Was für viele Touristen nette Unterhaltung ist, bedeutet für Tiere jahrelange Quälerei. Ob Zoos, Delfinarien oder Tiershows – hier geht es eher um Profit als um das Wohl der Lebewesen. Reisebloggerin Christine aus Berlin zeigt, wie Tierschutz auf Reisen geht.
Wenn mich jemand fragt, was der schönste Moment auf meinen vielen Reisen war, muss ich nicht lange nachdenken. Es war der Tag, an dem ich das Ende der Welt erreichte und antarktisches Festland betrat. Vor mir lagen einzigartige, unberührte Natur, verschneite Berge und Tausende von Pinguinen auf der Suche nach ihrem Nest. Ich war zu Tränen gerührt. Die Antarktis ist ein Ort, an dem Tiere noch ihre Freiheit genießen dürfen.
Wir sind lediglich Gäste und sollten uns auch so verhalten – mit Respekt, Abstand und als stille Beobachter. Ich kann mich auch an das schrecklichste Tiererlebnis auf Reisen erinnern: als ich in einem Zoo für Meerestiere sah, wie ein Orca aus einem Schwimmbecken sprang und auf den Boden platschte. Ich bewerte nicht gerne Dinge, die ich nicht selbst erlebt habe; deswegen hatte ich mir das Seeaquarium angeschaut. Hinaus ging ich erschüttert und traurig, aber mit dem Ziel, mich dafür einzusetzen, dass auch die letzten Delfinarien in Deutschland geschlossen werden.
In solchen Anlagen wird ein viel gehegter Traum erfüllt – einmal mit Flipper schwimmen. Nur wenige wissen, wie intelligent Delfine sind, dass sie sich im Spiegel erkennen, sich in der Gruppe Namen geben, um Verstorbene trauern und bei zu großem Leidensdruck in Gefangenschaft lieber sterben wollen, indem sie aus dem Wasser springen und vertrocknen oder einfach aufhören zu essen und zu atmen.
Ich verstehe die Faszination für Wildtiere und es gibt viele Möglichkeiten, ihnen auf Reisen respektvoll zu begegnen; vorausgesetzt man beachtet ein paar Dinge:
1. Watch don't touch. Für Wildtiere bedeutet der Kontakt mit Menschen Stress, unwürdige Haltungsbedingungen plus brutale (Um)Erziehung. Tierkinder werden oft gewaltsam ihrer Mutter entrissen, um in Touristenhochburgen mit den Selfies Geld zu scheffeln. Und immer wieder kommt es vor, dass BesucherInnen die Tiere als Souvenir mitnehmen. Erst vor wenigen Wochen ging der Fall eines Urlaubers durch die Presse, der ein Orang-Utan-Kind betäubt in einem Korb aus Bali schmuggeln wollte. So extrem muss es nicht sein. Es gibt auch Situationen, in denen man kleine Schildkröten oder Echsen für zu Hause angeboten bekommt. Auch hier gilt: Finger weg!
2. Infomieren. Wer Auffangstationen besucht, in denen misshandelte Tiere aufgepäppelt oder mutterlose Jungtiere aufgezogen werden, sollte sich vorher genau schlau machen. Denn unter den Wildlife Sanctuaries gibt es viele „schwarze Schafe“. Ich bin ebenfalls reingefallen, als ich mir ein Elefantenwaisenhaus in Sri Lanka anschaute. Dass es den Organisatoren nur um Profit ging, habe ich erst im Nachhinein von „Pro Wildlife“ erfahren, einem Verein, der sich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt. Seriöse Einrichtungen erkennt man daran, dass es keinen direkten Kontakt zwischen Wildtier und BesucherInnen gibt, keine Tiere gezüchtet werden und die höchste Priorität darin besteht, sie wieder auszuwildern.
3. Tiershows meiden. Ob Zoos, Delfinarien oder der Zirkus – hier ist es in den meisten Fällen nicht möglich, Wildtiere artgerecht unterzubringen. Es ist auch nicht natürlich, dass ein Tiger auf zwei Beinen durch die Manege läuft. Elefanten, Delfine oder Löwen sollte man dort beobachten, wo sie hingehören: in freier Wildbahn und im Rahmen einer verantwortungsvollen Tour. Mir ist bewusst, dass das ein Privileg ist und sich nicht jede/r leisten kann. Doch auch bei Tierdokumentationen im Kino oder TV geht mir immer wieder das Herz auf. Zwar sehe ich die Tiere nicht live; aber ich erkenne, dass sie ein natürliches Leben in Würde führen dürfen.
Schon Charles Darwin sagt vor über hundert Jahren: „Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück.“ Und der Mensch ist dafür verantwortlich.
Text: Christine Neder, Fotografie: Christine Neder, Lilies-Diary.com
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