Diese sieben Frauen haben die Welt verändert - und an ihren Wirkungsorten lebt noch heute ihr stolzer, starker Geist. Ein Besuch bei weiblichen Wirkstätten.
Während die Namen einiger charismatischer Anführer, Wissenschaftler, Rebellen oder Genre-bestimmender Künstler im Laufe der Jahrhunderte erhalten und oft wiederholt werden, geraten unzählige andere in Vergessenheit. Nicht selten sind es gerade selbstlos-heroische Frauen, deren Namen aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden.
In einigen Städten haben starke Frauen jedoch einen unverkennbaren und unauslöschlichen Fußabdruck hinterlassen. Wir haben eine Tour zusammengestellt - vom alten Ägypten bis ins Frankreich des 20. Jahrhunderts - und zeigen die Welt durch die Augen sieben großartiger Frauen, die die Welt nachhaltig geprägt haben.
Jahrhunderte bevor Kleopatra riesige Armeen befehligte und die Herrscher des Römischen Reiches bezauberte, regierte Hatschepsut (ca. 1508 - 1458 v. Chr.). Nach der Ernennung ihres Ehemannes Thutmose II. zum Regenten wurde Hatschepsut die erste Frau mit vollen Befugnissen des Pharao-Titels. Während ihrer 20-jährigen Herrschaft ließ sie monumentale Tempel in Auftrag geben, von denen einige noch heute die Welt beeindrucken.
Die Reise entlang der imposanten Bauwerke beginnt am Tempel in Luxor. Seine aufragenden Säulen und Sphinxe sind eine Erweiterung, die Amenhoteps III. an einem früheren Tempel vornehmen ließ. Das Originalbauwerk wurde von Pharaonin Hatschepsut erschaffen. Etwa 7 Kilometer nordwestlich am Nilufer befindet sich der Totentempel der Hatschepsut. Die spektakuläre, mehrstöckige Anlage ist in ein Amphitheater mit 300 Meter hohen Felswänden eingemeißelt und verfügt über faszinierende Schreine für den altägyptische Todesgott Anubis und die Kuh-Göttin Hathor.
Berühmt ist auch das Relief, das Hatschepsut aus dem Euter der Göttin trinkend zeigt. Etwas weiter im Nordwesten liegt das Tal der Könige. In dieser gigantischen altägyptischen Nekropolis befinden sich 53 Pharaonengräber. Unter ihnen ist auch die Grabkammer Hatschepsuts, die sie mit ihrem Vater Thutmose I teilt. Sie befindet sich in etwa 100 Metern Tiefe.
Bald nach ihrem Tod schon wurde der Name der Hatschepsuts weggemeißelt und ihre Mumie in ein anderes Grab umgebettet. Trotz der Bemühungen, die Erinnerung an die Pharaonin zu Staub zu machen, haben die riesigen Monumente die Jahrhunderte überstanden und erzählen ihre eindrucksvolle Geschichte.
St. Petersburg funkelt mit unzähligen Palästen, die eng mit dem Leben von Katharina II. (1729-1796), der Kaiserin von Russland, verbunden sind. Katharinas Regierungszeit gilt als Goldenes Zeitalter Russlands. Die Kaiserin nutzte die Ideale der Aufklärung, um soziale Reformen voranzutreiben, während das russische Reich an Größe zunahm. Schätzungen zufolge wuchs es währenddessen um mehr als 500.000 Quadratkilometer.
Der besser als Eremitage bekannte ehemalige Winterpalast der russischen Zaren wurde einst auf Katharinas Befehl gebaut. Die barocke Anlage ist ein Komplex aus zahlreichen, imposanten Palästen. Heute gilt die Eremitage als eines der ältesten, berühmtesten und größten Kunstmuseen der Welt. Sie erstreckt sich über fünf Paläste und beherbergt Weltkunst in 360 Räumen. An die Museen schließt sich der Winterpalast von Zar Peter I. an, der in Grün, Gold und Weiß erstrahlt. Von dort aus wandte sich Kaiserin Katharina der begeisterten Menge zu, als sie ihren Sohn zum Herrscher von Russland erklärte.
Etwa 25 Kilometer südlich des Zentrums von St. Petersburg gibt es noch mehr Kunst und Architektur zu bewundern, die auf Katharina die Große zurückgeht: In der Zarenresidenz Tsarskoe Selo befindet sich, in Himmelblau, Gold und Weiß gehalten, der 300 Meter lange Katharinenpalast. Nachdem der märchenhafte Gebäudekomplex im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, strahlen seine mit Stuck und Gold verzierten Fassaden und Säle wieder in der früheren Pracht.
