Das Best in Travel 2024 Reiseland Chile hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben – und das ist nicht der einzige Grund, warum sich eine Reise lohnt.
Im Land der Vulkane, Gletscher und Fjorde, Salzwiesen und Regenwälder liegt mit einem neuen Präsidenten und einer auf Gleichberechtigung ausgerichteten Verfassung der Wandel in der Luft. In Santiago entdecken die Küchenchefs das Potenzial heimischer Zutaten und die chilenischen Winzer setzen auf einen ökologischen Weinanbau. Die Osterinsel Rapa Nui plant eine nachhaltige Zukunft und in Patagonien wird die Artenvielfalt durch Wiederaufforstung wiederhergestellt. Chile hat so viel Spannendes zu bieten, dass es von Lonely Planet zum Best in Travel 2024 Reiseland gekürt wurde.
Mit den hoch aufragenden Anden im Osten, dem stürmischen Pazifik im Westen, den patagonischen Fjorden im Süden und einer riesigen Wüste im Norden ist Chile ein abwechslungsreicher Naturspielplatz, von dem Abenteuerlustige seit jeher träumen. Doch das kleine südamerikanische Land hat auch pulsierende Städte, geheimnisvolle Inseln und hügelige Weinanbaugebiete mit Weingütern von Weltrang zu bieten. Diese 10 Orte sollte sich niemand auf einer Reise nach Chile entgehen lassen.
Wenn die grüne Oase von San Pedro am ansonsten kargen Horizont der Atacama-Wüste auftaucht, wirkt sie zunächst fast wie eine Fata Morgana. Doch wenn man sich durch die engen Gassen des kleinen Dorfes bewegt, wird schnell klar: Hinter den spindeldürren Chañar-Bäumen versteckt sich ein Urlaubsort, der gut betuchte Jetsetter ebenso anzieht wie passionierte Rucksacktouristen. Gleich hinter San Pedro liegen mondähnliche Täler, schneebedeckte Vulkane, hohe Sanddünen, uralte Felszeichnungen, dampfende heiße Quellen und Lagunen voller Flamingos. Hier könnte man eine ganze Woche verbringen, ohne sich im Mindesten zu langweilen. Wer Superlative liebt, sollte sich die höchsten Geysire der Welt und ALMA, das größte astronomische Observatorium, nicht entgehen lassen.
Tipp von den Locals: Die Höhenlage nicht unterschätzen und es langsam angehen lassen. San Pedro liegt bereits auf 3.159 Metern. Besser in niedrigeren Regionen starten und sich die weiter oben in den Anden gelegenen Attraktionen wie die Geysire von El Tatio für die letzten Tage aufheben.
Die kleine vulkanische Landzunge inmitten des riesigen Pazifischen Ozeans ist weltweit bekannt für die 887 monolithischen Statuen, die ihre azurblaue Küste bewachen. Die Locals nennen sie Moai. Das Rätsel, wie das uralte Volk der Rapa Nui in der Lage war, solch gewaltige Bauwerke zu errichten und zu bewegen, faszinierte Reisende schon immer. Doch die Insel ist mehr als ein archäologisches Freilichtmuseum. Man kann einen Abend bei polynesischer Musik in einer einheimischen Tanzshow verbringen, unter Palmen am Anakena Beach dösen und in den Restaurants von Hanga Roa Thunfisch-Ceviche essen – alles vor dem Hintergrund orangerot leuchtender Sonnenuntergänge über dem Pazifik.
Tipp von den Locals: Drei Tage sind das absolute Minimum, um alles zu sehen. Empfehlenswert ist eine ganze Woche, um nicht nur die archäologischen Stätten zu besichtigen, sondern auch zu schnorcheln, zu schwimmen und die polynesische Kultur zu genießen.
