Reisen vom Sofa ausSo beginnen die schönsten Reisen zu Hause im Kopf

Die Coronakrise fesselt uns an unsere vier Wände. Auf das Reisen muss man aber nicht verzichten. Es findet nur im Kopf statt - mit Vorfreude auf die Zeit danach.

 

Wenn man von Reisefieber gepackt ist und nichts lieber möchte, als endlich zu starten, ist es umso schwieriger, zu Hause festzusitzen. Dabei kann genau diese Lust zum Verreisen jetzt der schönste Feind der Langeweile oder des Höhlenkollers sein. Wir reisen ganz einfach im Kopf - und verleben unsere schönsten Ferien daheim. Laut dem Psychologen und Nobelpreisträger Daniel Kahneman gibt es einige Tricks, die dabei helfen, notwendige Einschränkungen leichter zu akzeptieren, die aktuelle Reisepläne vorerst vereiteln: Wir reisen mit unserem Verstand, nicht mit dem Körper.

 

Tatsächlich haben unsere Erinnerungen längerfristig einen viel größeren Einfluss darauf, wer wir sind, als unser unmittelbares Erleben, meint Kahneman. Deshalb seien wir auf Dauer auf das "Erinnern an uns selbst" angewiesen. Für denjenigen, der diese Wahrheit erkennt und akzeptiert, eröffnet sich eine Welt der Möglichkeiten, um mit dem Geist genauso viel zu reisen wie physisch mit dem Körper. 

 

Wer also aufgrund von Epidemien wie der aktuellen durch das Coronavirus, oder aber auch durch Geld-, Zeit- oder Energiemangel oder durch andere Reisebeschränkungen nicht verreisen kann, findet sicher in einem dieser folgenden praktischen Tipps Inspirationen für den "Urlaub daheim".

 

Liste der Reiseziele aktualisieren

Wenn es ums Reisen geht, hat jeder seine persönliche Hitliste im Kopf, die er gern nach und nach abhaken möchte. Da sich jedoch die Interessen mit dem Alter und der Erfahrung ändern, lohnt es sich auch, diese Liste einmal wieder zu hinterfragen. Hat sie so noch ihre Gültigkeit oder aber sind diese Ziele vielleicht gar nicht mehr so wichtig? Jetzt ist die perfekte Gelegenheit, die zukünftigen Reisepläne einmal auf den Prüfstein zu stellen, neue Prioritäten zu setzen und Wunschziele, die sich inzwischen vielleicht überholt haben, auch einmal von der persönlichen "Bucket list" zu streichen. 

 

Was auch Spaß macht: die Ziele, die man bereits besucht hat, einmal auf dem Globus oder einer Weltkarte zu markieren. Egal, ob man jetzt die alte Liste abhakt und bereinigt, oder gleich eine neue verfasst: Es fühlt sich befriedigend an und steigert die Vorfreude auf neue Abenteuer.

 

Die nächste Reise planen

Laut wissenschaftlicher Studien kann das Vorwegnehmen eines Abenteuers genauso berauschend sein wie die tatsächliche Reise. Wer jedoch nicht plant, hat auch nichts, worauf er sich freuen kann. Auch wenn es die momentane Situation möglicherweise nicht erlaubt, konkrete Reisedaten zu fixieren, kann man jetzt zumindest die nächste Reiseroute bereits zusammenstellen und recherchieren, was man dann vor Ort alles sehen und erleben möchte. Mithilfe von Satellitenansichten und unterschiedlicher Online-Reiseführer lässt sich die zukünftige Urlaubsreise bereits mit vielen Details konkretisieren. Vielleicht ist auch jetzt gerade der beste Zeitpunkt, eine besonders knifflige Reise zu planen, die einen größeren Rechercheaufwand verlangt?

