Frauen prägten und prägen Geschichte und - und sind noch immer weniger präsent als Männer. Das Buch "In Her Footsteps" zeigt ihre Verdienste - und die Orte, an denen sie wirkten.
Der Globus ist gespickt mit Monumenten von Männern. Doch nicht sie allein haben Geschichte geschrieben und die Welt mit ihren Visionen und Verdiensten vorangebracht. Immer wieder waren und sind es Frauen, die Bedeutsames zur Entwicklung der Gesellschaft, der Kunst und Wissenschaft beitragen.
Mit "In Her Footsteps” lädt Lonely Planet dazu ein, sich auf Entdeckungsreise zu begeben. Weltweit gibt es Denkmäler imposanter Frauen: es sind Lehrerinnen, Künstlerinnen, Aktivistinnen, Kriegerinnen, mutige Piratinnen, queere Pionierinnen, Sportlerinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen und Philosophinnen, Menschenrechtlerinnen und viele andere Frauen, deren Namen uns teils geläufig sind, teils aber auch viel zu lange unbeachtet blieben. Das Buch fasst ihre Verdienste zusammen, erinnert an bekannte Frauenpersönlichkeiten und hebt vergessene ans Licht.
Große Frauen schreiben leider nur selten Geschichte. Dennoch haben sie unverwechselbare Spuren hinterlassen. "In Her Footsteps" ist ein Reiseführer für eine alternative Reise um den Globus. Er dokumentiert einzigartige Frauen aus allen Gesellschaftsschichten und Epochen quer durch die Jahrhunderte. Die Frauen in diesem Buch sollen Vorbilder sein, unsere ganz eigenen Lebenswege einzuschlagen. Wir stellen acht von ihnen vor - auf einer Reise rund um die Welt, an den Orten, an denen sie wirkten.
Bereits als 17-Jährige widersetzte sich die junge Engländerin Florence Nightingale (1820-1910) den Konventionen ihres wohlhabenden viktorianischen Elternhauses und folgte "ihrer göttlichen Berufung". Sie wurde als Krankenschwester im Krimkrieg (1853-1856) zur Heldin. Sie erkannte, dass mehr Männer im Lazarett an Infektionen starben als auf dem Schlachtfeld und revolutionierte die Pflege. Nach dem Krieg gründete sie die Krankenpflegeschule Nightingale Home and Training School for Nurses. Das Museum im St Thomas’ Hospital gegenüber des Palace of Westminster in London dokumentiert ihr Leben und Vermächtnis.
1958 bekam Jane Goodall (geb. 1934) die Leitung zur Erforschung der Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania übertragen. Sie missachtete die bis dahin in der Tierforschung übliche körperliche und emotionale Distanz und entdeckte so viele Ähnlichkeiten zwischen Schimpansen und Menschen, dass Wissenschaftler den Unterschied zwischen dem Menschen und dem übrigen Tierreich neu bewerten mussten. Ihre wegweisende Schimpansenforschung machte Goodall ebenso berühmt wie ihr Einsatz als Naturschützerin. Bis heute ist die über 80-Jährige an etwa 300 Tagen im Jahr unterwegs, um das Naturbewusstsein der Menschen zu schärfen und Spenden zu sammeln. Die tiefen Täler, Grassavannen und Regenwälder des vergleichsweise kleinen Gombe Nationalparks sind nur mit Booten erreichbar.
Der weltweite Wiedererkennungswert Frida Kahlos (1907-1954) ist unübertroffen. Ihr außergewöhnliches Talent und Schicksal gilt vielen Frauen weltweit als Vorbild. In ihrer geliebten Casa Azul, dem blauen Haus im Stadtteil Coyoacán, verbrachte sie fast ihr ganzes Leben, zeitweise mit ihrem Gatten, dem bekannten Maler Diego Rivera. Heute ist die Casa Azul ein Museum und zeigt die umfassendste Hommage an die Künstlerin. Ihr farbenfroher, folkloristischer Stil eröffnete neue Wege in der von Machos beherrschten Kunstwelt. Ihre Themen waren Geschlecht, Ethnie und Klasse, chronischer Schmerz und ihre Wirbelsäulenverletzung, unter der sie seit ihrem Unfall als 18-Jährige litt. Nach einer kunsthistorischen Neubewertung ist Frida Kahlo heute eine der größten Kunstschaffenden Mexikos und eines der wichtigsten kulturellen Exportgüter.
