SüdamerikaÖkotourismus in Ecuador - vorbildliche Abenteuer

Faszinierend, einmalig und nachhaltig: Ecuador hat Erstaunliches zu bieten - und zwar mit möglichst kleinem ökologischen Fußabdruck.

 

Von den grünen Lungen der Erde bis zur Wiege der Evolution - das kleine Ecuador lockt seine Besucher mit atemberaubenden Landschaften, seltener Fauna und Flora, reicher Kultur und freundlichen Bewohnern. Vor allem aber macht das Land vorbildlich von sich reden, wenn es um nachhaltige Reiseerlebnisse geht. Ecuador gilt als einer der führenden Pioniere des Ökotourismus und verbindet dichte Regenwälder, ungezähmte Flüsse und prähistorische Vulkane mit Gemeinschaft, Kultur und Naturschutz.

 

Nicht überall, wo Ökotourismus verkauft wird, steht konsequente Nachhaltigkeit dahinter. Daher ist es immer wichtig, sich über die Bedeutung von nachhaltigem Tourismus bewusst zu sein, verantwortlich zu reisen, die Angebote zu hinterfragen und in jeder Hinsicht bewusste Entscheidungen zu treffen. Nachhaltigkeit bezieht sich auf das umfassendere Konzept von Reisen, die weder für die Umwelt noch soziokulturell schädlich sind. Ecuador kombiniert diese Aspekte hervorragend. Hier folgt eine Reihe der erfolgreichsten Projekte des nachhaltigen Tourismus Ecuadors:

 

Aufstieg des Ökotourismus

Ecuador mag der kleinste Anwärter auf die Liste der zehn Länder mit der weltweit größten Artenvielfalt sein. Aber das hindert das Land nicht daran, viele andere in Bezug auf Ökotourismus zu inspirieren und als Vorbild voranzugehen. Ecuadorianische Tourismusunternehmen schaffen bei der Politik und Wirtschaft sowie bei der Bevölkerung des Landes gleichermaßen das Bewusstsein für die Notwendigkeit für nachhaltigen Tourismus. Dadurch erhalten sie Rückendeckung und finanzielle Unterstützung. Beides ist zum Schutz der Umwelt, der außergewöhnlichen Landschaft und Artenvielfalt notwendig. Anstatt mit Land, Folklore, Fauna und Flora kurzfristige Gewinne zu "ernten", werden mit großem Erfolg nachhaltige Modelle umgesetzt, um Einnahmen für kommende Generationen zu generieren und die Schätze der Natur zu erhalten.

 

Zugfahrten durch die Avenue of Volcanos

In einem Gebiet mit sanften Hügeln und schroffen, schneebedeckten Vulkanen und Bergen, die auf vergangene tektonische Aktivitäten hindeuten, kann man sich kaum eine bessere Kulisse für ausgedehnte Fernzugreisen vorstellen. Normalerweise ist diese Art des Reisens kostspielig und stellt die Nachhaltigkeit im Allgemeinen nicht in den Vordergrund. Tren Ecuador hingegen ist stolz darauf, „mit dem traditionellen Modell der Luxuszugfahrten zu brechen“, um ein erschwingliches Abenteuer zu bieten, bei dem jeder gewinnt.

 

Von der Altstadt in Quito aus führt die einzigartige “Tren de los Volcanes”-Tour durch die "Avenue of the Volcanoes", vorbei an den berühmten Vulkanen Pichincha und Cotopaxi. Der Zug legt auf seinem Weg drei Halte ein: Einen am Cotopaxi-Nationalpark, wo die Besucher aussteigen und geführte Wanderungen durch die weitläufigen Wälder unternehmen können. Bei der letzten Station in Machachi genießen die Passagiere eine Mahlzeit im Café del Tren. Es wird von einem lokalen Betreiber in Kooperation mit Tren Ecuador über ein Programm für ökosoziale Verantwortung betrieben.

