Bevor es losgeht Beijing ist auf jegliches Budget ausgerichtet, von Entdeckungsreisen mit dem Rucksack bis zu Luxus-Kurztrips ist alles möglich. Als Erstes benötigt man ein Visum und Informationen über die Reisezeit und die Wetterbedingungen. In Beijing wird nicht gut Englisch gesprochen (nicht zu vergleichen mit Thailand oder Malaysia), sodass man sich auf quälende Sprachprobleme einstellen muss. Im Zweifelsfall ist es Erfolg versprechender, einem einheimischen Passanten die chinesischen Wörter zu zeigen, als sich an deren Aussprache zu versuchen (es sei denn, man spricht Chinesisch).
Man sollte auch Zeit einplanen, um außerhalb von Beijing noch etwas von China zu erkunden; dabei hat es sich bewährt, eine Reiseroute auszuarbeiten. Falls ein Besuch von Tibet geplant ist, sollten alle Reisebeschränkungen überprüft werden. Das Lebensnotwendige dürfte in Beijing überwiegend erhältlich sein, es ist jedoch ratsam, verschreibungspflichtige Medikamente und absolut unverzichtbaren Lesestoff mitzubringen. Last but not least: Beijing hält viele Überraschungen bereit und ist unendlich faszinierend – mit einer guten Portion Abenteuergeist wird die Stadt zu einem ganz besonderen Erlebnis!
Beijing liegt wie hingeworfen in einer gigantischen Ebene, die im Süden bis zum 250 km entfernten Gelben Fluss reicht. Diese Lage fernab von größeren Flüssen oder dem Meer ist sein Trumpf. Ohne die strategische Position am Rande der Nordchinesischen Ebene wäre der Ort kaum ideal für eine Großstadt und schon gar nicht für eine Hauptstadt.
Die gewaltige Metropole, in deren zentralen Stadtteilen es keine größeren Flüsse oder natürlichen Hügel gibt, wurde fast komplett durchgeplant. Anders als andere moderne chinesische Städte wie Shanghai oder Hongkong, wo Wasser die Grenzen zwischen konträren Gebieten und Denkweisen bildet, besteht Beijing zum großen Teil aus einer Fläche. Ein Blick auf Beijings Geschichte zeigt, was die Stadt ausmacht.
Die Verbotene Stadt bildet das kartografische und physikalische Zentrum Beijings, um das sich die historischen Sehenswürdigkeiten gruppieren und die sechs Ringstraßen in konzentrischen Kreisen ziehen. Die ältesten Stadtteile liegen rings um die Verbotene Stadt und den Tiananmen-Platz und werden von der Zweiten Ringstraße begrenzt.
Auf der Stadtteilkarte von Beijing sieht man, dass die zentralen Distrikte der Stadt (Xicheng, Dongcheng, Xuanwu und Chongwen) zwei große Stadtteile, eine östlichen und einen westlichen bilden. Quer durch Beijing verläuft eine Nord-Süd-Achse, die die Stadt zweiteilt. Sie verläuft vom Yongding-Tor (Yongding Men) im Süden nach Norden durch das Vordere Tor (Qian Men), mitten durch den Tiananmen-Platz und die Verbotene Stadt, über den Trommel und Glockenturm und weiter bis zu den Toren des Olympischen Waldparks. Diese künstlich erschaffene Symmetrie geht auf die Anlage der Stadt in der Ming-Dynastie zurück und steht für das chinesische Ideal einer wohlgeordneten Welt.
Form und Größe der einzelnen Stadtteile wurden durch ein weiteres Werk der Menschen bestimmt: die mächtigen Mauern, die sich früher rings um Beijing zogen. In den 50erund 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden sie von den Kommunisten niedergerissen, aber unsichtbar sind sie weiterhin präsent, nicht nur im Verlauf der großen Straßen, die sich an ihnen orientieren, und der Untergrundbahn Linie 2, die ihrem ursprünglichen Verlauf folgt, sondern auch in den Abmessungen der Bezirke. Es mag keine exakte Wissenschaft sein, aber die Stadtmauer der Tatarenstadt, die Stadtmauer der Chinesenstadt und die teilende Nord- Süd-Achse definieren im Wesentlichen die zentralen Viertel Beijings.
Xicheng und Dongcheng erstrecken sich westlich und östlich der Verbotenen Stadt und bilden den ältesten Bezirk Beijings und somit die Gegend, die am engsten mit den Mandschu- Vierteln der Stadt in der Qing-Dynastie in Verbindung gebracht wird. Kreuz und quer durchzogen von alten hutongs (Gassen), sind dies die beiden malerischsten Distrikte der Stadt. Die beiden Kerndistrikte, in denen sich die ältesten Monumente und berühmtesten Seen Beijings befinden, umschließen die ehemalige Kaiserstadt. Die Chang’an Jie unterteilt Beijing in Nord und Süd. Sie besteht aus den Abschnitten Dongchang’an Jie und Xichang’an Jie und wird im Osten zur Jianguomennei Dajie und Jianguomenwai Dajie und im Westen zur Fuxingmennei Dajie und Fuxingmenwai Dajie. Sie erstreckt sich parallel zur Linie 1 der U-Bahn. Die südliche Mauer der Tatarenstadt verlief früher an dieser Straße entlang, sodass auch hier die inzwischen verschwundene Stadtmauer die Grenze bildet. Im Süden der Linie liegen die Distrikte Chongwen mit dem Himmelstempel, und Xuanwu, die beide innerhalb der historischen Stadt südlich der Tatarenstadt lagen.
Die Viertel Chaoyang und Haidian, außerhalb der alten, stärker in sich abgeschlossenen zentralen Distrikte in den ehemaligen Stadtmauern, dehnen sich ungezügelter aus; Wudaokou im Haidian-Distrikt ist ein quirliges Studentenviertel voller Bars und Restaurants.
Während der Hochsaison im Sommer erhöhen die Hotels die Preise und die Große Mauer droht unter dem Gewicht der sich drängenden Touristen zusammenzubrechen. Im Herbst herrscht dagegen das beste Wetter, und es kommen weitaus weniger Touristen. Der Frühling ist weniger angenehm, denn der Wind weht den Staub der Lössebenen in die Stadt. Im Winter hat der ausländische Tourist Beijing für sich alleine, und die Hotels räumen beträchtliche Rabatte ein - doch muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Temperaturen deutlich unter Null fallen können. Zum chinesischen Neujahr (Januar oder Februar) ist ein Besuch nicht zu empfehlen, denn alle Transportmittel und Unterkünfte sind hoffnungslos überfüllt.
"When in Rome do as the Romans do": Bei einer Fahrradtour gewinnt man Einblick, wie Einheimische ihre Stadt erleben. Mit dem Rad gelangt man in das schmalen Gassen der Hutongs, in denen das Herz der Stadt pocht und das Leben zu Hause ist. Im Winter laden rund um die Stadt zugefrorene Gewässer zum Schlittschuhlaufen ein (Beihai-See, Kunming-See, Zizhuyuan-Park und die Gräben um die Verbotene Stadt). Ums Rollschuhlaufen und Skateboardfahren ist es schlecht bestellt, obwohl der Platz des Himmlischen Friedens ideale Möglichkeiten bieten würde, doch die ewig grimmig dreinblickenden Sicherheitskräfte verstehen da keinen Spaß. Immerhin dient der riesige Stadtplatz einem traditionellen chinesischen Zeitvertreib: Drachen steigen lassen - man kann sogar Drachen leihen.
Nicht nur für Kampfsportbegeisterte ist die Yuanmingyuan Ruyi Martial Arts School gegenüber dem Sommerpalast interessant, in der man neben Gongfu (Kungfu) auch Qigong (Atemtherapie) studieren kann.