Unberührte Landschaften, sagenhafte Tierwelt und unvergessliche Outdoor-Abenteuer. Für all das steht der Nahe Osten - wir zeigen, wo man sie erleben kann.
Vielen ist der Nahe Osten nur aus den Nachrichten bekannt, aus nicht immer durchweg positiven Schlagzeilen - allerdings vollkommen zu Unrecht. Denn es gibt für Reisende traumhafte Landschaften zu erkunden und unvergesslich schöne Abenteuer zu erleben. Nicht umsonst gilt der Nahe Osten als die Wiege der Zivilisation westlich des Hindukusch. Die Faszination, die diese Gegend auf abenteuerlustige Menschen und Naturliebhaber ausübt, ist ungetrübt. Reisenden bietet sich eine reiche Mischung aus einzigartiger Antike, gelebter Tradition, blühender Moderne sowie traumhafter Ursprünglichkeit und geheimnisvoller Wildnis.
Der eindrucksvollste Weg, auf dem sich Jordanien hautnah erkunden lässt, ist der 650 Kilometer lange Jordan Trail, der entlang der sich ständig ändernden Landschaft von Umm Qais im Norden des Landes bis Aqaba im Süden verläuft. Die Route ist teilweise markiert und in acht Abschnitte unterteilt. Die komplette Wanderung dauert etwa 36 Tage. Der Trail führt an 52 Dörfern und allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei, zu denen die berühmte Felsenstadt Petra und die mondähnliche Landschaft der faszinierenden Wüste Wadi Rum gehören. Die Strecke führt entlang der byzantinischen Ruinen von Mar Elias, das als Geburtsstätte des gleichnamigen Propheten gilt, und am muslimischen Schloss in Kerak vorbei, das aus dem 12. Jahrhundert stammt. Sehenswert sind auch die uralten Olivenbäume von Carakale.
Wandern ist in Israel und in den Palästinensischen Gebieten der beste Weg, den Massen der großen Städte zu entkommen und das Land lieben zu lernen. Von der kobaltblauen Küste bis zu riesigen Wüsten im Süden und den terrassenförmig angelegten Olivenhainen über dem Fluss Jordan bietet sich den Besuchern eine atemberaubende landschaftliche Vielfalt. Das Faszinierendste daran: Mit jedem Schritt treten die Besucher förmlich in die Fußstapfen von Abraham, Moses und Jesus.
Über 16.000 Kilometer gut gepflegte Wanderwege durchziehen das biblische Land. Der längste und aufregendste unter ihnen ist der Israel National Trail, der vom Golf von Aqaba im Süden bis nahe der libanesischen Grenze geht. Im Westjordanland führt der Masar Ibrahim al-Khalil, auch Abraham-Pfad genannt, Wanderer von sanften grünen Hügeln hin zu Wüstenklöstern bis in die Wildnis im Süden, während er dabei zahlreiche palästinensische Ortschaften verbindet.
In Saudi-Arabien können Wanderer das Naturwunder Wadi Tayeb Al Ism, das sogenannte Tal des Moses, durchqueren. Der sandige Wanderweg beginnt in der Nähe der Küste des Roten Meeres und schlängelt sich durch den 600 Meter hohen Canyon.
Libanons Wanderwege und die zahlreichen Pfade der Esel, die seit Jahrtausenden in den Berghängen existieren, haben ein enormes Trailrunning-Potential geschaffen. Nirgendwo läuft es sich besser als auf dem 470 Kilometer langen Libanon Mountain Trail. Er gilt als Vorzeigeprojekt des Umweltschutzes und widerspiegelt zugleich den bürgerlichen Stolz in einem Land, das seit langem unter Korruption und Sektierertum leidet. Auf der Strecke, die wie eine Wirbelsäule das Land durchquert, bieten sich prachtvolle Gipfel, versteckte Täler und einladende Dörfer.
Jordanien besitzt eine Gaudí-artige Sandsteinarchitektur, die wie der Rumpf eines überwinternden Tieres aus dem Schlick herausragt. Diese Landschaft juckt Kletterern geradezu in Händen und Füßen erweckt den Wunsch, die Jebels (Berge) des Wadi Rum hinaufzuklettern. Kein Wunder, dass dieser Ort auf echte Sportkletterer einen unwiderstehlichen Sog ausübt. Vom höchsten Gipfel des Jebel Um-Adaami aus bietet sich ein atemberaubender Blick nach Saudi-Arabien. Auf unterschiedlichen Beduinenrouten lässt sich der Jebel Rum hervorragend besteigen. Besonders beliebt ist auch die steile, seilunterstützte Klettertour zur viel fotografierten Burdah-Brücke auf dem Jebel Burdah, dem größte der drei Felsbögen von Rum. Die "Burdah Rock Bridge" überragt um etwa 80 Meter die Felsen der Umgebung.