 

Tren Ecuador verpflichtet sich nicht nur dem weltweiten Ethikkodex der Vereinten Nationen für den Tourismus UNWTO, sondern lädt darüber hinaus die Anlieger-Gemeinden ein, selbst eine führende Rolle bei der Produktinnovation im Ökotourismus des Landes zu übernehmen. In diesem Zusammenhang sind mittlerweile zahlreiche Restaurants, Kunsthandwerksmärkte, Museen und Lodges entstanden, in denen die indigenen Gemeinschaften ihre Kultur, ihr Handwerk, Musik und Tänze entlang der Zugstrecke präsentieren. Es lohnt sich, an der letzten Haltestelle (Machachi) auszusteigen und einen Bus oder ein Taxi nach Baños oder Cotopaxi nehmen, anstatt direkt nach Quito zurückzukehren.

 

Fahrrad-Abenteuer in Baños

Die Stadt Baños liegt am Rande des Amazonas und in der Mitte von Ecuadors bezaubernden Nebelwäldern und ist gleichermaßen ein Berg- und Süßwasser-Abenteuer für Reisende, die einen geringen ökologischen Fußabdruck hinterlassen möchten. Wildwasser-Rafting, Mountainbiken, Seilrutschen, Schaukeln auf imposanten Berggipfeln, Entspannen in heißen Quellen, Kajakfahren, Wandern - die Liste der Aktivitäten ist lang. Gut möglich, dass nicht alles zu schaffen ist. Wer jedoch das Beste aus Baños machen möchte, bereitet sich auf einen Start am frühen Morgen vor und kann dann möglicherweise mehrere Abenteuer miteinander verknüpfen.

 

Die beste Möglichkeit, die wunderschönen Wasserfälle der Region zu sehen, ist das Radfahren auf der Ruta de Cascadas (Route der Wasserfälle). Da je nach Saison recht viel los sein kann, lohnt es sich, die Tour früh zu starten, wenn noch nicht so viele Besucher unterwegs sind. Über mehrere Wege und sogar mit Booten gelangt man zu den von Nebelwäldern umgebenen Wasserfällen. Da der Fahrradverleih in Baños in Qualität und Zustand durchaus variieren kann, empfiehlt sich Wonderful Ecuador für Verleih und geführte Radtouren.

 

Von Baños aus kann man mit dem Fahrrad oder Boot sogar bis zum Amazonasbecken fahren und den gelegentlichen Ausbruch des nahe gelegenen Volcán Tungurahua bestaunen.

 

Nachhaltiges Reisen auf den Galapagosinseln

Der Galapagos-Nationalpark ist ein Aushängeschild für hohe Umweltschutzstandards in einzigartiger, wilder Kulisse. 97 Prozent des vulkanischen Archipels sind bereits seit 1968 geschützt - die anderen 3 Prozent leben vom Tourismus. In den letzten 25 Jahren sind auf den Inseln der Service, der Standard der Boote und Touren, sowie die Vorschriften zum Erhalt der Umwelt gestiegen. Die Behörde des Nationalparks koordiniert die entscheidenden Variablen: die Anzahl der Wildtiere auf jeder Insel und ihre Nähe zu den Wanderpfaden. Daraus wird jeweils abgeleitet, wie viele Menschen sich auf welchem Weg und zu welcher Tageszeit aufhalten können.

 

Die Gesamtzahl der Besucher der Galapagosinseln wächst von Jahr zu Jahr. Auch die Zahl der erteilten Tour-Lizenzen (sogenannte "Patente") für Tagesausflüge hat aufgrund der hohen Nachfrage und neu gebauter Budget-Hotels zugenommen. Weil diese Region ein nachhaltiges Vorbild für andere auf der ganzen Welt ist, müssen dabei strenge Maßnahmen eingehalten und diese zum Erhalt des Ökogleichgewichtes ständig nachgebessert werden.

 

Umweltschutz kostet. Das begreifen immer mehr Reisende und sind bereit, etwas mehr Geld auszugeben, damit die Betreiber forschen und sinnvoll investieren können, um diesen unberührten Ort zu erhalten.

