Autorin Monisha Rajesh gibt Tipps für eine unvergessliche Bahnreise in Südasien.
Vier Monate lang bin ich kreuz und quer durch das indische Schienennetz gefahren und habe über 40.000 Kilometer auf 80 Zugreisen zurückgelegt. Ich bin mit Schnellzügen, Dampfzügen, Mumbais berüchtigten Pendlerzügen, einem Krankenhaus auf Rädern und sogar gelegentlich einem Luxuszug gefahren.
Dabei habe ich erfahren, warum man die indische Eisenbahn als die Blutader bezeichnet, die dafür sorgt, dass das Herz des Landes weiterschlägt. Sie befördert mehr als 20 Millionen Passagiere am Tag, was ziemlich einzigartig auf der Welt ist. Ich verließ Indien mit seinem Schotter unter meinen Fingernägeln, durchgeschüttelten Knochen – und ein paar guten Lektionen in meiner Tasche.
Ausrüstung: Dies ist nicht „The Darjeeling Limited“
Das Gedränge und der Lärm in indischen Zügen können überwältigend sein. Auch wenn man normalerweise in der Lage ist, sich an lauten Orten zusammenzurollen und zu dösen. Man sollte sich auf laute Telefongespräche um zwei Uhr morgens direkt neben dem Ohr genauso einstellen wie auf Hindi-Filme, die zu jeder Zeit abgespielt werden.
Ebenso normal: beleibte Herrschaften, die sich am Ende des Liegeplatzes niederlassen, während man schläft. Stecken Sie also ein paar Ohrstöpsel ein, eine Augenmaske, eine Rolle Toilettenpapier und eine kleine Flasche Handseife. Auch wenn Bettwäsche oft zur Verfügung gestellt wird, sollte man ein Baumwolllaken für warme Nächte mitnehmen.
Den Sitzplan intelligent auswählen
Für Fahrten über Nacht sollte man einen oberen Schlafplatz reservieren. Tagsüber sitzen alle nebeneinander auf den unteren Liegeplätzen. Wer nach dem Mittagessen gerne ein Nickerchen halten will, hat daher Pech gehabt. Mit einem oberen Schlafplatz kann man dösen oder lesen und nach unten klettern, um sich unter die Leute zu mischen, wenn einem danach ist. Die Passagiere halten die offiziellen Schlafenszeiten ein und ziehen sich gegen 22 Uhr zurück. Sie wachen oft früh auf, um ihren unteren Sitzplatz wieder einzufordern, was bedeutet, dass man auf der unteren „Etage“ nicht ausschlafen kann.
Keine Abreise am selben Tag erwarten
Die indische Fahrkartenbürokratie reicht von kompliziert bis zu ärgerlich. Tickets werden 120 Tage im Voraus zum Verkauf angeboten. Ausländische Touristen können Fahrkarten an den meisten größeren Bahnhöfen kaufen und die Quote für ausländische Touristen nutzen (nur für bestimmte Züge verfügbar).
Auf Cleartrip.com kann man online buchen, und Zeitpläne und Strecken sind auf IndiaRailInfo.com ersichtlich. Schwarzhändler erkennen unerfahrene Ausländer aus einem Kilometer Entfernung. Man sollte Fahrkarten von niemandem oder nirgends – abgesehen von einem Bahnhof oder einer offiziellen Website – erstehen, da alle Tickets über ein zentrales Computersystem verkauft werden.
Das Klassensystem verstehen
Die indische Eisenbahn ist ein Mikrosystem der indischen Gesellschaft, daher muss man herausfinden, welche der acht Zugklassen den eigenen Bedürfnissen und dem persönlichen Budget entsprechen. Es gibt die komfortablen Kabinen der ersten Klasse mit Klimaanlage, Polsterkissen und Porzellan, aber niemanden, mit dem man sich unterhalten kann.
Oder die raue allgemeine Klasse ohne Reservierung, in der man sich zwischen 18 Leuten auf einer Holzbank eingeklemmt wiederfindet und Samosas, klebriges Obst und Geschichten miteinander teilt.
Shatabdi, Rajdhani, Duronto, Post-, Express- und Passagierzüge bieten jeweils unterschiedliche Leistungen und Geschwindigkeiten zu verschiedenen Preisen an. Vor allem sind einige neuer und sicherer als andere.
Fantastisches Essen kosten
Das Essen in Zügen ist einer der wichtigsten Gründe, um mit der indischen Eisenbahn zu reisen. Von den Gemüse-Schnitzel-Sandwiches von „Deccan Queen“ bis zu den Huhn-Lollis und Biryani auf dem Mandovi Express findet man Händler, die in den Gängen hin- und herlaufen und köstliche Leckereien auftischen.
Man sollte an Bord oder vor den eigenen Augen auf dem Bahnsteig frisch zubereitetes Essen kaufen. Frittierte Speisen wie heiße Samosas und Kachoris sind eine sichere Nummer. Haben Sie immer Wasser in Flaschen bei sich.
Text: Monisha Rajesh hat das Buch „Around the World in 80 Trains“ geschrieben.
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