Rund 80 Prozent von Bhutan liegen in über 2.000 Höhenmetern. Unser Mitarbeiter Simon Buxton reiste in dieses abgelegene, geheimnisvolle Königreich des Himalayas: eine Annäherung in drei Schritten.
Schritt 1: Berge
Bhutan ist eines der wenigen Länder der Welt, das nie ganz von Angreifern erobert wurde. Spektakuläre Klosterfestungen wachen über die Täler, in denen die Gesänge der betenden Mönche den ganzen Tag über widerhallen. Der Buddhismus berührt hier jeden Aspekt des Lebens, ein unausweichliches Gefühl von Ruhe und Frieden durchzieht das Land.
Taktshang ist tibetisch und heißt wörtlich übersetzt „Tigers Versteck”. Zumindest auf die Lage trifft der Name zu: Verborgen im Westen Bhutans thront das berühmte Kloster in einer Höhe von mehr als 3.000 Metern wie ein Adlerhorst in den Bergen. Als ich im Vorfrühling dort zu Besuch war, umwirbelte gerade ein Schneesturm das unter dem Namen Tigernest bekannte Kloster. Junge Mönche, gekleidet in warmen, purpurnen Gewändern und dazu passenden Käppchen, spähten hinter den Mauern hervor und beobachteten die Touristen, die schnaubend oben ankamen – und sich nicht sattsehen konnten am Paro-Tal-Panorama.
An der Gabelung der Flüsse Pho Chhu und Mo Chhu, in denen das reine Schmelzwasser der darüber liegenden Berge fließt, befindet sich das beeindruckende Punakha Dzong. Diese große Klosterfestung, früher Regierungssitz, hat gepflasterte Innenhöfe und Tempel, in denen man tief in Gedanken versunkene Mönche antrifft.
Auf dem Gipfel eines jeden Hügels oder Berges fand ich Gebetsfahnen, große wehende Banner mit aufgedruckten Sutren wie die auf dem Dochula Pass, oder Quadrate in blau, weiß, rot, grün oder gelb. Jede Farbe repräsentiert eines der fünf reinen Lichter im Buddhismus und, in der richtigen Reihenfolge aneinandergereiht, schaffen sie Balance und fördern Gesundheit sowie Harmonie.
Ich traf einen Mann, der die Fahnen noch traditionell bedruckt, indem er den Stoff auf einem mit Färbemittel bestrichenen Holzblock ausbreitet und die Oberseite dann mit einem Blatt vorsichtig abreibt. Wenn sie im Wind wehen, bringen seine neuen Sutren allen Menschen Wohlwollen.
Schritt 2: Essen & Trinken
Die Teigtaschen wurden am Flussufer in Punakha unter riesigen Weidenbäumen hergestellt. Diese Variante der Momos, eine Himalaya-Spezialität, wird mit verschiedenen lokalen Zutaten gefüllt: von körnigem Käse und Peperoni bis hin zu Rind, Schwein oder sogar Yak; der gemahlene Mohn im Teig kommt vor allem in Bhutan vor.
Suja, oder Buttertee, ist ein weiteres Grundnahrungsmittel des Königreichs und wird traditionell aus Teeblättern, Salz und Yakbutter oder, was heutzutage gängiger ist, Kuhmilch gemacht. Er wird eigentlich immer getrunken, ob an einem Wintermorgen oder auch an Hochzeiten und anderen Festen. Er ist salzig und fettig im Geschmack und, obwohl man sich ein wenig an das Getränk gewöhnen muss, bietet es wohltuende Wärme und Energie. Der mir hier servierte Tee war ein Segen an einem kalten und stürmischen Tag in Bumthang – gefolgt von starkem, hausgemachten Alkohol, um die Kälte noch besser abzuwehren.
Schritt 3: Tanz
Theatralisch maskierte Tänze wie dieser rechts werden auf Festen im ganzen Land vorgeführt. Bei diesem Stil, bekannt als Cham, tragen die Tänzer Tiermasken und wallende Gewänder in den Elementarfarben des Buddhismus. In den Vorführungen werden Mythen und heroische Sagen nachgestellt – begleitet von lauten Zimbeln und dem Klang des Yangchen, einem dem Hackbrett ähnlichen Saiteninstrument, das mit seinem starken, hämmernden Schlag das Tempo der anmutigen Bewegungen der Tänzer bestimmt.
Selbst in der frischen Bergluft kamen die Darsteller schnell ins Schwitzen, während sie ihre Holzdolche schwangen und dabei sprangen und sich wanden, wobei ihre Gewänder wie Marilyn Monroes Kleid im Wind wehten. Es war ein bezaubernder Anblick – wenn auch etwas eigenartig, wie mich diese Rehaugen anstarrten ohne zu blinzeln.
Text und Fotografie von Simon Buxton
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