Wer hat schon Lust, im Paradies neben Plastikflaschen zu schwimmen? Reisebloggerin Christine aus Berlin gibt Tipps, wie jeder unterwegs Müll sparen und die Umwelt schützen kann.
Eines gleich vorweg: Ich bin nicht als Retterin geboren und auch noch weit davon entfernt perfekt zu sein. Doch mir wurde auf meinen Reisen immer mehr bewusst, was das wichtigste Gut unseres Planeten ist – die Natur. Diese möchte ich schützen mit all ihrem Artenreichtum.
Im Schildkrötenkrankenhaus auf den Malediven hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Im Becken schwamm ein deformiertes Tier, dessen Körper einer Sanduhr glich. Jahrelang war es in einer Sixpack-Halterung aus Plastik gefangen und wurde nur mit Glück von Tierschützern gerettet.
Nicht bloß der Anblick dieses Tieres war verstörend, sondern auch die Nachricht, dass im Jahr 2050 das Gewicht des Plastiks im Meer größer sein wird als das Gewicht der Meeresbewohner, wenn wir so weitermachen. Eine erschreckende Tatsache, die mir die Augen geöffnet hat.
Deswegen habe ich mich der Zero Waste Bewegung angeschlossen. Wie der Name schon sagt, ist das Ziel, so wenig wie möglich, also am besten gar keinen Müll zu erzeugen. Mein größter Vorsatz ist es, komplett auf Plastik zu verzichten. Gerade beim Reisen gibt es so viele kleine Dinge, auf die jeder achten kann und die Großes bewirken.
Es fängt schon zu Hause beim Packen an. In meinen Kulturbeutel kommen statt kurzlebiger Einwegprodukte wiederverwendbare Abschminkpads, die ich aus alten Handtüchern genäht habe, meine selbstgemachte Körperbutter, eine Zahnbürste aus Bambus und statt Rasierschaum, Shampoo und Duschgel ein einfaches Stück Seife.
Nachhaltig leben ist ein Prozess. Ich bin kein Freund davon, alles sofort wegzuschmeißen und durch plastikfreie Produkte zu ersetzen. Besser, erst die Sachen aufbrauchen und vor jedem neuen Kauf genau überlegen, welche Alternative es gibt.
Ich muss gestehen, früher war ich eine der Personen, die aus jedem Hotelzimmer Shampoo, Duschgel und Lotion hamsterte. Als dann eine Kiste mit hunderten Plastikdöschen und Tuben vor mir stand, packte mich das schlechte Gewissen: was für eine Verschwendung! Mittlerweile rühre ich in Hotels keine Cleaning Kits und Shower Gels mehr an, vermeide All Inclusive Urlaub und gebe nach jedem Hotelbesuch ungefragt mein Feedback, wie man im Zimmer oder beim Frühstück noch mehr auf Plastik verzichten könnte.
Auf Reisen sowie im Alltag sind meine zwei wichtigsten Utensilien eine wiederbefüllbare Flasche mit Filter, mit der ich überall Wasser zapfen kann, und ein Jutebeutel. Leider ist es oft noch gang und gäbe, dass in anderen Ländern die Ware an der Kasse automatisch in eine Plastiktüte, manchmal auch in zwei (damit es ja nicht reißt), gepackt wird. Da muss man aktiv werden, es ansprechen und durchsetzen.
So lasse ich im Flieger die Getränke immer in meinen eigenen Becher füllen, bestelle Kaltgetränke ohne Strohhalm und bitte die Verkäuferin, mein Brot direkt in den Jutebeutel zu stecken. Bei jedem Einkauf kann Plastik vermieden werden.
So gibt es beispielsweise auf lokalen Märkten loses Gemüse und Obst und in französischen Supermärkten kleine „Unverpackt“ Abteile, in denen man sich das Müsli oder Nüsse aus großen Silos zapft.
Ich kann verstehen, in exotischen Teilen der Erde möchte man gerne alles ausprobieren, was es an kulinarischen Köstlichkeiten gibt. Auf Straßenmärkten werden diese jedoch oft in Plastikschalen mit Einwegbesteck serviert. Einmal in eine wiederverwendbare Tasse, Besteck und Aluminiumdose investiert, kann man sich das Essen direkt dort hineinfüllen lassen.
Mir macht es Spaß, mit meinen Gemüsenetzen einzukaufen, ich buche gerne bei lokalen Touranbietern und schaue auch beim Fliegen darauf, meine Co2-Emission auszugleichen. Wir brauchen kein Einwegbesteck- und Strohhalm-Verbot der Regierung. Wir können selbst unser Hirn anschalten und über die Konsequenzen unseres Plastikkonsums nachdenken.
Das ist für mich Eigenverantwortung und die können wir immer anwenden, ob im Alltag oder auf Reisen.
Text: Christine Neder, Fotografie: Christine Neder, Lilies-Diary.com
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