Stadt und Wasser? Klar: Venedig. Doch rund um den Globus gibt es noch einige weitere sehenswerte Städte und Orte auf dem Wasser, die wir hier vorstellen.
Ein Stück entfernt von der Stadt Siem Reap in Kambodscha liegt der Tonle Sap. Er ist der größte Süßwasser-See Südostasiens - zumindest wenn der Monsun herrscht. Denn zwischen der Trockenzeit und der Regenperiode verfünffacht sich die Fläche des Gewässers.
Kein Wunder also, dass die Bewohner der Dörfer Kompong Phluk und Kompong Khleang sich etwas haben einfallen lassen: Pfahlbauten. Während der Trockenzeit ragen die Häuser auf Stelzen bis zu zehn Meter weit in die Luft. Bei Höchststand dagegen sehen sie aus wie kleine Inseln.
Der Nokoué See gilt als Lagune, also ein Gewässer, das nur durch einen schmalen Streifen vom Meer getrennt wird - in dem Fall ist das Meer der Atlantik, der sich unterhalb Benins ausbreitet. Auf diesem See wohnen 20.000 Menschen in auf Stelzen gebauten Häusern.
Die Geschichte dahinter hat mit Europa zu tun. Denn als die Portugiesen Menschen jagten, um sie als Sklaven zu verkaufen, zogen sich die Afrikaner auf die Pfahlbauten zurück - der See gab ihnen mehr Sicherheit. Dass sie dann in den letzten 500 Jahren bei dieser Lebensweise blieben, machte Ganvié zur größten Wasserstadt des Kontinents und somit zum "Venedig Afrikas".
Im Bundesstaat Nayarit an der Pazifikküste liegt der See Mexcaltitán und darin eine von Menschen gemachte Insel mit der Stadt Mexcaltitán de Uribe darauf. Rund 800 Bürger leben hier. Solange es trocken ist, sieht hier alles normal aus. Doch während der Regenzeit verwandeln sich die Straßen in Kanäle, auf denen die Einheimischen mit Kanus von A nach B fahren.
Dass Mexcaltitán de Uribe die legendäre Heimat der Azteken-Gründer sein soll, wird mittlerweile von Wissenschaftlern bezweifelt. So muss sich die Stadt heute mit der Bezeichnung "Mexikos Venedig" zufrieden geben.
Auf der Insel Borneo liegt das kleine Sultanat Brunei. Mitten in der Mündung des gleichnamigen Flusses bauten die Einheimischen nahe dem Herrscherhaus das Kampong Ayer, das "Dorf im Wasser". Wobei "Dorf" etwas untertrieben sein dürfte, denn hier leben heute rund 39.000 Menschen.
Die Häuser werden hier auf Stelzen errichtet und das schon seit fast 1300 Jahren. Als der portugiesische Seefahrer Magellan hier halt machte, beschrieb einer seiner Mitreisenden, der Venezianer Antonio Pigafetta, Kampong Ayer als - wie sollte es anders sein - "Venedig des Ostens".
Fast immer müssen sich Siedlungen am und auf dem Wasser mit Venedig vergleichen lassen. Was wäre dieser Beitrag also ohne die Königin der Wasserstädte selbst?
Venedig liegt in einer Lagune auf insgesamt 118 Einzelinseln, die Wasserwege dazwischen sind als die Kanäle Venedigs bekannt, die den rund 260.000 Einwohnern oft als Straße dient. Zum großen Friedhof etwa geht es nur mit dem Wasserbus.
Venedig versinkt allerdings immer mehr. Zum einen im Wasser: 25 Zentimeter in hundert Jahren senkte sich der Boden ab, hinzu kommt der steigende Meeresspiegel durch die Erderwärmung. Zum anderen versinkt Venedig auch unter Touristenmassen. 14 Millionen sollen es 2016 gewesen sein und besonders die Kreuzfahrt-Passagiere und -Schiffe sind bei den Einwohnern wenig beliebt.
Dennoch ist die norditalienische Stadt immer noch der romantische Inbegriff einer Stadt auf dem Wasser.
Malaysische Fischer zogen im 18. Jahrhundert in die Bucht von Phang Nga. Als Fremde durften sie allerdings kein Land kaufen - die Nomaden waren erfinderisch und bauten einfach ein Dorf auf Stelzen im Meereswasser. Heute leben hier über 1.600 Muslime.
Früher war das Hauptgeschäft die Fischerei, heute kommt der Tourismus als Einnahmequelle hinzu. Denn nicht nur das Dorf ist bekannt, sondern die gesamte Bucht. Selbst wer noch nicht dort war, wird die charakteristische Felsnadel kennen. Sie war Kulisse im Film "James Bond 007 - Der Mann mit dem goldenen Colt".
Dieser altehrwürdige Ort ist so schön, dass die Chinesen ihn gleich in ein Museum verwandelt haben. Durch Wuzhen verläuft der alte Kaiserkanal zwischen den Städten Peking und Hangzhou, der schon seit dem 7. Jahrhundert eine wichtige Wasserstraße des Reichs war. Immerhin ist er rund 1.800 Kilometer lang.
Blickt man von oben auf Wuzhen, erkennt man das dichte Netz an Wasserwegen, das die Stadt durchzieht und die Häuserblöcke zu Inseln macht.
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Text: Stephan Goldmann