Reisejournalistin Sara van Geloven verrät uns fünf Tipps aus ihrem Buch „Take a break“.
Vor zehn Jahren bin ich zum ersten Mal für längere Zeit ins Ausland gereist. Ich studierte für vier Monate in Liverpool, lebte auf einem Campus mit Austauschstudenten aus aller Welt – und kehrte mit mehr Selbstvertrauen, mehr Verständnis und einem unglaublichen Drang, erneut aufzubrechen, wieder zurück. Zu Hause läuft das leistungsorientierte Hamsterrad nonstop weiter: Schule, Studium, Arbeit und irgendwann Ruhestand. Aber wer sich traut, aus diesem Wettbewerb auszusteigen und sein vertrautes Umfeld zumindest zeitweise zu verlassen, bekommt eine andere Perspektive. Gemeint ist der berühmte Blick über den Tellerrand. Eine andere Kultur, neue Erfahrungen, Menschen aus aller Herren Länder … all das führt dazu, nicht nur die Welt besser kennenzulernen, sondern auch sich selbst.
Passendes Projekt
Eine Pause für ein Jahr nach dem Schulabschluss ist zweifellos die bekannteste Interpretation für eine Auszeit im Ausland, aber sicherlich nicht die einzige Option. Man könnte sich zum Beispiel auch ein Sabbatjahr gönnen oder eine Weltreise unternehmen. Du machst dir Sorgen um eine Lücke im Lebenslauf? Dann kombiniere das Angenehme mit (ein bisschen) Arbeit. In der EU, aber auch in Kanada, Australien oder Neuseeland kann man zum Beispiel ein Praktikum machen, studieren, einen Kurs belegen oder sich bei einem Freiwilligendienst melden. Dabei sollte man sich nicht von den endlosen Möglichkeiten überwältigen lassen, sondern eine Wahl treffen, die zu einem passt. Letztendlich geht es nicht um den bloßen Aufenthalt im Ausland, sondern um authentische Erlebnisse, das Verlassen der eigenen Komfortzone und die Freiheit, Entscheidungen eigenständig zu treffen – egal, ob als Volunteer in New York oder bei einem Roadtrip durch Neuseeland.
Mit oder ohne Begleitung
Eine lange Reise zu zweit ist zwar ganz nett, aber auch kein Muss, wenn man niemanden findet, der so lange unterwegs sein will oder kann wie man selbst. Auch alleine wird man Schönes erleben, denn man muss auf niemanden Rücksicht nehmen und kann ganz nach dem eigenen Bedürfnis die Tour planen. Außerdem ist man ohne Begleitung auch viel offener für neue Erfahrungen und Begegnungen. Die Momente, in denen man auf einer Reise wirklich alleine ist, sind sogar sehr kostbar, da man unterwegs oft viele Menschen kennenlernt.
Slow Travel
Um wirklich in ein Ziel eintauchen zu können, sollte man viel Zeit einplanen. Also nicht alle Highlights eines Landes abhaken und jeden Tag etwas anderes besichtigen, sondern sich auch Pausen gönnen, um an einem Ort zu verweilen. Slow Travel heißt die Devise. Wenn man einfach mal ohne ein Ziel durch die Stadt streift, tritt man viel eher mit Einheimischen in Kontakt und man findet etwas abseits der herkömmlichen Pfade oft die schönsten unentdeckten Kleinode, fernab von der Masse. Nimm dir die Zeit, ein Reiseziel zu erleben und nicht nur zu sehen.
Auswirkungen
Reise mit Respekt für Mensch und Tier. Frage immer höflich, ob du ein Foto machen darfst, achte auf die lokalen Bräuche und unterstütze keine Aktivitäten, bei denen Tiere schlecht behandelt werden. Versuch auch, so oft wie möglich eine lokale Unterkunft zu wählen, damit die Einheimischen von deiner Übernachtung profitieren. Berücksichtige bei der Wahl des Verkehrsmittels die CO2-Belastung – eine Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist oft eine gute Variante und eine spannende Möglichkeit, ein Land zu sehen. Überdenk auch die CO2-Emissionen deiner (Flug-)Reise.
Reisezeit
Einen idealen Zeitpunkt für längere Reisen gibt es nicht, denn egal, ob Studium oder Karriere, man wird immer etwas aufschieben müssen. Natürlich kann man auch jahrelang auf den Ruhestand warten, um dann das Abenteuer zu beginnen – oder gegebenenfalls festzustellen, dass man all die schönen Dinge, für die man eine Ewigkeit gespart hat, gar nicht mehr machen kann. Wenn man länger unterwegs sein möchte, dann jetzt! In der Blütezeit des Lebens kann man die Reise in vollen Zügen genießen und die neu gewonnenen Erkenntnisse für danach „speichern“. Die Verwirklichung seines Traums ist machbar, sofern man fest entschlossen ist. Sind die Würfel gefallen, beginnt man am besten mit einem Sparplan und einer Checkliste, damit man sehen kann, wie man seiner Reise des Lebens jeden Monat einen Schritt näher kommt. Eines ist sicher: Eine Auszeit im Ausland ist das beste Geschenk, das man sich selbst machen kann.
findest du in der April/Mai-Ausgabe 2021 des Lonely Planet Magazins. Außerdem im Heft:In der Wildnis - auf Safari in Kenia, Inselhüpfen im Wattenmeer, Wandern auf dem Balkan und vieles mehr.
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