 

Ein vorbildliches Beispiel ist die Katamaran-Yacht Anahí. Der Katamaran verfügt über eine außergewöhnlich hoch qualifizierte Besatzung und gilt laut Nationalpark-Behörde als das effizienteste Schiff im Nationalpark. Es bietet ein CO2-Ausgleichsprogramm, finanziert durch die Zahlungen der Passagiere. Damit wird ein Projekt unterstützt, das invasive Flora und Fauna entfernt und stattdessen wieder einheimische Bäume anpflanzt.

 

Dieselbe ecuadorianische Familie, die die Yacht Anahí betreibt, ist auch Inhaber des Ikala Hotel auf der Insel Santa Cruz. Das Hotel war das erste, das ein Zeichen zur Lösung des anhaltenden Abwasserproblems setzte. Es benutzt eine biologische Kläranlage sowie Ökostrom, kauft regionale Produkte und recycelt den Abfall. Die Pikaia Lodge ist ein weiteres grünes Hotel außerhalb des Hauptgebietes von Puerto Ayora, das sich für Umwelt, Wiederaufforstung und Naturschutz einsetzt. Dort wird auch gut beraten, wer nachhaltige Tagesausflüge buchen möchte.

 

Ökotourismus im Amazonas

Trotz seiner beeindruckenden Größe ist der größte Regenwald der Welt ein fragiles Ökosystem, in dem es gilt, die Auswirkungen des Tourismus so gering wie möglich zu halten. Leider werden die indigenen Bewohner des Amazonas noch häufig von Gesprächen über die Tourismusentwicklung ausgeschlossen. Einen anderen Weg geht die Yacuma Ecolodge in Tenahat.

 

Noch vor der Gründung der Lodge und des angrenzenden Naturschutzgebiets verkauften lokale indigene Gruppen ihr Land an Ölfirmen im Austausch für eine kurzfristige finanzielle Stabilität. Yacuma Lodge kaufte daraufhin das umliegende Land, um es vor industriellen Interessen zu schützen und dauerhafte Beschäftigungsmöglichkeiten für nahe gelegene indigene Dörfer zu schaffen. Heute beschäftigt die Lodge sachkundige lokale Führer, serviert Gerichte aus der Region, versorgt die Einrichtungen mit Ökostrom und unterhält und schützt das 274 Hektar große Naturschutzgebiet, das die Einheimischen und die Lodge gleichermaßen "zu Hause" nennen.

 

Tageswanderungen eignen sich besonders zur Vogelbeobachtung und Bestimmung seltener Pflanzenarten. Geführte Nachtwanderungen zeigen eine andere aktivere Seite des Amzonasgebietes, auf der tagsüber verborgene Spinnen, Frösche und Eidechsen gesichtet werden. Wer eine morgendlichen Wanderung unternimmt, kann sich danach in den Hängematten am Fluss entspannen oder den Napo River hinunterfahren.

 

Nachhaltige Betreiber auswählen

Die sorgfältige Auswahl der Tour-Unternehmen ist ein wesentlicher Bestandteil in der neuen und nachhaltigen Entwicklung im Tourismus. Egal ob Lodge oder Tourguide - es ist wichtig, dass die Anbieter sich sowohl für die Gemeinschaft als auch für den Erhalt der Kultur und Umwelt einsetzen. Die Gewinne sollten immer an die Einheimischen gehen, nicht an Unternehmen oder gar Ketten. Die Umwelt kann nur intakt bleiben und als Bildungsgut genutzt werden, wenn das Bewusstsein auf allen Seiten stimmt - bei den Reisenden, den Bewohnern und den Touristikern. Daher gehen in Ecuador viele Bestrebungen dahin, die lokale indigene Kultur durch realistische und stabile Beschäftigungsmöglichkeiten zu würdigen und zu bewahren. Wenn diese Faktoren im Gleichgewicht sind, wird der Tourismus für alle zum Gewinn.

 

Der Autor dieses Beitrages, Jonny Bierman, reiste mit Unterstützung von EcoAndes nach Ecuador. Lonely Planet-Mitarbeiter akzeptieren keine Werbegeschenke als Gegenleistung für eine positive Berichterstattung.

 

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Original-Artikel: Jonny Bierman/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

 

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