Es lohnt sich, mit einem Audioguide die Goldene Halle, die riesigen Speisesäle und die beeindruckende Porträt-Halle mit einem Gemälde von Katharina II. in königlicher Pose zu besichtigen. Die liebevoll restaurierten Räume mit ihren goldenen Ornamenten und Seidentapeten widerspiegeln anschaulich das Leben der Kaiserin. Besonders eindrucksvoll ist auch die Nachbildung des berühmten, verschollenen Bernsteinzimmers, das als "achtes Weltwunder" gilt. Der angrenzende Park lädt zu ausgiebigen Spaziergängen ein.
Peking, die hektische Metropole und Hauptstadt Chinas, die bisweilen hinter einer Smogwolke verschwindet, birgt große und geschichtsträchtige Schätze. Hochinteressant sind die Einblicke in die Regierungszeit von Kaiserin Dowager Cixi (1835-1908). Von der Nebenfrau des Kaisers Xianfeng zur Herrscherin aufgestiegen, war sie eine der mächtigsten Frauen in Chinas langer Geschichte. Mit dem Beinamen "Kaiserinwitwe" wurde sie gefürchtet, geachtet und bewundert. Bis zu ihrem Tod war sie die einflussreichste Persönlichkeit der späten Qing-Dynastie.
Sich an den Kaiserlichen Hof in der Zeit Cixis hineinzuversetzen, fällt am leichtesten bei Spaziergängen in den Gärten des Pekinger Sommerpalastes mit seinen dekorativen Brücken und Pavillons. Zu den sehenswerten Baudenkmälern gehört das sogenannte Marmorboot, dass die Extravaganz der Kaiser in den letzten Tagen der Herrschaft des chinesischen Imperiums symbolisiert. Es wurde 1755 erbaut und 1893 auf Befehl von Kaiserin Cixi mit viel Geld restauriert, das ironischerweise für die Finanzierung der Marine bestimmt war. Auf der anderen Seite des Kunming-Sees bat Cixi am Drachenkönigstempel den Wettergott um Regen.
Hof hielt Cixi im Kaiserpalast, der "Verbotenen Stadt", etwa 20 km südöstlich des Sommerpalastes. Der darin befindliche "Palast des ewigen Frühlings" und der “Palast der gesammelten Eleganz” wurden nach ihren Anweisungen umgebaut, mit kunstvoll verziertem, roten Sandelholz vertäfelt und mit luxuriösen Möbeln ausgestattet. Als kaiserliche Konkubine brachte Cixi in letzterem Palast ihren Sohn Zaichun, den späteren Kaiser Tongzhi, zur Welt.
Die in Frankreich lebende zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie (1867-1934) war zeitlebens stolz auf ihre polnische Identität. Sie nannte sogar eines der beiden Elemente, die sie entdeckte, Polonium - nach ihrem Heimatland. Obwohl sie in die Geschichte mit ihrem angeheirateten französischen Namen einging, hatte die multidisziplinäre Wissenschaftlerin ihren polnischen Familiennamen nie abgelegt. Dementsprechend heißt das Museum in Warschau, mit dem ihre Geburtsstadt ihr Erbe ehrt, auch Marie-Skłodowska-Curie-Museum.
In dem restaurierten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert werden zahlreiche Originaldokumente und Arbeitsgegenstände der hoch dotierten Chemikerin und Physikerin ausgestellt. Marie Curie leistete einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Theorie der Radioaktivität und der Radiologie. Sie war Vorreiterin bei der Verwendung radioaktiver Isotope zur Bekämpfung des Gewebewachstums, der Grundlage vieler moderner Krebsbehandlungen. Eines der Exponate im Museum legt ein besonders perfides Zeugnis ab: Der ausgestellte Röntgen-Apparat besiegelte schließlich Marie Curies Todesurteil - sie starb nur 58-jährig an der Strahlenkrankheit.
Schwere Bombenangriffe in den Jahren 1939 und 1944 zerstörten große Teile von Warschau. Die sehenswerte Altstadt wurde sorgfältig mit denselben Steinen wieder rekonstruiert. Besonders eindrucksvoll ist ein Spaziergang zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstädter Ring mit seinen imposanten Kaufmannshäusern aus dem 13. Jahrhundert und den hübschen Fassaden im Renaissance-Stil.
Das deutsch-jüdische Mädchen Annelies Marie Frank (1929-1945) verfasste mit ihrem Tagebuch ein bewegendes, historisches Dokument aus der Zeit des Holocaust, das sie zur Symbolfigur gegen die Unmenschlichkeit des Völkermordes in der Zeit des Nationalsozialismus macht. Anne Franks Beobachtungen über das Leben im Versteck an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenalter sind gestochen scharf und bewegen seit ihrem Erscheinen die ganze Welt. Das Tagebuch wurde nach ihrer Ermordung im Konzentrationslager Bergen-Belsen von ihrem Vater veröffentlicht, der als einziger der Familie den Holocaust überlebte.
