AusdauersportSieben legendäre Laufstrecken auf der ganzen Welt

Laufen ist heute viel mehr als bloße Bewegung und längst nicht mehr nur den Ultrafitten vorbehalten. Es dient nicht nur dazu, sich körperlich zu betätigen, sondern viele Menschen sehen darin sogar eine Art Meditation. Man bekommt den Kopf frei, kommt in einen Flow, der Hochgefühle auszulösen vermag - egal ob auf Asphalt oder unbefestigten Wegen. Für die meisten Läufer ist das Laufen zu einer erdenden Konstante in ihrem Leben geworden. Man bewegt sich durch die Landschaft, kommt ins Schwitzen und sieht seine Umgebung aus einer anderen Perspektive.

Auch Marathons werden immer beliebter, weil sie neben dem sportlichen Erfolgserlebnis in einer Gruppe Gleichgesinnter die Möglichkeit bieten, einen unbekannten Ort zu erkunden. Tatsächlich schwören Globetrotter sogar auf das Laufen als bestes Jetlag-Heilmittel. Jetzt endlich ist das neue Buch “Legendäre Laufstrecken - Die 50 außergewöhnlichsten Events und Routen weltweit” da. Es enthält 200 der besten Laufstrecken in 60 Ländern auf allen sieben Kontinenten.

Hier sind unsere Lieblingstipps.

Der traditionelle Urvater aller Ultramarathons steckt voller prickelnder Geschichte. Ihn mitzulaufen ist ein Wahnsinns-Erlebnis, dass sich jedes Jahr 20.000 Menschen nicht entgehen lassen. Zu ihnen gehört auch der Südafrikaner Bongmusa Mthembu - der regelmäßig zu den zehn Besten gehört und bereits dreimal als Erster die Ziellinie überquerte. Eine fast unbarmherzige Tradition sorgt übrigens jedes Jahr für Tränen bei so manchem Laufenden: Wer nach zwölf Stunden nicht im Ziel angekommen ist, wird disqualifiziert.

Der Comrades ist die größte Sportveranstaltung Südafrikas. Die Strecke von 87 Kilometern verläuft zwischen Durban und Pietermaritzburg. Unterwegs gibt’s gekochte Kartoffeln mit Salz zu essen - das traditionelle Superfood für den Lauf. Es lohnt sich, noch Energie-Gels mitnehmen und die Sonnencreme nicht zu vergessen. Wem der Comrades zu schwierig erscheint, der kann den Durban-City-Marathon mitlaufen. Er besteht aus einem vollen, einem Halbmarathon sowie einem 10-km-Rennen entlang der Uferpromenade.

An Rio de Janeiros legendärem Strand brodelt es rund um die Uhr. Wer jedoch bei Tagesanbruch die Laufschuhe anzieht und von Copacabana nach Leme läuft, erlebt die Stadt von ihrer ruhigeren Seite. Die etwa vier Kilometer lange Laufstrecke startet an der Colônia dos Pescadores und endet an der Pedra do Leme. Wer will, läuft auch wieder zurück oder nimmt alternativ die Metro. Die legendäre Strecke frühmorgens zu laufen lohnt das ganze Jahr über, insbesondere aber sonntags. Dann ist die Küstenspur des Boulevards für den Verkehr gesperrt. Weil die meisten bis in die Morgenstunden feiern, sind nur wenige Frühaufsteher unterwegs.

Die kühle Morgenbrise ist angenehm. Die bunten Fischerboote kommen mit ihrem Fang an Brasiliens berühmtesten Strand zurück und nur allmählich erwacht die Stadt. Leichte Kleidung genügt, aber sobald eine Wolke am Himmel zu sehen ist, lohnt ein Regenschutz.

Diese ungewöhnliche Laufveranstaltung unter der heißen Sonne Griechenlands versetzt die Wettstreiter weit in die Vergangenheit zurück - in die griechische Antike. Die Laufbegeisterten sind in den epischen Fußspuren des Pheidippides unterwegs, der 490 v. Chr. vor der Schlacht bei Marathon von Athen nach Sparta entsandt wurde. Er sollte um Hilfe für die Griechen bitten, als diese gegen die Perser in den Krieg zogen. Der Start der 246 Kilometer langen Strecke liegt am Fuß der Akropolis in Athen. Von da geht’s über alte Dorfstraßen, an Olivenhainen und ausgedehnten Weingärten vorbei die 1.200 Meter auf den Parthenon, wo Pheidippides der Sage nach auf den Gott Pan traf. Ende der Strecke ist Sparta.

Im Ziel werden Läufer von den Einwohnern als Helden gefeiert und mit einem Kranz aus Olivenzweigen gekrönt. Sie bekommen außerdem eine Schale Wasser aus dem Fluss Evrotas, wie auch einst die ersten Olympioniken.

Anfang November freut sich Las Vegas auf ein besonderes Spektakel, den Rock’n’Roll Las Vegas Halbmarathon. In dieser Nacht ist der Las Vegas Strip für den Autoverkehr gesperrt. Schon der Start ist spektakulär: Er wird von einem hochkarätig besetzten Musikact und Feuerwerk begleitet. Dann geht’s für die Läufer durch das Herzstück der Sin City, vorbei an den namhaften Casinos wie dem Mandalay Bay, Luxor, Excalibur, MGM Grand, Caesar’s Palace und The Bellagio sowie unzähligen Hochzeitskapellen, Pfandhäusern und der Lichtshow der Fremont Street Experience.

Der Halbmarathon mit seinen 21 Kilometern Länge ist aus mehrerlei Hinsicht optimal: Man sieht alles Highlights der Stadt und hat danach noch genug Reserven übrig, um Vegas unsicher zu machen. Start ist am MGM Grand Hotel Casino.

Einmal durch Australiens Outback laufen? Das geht hervorragend beim Australien Outback Marathon, der auf 42 Kilometern durch die Wildnis führt. Er findet nördlich des berühmten spirituellen Sandsteinbrocken Ayers Rock statt. Dort im Uluru-Kata Tjuta National Park ziehen sich nur ein paar Buschpfade und Jeep-Spuren durch eine riesige Fläche Nichts.

Der Marathon verläuft teils entlang dieser Pfade, führt aber oft auch mitten durchs Outback. Über die allgegenwärtige rote Erde und durch tiefen Sand zu laufen, in dem man zuweilen nur schwer vorankommt, ist eine Herausforderung. Aber sie lohnt sich. Das Rennen findet jährlich Ende Juli statt. Von ein paar Dünen abgesehen ist die Strecke größtenteils flach. Die Aussicht bietet freien Blick auf die nahen Berge, darunter den Uluru und die Gipfel von Kata Tjuta, die Olgas.

Autorin: Ines Wagner