen fahren kannst. Ein Tourenrad reicht, da es kaum Steigungen gibt. An der Route liegen zahlreiche Campingplätze.
Der leicht zu fahrende Klassiker Berlin-Usedom-Radweg über Wiesen und durch Wälder bis zur Ostsee-Ferieninsel Usedom beweist, dass Touren im Flachland alles andere als langweilig sind. Mit entspannter Leichtigkeit gleitest du dahin durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, durch Felder, Wälder und Wiesen, vorbei an Flüssen, Feuchtgebieten und zahlreichen wildromantischen Seen. Manchmal siehst du mehr Schafe, Schweine, Enten und Kühe als Menschen. Einige Höhenmeter musst du allerdings auch im Flachland bewältigen – schuld sind die Endmoränen aus der letzten Eiszeit, die sich in Höhen von bis zu 100 Metern bis nach Usedom ziehen. Vom Berliner Alexanderplatz bis nach Penemünde legst du 337 Kilometer zurück – je nach Fitness und Fahrradtyp in drei bis fünf Etappen.
Von einer Insel zur anderen zu hüpfen, das klappt in Deutschland nur auf den Nordfriesischen Inseln. Jede ist ein Mikroparadies für sich und wie geschaffen für entspannte Rundtouren. Weil sie flach wie Flundern sind, kannst du die Inseln jeweils an einem Tag umrunden. Auf Amrum sind es 20 Kilometer, auf Pellworm beinahe 30, auf Föhr gut 40 und auf Nordstrand inklusive des Beltringharder Kooges knapp 50 Kilometer Radrundweg. Wer die Nordseekönigin Sylt komplett erfahren will, findet 250 Kilometer bestens ausgebaute Radwege vor. Von Nordstrand bis Sylt kannst du ganze 185 Kilometer radeln, wenn du alle Inseln umrundest und Sylt der Länge nach abfährst. Lass dir Zeit für fünf Etappen. Anreisen kannst du mit der Bahn bis Husum. Am besten, du planst die Tour außerhalb der Sommerferien.
Wo einst Kalter Krieg herrschte, sind jetzt Parks, Galerien und angesagte Kieze. Doch die Stadt vergisst ihre Teilung nicht. Der Rundweg dient als Freilichtmuseum und Denkmal: An 29 Stellen erzählen orangefarbene Stelen die Geschichten von Menschen, die bei ihren Fluchtversuchen ums Leben kamen. Start und Ziel der 160 Kilometer langen Strecke ist der Berliner Mauerpark. Wo die Grenze im Süden und Westen der Stadt einst über die Havel verlief, war der stark verminte Fluss die „Mauer“. Am Wannsee schiebst du das Rad auf die Fähre, danach geht es im grünen Kladow weiter durch sandige Kiefernwälder und reife Maisfelder. Die ländliche Idylle scheint sich seit dem Ende der DDR wenig verändert zu haben – und doch bist du noch inmitten Berlins und siehst hin und wieder den 368 Meter hohen Fernsehturm.
Der 279 Kilometer lange Mulde-Radweg beginnt in Dessau, der Hochburg des Bauhauses. Vom Meisterhaus sind es knapp vier Kilometer bis zur Mulde im grünen Norden der Stadt und nicht mehr weit bis zum Zusammenfluss von Mulde und Elbe. Dort beginnt der Mulde-Radweg offiziell und führt auf vier bis sechs Etappen nach Schöneck. Von den Dessauer Muldenauen geht es weiter nach Grimma und der ehemaligen Chemiehölle Bitterfeld, wo heute ein Naherholungsgebiet ist. Das idyllische Schloss Coldiz ist einen Abstecher wert und wenn dir die Tour nicht reicht, gibt es die Möglichkeit zum Verlängern: Nach der Zwickauer Mulde kannst du auch noch den anderen Quellfluss, die Freiberger Mulde, entlang radeln. Die etwa 115 zusätzlichen Kilometer lohnen sich.
Von Deutschlands nördlichstem Weinbaugebiet an der Unstrut in Sachsen-Anhalt auf den Kamm des Thüringer Waldes – und von da flott hinab bis in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt. Auf der Strecke des Unstrut-Radweges liegen der Naumburger Weltkulturerbe-Dom, die Wasserburg Heldrungen mit ihrer bewegten 700-jährigen Geschichte und der Fundort der berühmten Himmelsscheibe von Nebra. In Weimar begegnest du Goethe und Schiller, bei einem zusätzlichen Abstecher nach Arnstadt Johann Sebastian Bach. Bei Langewiesen zweigt eine Route zum Rennsteig ab: der Ilm-Rennsteig-Radweg über den 900 Meter hohen, grünen Kammweg des Thüringer Waldes. Die ganze Strecke von Naumburg bis zur Domstadt Erfurt beträgt 292 Kilometer, die du gut auf vier Etappen bewältigen kannst, während du knapp 3.000 Höhenmeter bewältigst.
Eine der beliebtesten Radrouten Deutschlands folgt dem Lauf der Altmühl durch den Fränkischen Jura bis zur Donau bei Kelheim. 50 Kilometer südlich von Nürnberg kündigen die ersten Hügel bereits den Fränkischen Jura an, dessen milde Landschaft trotz der Fachwerkhäuser beinahe südländisch wirkt. Das Fränkische Seenland ist geprägt von den verschiedenen Rückstaubecken der Altmühl und hat sich zu einem Naherholungsziel gemausert. Der 250 Kilometer lange Radweg beginnt in Rothenburg ob der Tauber an den Quellen der Altmühl und erreicht nach drei Etappen die Donau bei Kelheim. Die schönste Etappe führt durch den Naturpark Altmühltal von Gunzenhausen nach Eichstätt.
Wenn du dich in Lindau am Bodensee in den Fahrradsattel schwingst und immer ostwärts nach Schönau am Königssee radelst, lernst du das bayerische Alpenvorland auf besonders intensive Weise kennen – mit vielen Highlights von Neuschwanstein bis Kochelsee, Tegernsee und Chiemsee. Während du die 450 Kilometer des Bodensee-Königssee-Radwegs fährst, bewältigst du bergauf und bergab knappe 4.500 Höhenmeter. Alle Anstiege sind jedoch sanft genug, um sie mit einem Tourenrad zu fahren, ein Mountainbike ist nicht nötig. Wenn du am Ende der Strecke nach Berchtesgaden hinunter rollst, sind Hoher Göll, Watzmann und Co. zum Greifen nah. Das i-Tüpfelchen am Ende der Tour ist ein Abstecher nach Salzburg: Von Berchtesgaden aus sind es nur 25 Kilometer bis in die Mozartstadt.
Einer der schönsten Flussradwege Deutschlands folgt der weitgehend naturbelassenen Iller von den Allgäuer Hochalpen bis nach Ulm. Die Kraft des Wassers zu bändigen, ist ein Jahrhundertthema im Oberallgäu. Fast jeder Gebirgsbach ist bewehrt oder gebremst. Die Iller hingegen fließt breit und weitgehend natürlich im Grund des Trogtals, begrenzt nur vom Damm, der zugleich der Radweg ist. Der Iller-Radweg führt von Oberstdorf auf 146 Kilometern aus den Bergen heraus über Kempten und Memmingen bis nach Ulm und wurde vom ADFC mit vier Sternen belobigt. Mit Mountain- oder Gravelbike hast du auf der Kies-Trasse viel Spaß, ein Trekkingrad tut es aber auch.
Die stillgelegte Vennbahnstrecke macht mittlerweile eine steile Karriere als Radwanderweg. Wenn du in Aachen am Bahnhof Rothe Erde startest, passierst du auf dieser malerischen 125-Kilometer-Strecke alten Bahnhöfe, hübsche Eifelstädtchen und einzigartige Heckenlandschaften. Während du durch drei Länder fährst, brauchst du keine großartigen Anstiege zu meistern. Lass dich verzaubern von der einzigartigen Landschaft des Hochmoors des Hohen Venns und genieße dabei als Kulisse die Gipfel der Eifel und der Ardennen. Dein Ziel ist nach etwa sechs Etappen Troisvierges in Luxemburg.
Insgesamt 40 spannende Routen durch die Republik bündelt der neue Lonely Planet Reiseführer "Legendäre Radtouren in Deutschland" – schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Ines Wagner