Schnorchelurlaub am sagenhaft bunten Korallenriff - und endlich einmal eigene Unterwasserfotos machen? Wir zeigen, wie es geht.
Wer es schon mal ausprobiert hat weiß, dass es im offenen Meer gar nicht so leicht ist, tolle Unterwasserfotos zu machen. Wenn man mit der Unterwasserfotografie beginnt, muss man sich auf unterschiedliche Aspekte gleichzeitig konzentrieren: Zuerst einmal das Gleichgewicht halten. Dann natürlich den Atem anhalten. Und dann noch gleichzeitig die umherschwimmenden Meereslebewesen im Auge und vor der Kamera behalten. Ganz zu schweigen davon, dass sich auch das Meer bewegt und die Wellen ständig hin- und herrollen.
Wir haben Jenny Sathngam, eine professionelle Unterwasserfotografin aus Hawaii, nach ihren Tipps gefragt. Sie ist drei- bis viermal pro Woche mit der Kamera unter Wasser, hat also eine Menge Geschichten zu erzählen. Wie diejenige, als eine neugierige, junge Mönchsrobbe und deren riesige Mutter im Beschützermodus ihr regelrecht auf die Pelle rückten. Oder von jenem Tag, an dem sie zwischen schweren Wellen an einem Riff eingeklemmt war und sich den Knöchel verdrehte. Alles in allem ist es jedoch ihr Traumjob.
Und mit uns teilt sie ihre besten Tipps:
Ein erster wichtiger Schritt ist die Auswahl der richtigen Tageszeit - für die Unterwasserfotografie ist dies noch wichtiger als an Land. Dort genügt es zumeist, das harte Mittagslicht auszulassen und in den Morgen- oder Abendstunden zu fotografieren. Mit der Unterwasserfotografie ist das allerdings eine andere Geschichte. Hier benötigt man so viel Sonnenlicht wie nur möglich. Daher ist es am besten, mitten am Tag zu fotografieren, um alle Lichtstrahlen einzufangen, die durch das Wasser dringen.
Wer noch ein Neuling in Sachen Unterwasserfotografie ist, hält sich für den Anfang sicherheitshalber im seichten Wasser auf. Da in flachen Tiefen weniger Licht absorbiert wird, lassen sich dort die Echtfarben am besten erfassen. Und ein weiterer Vorteil ist, dass man kein Blitzlicht braucht.
Profi-Tipp von Jenny: Es ist sinnvoll, zunächst in einem Schwimmbad zu fotografieren, um die Ausrüstung zu testen und sich erst danach mit den wechselnden Kameraeinstellungen im freien Wasser vertraut zu machen.
Mit einer wasserdichten Kompaktkamera in geringer Tiefe zu starten, kann zu Beginn recht gut funktionieren. Die Alternative ist eine GoPro Actionkamera, die über ein Weitwinkelobjektiv verfügt und ebenso kompakt wie benutzerfreundlich ist. "Ich glaube nicht, dass man die Funktionalität und den Preis einer GoPro HERO8 Black übertreffen kann", meint Jenny Sathngam. Die Kamera verfügt über ein eingebautes Weitwinkelobjektiv, das wichtig für Unterwasserfotos ist, da im Wasser alle Objekte vergrößert erscheinen. Damit kann man tiefer gehen als mit den meisten Kameras für Einsteiger. Ein weiterer Vorteil: Die Fotos lassen sich direkt auf das Mobiltelefon senden und vor Ort bearbeiten.
Denjenigen Fotofreaks, deren Budget es zulässt und die tatsächlich sicher sind, dass sie ernsthaft Unterwasserfotografie betreiben möchten, gibt sie diesen Tipp mit: “Holt euch eine Spiegelreflexkamera, ein Wassergehäuse und einen Blitz - oder besser noch, leiht zuerst einmal probeweise die Ausrüstung aus.“
Wenn Janny Sathngam nicht im Arbeitsmodus ist, fällt ihre Wahl auf die Nikon Nikonos V, eine 35-mm-Filmkamera, die vollständig wasserdicht ist. Sie fühlt sich dadurch wie eine Unterwasserforscherin der alten Schule, weil dieses Modell der Unterwasserkamera von Jacques Cousteau ähnelt.