Chiles pulsierende Hauptstadt ist ein kulturelles Kraftzentrum mit einem historischen Stadtkern voller Museen von Weltrang, prächtigen Theatern und palmengesäumten Plätzen. Zu den beliebtesten Vierteln gehören Barrio Yungay (Straßenkunst), Barrio Italia (Shopping), Lastarria (Bummeln), Providencia (Unterkünfte) und Vitacura (Essen). Nach Einbruch der Dunkelheit explodieren Viertel wie Bellavista und Barrio Brasil vor Energie, wenn die Chilenen bis zum Sonnenaufgang in den Clubs feiern, wo von Latin Trap bis K-Pop, EDM und Reggaeton alles gespielt wird. Santiago ist ein idealer Ausgangspunkt, denn nur im Umkreis von einer Stunde Fahrzeit lässt sich viel erleben. Der Cajón del Maipo lädt zum Wildwasserfahren ein, das Maipo-Tal zum Genießen des großartigen Cabernet und einige der größten (und besten!) Skigebiete der südlichen Hemisphäre zum Snowboarden.
Tipp von den Locals: LGBTIQ+-Reisende sollten sich die Calle Bombero Núñez nicht entgehen lassen, die von Bars und Clubs gesäumt ist, in denen Dragqueens bis in die frühen Morgenstunden für Unterhaltung sorgen. Wer tanzen gehen möchte, sollte nicht vor Mitternacht dort sein.
Wenn es um Outdoor-Abenteuer geht, können nur wenige Länder weltweit mit Chile mithalten. Das waldreiche Pucón im chilenischen Seengebiet ist eines der verlockendsten Abenteuerziele ganz Südamerikas. Wer schwindelfrei ist, kann mit Steigeisen den Gipfel eines aktiven Vulkans erklimmen und auf Skiern hinuntersausen. Hier fallen Stress und Hektik der Großstadt ab beim Wandern unter uralten Araukarienbäumen oder beim Baden in einer heißen Quelle mitten im gemäßigten Regenwald. Wer Lust hat, mietet ein Kajak und paddelt über einen smaragdgrünen See zu einer abgelegenen Hütte oder fährt mit einem Raftingboot die Wildflüsse hinab bis zu einer handwerklichen Craftbier-Brauerei. Das spirituelle Kernland der Mapuche ist auch der beste Ort, um die Kultur der größten indigenen Gruppe Chiles kennenzulernen.
Die Hafenstadt westlich von Santiago hat eine Art, die Herzen der Reisenden zu erobern und ihre Reisepläne über den Haufen zu werfen: Wer hier ankommt, kann sich zuweilen nur schwer zum Weiterreisen entschließen. Vielleicht sind es die sagenhaften Aussichten, die man von den Hotels und Herbergen hat, die sich an die 42 Hügel der Stadt schmiegen? Die engen Gassen mit UNESCO-gelisteter Architektur und spannender Straßenkunst? Oder sind es die 100 Jahre alten Standseilbahnen, die die Besucher bis in die Wolken hinauf befördern? Auf jeden Fall hat Valparaíso einen morbiden Charme, der süchtig machen kann.
Tipp von den Locals: Cerro Alegre und Cerro Concepción sind die sichersten und schönsten Viertel, um Valparaíso zu erkunden. Dort befinden sich auch einige der extravagantesten und besonders farbenfrohen Wandmalereien der Stadt.
Die abgelegene Region Aysén bietet Eskapisten genau die Art von unberührter Landschaft und verschlafenen Städten, die man sonst nirgendwo auf der Welt findet. Es gibt in Aysén nur eine richtige Straße, die Carretera Austral. Und sie ist streckenweise nicht einmal asphaltiert, vor allem je weiter man nach Süden kommt. An manchen Stellen geht es nur mit einer Autofähre weiter, an der die Straße abrupt endet. Aber das langsame Vorankommen im weniger bekannten Teil Patagoniens ist kein Nachteil, denn die Belohnungen sind zahlreich: gewaltige Bergketten, tiefe Fjorde, lehmige Regenwälder und riesige Eisfelder mit glitzernden Gletschern.
