Unendlich weite Landschaft, skurrile Felsformationen, türkisblaue Lagunen und atemberaubende Gletscher – das ist Patagonien! Per Roadtrip geht es an den südlichsten Zipfel Südamerikas. Buchstäblich bis ans Ende der Welt.
Du suchst dieses Gefühl von endloser Freiheit, von unberührter Natur fernab des Trubels und der Zivilisation? In Patagonien bist du richtig! Die südlichste bewohnte Region der Welt liegt am unteren Ende des südamerikanischen Kontinents und wird geteilt von Chile und von Argentinien. Dort, wo die mächtige Bergkette der Anden zu ihrem Ende kommt und dort, wo die Antarktis in scheinbar greifbarer Nähe liegt.
Die weiten, menschenleeren Landschaften werden vor allem von Hunderten Schafen oder Guanakos – den wilden Verwandten der Lamas – dominiert. Dieser Roadtrip bringt dich vom Torres del Paine Nationalpark über einen der größten Gletscher der Welt zu skurril anmutenden, schneebedeckten Gipfeln mit eisblauen Lagunen bis zu Königspinguinen auf dem sagenumwobenen Archipel Feuerland.
Schnall‘ dich an! Am besten auch außerhalb des Wagens, denn es geht garantiert windig zu.
In den rauen Weiten des berühmten Torres del Paine Nationalparks schlägt Patagoniens wildes Herz. Hier offenbart sich ein wahres Paradies für Naturliebhaber und Abenteuerlustige. Hunderte kraftvolle Wanderer absolvieren hier jedes Jahr die populären Mehrtagestreks (O & W-Circuit), die du etappenweise auch in Form von Tageswanderungen absolvieren kannst. Hervorzuheben ist der legendäre Trek zur Base de los Torres, den Namensgebern des Parks. Mit etwas Glück wirst du nach schweißtreibendem Aufstieg mit einem Blick auf die drei dramatischen Granittürme, die sich in einer eisblauen Lagune spiegeln, belohnt.
In dieser unfassbar vielseitigen Landschaft jagt ein Highlight das nächste. Zu Beginn präsentiert sich der ikonische Glaciar Grey, ein massiver Eisriese, der sich majestätisch in die gleichnamige Lagune schiebt und türkisblaues Gletschereis langsam in die Tiefe kalbt. Einen atemberaubenden Panoramablick auf zerklüftete Bergketten und türkisblaue Seen enthüllt der Mirador Cóndor, wo Kondore elegant mit ihren Flügeln über Gipfel gleiten, während du dich im Kampf mit dem peitschenden Wind befindest. Die ungezähmte Kraft der Natur zeigt sich auch in gleich zwei märchenhaften Wasserfällen, dem tosenden Salto Grande oder der Cascada Rio Paine.
Neben den seltenen und überaus scheuen Pumas streifen überall im Nationalpark Füchse und Guanakos durch die Wildnis. Und die starken patagonischen Winde tragen unvergessliche Geschichten von diesen faszinierenden, aber auch fordernden Landschaften in die Weite. Ein mehrtägiger Besuch im Torres del Paine ist Pflicht auf deinem Patagonien Roadtrip.
Reise-Tipp: Beim Fahren in Chile und in Argentinien immer das Licht einschalten!
Kilometer von Punta Arenas bis Puerto Natales: ca. 340 Kilometer
Der nächste Stopp enthüllt ein Erlebnis, welches selbst Weitgereiste in Staunen versetzt – den Perito Moreno Gletscher. Die Vorfreude wächst bereits auf der Fahrt von dem kleinen Städtchen El Calafate. Am liebsten möchte man andauernd anhalten, um ein weiteres grandioses Panorama mit einem Foto festzuhalten.
Mit seiner weiß bis saphirblau funkelnden 70 Meter hohen Eiswand baut sich der Perito Moreno – einer der wenigen nicht schrumpfenden Gletscher der Welt – vor dir auf. Plötzlich ein lautes Donnern! Eismassen kalben platschend in die eisigen Tiefen des Lago Argentino. Die rohe Kraft dieses Kolosses malt den Auftakt zu einem Naturkonzert voller Töne und Farben. Für eine noch intensivere Erfahrung, buche eine Bootstour an die eisige Front oder begib dich mit der richtigen Ausrüstung gar auf eine Wanderung über das ewige Eis des Gletschers.
Zurück in El Calafate laden charmante Cafés und gemütliche Restaurants dazu ein, den Tag mit einem Glas Malbec ausklingen zu lassen. Hier trifft Abenteuerlust auf entspannten Komfort – der perfekte Kontrast an einem der beeindruckendsten Naturwunder Südamerikas.
Reise-Tipp: Am Grenzübergang immer alle Papiere bereit haben und kein Obst oder andere frische Lebensmittel einführen.
Kilometer von Torres del Paine Nationalpark bis El Calafate: ca. 266 Kilometer
Du willst länger in Argentinien bleiben? Dann schnapp‘ dir den neuen Lonely Planet Argentinien!
