Spanien ist reich an großartigen Nationalparks - und nun noch um einen reicher. Die atemberaubend schöne, ruhige Sierra de las Nieves in Andalusien ist neu hinzugekommen.
Nordwestlich des sonnigen Málaga und südöstlich der weißen Stadt Ronda in der Nähe von Marbella erstreckt sich im äußersten Süden Spaniens die Sierra de las Nieves. Seit über sechs Jahren steht die Region kurz davor, ein Nationalpark zu werden. Nach langer Vorfreude und ganz zu schweigen von einigen COVID-19-Verzögerungen, vor allem aber dank des Engagements der ortsansässigen Kommunen, gab es nun endlich die offizielle Genehmigung. Der Parque Nacional Sierra de las Nieves ist der 16. Nationalpark Spaniens, der dritte in Andalusien und der erste in der Provinz Málaga. Es gibt begründete Hoffnungen, dass seine Einrichtung erheblich zur Wiederbelebung der ländlichen Region beitragen wird.
Im Winter ist das dünn besiedelte Bergland oft von einer zauberhaft glitzernden Schneedecke überzogen und mit einer Fläche von 201 Quadratkilometern seit 1989 ein geschützter Naturpark. Gut die Hälfte davon ist seit fünfundzwanzig Jahren bereits ein Unesco-Biosphärenreservat. In dem nun neu ausgerufenen Nationalpark leben rund 1.000 Steinböcke, Rehe, Otter und unterschiedliche Greifvögel, darunter zahlreiche Steinadler. Beeindruckend sind die wogenden Eichen- und Korkwälder, vor allem jedoch ist der Nationalpark für seine Wälder aus den seltenen, uralten Pinsapos bekannt. Diese Art spanischer Tannen sind Relikte aus der Eiszeit auf der Iberischen Halbinsel, die nur noch in drei Gebieten Südspaniens und in Nordmarokko vorkommen. Der berühmteste unter ihnen ist der Pinsapo de las Escaleretas, der zwischen 350 und 550 Jahre alt sein soll.
Der mit Spannung erwartete dritte Nationalpark Andalusiens umfasst jetzt stattliche 230 Quadratkilometer des zerklüfteten Gebirges von Málaga. Die Gelder werden in neue Besucherzentren, Fremdenverkehrsbüros und andere Infrastrukturen investiert, um einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Tourismus zu entwickeln, der auch der lokalen Bevölkerung zugute kommt. Besucher können vielfältige Wanderungen unternehmen. Die Touren führen beispielsweise auf den höchsten Gipfel der Sierra de las Nieves, den Torrecilla mit 1.919 Metern, oder auf unterschiedlichen Strecken durch die beeindruckenden Pinsapo-Wälder. Aber auch Radfahren, Mountainbiking, Klettern, Höhlenwandern, Kajakfahren, Reiten und Canyoning sind lockende Abenteuer im neuen Nationalpark. In den beschaulichen, weiß getünchten Dörfern Tolox, Monda, El Burgo, Yunquera und Istán finden sich Ruinen von Festungsanlagen und andere historische Überreste, die das Leben in dieser Gegend bis in die Zeit der Phönizier zurückverfolgen lassen.
Die Sierra de las Nieves gesellt sich zu zwei anderen beliebten andalusischen Nationalparks. Zum einen ist da Granadas Parque Nacional Sierra Nevada, in dessen Mittelpunkt der höchste Berg des spanischen Festlands steht, der Mulhacén mit seinen 3.479 Metern. Der andere Park ist der Huelvas Parque Nacional de Doñana, der für seine glitzernden Guadalquivir-Feuchtgebiete und die vom Aussterben bedrohte iberische Luchspopulation berühmt ist, die glücklicherweise langsam wieder anwächst. Mit diesem Neuzugang ist Andalusien nach den Kanarischen Inseln die zweitgrößte Region Spaniens, was die Anzahl der Nationalparks betrifft.
Der erste Nationalpark Spaniens wurde bereits 1918 gegründet: der Parque Nacional de la Montaña de Covadonga, in den zerklüfteten, von Seen gesprenkelten Picos de Europa, die sich über Kantabrien, Asturien und Kastilien und León im Norden des Landes erstrecken. Mit Stand Mitte 2021 gibt es elf Nationalparks auf dem spanischen Festland - einschließlich des inzwischen in Parque Nacional Picos de Europa umbenannten Parks. Dazu kommen vier auf den Kanarischen Inseln und einer auf den Balearen, die zusammen mehr als 4.000 Quadratkilometer wildes Terrain schützen und jedes Jahr über 15 Millionen Besucher empfangen. Bis die Sierra de las Nieves die neue Krone für sich beanspruchte, war der erst 2013 gegründet Parque Nacional de la Sierra de Guadarrama nördlich von Madrid der jüngste Nationalpark, während der Parque Nacional del Teide auf Teneriffa mit mehr als drei Millionen Besuchern pro Jahr der meistbesuchte ist. Weitere Informationen über die Sierra de la Nieves finden sich auf der offiziellen Website und auf der Seite der Junta de Andalucía über geschützte Parks.
Die ganze Schönheit des spanischen Südens zeigt unser Reiseführer "Lonely Planet Andalusien". Schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Isabella Noble/Lonely Planet International
Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner