Die 500 Jahre lang für normalsterbliche Menschen unzugängliche Verbotene Stadt weist die größte Ansammlung klassischer Bauwerke in ganz China auf. Heute dürfen die Träger der "Hundert Familiennamen" sie betreten. Die ehemaligen Bewohner waren die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie, die sich von den Massen abkapselten und eine rigorose Politik der "Einbahnstraßen-Kommunikation" betrieben. Die kaiserlichen Erlasse aus dem Nervenzentrum der Nation wurden den untertänigen Bauern durch Eunuchen und andere hochrangige Hofbeamte überbracht. In entgegengesetzte Richtung aber flossen keine Informationen.
Noch immer umweht die Atmosphäre der alten Welt mit schönen Konkubinen und erhabenen Kaisern, intriganten Eunuchen und weltentrücktem Reichtum die Gärten, Höfen, Pavillons und Palasthallen. Die meisten Gebäude gehen in ihrer heutigen Gestalt auf das späte 18. Jahrhundert zurück, denn im Laufe der Zeit sorgten Laternenfeste und Gobi-Winde, eindringende Mandschuhorden, japanische Besatzer und die Kuomintang für so manche Zerstörung. Eine umfassende Restauration der 800 Gebäude, die mit 9000 Räumen 720 000 qm Fläche bedecken, dauert etwa zehn Jahre - und sobald dieser Zeitraum verstrichen ist, wird es allmählich erforderlich, von Neuem zu beginnen.
Im Sommerpalast, wo Wasser, Gärten und Hügel Kühle spenden, suchten Kaiser und zuletzt die Kaiserin-Witwe Cixi Zuflucht vor der Hitze der Stadt. Die Anlage wurde im zweiten Opiumkrieg (1860) von englisch-französischen Truppen schwer beschädigt, und ihr Wiederaufbau wurde zum Lieblingsprojekt der letzten Herrscherin der Qing-Dynastie, die dafür die Geldmittel verwendete, die für die Modernisierung der Flotte gedacht waren - die Ironie des Schicksals fügte es, dass lediglich ein Marmorboot fertig gestellt wurde. Das ungewöhnliche Bauwerk befindet sich am Nordufer des Kunming-Sees, wo es eine starre und unmilitärische Pracht ausstrahlt. Die vollständige Restaurierung des Palastes wurde durch den Boxeraufstand und den Sturz der Qing-Dynastie verhindert.
Im Sommer ist die Parkanlage von Einheimischen übervölkert, die ein wenig Erholung am Kunming-See suchen, der über drei Viertel der Gesamtfläche des Palastes für sich in Anspruch nimmt. Wichtigstes Gebäude ist die poetisch benannte Halle der Barmherzigkeit und des Langen Lebens. Am Nordufer erstreckt sich über 700 m der Lange Wandelgang, der wie ein Bilderbuch mit Motiven aus der Mythologie und Literatur bemalt ist. Die relativ neue Patina vieler Bilder weist darauf hin, dass zahlreiche Motive in der Kulturrevolution übermalt wurden.
Der mehrfach mit Blut besudelte Platz des Himmlischen Friedens präsentiert sich mitten im Herzen von Beijing als riesige gepflasterte Fläche. In kaiserlichen Zeiten diente er als Versammlungsstätte und Zentrum der Regierungsämter. In der heutigen Form gehen er und die zu ihm hin führende Hauptstraße Chang'an Jie auf Mao Zedong zurück. In der Kulturrevolution fanden grandiose Aufmärsche statt, als der die Armbinde der Rotgardisten tragende Mao Paraden von bis zu einer Million Menschen an sich vorbeiziehen ließ. Auch 1976 nahmen sich eine Million Menschen den Platz zum Ziel, um ihre Trauer über den Tod von Zhou Enlai und ein halbes Jahr später von Mao Tse-tung zum Ausdruck zu bringen. 1989 walzten Panzer der Volksbefreiungsarmee die chinesische Demokratiebewegung nieder. Heute dient der Platz den Einheimischen zum Bummeln, Drachen steigen lassen und Schauen.
Alte und neuere Monumente flankieren den Platz: Das Tor des Himmlischen Friedens (Tiananmen), die Museen der Chinesischen Geschichte und Revolution, die Große Halle des Volkes, das Vordere Tor (Qianmen), das Denkmal für die Helden der Nation und das Mao-Mausoleum, in dem man Erinnerungsstücke an den berühmten Revolutionär erwerben und seinen konservierten Leichnam anschauen kann (sofern er nicht gerade ein neues Make-up erhält).
Er ist ein architektonisches Juwel, das alle anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt in den Schatten stellt. Die klassische Ming-Architektur steckt voller Symbolik, und der Name des Hauptgebäudes ist längst zur Produktbezeichnung für Waren von Tigerbalsam bis hin zu Installationszubehör geworden. Die vier Eingänge zur Anlage, die im Norden und Osten von Mauern abgeschlossen wird, sind nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Zur Kaiserzeit diente der Tempel als Bühne für feierliche Riten und Zeremonien, die eine gute Ernte sicherstellen sollten.
Die Bauwerke in diesem Park, Himmelsaltar, Halle des Himmelsgewölbes, Halle der Ernteopfer, sind eine Manifestation der Kommunikation zwischen Göttern und Sterblichen, eine wohl durchdachte Huldigung an antike Götter und Glaubensvorstellungen. Da bei der anfänglichen Planung Fengshui, Zahlenkunde, Kosmologie und Religion herausragende Rollen spielten, ist das Ergebnis eine beeindruckende Repräsentation des Göttlichen in der Architektur. Der Tiantan-Park ist ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen, die dort den Tag mit Taijiquan-Übungen beginnen, tanzen oder "Elefantenschach" (chinesisches Schach) spielen. Ab neun Uhr morgens aber ist der Park nur noch ein Park - wer erleben will, was Beijinger vor dem Frühstück treiben, muss früh aufstehen.
Sie wurde über Jahrtausende hinweg geschaffen. Als einzelne Abschnitte vor über 2000 Jahren unter der Qin-Dynastie miteinander verbunden wurden, entstand ein Bollwerk, das benachbarten Mächten "Zutritt unerwünscht" signalisierte und strikte Ablehnung alles Fremden sowie nationalistische Selbstgefälligkeit zum Ausdruck brachte. Über Jahrhunderte blieb sie dem Verfall preisgegeben, bis Europäer im 18. Jahrhundert dieser Mauer das Prädikat "groß" zuschrieben - seitdem gilt sie als Paradebeispiel für die Fähigkeit des Menschen, gewaltige Bauwerke zu schaffen. Die Große Mauer gehört heute zu den herausragenden touristischen Attraktionen des Reichs der Mitte - mal als Weltwunder gepriesen und mal als Kitsch verdammt, ist sie jedoch den Chinesen nicht mehr als eine Mauer. Die Einheimischen bedenken Ausländer, die von weit herkommen, um einige Schritte auf der Mauer zu gehen, mit amüsierter Toleranz. Für Bauern aus den ländlichen Gebieten war der Wall nach Norden niemals mehr als "die alte Grenze".
Die meisten Touristen erklimmen die Mauer in Badaling, wo sie sich zwischen Scharen anderer Besucher mit den Ellbogen Raum verschaffen und Schlepper und Verkäufer abwimmeln müssen, die Buddhastatuen mit Glühbirnen im Mund losschlagen wollen. An anderen Abschnitten bietet die Mauer ihren Bewunderern mehr Muße: Mutianyu ist leicht mit einem Tagesausflug (sogar in Verbindung mit den Ming-Gräbern) zu erreichen, während der Besuch von Simatai mehr Zeit erfordert. Seit 1998 bietet sich der nur wenige Kilometer vor Badaling gelegene Mauerabschnitt Juyongguan an, der weniger bevölkert und im Aufstieg durchaus fordernd ist - eine Seilbahn gibt es hier noch nicht.