Ein Mekka für Wanderer aus aller Welt: El Chaltén liegt versteckt in den Ausläufern der Anden, überragt vom majestätischen Granitberg Fitz Roy. Dieser Ort ist der perfekte Ausgangspunkt für eine Vielzahl von wunderschönen Wanderungen durch die patagonische Bergwelt.
Der ideale Einstieg nach einem langen Fahrtag ist der nahegelegene Aussichtspunkt Mirador de los Cóndores. Auch hier kreisen die Kondore und schenken dir einen atemberaubenden Blick auf El Chaltén und die umliegenden Berge – besonders zum Sonnenuntergang. Nichts aber geht über die pittoreske Laguna de los Tres mit ihrem kristallklaren Wasser in sanfter Umarmung der schneebedeckten Felsgiganten. Bis zu diesem unvergleichlichen Ausblick liegen je 11 Kilometer für den Hin- und für den Rückweg vor dir.
Ein weiterer atemberaubender Hingucker ist die Laguna Torre, zu der ein nicht minder malerischer Wanderweg führt. Hier treiben Eisberge auf der Lagune, während der Cerro Torre dramatisch in den Himmel ragt. Von fordernden Gipfeltouren bis zu gemütlichen Spaziergängen: In El Chaltén finden sich Wanderungen für jeden Geschmack. Was nach drei bis vier Tagen in El Chaltén bleibt, ist dieses wohltuende Gefühl, Grenzen überschritten und Ungeahntes erfahren zu haben.
Kilometer von El Calafate bis El Chaltén: ca. 214 Kilometer
Auf einem Patagonien Roadtrip hast du die einmalige Gelegenheit, auf Pinguine zu treffen. Noch dazu auf diverse Arten von Pinguinen.
In der nach dem Entdecker benannten Magellanstraße liegt die Heimat von unfassbaren 120.000 Magellan-Pinguinen. Mit einer Bootsfahrt von Punta Arenas aus erkundet man die Isla Magdalena zu Fuß, die in der Hauptsaison (Oktober bis März) von unzähligen der kleinen Pinguine bevölkert wird. Du erlebst das geschäftige Treiben hautnah, da du auf markierten Wegen direkt durch die Kolonie spazieren kannst – ein Spektakel für Fotografen und Naturfreunde!
Im Parque Pingüino Rey auf der chilenischen Seite von Feuerland hingegen beobachtet man die flugunfähigen Vögel mit Sicherheitsabstand – für die Pinguine wohlgemerkt. Es handelt sich hier nämlich um die einzige Kolonie von Königspinguinen auf dem amerikanischen Kontinent. Erst im Jahre 2008 haben sich die zweitgrößten Pinguine hier in der Bahia Inútil, der nutzlosen Bucht, wieder angesiedelt.
Kilometer von El Chaltén bis zum Parque Pinguino Rey: ca. 702 Kilometer (Zwischenstopp in Puerto Natales empfohlen)
Der beste Begleiter für deine Reise: Zum Lonely Planet Chile
Eingebettet zwischen dem stillen Blau des Beagle-Kanals und den letzten schroffen Gipfeln der Anden liegt Ushuaia. Die südlichste Stadt der Welt zieht als Tor zur Antarktis all jene Reisende und Abenteurer an, die das raue und einzigartige Feuerland erfahren möchten.
Eine wilde Symphonie aus stillen, eisigen Gletscherseen, smaragdgrünen Märchenwäldern und zerklüfteten Küstenstreifen spielt der dazugehörige Nationalpark Tierra del Fuego, der sich bis ans Ende der Welt erstreckt. Buchstäblich! Das Ende des Kontinents – ein Ort, wo die Anden allmählich im Meer versinken. Feuerland – das klingt doch schon wie der Inbegriff des Magischen und des Unbekannten.
Immer noch Budget übrig? Wie wäre es mit einer Bootstour durch den Beagle-Kanal oder gleich einer Antarktisexpedition? Diese starten nämlich in Ushuaia, sind für den Geldbeutel jedoch keine leichte Kost.
Kilometer vom Parque Pingüino Rey bis Ushuaia: ca. 354 Kilometer
Anreise
Weit, weiter, am weitesten. Selbst wenn du bereits in Südamerika unterwegs bist, liegt Patagonien weiter entfernt als du vielleicht glaubst. Um deinem Patagonien Roadtrip näher zu kommen, musst du zunächst in die chilenische Hauptstadt Santiago de Chile oder die argentinische Hauptstadt Buenos Aires reisen. Von dort aus geht’s am besten weiter nach Punta Arenas (Chile), El Calafate oder Ushuaia (Argentinien). Diese Städte dienen als ideale Start- und Endpunkte deines Patagonien Roadtrips. In der Hauptsaison lohnt es sich, bei der Mietwagen- oder Campervan-Buchung früh dran zu sein.
Währung
In Chile wird mit dem Chilenischen Peso bezahlt, in Argentinien mit dem Argentinischen Peso. Kreditkarten werden zwar oft akzeptiert, dennoch empfiehlt es sich, Bargeld für abgelegene Orte oder Campingplätze in der Tasche zu haben.
Mit dieser Planung steht deinem Patagonien Roadtrip absolut nichts mehr im Wege!
Text: Henrik Röttgers