An der Grenze zwischen Europa und Asien liegt ein Land mit alter Kultur und neuen Ideen: Georgien. Eine Reise dorthin zeigt wunderbare Schätze.
Rund ein Viertel der 3,9 Millionen Georgier sammeln sich in der Hauptstadt des Landes. Tiflis bezaubert dabei Besucher mit einer romantischen Altstadt. Verwinkelte Gassen münden in kleinen Plätze - und über allem thront die mittelalterliche Festung Nariqala.
Doch Tiflis lebt nicht nur in der Vergangenheit. Es zeigt auch moderne Architektur wie die Friedensbrücke über den Fluss Kura (georgisch: Mtkwari) oder den Präsidentenpalast.
Von Tiflis aus führt die Georgische Heerstraße nach Norden, ein alte Militär-Route. An ihr reihen sich einige der interessantesten Sehenswürdigkeit des Landes. Die erste Sehenswürdigkeit liegt gerade mal 25 Kilometer entfernt: Die Stadt Mzcheta. Sie zählt mit ihren vielen alten Bauwerken zum UNESCO-Kulturerbe. Ihre Geschichte reicht über 3.000 Jahre in die Vergangenheit und die Stadt war dabei bis ins 6. Jahrhundert nach Christus sogar die Hauptstadt des Reiches, das hier vor Georgien bestand.
Eines der wichtigsten Bauwerke ist die Swetizchoweli-Kathedrale. Sie wurde im 11. Jahrhundert erbaut. Könige wurden hier sowohl gekrönt als auch zu Grabe getragen.
Nur etwa 60 Kilometer von der Hauptstadt entfernt verläuft die Heerstraße über eine Brücke bei einem Stausee. Hier sieht der Reisende bereits die Festung Ananuri vor einer beeindruckenden Bergkulisse.
Ananuri basiert auf einer mittelalterlichen Burg, umfasst aber auch zwei Kirchen. Alles zusammen wurde im 17. Jahrhundert zu einer Festung ausgebaut, die heute den Stausee überblickt. Soldaten findet der Besucher dort nun nicht mehr vor, wohl aber noch orthodoxe Mönche.
Festung, Kirchen und der Ausblick machen Ananuri einzigartig schön.
Es sind nur hundert Kilometer weiter auf der Heeresstraße Richtung Norden. Doch die haben es in sich. Denn sie führen ins Hochgebirge und sind nur während der Sommermonate passierbar. Kurz vor der Grenze zu Russland erreicht der Reisende dann in der Provinz Chewsuretien das Bergdorf Schatili. Es blickt auf eine tiefe Schlucht und scheint fast organisch aus den Felsen zu wachsen.
Die aus Schieferstein aufgeschichteten Häuser drücken sich so eng aneinander und ragen so hoch auf, dass sie wie eine Festung mit einer Mauer erscheinen. Genau das war auch der Sinn. Denn friedlich war es hier selten. Wahlweise mit verfeindeten Bergstämmen oder mit den benachbarten Russen lagen die Bewohner Schatilis in Streit. 1918 wurde das Dorf durch russische Kanonen weitgehend zerstört und 1950 siedelten die Sowjets die Bewohner des Dorfes um. Heute leben in Schatili nur noch zwei Familien und die halten sogar während der kalten Winter mit bis zu Minus 25 Grad hier aus.
Etwas unterhalb von Tiflis, in Zentralgeorgien, machten Archäologen aufregende Funde. Auf dem Dmanissi-Plateau wurden schon immer viele Fossilien gefunden, doch 2001 entdeckten Forscher hier die Überreste eines 1,8 Millionen Jahre alten Frühmenschen. Ältere Überbleibsel der Gattung Mensch hat man bisher außerhalb Afrikas nicht gefunden. Und so kann der "Homo erectus ergaster georgicu" vielleicht als einer der ersten Europäer angesehen werden.
Mittlerweile dürfen sich hier nicht nur Forscher herumtreiben, dank eines Besucherzentrums kann jeder hier einen Blick auf die Grabungsstätten werfen. Weitere Infos in Englisch bietet die Museumswebseite.
Im Westen Georgiens, am Schwarzen Meer, sonnten sich einst die Touristen der Sowjetunion. Heute ist die Hafenstadt Batumi nach Tiflis die zweitgrößte Siedlung Georgiens. Rund 150.000 Einwohner zählt sie. Seit 2004 haben internationale Investoren in die Promenande der Stadt und in Hotels investiert, um den Tourismus zu fördern. Und denen wird hier neben Sonne, Strand und Meer auch ein Blick auf die Berge des Kleinen Kaukasus gewährt.
Ganz im Südwesten Georgiens, an der Grenze zur Türkei und zu Armenien liegt die Region Samzche-Dschawachetien. Durch sie verläuft die alte Seidenstraße, die einst Güter vom alten China bis zum Mittelmeer transportierte. In der Region gibt es außerdem den Dschawacheti-Nationalpark, hauptsächlich aus Steppe bestehend.
Durchschnitten wird die Region auch vom Fluss Kura, der später weiter nach Tiflis und ins Kaspische Meer fließt. An seinem Ufer, direkt am Berg Eruscheti, erhebt sich eine 500 Meter hohe Steilwand, in sie hinein geschlagen ist die Stadt Wardsia. Als Bollwerk im 12. Jahrhundert erbaut, richtete sich die Stadt gegen die Türken im Osten. 3.000 Wohnungen für 50.000 Menschen, verbunden durch Gassen und Treppen sind in den Fels eingelassen. Es gab Wasserleitungen und Verwaltungsgebäude - kurz alles, was eine richtige Stadt eben benötigte.
Heute leben hier allerdings nur noch einige Mönche im Kloster.
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Text: Stephan Goldmann