 

Mit allen Sinnen reisen

Es hat früher schon geklappt: Wer hat sich nicht beim Lesen inmitten krächzender Papageien durch den Dschungel auf der "Schatzinsel" gekämpft oder gemeinsam mit Captain Jack Sparrow Abenteuer erlebt? Die Fantasie zu exotischen Reisen wurde schon immer durch Abenteuerbücher, Reiseführer, Filme und auch durch Musik beflügelt. Nicht zuletzt erwecken exotische Gerichte die Erinnerungen an Erlebtes und die Lust zu neuen Reisen. Das lässt sich zu Hause prima arrangieren: Man wählt gemeinsam ein Sehnsuchtsland aus, kocht dessen Speisen nach und beendet den Abend mit einem Film, der dort handelt, oder mit Erzählungen, Fotos, Erinnerungen, Musik und Tanz. Mit anderen Worten, mentale Roadtrips können fast so beglückend sein wie physische.

 

Sich neu orientieren

Reisen schafft neue Erfahrungen, neue Blickwinkel und Perspektiven. Weil uns das Fremde magisch anzieht und das, was wir neu hinzulernen, beglückt, lieben wir das Reisen. Man muss jedoch gar nicht zwangsweise die unmittelbare Umgebung verlassen, um diesen Effekt zu erreichen. Ein Spaziergang, eine Tageswanderung oder ein Nachmittagsausflug in ein weniger vertrautes Viertel der eigenen Stadt, kann ebenfalls neue Horizonte öffnen. 

 

"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah", fragt eine alte Volksweisheit. Meist kennen wir uns am anderen Ende der Welt besser aus als bei den Sehenswürdigkeiten in der nahen Umgebung. Weil man die ja immer noch sehen kann, schiebt man sie auf. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt? Abhängig von den aktuellen Beschränkungen können diese Möglichkeiten im Augenblick variieren, aber wer sich nie auf den Weg macht, wird die Schätze in der Nähe vielleicht nie entdecken.

 

Neue Fähigkeiten erlernen

Es besteht kein Zweifel: Reisen fordert unsere Fantasie und lehrt uns viele neue Dinge. Vor allem verändert es unseren Blick auf die Welt und erweitert unser Weltverständnis. Aber warum bis zur nächsten Reise warten? Es gibt vieles, was man bereits von zu Hause aus tun kann. Wie wäre es zum Beispiel, jetzt mit sich selbst einen kleinen Vertrag abzuschließen und sich dazu zu verpflichten, für die nächste Reise bereits die Sprache des Ziellandes zu lernen?

 

Es gibt jede Menge Tutorials und Online Kurse, die sich perfekt zum Lernen eignen, wenn man im Augenblick nicht das Haus verlassen kann. Eine andere Möglichkeit ist, sich jetzt bereits intensiver mit der Geschichte, Kunst und Kultur des nächsten Reiselandes vertraut zu machen.

 

Offline sein und abschalten

Schon fast wie ein Urlaub: Digital Detox. Einfach ab und an mal offline gehen und eine Pause einlegen, statt ununterbrochen die digitalen Nachrichten auf den sozialen Netzwerken zu verfolgen. Den Schönheiten der Natur viel näher und damit auch der Philosophie des Reisens ist man, wenn man sich Zeit für einen Spaziergang nimmt und die Landschaft mit ihren Geräuschen und Gerüchen aufnimmt. Frische Luft, Sonnenschein im Gesicht, der Gesang von Vögeln oder das Rauschen der Bäume hilft uns abzuschalten. Freilich, nichts kann dauerhaft das Reisen an fremde Orte ersetzen. Aber der Geist und die Fantasie sind wirkmächtige Kräfte, mit denen sich mindestens die Hälfte des Weges zurücklegen lässt, bevor man die eigentliche Reise antritt.

 

Die weltweite Verbreitung des COVID-19-Virus hat eine Ausnahmesituation für Reisende geschaffen. Solange es Reisebeschränkungen gibt, sollten wir gemeinsam die lokalen Unternehmen und die Kultur der eigenen Region unterstützen.

 

Lonely Planet Reiseführer "Das Universum"

Eine Reise im Kopf hat einen Vorteil: Es gibt keine Grenzen! Also warum nicht zum Mars und zurück reisen? Oder - think big - zu einer anderen Galaxie. Schau die den Reiseführer ins Universum doch hier einmal an. 

 

Original-Artikel: Blake Snow/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

 

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