Neujahr zu Hause? Langweilig. Es gibt viele schöne Orte, wo man in außergewöhnlicher Umgebung und Kulisse das Neue Jahr begrüßen kann.
Nicht jeder mag tierisch abfeiern und den ersten Tag im neuen Jahr halb verschlafen oder verkatert erleben. Wie wäre es, dem Neujahr in großartigen Landschaften oder an stillen Rückzugsorten zu begegnen? Es gibt viele Möglichkeiten, das Neue Jahr mit besonderen Ausblicken und Erlebnissen zu starten. Wir haben sieben Orte zusammengestellt, die leicht erreichbar und trotzdem ungewöhnlich sind.
Aus der Vogelperspektive sieht die Welt gleich ganz anders aus. Eine gute Position, um das alte Jahr zu überdenken und mit guten Vorsätzen in das das neue zu starten. Der Nationalpark Hainich bietet den zweitlängsten und höchsten Baumkronenpfad Deutschlands. Auf zehn bis 26 Metern Höhe gehts entlang zwischen den Kronen der Urwaldriesen. Der Wetterbericht sollte zuvor allerdings geprüft werden, bei starkem Wind ist der Pfad gesperrt. Während des Neujahrsspaziergangs zwischen Wipfeln befindet man sich unweit des geografischen Mittelpunkts Deutschlands - und ruht vielleicht auch selbst in seiner Mitte.
Auch in der Stadt kann man uralte Bäume umarmen. In Berlin Tegel braucht man mehrere Leute dazu, will man die Dicke Marie umfassen. Der Durchmesser der Eiche wird mit 210 Zentimetern angegeben und der Umfang mit 665 Zentimetern. Die Brüder Humboldt benannten sie einst nach ihrer beleibten Köchin. Mit ihren rund 800 Jahren ist sie einer der ältesten Bäume der Stadt. In esoterischen Kreisen gilt die Dicke Marie als Kultkraftplatz, als Ort, von dem positive Erdstrahlungen ausgehen. Vielleicht auch ein Ort für geheime Neujahrswünsche? Von Alt-Tegel geht der gemütliche Neujahrsspaziergang entlang des idyllischen Tegeler Sees.
Wer sich zum Jahreswechsel in Einsamkeit zurückziehen möchte, ist auf der Hallig Langeneß im Wattenmeer gut aufgehoben. Mehrmals im Jahr wird die größte der Halligen überschwemmt. Nur die urigen, reetgedeckten Häuser schauen dann noch aus dem Wasser heraus. Etwa 100 Menschen leben dauerhaft auf der Insel. Die Seele baumeln lassen, neue Kraft schöpfen, die ungeheurer starke Natur erleben - all das bietet die Hallig, mitten in der Nordsee. Warm anziehen ist ein Muss, um die leidenschaftliche Umarmung des scharfen Seewinds genießen zu können.
Warum nicht den Anforderungen des Alltages ein paar Tage in echte Stille und Kontemplation entfliehen? Nicht wenige Menschen sehnen sich gerade am Jahresende nach Ruhe und Zurückgezogenheit. "Kloster auf Zeit" ist ein Angebot unterschiedlicher christlicher Orden. Viele Klöster bieten spezielle Neujahrsprogramme. Auch die "Zenklausen" in der Eifel öffnen ihre Türen über Neujahr. Das überkonfessionelle Laienkloster auf der Basis der Zen-Meditation liegt eingebettet in die mystische Ruhe und Schönheit des Naturschutzparks Hohes Venn. Es bietet einen wohltuenden Rahmen für den Rückzug aus der Hektik des Alltags. Zwischen den Jahren wird eine "Zeit der Stille" angeboten, mit spezieller Silvestermeditation.
Schnee gehört zu Neujahr wie gut gewachste Ski an die Füße? Dann lockt ein Ausflug in die Zillertaler Alpen. Auf dem Penkenjoch steht von Weitem sichtbar die außergewöhnliche Granatkapelle, entworfen von Architekt Mario Botta. Sie vereinigt ästhetisch die Natur des Stillupptaler Granatsteines mit heimischen Hölzern. Geweiht ist sie dem Seligen Engelbert Kolland. Dass man sie im Winter nur von Außen betrachten kann, schmälert das Erlebnis nicht. Ihre Ansicht ist ebenso faszinierend wie die Aussicht auf die schneebedeckten Alpen und den verschneiten Speichersee. Die Kapelle liegt einen zehnminütigen Fußmarsch von der Granatalm entfernt. Dorthin gelangt man mit der Skigondel.
Siebzehn Generationen hat der Bau des Ulmer Münsters bis zur Fertigstellung gebraucht. Hätten die Ulmer je einen Grundstein gelegt, wenn ihnen ein Zeitreisender das geflüstert hätte? Hoch hinaus auf schmaler Wendeltreppe - nichts für zarte Seelen. Der Wind pfeift sagenhaft auf dem mit 161,5 Metern höchsten Kirchturm der Welt. Die Kalorien der Maultaschen vom Neujahrsmittagessen werden auf den 768 Steinstufen locker abgelaufen. Ein schöner Ort um sportliche Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen.
In der Winterkälte eine Herausforderung, aber ein nicht minder imposantes Naturschauspiel: Der größte Wasserfall Europas, der Rheinfall, stürzt auf 150 Metern Breite aus 23 Metern Höhe über die Felsen hinab. Die hochgelegene Schlossanlage Laufen bietet einen imposanter Blick auf den Rheinfall und den Felsen in der Mitte des Flusses. Der Weg zum Rhein führt über Treppen zu verschiedenen Aussichtsplattformen bis zur Schiffsanlegestelle. Das Getöse der Wassermassen lässt einen sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Vielleicht eine gute Gelegenheit, die festen Vorsätze fürs Neue Jahr ganz laut hinaus zu schreien?
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Text: Ines Wagner