Weihnachten muss nicht unserem Klischee entsprechen. Schließlich wird das Fest rund um den Globus gefeiert. Es gibt sogar einige Orte, die Weihnachten im Namen tragen, aber statt Schnee Strand versprechen.
Nicht überall gehört zu Weihnachten ein Weihnachtsbaum, zumindest nicht aus immergrünen Nadelzweigen. Weltweit wird anders gefeiert. Auch der Begriff „Weiße Weihnacht“ lässt einfallsreiche Interpretationsspielräume zu. Pulverschnee oder strahlend weiße Sandstrände, soweit das Auge reicht? Glöckchen am Rentierhals oder Christbaumkugel am Palmwedel? Knirschende Gletscher oder kriechende Weihnachts-Krabben? Wer dem gewohnten Weihnachtsrummel in Deutschlands Kälte und Dunkelheit ausweichen möchte, ist im Süden besser aufgehoben. Doch warum nicht warm verpackt noch höher in den Norden reisen und dort den Weihnachtsmann besuchen?
Wer die gewohnten Gefilde an Weihnachten gegen spannende Orte austausche möchte, dem bieten sich vielfältige Möglichkeiten. Vor allem solche, die trotzdem eng an Weihnachten geknüpft sind. Einige sogar noch weit mehr als andere. Das hat mit ihrer ungewöhnlichen Namensgebung zu tun, die auf den ersten Blick verwundert. Denn was macht eine Weihnachtsinsel in der Südsee? Und stammt von der Rudolf-Insel unser beliebtestes Rentier? Ob Polarkreis oder Archipel im azurblauen Meer – hier sind einige Anregungen für einen Besuch von Weihnachtsschauplätzen der besonderen Art.
Es geht nichts über weiße Weihnachten mit Schnee und Eis? Dann ist Rovaniemi in Finnisch-Lappland der richtige Ort. Dort ist der Weihnachtsmann zu Hause. Er lebt im Santa Claus Village und fährt mit dem Rentierschlitten durch die Gegend. Das ist aber nur ein Teil des Winterspaßes. Dank Überfluss an Schnee und Eis und der Baukünste der Lappen bietet Rovaniemi märchenhafte Schneehotels. Eine andere Übernachtungsmöglichkeit ist ein Iglu, unter fachmännischer Anleitung selbst gebaut. In einer Schneekapelle heiraten, sich in Schneebars und -restaurants kulinarisch verwöhnen lassen, Rentierschlitten fahren und natürlich Nordlichter beobachten – all das und noch mehr bietet Rovaniemi.
Lieber etwas einsamer? Um Weihnachten auf der Rudolf-Insel zu feiern, müsste man allerdings Polarforscher oder der Weihnachtsmann persönlich sein. Die Insel gehört zum faszinierenden Franz-Josef-Land und läßt sich, sofern die Eisverhältnisse es erlauben, innerhalb einer Expedition als nördlichster Punkt Eurasiens besuchen. Das rotnasige Rentier gleichen Namens zu sichten, ist eher unwahrscheinlich, dafür Eisbären und Polarfüchse. Eine Weihnachts-Expedition ins Nordpolargebiet ist vielleicht eines der ungewöhnlichsten Weihnachtsgeschenke. Ebenfalls zauberhaft verschneit und mit Polarlichtern garniert sind beispielsweise Spitzbergen oder Grönland.
Weiter gehts auf den Spuren der Weihnacht in Kanada. Auf der Halbinsel Neuschottland liegt in Cape Breton an den Bras d’Or Lakes eine kleine Gemeinde namens Christmas Island. Der wahrscheinlich quirligste Fleck in der Weihnachtszeit ist das dortige Postamt. Tausende Briefe aus aller Welt treffen täglich ein, um mit einer Briefmarke von Christmas Island neu frankiert und abgestempelt zu werden. Spaziergänge um den tief verschneiten See bieten Ausblicke auf die wunderbar leise Landschaft. Zuviel der Stille? Dann lohnt sich ein Flug zu den Niagara-Fällen in Ontario. Dort bricht sich das weihnachtliche Licht von tausenden Lampen in den tosenden Wassermassen.
Wer es Weihnachten lieber wärmer hat, fliegt besser richtig in die Sonne. Auch im amerikanischen „Sonnenstaat“ Florida gibt es eine kleine Ortschaft, in der es das ganze Jahr über weihnachtet – zumindest dem Namen nach. Jedes Jahr zu Weihnachten wird das Postamt des nur knapp über 1.000 Einwohner zählenden Ortes Christmas in Orange County gestürmt. Auch hier ist die Beute der begehrte weihnachtliche Poststempel. Der Christmas Historical Park ist ein reizvolles Freilichtmuseum mit alten Holzhäusern und historischem Handwerk. Mit dem Poststempel in der Tasche steht Weihnachten am Meer dann nichts mehr Wege.
Es ist Heiligabend 1777, als James Cook die Südsee durchsegelt und die nur von Schildkröten bevölkerte Insel im Zentralpazifik entdeckt. Das Atoll misst nur 13 Meter über dem Meeresspiegel und ist mit seiner Fläche von 400 Quadratkilometern die größte Korallen-Insel weltweit. Das malerische Atollgebiet wurde bis 1963 für Atomtests benutzt. Heute ist Kiritimati ein Vogelschutzgebiet, und auch der Tourismus entdeckt es allmählich. Christentum und traditionelle Kiribati-Kultur sind eng miteinander verschmolzen. Ein Weihnachtsgottesdienst in offenen Palmhütten statt Kirchen aus Beton hat durchaus etwas reizvolles. Ansonsten lockt die Unterwasserwelt einer der weltweit größten Lagunen – zum Abtauchen mit Brille und Flossen.
Noch mehr Tropen? Die Weihnachtsinsel heißt auf Englisch Territory of Christmas Island und gehört zum 2.600 Kilometer entfernten Australien. Auch sie wurde an Weihnachten entdeckt, im Jahr 1643 von William Mynors. Die Insel bietet farbenprächtige Steilwände, dicht bewachsene Riffe, Schildkröten, Riff- und Walhaie sowie eine riesige tropische Artenvielfalt. Im November und Dezember sind Millionen faustgroßer roter Weihnachtsinsel-Krabben auf ihrer Massenwanderung aus den Wäldern im Inselinneren zur Eiablage ans Meer unterwegs. Das einzigartige Naturschauspiel wiederholt jedes Jahr. Noch immer finden die Forscher dafür keine richtige Erklärung.
Wer weder eisige Schneewehen noch Südseeatolle samt Palmen sehen möchte, sondern eine kitschig-üppige Weihnachtsdeko bestaunen, kann in Japan ein besonderes Weihnachtsfest erleben. Hell und tausendfach in allen Farben mit Lichtilluminationen geschmückt zeigt sich Tokyo während der Weihnachtszeit. Es ist weniger eine christliche Glaubenssache denn ein Fest der Liebe und des Konsums. Erdbeertörtchen sind ein Muss und romantische Dinner sowieso. Mit etwas Glück liegt sogar ein Fitzelchen Schnee in der Tokyo Bay. Traditionell japanisch und ebenso turbulent geht es dann an Neujahr in den unzähligen Tempeln und Schreinen zu.
Weihnachten auf der Weihnachtsinsel? Check! Was du sonst noch Einmaliges auf dieser Welt erleben kannst, steht im Reiseführer "1000 einmalige Erlebnisse".
Schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Ines Wagner