Die Chanson-Ikone Édith Piaf (1915-1963) wuchs in der Pariser Arbeitervorstadt Belleville in Armut auf. Schon als Kind tourte sie mit dem Vater, einem Straßenartisten, durch Europa. Später schlug sie sich allein durch. Mit zwanzig wurde sie entdeckt und bereits als "Spatz von Paris" gefeiert. Ihr Leben verlief turbulent, mit zahllosen Liebhabern und mehreren Ehen. Sie überlebte zwei Autounfälle und wurde alkohol- und morphiumabhängig. Ihre unvergesslichen Chansons wie "La vie en rose" sind von Schmerz und Leidenschaft geprägt, die Interpretation von "Non, je ne regrette rien" ist ihr größtes Vermächtnis. Neben ihrer Tochter, die mit zwei Jahren starb, liegt Édith Piaf auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris begraben. In der Rue de Belleville 72 im 20. Arrondissement erinnert eine Gedenktafel über der Tür an Édith Piaf, die auf diesen Stufen geboren sein soll.
Das Elternhaus der zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Curie (1867-1934) in Warschau ist heute in ein Museum, das sich den Errungenschaften der großartigen Physikerin und Chemikerin widmet. Sie leistete einen immensen Beitrag zur Erforschung der Radioaktivität und entdeckte ein seltenes radioaktives Element, das sie Polonium nannte, um auf die Notlage ihrer Heimat Polen aufmerksam zu machen. Das Museum, ein sorgfältig restauriertes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, zeigt Curies Leben und Wirken. Sie starb im Alter von 66 Jahren an einer Autoimmunkrankheit aufgrund giftiger radioaktiver Substanzen, denen sie sich im Dienste der Wissenschaft ständig ausgesetzt hatte.
In ihrem gesamten Leben musste sich Indira Gandhi (1917-1984) der Gewalt stellen. In ihren 18 Jahren als viermalige indische Premierministerin erlebte sie die Abspaltung Bangladeschs und führte elf Monate einen Krieg mit Pakistan, den Indien gewann. Sie kämpfte gegen Korruptionsvorwürfe, verhängte den Ausnahmezustand über ihr Land, setzte sich über Verfassungsrechte hinweg und jagte Dissidenten ins Gefängnis. Die Situation eskalierte, als das Militär unter ihrer Regie nach einer kurzen Rebellion separatistischer Sikhs im heiligsten Tempel der Sikh in Punjab ein Blutbad anrichtete. Indira wurde darauf 1984 von ihren Sikh-Leibwächtern ermordet. Das heutige Indira Gandhi Memorial Museum zeigt die schmerzliche Erinnerung an eine mächtige Frau, den "einzigen Mann im Kabinett".
Als Mädchen aus armen Verhältnissen stieg Eva Perón (1919-1952) zur Primera Dama Argentiniens auf. Evita kämpfte gegen jegliche soziale Ungerechtigkeit. Die Popularität ihres Ehemannes, des argentinischen Präsidenten Juan Perón, ging vor allem auf sie zurück. Die von ihr gegründete Fundación Eva Perón, die größte Wohltätigkeitsstiftung Argentiniens, versorgte Bedürftige mit allem Notwendigen. Sie stritt für das Frauenwahlrecht und die Rechte der Arbeiter. Vom Balkon des prunkvollen Präsidentenpalastes, der Villa Rosada, wandte sich Evita häufig an ihre Anhänger. Dort hielt sie auch 1951 ihre bewegende, letzte öffentliche Rede.
Die ehrgeizige und scharfsinnige Kaiserin Theodora (um 497-548 n. Chr.) entstammte einer armen Familie am Rande des Byzantinischen Reiches. 16-jährig zog sie nach Alexandria und konvertierte zum Christentum. Sie heiratete Justinian I., wurde zur ebenbürtigen Mitregentin auf dem Kaiserthron und nahm auf die Veränderungen in Byzanz großen Einfluss. Theodora kämpfte für Frauenrechte, erließ Gesetze zum Schutz vor Zwangsprostitution, schaffte die Todesstrafe für Ehebrecherinnen ab und stärkte die Rechte der Frauen bei Scheidung. Auch beim Nika-Aufstand im Jahr 532 bestimmte sie entscheidend die politischen Geschicke und festigte die Macht des Thrones.
Reisen zu den Wirkungsstätten ungewöhnlicher Frauen zeigt der Lonely Planet Reiseführer "In Her Footsteps". Schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Ines Wagner