Wo liegen die weltweit besten 200 Surfspots? Hier geben leidenschaftliche Surfer ihre besten Surfplätze preis - und erzählen eine Geschichte, die sie damit verbindet.
Viele meinen, in Sachen Surfen sei bereits alles entdeckt. Glücklicherweise ist das nicht so und es gibt jede Menge abenteuerlustige Wellenreiter, die wie Goldgräber weltweit nach der besten, jungfräulichen Brandung schürfen und immer wieder, wenn ihre Lieblingsplätze sich mit zu vielen anderen Surfern füllen, weiterziehen. Geheimnisvolle Mythen wie Cloudbreak, Thurso und Skeleton Bay sind inzwischen erreichbare Ziele, an denen ein einziger Wellenritt ein Surferleben krönen kann - vorausgesetzt, man hat genügend Erfahrung.
Wo aber liegen nun die besten Surfspots weltweit und was macht sie so einzigartig? Lonely Planet hat 50 Surfer gebeten, ihren Traumspot vorzustellen und dazu eine persönliche Geschichte zu erzählen. Das Buch "Legendäre Surfspots - Entdecke die aufregendsten Wellen der Welt" ist voll irritierend schöner Bilder und gewürzt mit vielen praktischen Informationen, egal, ob du noch Anfänger oder bereits ein Surfprofi bist. Die faszinierendsten Brandungen in allen Gegenden der Welt sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufgeteilt - und machen Lust, sofort aufzubrechen zum berühmten Hilton Beach in Tel Aviv, an die wilde Pazifikküste von Costa Rica oder in die australische Hippie-Surfhochburg Byron Bay oder an einen anderen, verlockenden Surfstrand. Wir stellen unseren Lieblingstipp von jedem Kontinent vor.
"Eine einzige Welle", so Andy Davis, "stillt deinen Surf-Durst mehr, als anderswo eine komplette Saison". Südafrikas J-Bay wartet mit einem einzigartig langen, schnellen Ritt auf. Die berühmte Welle zieht Surfer aus aller Welt an und läuft vor einer Art Amphitheater aus Dünen voller Aloe-Pflanzen aus. Wer schafft, alle J-Bay-Spots am Stück zu surfen, kann einen Ritt über zwei Minuten machen. Was sie außerdem besonders macht: Der Kern der J-Bay-Welle - die Supertubes - ist perfekt für technische Entwicklungen. "Eine einzige J-Bay-Welle füllt den Tank bis zum Rand", meint Andy Davis. Sein Tipp: Surfe ein gewöhnliches Shortboard - und geh später zum After-Surf bei Nina, wo man nicht selten die besten Surfer der Welt antrifft. Die Provinz Westcup ist auch über diese berühmte Welle hinaus reich an weiteren Weltklasse-Wellen.
Erst seine zahlreichen Sessions am Sunset Beach hätten ihn zu dem Surfer gemacht, der er sei, meint Beau Flemister. Aus seiner Sicht ist der North Shore von O’ahu für Surfer das ultimative Testgelände. Was ihn ausmacht, ist eine kraftvolle, gleichmäßige Rechtswellen-Riffbrandung. Dass die Gezeiten keine Rolle spielen, sorgt zusätzlich für beste Bedingungen. Dabei bricht die Sunset bereits bei geringen Dünungen. Beau Flemister empfiehlt ein größeres Board: "Es macht mehr Spaß und du erwischst mehr Wellen." Die Wellen sind schnell, deshalb muss man sich beeilen, wenn man auf eine Welle zupaddelt. Die 3-Meter-Wellen sind nicht ganz ohne. Es gibt Strömungen und wechselnde Peaks - aber am Ende eines Surftages ausschließlich glückliche, entspannte Gesichter. O’ahus Strände gehören zu den besten der Welt, nicht nur für Surfer.
Hohle Reefbreaks der Spitzenklasse sprenkeln Balis südliche Halbinsel und an ihrem Ende hängt wie ein kostbarer Anhänger Padang Padang - und Balis berühmtester Barrel. Obwohl die Halbinsel touristisch recht gut frequentiert ist, bleibt sie dennoch mit ihren Breaks ein attraktives Eldorado für Surfer. Von der Reinheit der Linie und ihrer hohen Intensität der Welle schwärmt Jaimal Yogis: "Surfer verschwinden in glitzernden Salzwassertunneln". Zugleich warnt er auch davor, dass das Riff sein Truíbut fordert, wenn man nicht aufmerksam ist - er holte sich beim ersten Mal ein blutiges "Riff-Tattoo". Auch die Ebbe ist nicht ungefährlich. "Einmal surfte ich die Panang bei Sonnenaufgang, als sie hüfthoch und niemand sonst draußen war", so Jaimal Yogis, "einmal bei Flut, als sie kopfhoch und kaum hohl war" - für ihn die beste Art, sich an die Seele des Sports heranzutasten. Die Art der Welle ist ein schwerer, hohler linker Reefbreak, die besten Bedingungen sind von Mai bis September.
Portugals schwerer, anspruchsvoller Beachbreak heißt Supertubos. Stuart Butle, der ihn auf die harte Tour kennenlernte, meint auch, supertubos müsse auf Portugiesisch eigentlich "erbarmungslos" heißen. Aber natürlich ist das für echte Surfer besonders herausfordernd. Der Weltklasse-Beachbreak bei Peniche, etwa anderthalb Stunden von Lissabon, ist eine schwere Welle, die sehr nah am Ufer bricht und deren Kraft man sogar spürt, wenn man nur am Ufer steht. Obwohl Supertubos ein Beachbreak ist, sollte man seine Kraft nicht unterschätzen. Die Linkswellen sind tendenziell besser als die Rechten, sie erreichen Höhen von mehr als zwei Metern. Am besten surft es sich mit Shortboards, es lohnt sich, Ersatz-Leashes einzupacken. Wenn die Wellen gut sind, wird es voll. Dann kann man notfalls immer noch ausweichen - in Zentralportugal gibt es immer irgendwo eine surfbare Welle.
"Stell dir vor, dein Heim-Spot wäre ein menschenfressendes Ungeheuer" - so beschreibt Shaun Wallbank Tasmaniens furchterregendsten Slab. Er und eine Crew furchtloser Einheimischer haben das Ungeheuer schließlich gezähmt. Auf den Spot der Gruppe surfbesessener Freunde wurden bald auch die Big Wave Awards aufmerksam. Der wilde Charakter der Welle und das Wetter in Tasmanien sorgen jedoch noch immer dafür, dass sich die Zahl der Surfer im Rahmen hält. Tatsächlich ist Shipstern ein extrem gefährlicher rechter Slab, der im australischen Winter bei jeder Art Tide eine bemerkenswerte Größe erreicht. Daher ist die Welle ausschließlich für erfahrene Surfer. Trotzdem lohnt sich die Wanderung entlang wunderschöner Klippen zu diesem außergewöhnlichen Surfspot auch für alle, die nur zuschauen und die Aussicht genießen möchten.
Noch viele weitere Traumziele für Surfende zeigt unser Reiseführer "Legendäre Surfspots". Schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Ines Wagner