Libanesische Kletterer haben ihre eigenen Touren in den Kalksteinfelsen entwickelt, von denen sich die besten in Tannourine befinden. Das abgelegene Tal ist von reicher Geschichte geprägt, von freundlichen Einheimischen bewohnt und mit vielen klettertauglichen Felsen gesegnet.
Das 800 Meter tiefe Wadi Mujib durchschneidet die Wüstenlandschaft Jordaniens in der Nähe des Toten Meeres. Hier kann man Stunden, sogar Tage mit Canyoning verbringen, durch die Felsen gleiten und sich durch diese wasserreiche Schlucht navigieren, die sich beeindruckende 410 Meter unter dem Meeresspiegel befindet.
Die weite Landschaft Israels schreit förmlich nach einem Mountainbike. Es gibt Hunderte von Kilometern schönster Singletrails unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Besonders beliebt sind der Israel Bike Trail im Süden und der Sugar Trail, der von Jerusalem bis zum Toten Meer führt.
Im Westen Ägyptens liegt die Weite der Sahara. Verlangsamt auf den alten Rhythmus der Karawane, kann man auf dem Rücken von Vierbeinern schnell dem Gefühl erliegen, vom Sand und von der Zeit verschluckt zu werden. Der Trip mit Kamel oder Pferd führt zu den Toren einer Stadt heraus, die den individuell gewählten Startpunkt bildet. Das kann beispielsweise Siwa im Norden mit seiner zerfallenden Festung sein oder Al-Kharga, Dakhla und Bahariya im Süden. Während man die kaum erkennbaren Karawanenwege über den sich stetig verändernden, vom Wüstensand verwehten Boden beschreitet, verbindet man auf der Tour wichtige Oasen. Genau so, wie es schon vor mehr als zweitausend Jahren Händler und Reisende taten. Dort draußen, jenseits des letzten Außenpostens menschlicher Behausungen, ist die Wüste voller stiller Wunder und Kontraste, Beständigkeit und Vergänglichkeit. Die grenzenlose Weite der Sandlandschaft lässt jegliche Dimensionen üblicher Alltagssorgen und Probleme verblassen.
Es ist mehr als hundert Jahre her, seit Lawrence von Arabien die Wüste im Tal des Mondes, dem Wadi Rum, durchquert hat. Der Gedanke, mit Kamel oder Pferd über den blutroten Sand der fast surrealen Landschaft zu reisen, ist immer noch verlockend. Die meisten Touren mit Pferden oder Kamelen beginnen am Eingang zu diesem UNESCO-Weltkulturerbe, wo Beduinenführer im Schatten orangefarbener Felsen ein Camp für halb- bis mehrtägige Touren aufgeschlagen haben.
Das spektakuläre “Blue Hole” auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel ist nicht nur einer der besten Tauchplätze im Nahen Osten. Es ist auch einer der berühmtesten weltweit - und der gefährlichsten. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt öffnet sich der Meeresboden zu einem 94 Meter tiefes Loch im Dach des Küstensaumriffs, von dem der Volksmund sagt, dass ein Fluch auf ihm liegt. Der Legende nach hat sich an dieser Stelle eine junge Frau im Meer ertränkt, um einer arrangierten Ehe zu entkommen. Ein horizontaler Tunnel, der auf einer Länge von 26 Metern durch das Riff zum offenen Meer führt, hat diesem Ort den makabren Namen "Taucherfriedhof" eingebracht. Sein Eingang befindet sich auf 56 Meter Tiefe - weit tiefer, als die Möglichkeiten des Freizeittauchens es erlauben. Die Versuchung, den Tunnel trotzdem zu erkunden, hat mehr als 40 Menschen das Leben gekostet. Diejenigen jedoch, die sich an die Grenzen des Sporttauchens halten, werden einen sensationellen Ort vorfinden, der so sicher ist wie jeder andere Tauchspot.
Wer sich für Wracktauchen interessiert, wird ebenfalls in ägyptischen Gewässern des Roten Meeres belohnt. Zum ehemaligen britischen Versorgungsschiff SS Thistlegorm führt ein Wracktauchgang von Weltklasse. 1941 versenkt, lag es ungestört auf 30 Metern Tiefe, bis Jacques Cousteau es 1956 entdeckte. Teile des 131 Meter langen Rumpfes wurden entfernt, um das Innere des Schiffes und eine Fülle von Reliquien aus dem Zweiten Weltkrieg zu enthüllen. Darunter befinden sich Munition, Gewehre, Motorräder, Lastwagen und sogar Eisenbahnwaggons.
Jordanien bietet Tauchern in seinen Gewässern eine herrliche Kavallerie bunter Korallen, beispielsweise im Aqaba Marine Park. Außerdem lassen sich dort beim Tauchen Meeresschildkröten, blau gefleckte Rochen, Schnapper, Barrakudas und sogar Feuerfische beobachten. Zudem gibt es mehrere Schiffswracks und sogar einen verunkenen M42-Panzer zu entdecken.
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Original-Artikel: Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner