PortugalNicht nur für Romantiker - ein Wochenende im portugiesischen Sintra

Das märchenhafte Städtchen Sintra liegt kaum eine Stunde von Lissabon entfernt. Wir verraten, warum es das Ziel eines perfekten Wochenendausfluges ist.

Verliebt in Portugal? Nicht nur Lissabon und Porto sind reizvolle, ungewöhnliche Städte. Wer es noch etwas ruhiger mag, wird sich vor allem in Sintra verlieben. Nur 45 Minuten mit dem Zug nordwestlich von Lissabon gelegen, ist die märchenhafte Stadt voller Geschichte und beeindruckender Architektur. Die Perle an der nahegelegenen Küste gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Egal, ob man in Lissabon geschäftlich unterwegs ist oder im Urlaub von Porto aus das Land Richtung Süden erkundet, die hübsche, kleine Stadt ist ein reizvoller Wochenendausflug.

 

Freitag Abend

Wer mit dem Zug anreist, kommt auf dem Weg vom Bahnhof zum historischen Zentrum Sintras am Waffenbrunnen vorbei. Ein kurzer Fotostopp lohnt sich. Der stattliche Brunnen ist mit den typischen portugiesischen Fliesen bedeckt und gibt den Besuchern eine erste Idee vom starken maurischen Einfluss auf die Stadt. Der ganze Weg ins Zentrum ist von Kunstinstallationen gesäumt.

Auf dem Weg leuchtet der weiß getünchte Palácio Nacional de Sintra den Besuchern entgegen. Da man sich für einen Besuch etwas Zeit nehmen sollte, lohnt sich diese Erkundung am Freitag nur, wenn man noch rechtzeitig vor der Schließung ankommt. Die malerischen Straßen der Altstadt laden mit zahlreichen Geschäften, Cafés und Bars zum Bummeln und Flanieren ein. Wenn sich der Hunger einstellt, lockt beispielsweise die gemütliche Weinbar Romario de Baco mit authentischer portugiesische Küche und lokalen Weinen. Wer nach dem Abendessen noch Lust auf Cocktails hat, kehrt in die Byron Bar ein, die neben ihren Drinks auch für ihre traditionelle portugiesische Musik bekannt ist.

Samstag Morgen

Ausgeschlafen? Für ein herzhaftes Frühstück reichen meist ein paar Schritte zu Fuß. Überall gibt es freundliche und gemütliche Cafés. Bekannt für leckere Backwaren ist beispielsweise das Cafe Saudade. Sollte das für einen Fußmarsch zu weit entfernt sein, lohnt sogar ein Taxi. Wer nichts Spezielles sucht und sich stattdessen durch die historische Altstadt treiben lassen möchte, schlendert einfach entlang der vielen Cafés und lässt sich nach Gusto nieder. Im Zentrum kann man überall Pastéis de Nata, die beliebtesten Blätterteig-Puddingtörtchen der Nation, probieren.

Für die frühen Vögel unter den Besuchern Sintras ist der Samstagmorgen der perfekte Zeitpunkt, um den Santa Maria Trail vom historischen Zentrum hinaus zum Castelo dos Mouros zu wandern. Wer es entspannter möchte, nimmt einfach den Touristenbus 434 oder ein Taxi zu dieser imposanten maurischen Festungsanlage aus dem achten Jahrhundert. Der Spaziergang durch die Gemäuer bietet einen schönen Blick auf das Tal und die Stadt.

Neben der maurischen Burg befindet sich der Palácio Nacional da Pena. Der skurrile Palast mit seinen gelben und orangefarbenen Fassaden, die mit blauen portugiesischen Fliesen bedeckt sind, gilt den meisten Besuchern als das Wahrzeichen Sintras. Die ganze Anlage gleicht einem verrückten Konfekt aus Zwiebeltürmen, maurischen Toren, sich windenden Wendeltreppen und zinnenartigen Türmen in Rosa und Zitronentönen. Es gilt als der größte Ausdruck der Romantik des 19. Jahrhunderts in Portugal und wurde inspiriert von den Burgen Stolzenfels und Rheinstein sowie dem Potsdamer Schloss Babelsberg. Auch die Palastgärten sind einen Besuch wert. Das extravagante Interieur strotzt vor kostbarem Meissener Porzellan, portugiesischen Möbeln, Trompe l'œil Wandgemälden und drallen Nymphen.

Samstag Nachmittag

Wer hinwärts den Bus oder ein Taxi direkt zum Palácio Nacional da Pena genommen hat, kann jetzt den Rückweg zu Fuß über die maurische Festung nehmen und entlang des Santa Maria Trails zurück ins historische Zentrum gehen. Bergab ist die Tour weit weniger anstrengend als hinauf. Auf dem Weg liegen einige archäologisch interessante Stätten und Aussichtspunkte.

Wer Lust auf ein spätes Mittagessen hat, legt einen Stop im Tascantiga ein. Im Freien kann man sehr gemütlich sitzen und sich ein wenig von der Wanderung und den Burg- und Schlossbesichtigungen ausruhen. Das Tapas-Menü und die typischen Weine sind genau die richtige Stärkung. Nach dem Mittagessen laden die zahlreichen kleinen Geschäfte der Altstadt zum Bummeln ein. Neben einigen kitschigen Souvenirshops gibt es vor allem hübsche kleine Läden ortsansässiger Künstler und Handwerker, wo man von Gemälden bis zierlichen Vintage-Fliesen lauter schöne Dinge finden kann. Auch ein Blick auf die reich verzierten Fassaden in der Fußgängerzone und in den kleinen Seitenstraßen lohnt sich.

Samstag Abend

Keine Reise nach Portugal ist vollständig, ohne die berühmte Fado-Musik zu hören. In Sintra ist es der hinter dem Bahnhof gelegene Restaurant-Nachtclub Sinistra, der scharenweise die Liebhaber des Fado anzieht. Immer freitags und samstags gibt es dort Abendessen, Drinks und Livemusik.

Wer den Abend am Meer verbringen möchte, schnappt sich ein Taxi und fährt an die nahe Küste, um während des Abendessens den Sonnenuntergang zu genießen. Das Restaurant Nortada wird im Michelin Führer empfohlen und ist berühmt für seine frisch gefangene Meeresfrüchte mit Blick auf das Meer. Nach dem Abendessen lockt ein Spaziergang entlang des Strandes und dann geht es wieder zurück in die Altstadt auf einen Schlummerdrink.

Sonntag Morgen

Wer jetzt Lust auf mehr Meer hat, fährt am nächsten Morgen gleich wieder zum Frühstück hinaus - ins Angra. Ist es nicht herrlich, bei einem duftenden Kaffee und portugiesischem Frühstück auf den Atlantik zu schauen und danach mit den bloßen Füßen am Strand entlangzulaufen, bevor man ins Landesinnere zurückfährt?

Nach dem Frühstück lohnt sich ein Besuch der Quinta da Regaleira, einem bemerkenswerten Palast etwas außerhalb des historischen Zentrums. Obwohl der Pena-Palast auf den ersten Blick schillernder wirkt, verdient Quinta da Regaleira mehr Zeit. Die Innengestaltung des Palastes ist wunderschön, aber noch spannender ist seine Architektur. Von prächtigen Gängen und Türmen bis hin zu unterirdischen Geheimgängen und Tunneln ist der Ort ein echtes Wunderland.

Sonntag Nachmittag

Ein schöner Abschluss des Wochenendes in Sintra ist die Rückkehr ins historische Zentrum mit seinen malerischen Cafés. Wer noch nicht zu Mittag gegessen hat, kann jetzt im Tulhas vorbeischauen. Der umgebaute, ehemalige Getreidespeicher bietet neben liebenswerter Gemütlichkeit viele Köstlichkeiten aus der traditionellen portugiesischen Küche.

Noch nicht genug gesehen? In der Nähe des Zentrums von Sintra befinden sich mehrere Museen, darunter das Museu Anjos Teixeira, das voller Skulpturen des gleichnamigen Vater-Sohn-Bildhauerduos ist, zwei der größten Bildhauer Portugals. Die meisten Stücke stammen von Pedro Augusto (1908-97), dem Sohn, der größeren Erfolg hatte als sein Vater Artur Gaspar und mit dem Neorealismus der 1940er Jahre verbunden war.

Ebenfalls interessant ist das News Museum Lisboa-Sintra mit interaktiven Stationen zum Schwerpunkt Journalismus. Etwas außerhalb des Zentrums befindet sich das Museu das Artes de Sintra, das eine der größten privaten Sammlungen zeitgenössischer Kunst der Welt beherbergt.

Der Spaziergang entlang der kunstvollen, von Bäumen gesäumten Straße zurück zum Bahnhof bietet die Gelegenheit zu einem Resümee all des erstaunlichen, in dieser kunstvollen Stadt Erlebten.

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Original-Artikel: Jennifer Prince/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

 

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