Die Familie Frank versteckte sich hinter einem verborgenen Bücherregal in der Prinsengracht 263, dem Geschäftsgebäude von Anne Franks Vater. Das schmale Backsteingebäude, ein typisches Kaufmannshaus aus dem 17. Jahrhundert, beherbergt heute die Anne Frank Stiftung und das Anne Frank Museum. Seine 15.000 Artikel umfassende Sammlung zeigt das Leben der Familie im Verborgenen, darunter auch das original Tagebuch. Das Haus liegt in der Nähe der Renaissance-Kirche Westerkerk. Davor steht die schlanke, gusseiserne Anne-Frank-Statue des Künstler Mari Andriessen und blickt selbstbewusst in den Himmel.
In der Nähe der Westerkerk gibt es mehrere Mietstationen für Fahrräder, mit denen sich ein Ausflug Richtung Osten in die Nieuwe Amstelstraat anbietet. Dort erläutert das Joods Historisch Museum die Geschichte von Amsterdams jüdischer Gemeinde, beginnend in der Vorkriegszeit. Zugleich liegt am Museum auch der Ausgangspunkt für Besichtigungen des jüdischen Viertels.
Die berühmteste Schriftstellerin des zwanzigsten Jahrhunderts in Paris revolutionierte, mit einem Stift bewaffnet, die veralteten Vorstellungen über die Rolle der Frau. Simone de Beauvoir (1908-1986) schrieb ihr sozialgeschichtliches und philosophisches Werk "Das andere Geschlecht" im Jahr 1949. Ihre umfassende kulturgeschichtliche und soziologische Abhandlung der Lage der Frauen in einer männerdominierten Welt wurde zum radikalsten und visionärsten Beitrag zur Emanzipation der Frauen im 20. Jahrhundert.
Obwohl de Beauvoir weit gereist ist, hat sie oft in den Cafés von Paris ihre Ideen entwickelt und ihre Sinne geschärft. Bei Les Deux Magots in Saint-Germain-des-Prés stehen gemütliche Tische und Korbsessel auf dem Bürgersteig, von denen aus sich gemütlich die vorbei eilenden Passanten beobachten lassen. Simone de Beauvoir hingegen hatte ihren Stammplatz im Inneren des Cafés. Dort saß sie oft stundenlang in einer Ecke und schrieb fleißig. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich das berühmte Café de Flore, dessen Art-Deco-Interieur getreu im selben Stil erhalten geblieben ist, wie es Beauvoir mit ihrem lebenslangen Vertrauten und Geliebten, dem Philosophen und Dramatiker Jean-Paul Sartre, kannte.
Der Ausflug in die Lebensgeschichte Simone de Beauvoirs endet nach einer kurzen U-Bahnfahrt auf dem Cimetière du Montparnasse aus dem 19. Jahrhundert, wo sich die Vorreiterin des Feminismus mit Sartre eine letzte, schmucklose Ruhestätte teilt.
Ihr Markenzeichen sind die zusammengewachsenen, buschigen Augenbrauen, die ihrem Gesicht eine herbe Entschlossenheit geben, während die farbenfrohen Gewänder eine sinnliche Weiblichkeit ausstrahlen. Mit ihrem durchdringenden Blick und der trotzigen Stirn sind die Selbstporträts von Frida Kahlo (1907-1954) von Weitem erkennbar. Die Androgynie der berühmtesten Künstlerin Mexikos, die ebenso oft wie traditionelle Kleider auch Männeranzüge trug, machte sie zu einer Ikone in ihrer Zeit. Noch heute faszinieren ihre unerschrockenen Gemälde, die von unfassbaren physischen und psychischen Qualen sowie mentaler Stärke und großer Schöpferkraft zeugen.
Die Künstlerin lebte viele Jahre in der sogenannten Casa Azul - im Blauen Haus - in Mexico City. Heute befindet sich dort das Museo Frida Kahlo. Es ist mit Gegenständen aus dem Leben der ungewöhnlich starken Frau und hervorragenden Malerin gefüllt: Schmuck, Kleidung, Erinnerungsstücke sowie Fotografien, die sie und den Ehemann, Künstler Diego Rivera, und einer illustren Schar internationaler Gäste zeigen. Die von Frida Kahlo gesammelten Kunstwerke sind ebenfalls ausgestellt. Sie bieten einen erhellenden Einblick darauf, was eine der inspirierendsten Frauen der Welt einst selbst inspirierte.
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Text: Ines Wagner
Original-Artikel: Anita Isalska/Lonely Planet international