Fjorde, Nordlichter, Rentiere – Norwegen ist ein Land der Superlative, wenn es um das Erleben von Natur geht. Wir zeigen, welche Erlebnisse besonders lohnen.
Einmal im Leben nach Norwegen – das ist der Traum vieler Reisender. Warum? Es gibt eine bemerkenswert einfache Erklärung dafür: Es ist schlicht und ergreifend eines der schönsten Länder der Welt. Von der Beobachtung faszinierender Wildtiere bis zu Hundeschlittenfahrten, von Polarlichtern über atemberaubende Landschaften, von Oslo bis Spitzbergen – hier sind die besten Tipps für eine unvergessliche Reise.
Die 20 Kilometer lange Passage durch den Geirangerfjord gilt als die beeindruckendste Schiffsroute der Welt. Der Fjord ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet und bietet während der ganzen Fahrt faszinierende Ausblicke.
Seit langem verlassene Gehöfte klammern sich an steile Klippen, während eiskalte Wasserfälle tosend herabstürzen und mit dem smaragdgrünen Wasser des Fjordes verschmelzen. Wer in Geiranger startet, genießt die Ruhe beim Verlassen des kleinen Hafens. Noch idyllischer kann man im alten Wikingerhafen Hellesylt an Bord gehen. Am besten lässt sich die Aussicht selbstverständlich vom offenen Deck genießen und eine Kamera sollte unbedingt mitreisen.
Nur wenige Besucher vergessen jemals den ersten Anblick der Lofoten, die im Sommer in Grün und Gelb schimmern und ihre messerscharfen Bergspitzen keck in den kobaltblauen Himmel stoßen. In der berauschend klaren Luft herrscht ein steter Geruch von Salz, in den Ortschaften kommt ein Hauch von Kabeljau hinzu. Der köstliche, große Meeresfisch hat den Lofoten seit Jahrhunderten Reichtum gebracht.
Die Inseln sind zudem ein Paradies für naturverbundene Wanderer. Heute sind sie durch Brücken miteinander verbunden und dadurch einfach zu bereisen, egal ob mit Bus oder Auto. Ein garantiert unvergessliches Erlebnis ist es jedoch, über die Lofoten zu radeln.
Die beliebte Hurtigruten-Küstenfähre ist mehr als einfach nur ein Fortbewegungsmittel. Vielmehr geht ihre Reise entlang einer der spektakulärsten Küsten der Welt. Auf ihrer täglichen Fahrt zwischen Bergen und Kirkenes taucht sie tief in zerklüftete Küstenfjorde ein. Dabei legt sie in abgelegenen, auf dem Landweg nicht erreichbaren Dörfern an und passiert spektakuläre Landzungen.
Das Beste dabei: Sie überquert sogar den Polarkreis. In fünf oder sechs Tagen kann per Fähre erreicht werden, was an Land mitunter sogar Wochen dauern würde. Warum die Fahrt aber so gänzlich außergewöhnlich ist: Sie passiert die gesamte Länge der herrlichsten Küste Norwegens.
Es gibt keine Naturphänomene, die faszinierender sind als die Polarlichter oder Nordlichter am Nachthimmel. Sie sind zumeist während der langen Nächte des arktischen Winters von Oktober bis März zu beobachten. Wer die grünen, weißen oder violetten Lichterscheinungen am Himmel tanzen gesehen hat, wird sie nie vergessen.
Auf geradezu magische, faszinierende Weise wechseln sie ihre Intensität und nehmen dabei fantasievolle Formen an. Obwohl es keine Garantie gibt, dass sich Nordlichter zeigen, die ist Wahrscheinlichkeit in Norwegen ziemlich hoch.
Man kann sie besonders schön vom Kjell Hendriksen Observatorium in Spitzbergen aus sehen, das eine Nordlichtprognose veröffentlicht. Auch Tromsø ist ein guter Ausgangspunkt, die Himmelsspektakel zu beobachten. Im Januar und Februar finden dort die bunten Nordlichtfeste statt.
Inmitten einer malerischen Küstenlandschaft mit zerklüfteten Fjorden und beeindruckenden Gipfeln liegt Bergen und gilt als eine der schönsten Städte Europas. Beeindruckend ist vor allem das alte Hafenviertel Bryggen. Es wurde nicht ohne Grund zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.
Bryggens archaisches Gewirr farbenfrohen Holzhäuser verweist auf die turbulente Seefahrts- und Handelsgeschichte. Heute beherbergen sie hochwertige Boutiquen und traditionelle Restaurants, für welche die Stadt ebenfalls berühmt ist. Die Jahrhunderte alte Handelsstadt ist lebendig geblieben. Noch heute ist Bryggens Kunsthandwerk weithin berühmt.
Das Hochland von Zentral-Norwegen zählt zu den beliebtesten Sommerreisezielen Europas. Es gibt zahlreiche Nationalparks, die von gut gewarteten Wanderwegen durchzogen sind.
Unter Ihnen sticht der Jotunheimen Nationalpark schillernd hervor. Dass sein Name übersetzt "Heimat der Riesen" bedeutet, verwundert nicht. Mit sagenhaften 60 Gletschern und 275 Gipfeln auf über 2000 Metern ist Jotunheimen sagenhaft schön und bricht dabei zahlreiche Rekorde. Wer über den legendären Besseggen-Grat wandert oder Tagestouren ins Hurrungane-Massiv unternimmt, wird diese Landschaft nie vergessen.
Norwegens höchster Gipfel Galdhøpiggen mit 2.469 Metern wirft seinen beeindruckenden Schatten und Jotunheimens Nähe zu den Fjorden steigert die Attraktivität noch.
Spitzbergen heißt auf Norwegisch Svalbard, was soviel bedeutet wie "kühles Land". Das subpolare Inselarchipel im Nordatlantik und Arktischen Ozean ist herrlich abgelegen und doch zugleich überraschend zugänglich. Die Insellandschaft ist eines der letzten großen Wildnisgebiete des Kontinents. Spitzbergen ist auch zugleich der Name der Hauptinsel. Gut 60 Prozent sind von Gletschern bedeckt. Deshalb gilt das Archipel auch als größtes Labor der Antarktisforschung.
Bizarre Gipfel, massive Eisfelder und atemberaubende Fjorde bilden die Lebensgrundlage für eine reiche arktische Tierwelt. Immerhin etwa ein Sechstel der Eisbären der Welt leben hier. Das sind eindeutig mehr Eisbären als Menschen. Spitzbergen lädt zu Sommer- und Winteraktivitäten ein, inmitten der klingenden Stille des Schnees. Schillernde Polarlichter gehören zu den größten Attraktionen Spitzbergens.
Die Küstenstraße quer durch Nordland beeindruckt mit einer unvergleichlichen Schönheit. Wer nicht die ganzen 650 Kilometer schafft, wird selbst auf einer Teilstrecke restlos begeistert sein. Immer wieder ist es notwendig, von der Straße auf Fähren zu wechseln. Diese willkommenen Fahrtunterbrechungen ermöglichen unvergessliche Ausblicke auf die atemberaubend wechselnde Landschaft.
Sowohl Inlandgletscher als auch zugängliche Inseln vor der Küste bieten verführerische Ablenkungen, bevor die Fahrt fortgesetzt wird. Die kleine Insel Vega beispielsweise ist berühmt für ihre seltenen Eiderenten. Auf Lovund leben etwa 200.000 Papageientaucher. Wer entlang der Kystriksveien Küstenstraße reist, erlebt somit beides – faszinierende Landschaft und wild lebende Tiere.
Die Bahnlinie Oslo-Bergen wird oft als eine der schönsten Bahnstrecken der Welt bezeichnet. Sie bietet die Gelegenheit, komfortabel einige der schönsten Landschaften Norwegens zu erkunden. Der erste Teil der Reise durchquert die schier endlosen Wälder Südnorwegens.
Danach geht es hinauf auf die größte Hochebene Europas, die Hardangervidda. Von da aus führt die Strecke weiter bis nach Bergen. Unterwegs zeigen sich immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die Fjorde. Eine Nebenstrecke der sogenannten Bergensbahn ist die spektakuläre Flåmbahn. Sie führt von der Hochebene hinunter ins Fjordland und ist eine der steilsten Bahnstrecken der Welt.
Der Preikestolen, auch “Die Kanzel” genannt, ist die bekannteste Touristenattraktion in Ryfylke und eine der spektakulärsten Aussichtspunkte Norwegens überhaupt, wenn nicht sogar weltweit. Mit 604 Metern Höhe erhebt sich die Felskanzel als steile Plateauklippe über dem Lysefjord. Wahrscheinlich entstand das etwa 25 x 25 Meter große Felsplateau vor 10.000 Jahren durch Frostsprengung.
Die Aussicht über den Fjord ist atemberaubend. Wer keinerlei Höhenangst verspürt, lässt mutig über der Klippe die Beine baumeln. Von Stavanger aus kann man den spektakulären Fels in einem Ganztagesausflug erkunden. Die Wanderung zum Preikestolen selbst dauert zwei Stunden.
Während im Mittelalter überall in Europa riesige Kathedralen aus Stein errichtet wurden, baute man in Norwegen imposante, architektonisch komplexe Kirchen aus Holz. Süd- und Zentralnorwegen sind berühmt für diese hölzernen Stabkirchen, die auf die Holzschnitzkunst der Wikinger zurückzuführen sind. Egal ob es kleine Kirchlein oder monumentale Kirchenbauten sind – beeindruckend sind sie alle.
Gerade weil Norwegens Nationalgeschichten von Trollen und anderen geheimnisvollen Wesen wimmeln, haben diese Kirchen etwas Märchenhaftes, das die Fantasie beflügelt. Eine der berühmtesten Stabkirchen steht in Heddal.