Es ist wichtig, sich im Meer sicher zu fühlen, bevor man versucht, unter Wasser zu fotografieren. Egal, ob beim Schnorcheln, Apnoe- oder Flaschentauchen, sehr gute Schwimm- und Tauchfähigkeiten sind Voraussetzung. Wenn das Hauptaugenmerk auf guten Fotos liegen soll, muss man sich unter Wasser quasi wie im Schlaf bewegen. PADI (Professional Association of Diving Instructors) bietet Tauchkurse für alle Schwierigkeitsgrade an.
Beim Tauchen gilt generell: Nie allein unterwegs sein. Tauchen ist ein “Buddy-Sport” und nicht ganz ungefährlich. Es kann durchaus unter Wasser einiges schiefgehen. Jenny meint auch: "Es ist nicht nur sicherer, sondern auch viel schöner, seine Freunde zwischendurch zu fotografieren, während sie mit den Meereslebewesen interagieren". Und bitte immer dran denken: Unter Wasser darf nichts angefasst, entnommen oder gar zerstört werden. Auch nicht versehentlich mit den Flossen - das gehört zu den wichtigen Taucher-Regeln.
Wer sich eine Spiegelreflexkamera zulegt und bereits mit manuellen Einstellungen vertraut ist, sollte auf jeden Fall ausgiebig mit diesen Einstellungen experimentieren. Aber keine Sorge, auch wer diese Fähigkeiten noch nicht besitzt, kann trotzdem professionell aussehende Fotos schießen. Jenny Sathngam verrät: "Wahrscheinlich ist eines der größten Geheimnisse der Profis, trotz dicker Kameras und imposanter Gehäuse, dass sie oft nur auf Automatik arbeiten".
Besonders bei Wellengang sei es viel wichtiger, die Aufmerksamkeit darauf zu richten, sich nicht in Gefahr zu bringen und zugleich das Motiv im Auge zu behalten. Sonst verkompliziert man unnötig die Situation und ist schnell überfordert. Deshalb rät sie Anfängern, erst einmal mit den Automatik-Einstellungen zu fotografieren, bis sie den Dreh raus haben. An einem ruhigen Tag kann man eher mit den manuellen Einstellungen arbeiten, beispielsweise mit einer kleinen bis mittleren Blende experimentieren und bei Bedarf einen höheren ISO-Wert verwenden.
Falls die Dinge nicht wie geplant verlaufen, rät sie zu Geduld, Ruhe und Besonnenheit. "Es ist besser, das Unerwartete hinzunehmen, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben“, weiß sie aus Erfahrung. "Es gibt unter Wasser wenig Dinge, die sich kontrollieren lassen. Deshalb ist es besser, mit kleineren Erwartungen zu starten und bei den ersten Versuchen keine Angst vor Misserfolgen zu haben."
Zurück an Land ist es dann Zeit für die mindestens ebenso wichtige Bildbearbeitung. Hier ist eine gute Fotosoftware (auf dem Computer oder in einer App am Smartphone) sehr nützlich. Zwei Apps, mit denen sie selbst gern arbeitet, sind Adobe Photoshop Express Photo Editor und Adobe Lightroom Photo Editor. „Selbst im klarsten Wasser und bei besten Bedingungen benötigen Unterwasserbilder normalerweise ein wenig Nachbearbeitung, um sie zum Wow-Effekt zu bringen“, sagt sie. "Allerdings sollte man mit der Bearbeitung auch nicht übertreiben, damit die Bilder natürlich aussehen."
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Original-Artikel: Sarah Sekula/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner