In keinem Land der Welt wird so viel Aufhebens um eine kleine Blüte gemacht wie in Japan. Das hat seinen Grund. Die Kirschblüte zeigt nicht nur den Frühling an – sie ist Teil der japanischen Seele.
Nippons fünfte Jahreszeit heißt O-Hanami. Sie beginnt etwa Mitte März und zieht sich aufgrund des unterschiedlichen Klimas bis Mai im Norden der Insel. In diesen Wochen steht ganz Japan Kopf. Kirschblüten zieren einfach alles – von verführerischen Süßigkeiten, üppigen Schaufensterdekorationen und prächtigen Kimonos bis zu zierlichen Haarspangen und verspielten Mobiltelefonen.
Sakura-chan wird die japanische zartrosa Zierkirschblüte liebevoll genannt, sie ist allgegenwärtig. Die Angestellten der Firmen, Freunde, Familien, Vereine – alle ziehen gemeinsam in die Parks und picknicken bis spät in die Nacht. Auch sehr romantisch: Tret- und Ruderbootfahrten auf Teichen, Seen und Kanälen zwischen herabhängenden Zweigen, die sich unter ihrer Blütenlast biegen. Kirschblütenzeit ist eine traumhafte Reisezeit für Japan. Wir zeigen sieben Orte, wo die Kirschblütenschau am schönsten ist.
Tokyos Tempelbezirk Asakusa ist zur Kirschblüte besonders festlich geschmückt, überall werden Speisen und Süßigkeiten mit Kirschblütendekoration angeboten. Der Senso-ji ist einer der ältesten und bekanntesten Tempel des Landes. Auch unweit des Tempelbezirks Asakusa lässt es sich am Ufer des Sumida-Flusses wunderbar unter den Kirschbäumen wandeln.
Ohne O-Hanami-Picknick ist noch kein Frühling. In Strümpfen auf Plastikplanen, Bänken oder Pappschachteln sitzend ein Sakura-Menü der umliegenden Stände und Restaurants essen - so wird der Winter vertrieben. Die beliebtesten Parks in Tokyo sind der Ueno-Park und der Kaiserliche Shinjuku-Gyoen. Wer romantisch unter der hängenden rosa Pracht übers Wasser schaukeln möchte, mietet sich einen schönen Schwan im Inokashira Park in Kichijoji.
Südlich von Tokyo am Meer liegt die idyllische Stadt Kamakura. Wichtigstes Highlight: die dreizehn Meter hohe Statue des "Daibatsu", des großen Buddha, im buddhistischen Tempel Kōtoku-in nahe der Bahnstation Hase. Vom Inneren der Statue aus hat man durch zwei Fenster im Rücken einen schönen Blick auf die umliegenden Hügel voll blühender Kirschbäume.
Der Blick über zartrosa Blütenwipfel zum höchsten und berühmtesten Berg Japans, ehrfürchtig Fuji-san genannt, gehört zu den größten Attraktionen der fünften Jahreszeit. Tausende Bewohner Tokyos und der Chiba Präfektur pilgern alljährlich aus den Städten hinaus, um den schneebedeckten Vulkangipfel zur Kirschblütenzeit zu fotografieren.
Kaum eine japanische Stadt ist so faszinierend wie die alte Kaiserstadt Kyoto. Und kaum irgendwo in Japan ist die Chance so groß wie im historischen Viertel Higashiyama, echte Geishas und Maikos spazieren zu sehen, mindestens aber hübsche Mädchen in farbenprächtigen Kimonos. Die kostbaren Stoffe sind mit aufwendigen Mustern verziert. Und in ihrem kunstvoll frisierten Haar verfängt sich verführerisch das eine oder andere zartrosa Blütenblatt.
Zauberhafte Ausblicke über das rosafarbene Blütenmeer hinweg bietet die Burg Himeji in Hyogo. Die weiße Festung ist eines der ältesten erhaltenen Gebäude Japans und steht auf der UNESCO Welterbeliste. Der blühende Park rund um die Burg zieht jährlich zum Kirschblütenfest tausende Besucher an.
Highlight am Meer in Hatsukaichi, Hiroshima Präfektur: der faszinierende Ausblick über Kirschblüten hinweg auf den Itsukushima-Schrein auf der Insel Miyajima. Die UNESCO Weltkulturerbestätte in einer der schönsten Landschaften Japans ist insbesondere in der Frühlingszeit ein beliebtes Wochenendziel.
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Text: Ines Wagner