Es gibt keine bessere Möglichkeit, die arktische Wildnis zu erkunden, als auf einem Schlitten, der von Huskies gezogen wird. Statt Motorenlärm und den Geräuschen des zivilisierten Lebens sorgt der Sound von bellenden Hunden und Schlittenkufen auf harschem Schnee für unvergessliche Eindrücke. Egal ob auf Halbtagesausflügen oder Mehrtagesexpeditionen – weit im Norden Norwegens lässt sich die bezaubernde arktische Winterlandschaft hervorragend auf geführten Hundeschlittentouren erkunden.
Norwegen ist die letzte Zuflucht für einige der faszinierendsten Wildtiere Europas. Auf Spitzbergen lassen sich hervorragend Eisbären beobachten. Im Inneren Nordnorwegens gibt es faszinierende Expeditionen zu Polarfüchsen, Elchen und Rentieren.
Die spektakulärsten Begegnungen sind sicherlich die mit den märchenhaften, wie aus einer anderen Zeit übrig gebliebenen Moschusochsen. Tatsächlich sind sie wundersame Überlebende der letzten Eiszeit. Entlang der Küsten lassen sich seltene Wildvögel beobachten. Und wer Wale sehen möchte, wird auf einer Reise zu den den Lofoten und Vesterålen belohnt.
Ålesund verdankt seinen heutigen Charme einem verheerenden Feuer, das vor einem Jahrhundert die Holzgebäude niederbrannte und alles außer dem Gefängnis und einer einzigen Kirche zerstörte. Aus der Asche stieg eine brandneue Stadt empor, die hauptsächlich von jungen norwegischen Architekten konzipiert wurde. Beeinflusst vom Jugendstil entwarfen sie reich verzierte Gebäude mit Turmspitzen, Wasserspeiern und fantasievollen Ornamenten.
Dass sich hier Jugendstil mit lokaler Tradition mischte, macht Ålesund zu einer besonders reizvollen Kulisse, die direkt aus den nordischen Märchen entsprungen scheint. Die Jugendstilstadt dient gern als Ausgangspunkt für Ausflüge zur UNESCO-Welterbestätte im Geirangerfjord, der Vogelschutzinsel Runde oder der schneebedeckten Gipfel des Hjørundfjords und der Sunnmøre Alpen.
Schneemobile haben vielerorts die traditionellen Schlitten verdrängt. Trotzdem lebt noch heute eine Minderheit der Ureinwohner Norwegens auf traditionelle Weise von ihren Rentierherden oder dem Fischfang – über die Grenzen Norwegens, Schwedens und Finnlands hinweg. In Karasjok regelt das Samische Parlament die Angelegenheiten der norwegischen Sami. Es befindet sich in einem beeindruckendem Gebäude aus sibirischem Holz.
Neben der Hauptversammlungshalle, die einem traditionellen Samizelt nachempfunden ist, beherbergt es die samische Bibliothek mit mehr als 35.000 Bänden. Die Identität der samischen Einwohner wird von Generation zu Generation weitergegeben. So blieben über die Jahrtausende hinweg die Sprache und ihre Dialekte erhalten, bis hin zum Joik, der traditionellen Dichtkunst. Beeindruckend sind auch die kunsthandwerklichen Traditionen, besonders die Silberschmiede- und Messerkunst.
Tromsø liegt 400 Kilometer nördlich des Polarkreises und ist die bedeutendste Stadt Nordnorwegens. Sie wartet gleich mit mehreren Superlativen auf: der nördlichsten Kathedrale, der nördlichsten Brauerei und dem nördlichsten botanischen Garten der Welt. Aber nicht nur das macht Tromsø so beliebt. Es gibt mehr Clubs und Kneipen pro Kopf als in jeder anderen norwegischen Stadt. Das verdankt die Stadt einem weiteren Superlativ: der nördlichsten Universität der Welt.
Im Sommer ist Tromsø 24 Stunden lang am Tag voller Leben. Sobald der erste Schnee fällt, schnallen die Einheimischen ihre Skier oder Schneeschuhe an, verlassen die Stadt, um einen Blick auf die spektakulären Nordlichter zu erhaschen.
Norwegens Hauptstadt erfindet sich immer wieder neu und zielt schon seit langem darauf ab, ein weltbekanntes Kulturzentrum zu werden. Längst platzt die Stadt mit hervorragenden Museen und erstklassigen Kunstgalerien aus allen Nähten. Inzwischen gibt es dazu noch ein gletscherweißes Opernhaus, das sogar Sydney neidisch macht. Und das ist nur der Beginn eines ehrgeizigen Großprojekts, das die Hafenstadt in den nächsten zehn Jahren verändern wird. Schon jetzt ist Oslo eine der angesagtesten Städte Skandinaviens.
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Schaut ihn euch doch hier einmal an.
Deutsche Fassung: Ines Wagner
Original-Artikel: Lonelyplanet.com