Keine Weinregion Chiles kann mit der Sternedichte – und der touristischen Infrastruktur – des Colchagua-Tals mithalten. Rund um die Kleinstadt Santa Cruz, etwa drei Stunden südlich von Santiago, gibt es Dutzende von erstklassigen Resorts, feinen Restaurants und hochkarätigen Weingütern, die alle auf internationale Weinliebhaber ausgerichtet sind. Die Winzer haben wahre Kunsttempel geschaffen. Ihre Weingüter sind ausgestattet mit imposanten Säulenhallen bis hin zu ehrgeizigen Degustationsräumen, deren Wände Gemälde im Wert von mehreren Millionen Dollar schmücken. Rotweine wie Carmenere und Cabernet Sauvignon sind in Colchagua besonders beliebt, obwohl die meisten Weingüter auch Weißweine aus ihren Weinbergen nahe der Pazifikküste anbieten.
Schon mal von einer Kartoffel gehört? Natürlich. Sie ist ja nicht mehr wegzudenken aus unserer Küche. Geschichten zufolge stammt die Kartoffel ursprünglich von dieser erdnussförmigen Insel vor der Küste Nordpatagoniens. Die Inselhauptstadt Castro ist für ihre farbenfrohen Stelzenhäuser bekannt, die die Locals Palafitos nennen. Vor allem aber dreht sich in Castro alles rund um die einheimischen Kartoffeln. Doch die beliebten Knollen sind nicht der einzige Grund für einen Besuch. Man kann auch auf Küstenpfaden zu abgelegenen Stränden wandern, UNESCO-gelistete Holzkirchen besuchen oder in die einzigartige Mythologie der Insel eintauchen. Sie ist voll von Geschichten über Geisterschiffe und Gnome, die in den Wäldern der Insel leben sollen.
Wenn man im Internet nach Bildern von Patagonien sucht, wird die Hälfte davon aus diesem weltberühmten Nationalpark Torres del Paine im Süden Chiles stammen, dessen Granittürme inzwischen Wahrzeichen für die ganze Region sind. Die meisten Besucher wandern entweder auf dem fünftägigen W-Trek oder übernachten in einer der luxuriösen All-Inclusive-Abenteuerlodges des Parks, die täglich geführte Ausflüge anbieten. Mit seinen gewaltigen Gletschern, türkisfarbenen Seen und der höchsten Puma-Konzentration der Welt ist dieser Naturpark wirklich spektakulär.
Tipp von den Locals: Um die ausgetretenen Pfade zu verlassen, lohnt es sich statt des W-Treks den Dientes Circuit auf der nahe gelegenen Isla Navarino in Betracht zu ziehen. Diese abgelegene 5-Tages-Tour über 53 Kilometer ist die südlichste Wanderroute der Welt.
Das fruchtbare Tal am südlichen Rand der Atacama-Wüste ist das Epizentrum der chilenischen Pisco-Industrie. Es gibt dort ein halbes Dutzend Destillerien, in denen man mehr über den berühmten Schnaps des Landes erfahren und auch den einen oder anderen Sour probieren kann. Außerdem gibt es zahlreiche handwerkliche Brauereien und kleine Weinkeller, in denen man sich für ein sonniges Picknick am Ufer des Elqui eindecken kann. Nach Einbruch der Dunkelheit bietet dieses internationale Schutzgebiet einen der klarsten Sternenhimmel der Welt. Mehrere Hotels sind mit Glasdächern und Teleskopen ausgestattet. Von dort aus lässt sich der Nachthimmel auf eigene Faust genauso gut erforschen, wie von den weltberühmten Astronomen, die zu Forschungszwecken in die millionenschweren Observatorien des Tals reisen.
Tipp von den Locals: Eines der höchstgelegenen Weingüter Chiles, Viñedos de Alcohuaz, liegt zwischen 1.650 und 2.206 Meter über dem Meeresspiegel. Dort entstehen einige experimentelle und zugleich spektakuläre Weine. Das Beste: Es gibt eine unterirdische Degustationslounge im Stile von James Bond.
Chile gehört zu den Regionen, die es in Lonely Planets Best in Travel 2024 geschafft haben. Welche weiteren Städte, Länder und Regionen dabei sind, erfahrt ihr hier.
Zum Best in Travel-Buch:
Original Text von Mark Johanson, Oktober 2021, Update August 2023
Deutsche Fassung: Ines Wagner, Januar 2024