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SchottlandDarum ist Glasgow eine echte City of Music

Simple Minds, Travis, Franz Ferdinand – diese und viele internationale Bands haben ihre Karriere in Glasgow gestartet. Schottlands größte Stadt hat Musik-Liebhabern viel zu bieten.

Glasgows musisches Herz pumpt den Rhythmus bis in die letzte Lebensader der Stadt: Internationale Acts geben sich auf den großen Bühnen die Klinke in die Hand, während sich die Newcomer schon in den Pubs und Clubs formieren. Rund 130 Konzerte finden jede Woche in Schottlands Music-City auf über 100 Bühnen statt.

Von Klassik bis Classic Rock, von Punk bis Pipes, von Country bis Celtic - Glasgows Musikszene durchblutet fast jede Ausprägung von Musik. Und das schon seit Jahrzehnten. Dafür darf sich Glasgow seit dem Jahr 2008 mit der Auszeichnung "UNESCO City of Music" schmücken und ist Teil von Schottlands UNESCO Trail.

Aber wie fühlt sich das vor Ort an? Tauchen wir ab in die lebendige Musikszene.

Die Bühnen: Da spielt die Musik

Ok, was ist denn bitte an Bühnen so interessant? - Einiges. Werfen wir zunächst einen Blick in den Old Fruitmarket. Einst boten dort Händler Gemüse, Obst und andere Waren feil bis hinein in die 1970er. Dann aber etablierten sich Jazz-Musiker und andere Künstler dort. Seit 2006 ist die Halle ein Teil der Glasgow City Halls. Den Charakter des alten Fruchtmarkts haben die Glaswegians dabei geschickt erhalten.

Moderne Architektur trägt das riesige OVO Hydro nach außen. Die Arena gehört zu den fünf besten der Welt und übertrifft im Ranking sogar den legendären Madison Square Garden in New York. Das Gebäude liegt direkt am River Clyde. Früher wurden hier Schiffe gebaut oder Lokomotiven verladen. Der riesige Finnieston Kran erinnert an diese Vergangenheit, die von den modernen Bauten der Umgebung kokett konterkariert wird.

In der Arena traten und treten Künstler auf wie Beyoncé, 50 Cents, Ed Sheeran, Rod Stewart, Paul McCartney, Billie Eilish, Robbie Williams …

Eine neuer, nachhaltiger und junger Event Bereich namens SWG3 hat sich zwischen zwei Eisenbahnlinien etabliert. Hier kann getanzt oder gespielt, ja sogar gesprayt werden. Es gibt kleine, lauschige Bühnen bis hin zum Galvanizer’s Yard mit Platz für bis zu 4.000 Besuchern. Das Besondere an diesem Event Space: In den Hallen wird die Körperwärme der Tanzenden abgeführt und gespeichert, um dann später die Räume wieder zu heizen. Bei diesem Konzept namens "Bodyheat" tanzen Besucher also für die Zukunft.

Klassische Musik gehört natürlich auch zum Soundspektrum der City of Music: In der Glasgow Royal Concert Hall lauschen fast 2.500 Menschen den Klängen des Royal Scottish National Orchestra, bewundern die Tänzer, die die World Irish Dancing Championships austragen oder wippen mit dem Fuß zu den Jazz Orchestras, die hier auftreten.

Eine einzigartige Bühne darf keinesfalls vergessen werden. In den Barrowland Ballrooms gaben sich Simple Minds, David Bowie, Foo Fighters, Ramones und viele andere die Klinke in die Hand. So viele, dass im Park nahe dem Gebäude ein ganzer Weg die vielen Künstler als symbolisierte Plattenrücken aufzählt. Tagsüber bleibt der Bau eher unauffällig, aber nachts – wenn die Türen offen stehen und die ikonische Beleuchtung scheint – ziehen die Barrowlands Besucher in ihren Bann.

Und schließlich gibt es noch dutzenden weitere Bühnen – und sei es nur im Pub um die Ecke oder gar in den Einkaufsstraßen der Stadt.

Die Festivals: Dann spielt die Musik

All die Orte bringen nichts, wenn sie nicht bevölkert werden von Menschen, die Musik leben und feiern. Also laufen in Glasgow etliche große Feste und Festivals.

Im März findet das jährliche Glasgow Music Festival für Musik, Tanz, Sprache und Theater statt - und das schon seit über hundert Jahren. Im Mittelpunkt stehen Amateurmusiker und junge Talente.

Das Riverside Festival zieht Freunde der elektronischen Musk an. Zu den Headlinern des Festivals zählten in der Vergangenheit Tanzmusiklegenden wie Laurent Garnier, Sven Väth und Nina Kraviz.

Dem jüngsten Mitglied der Festivalfamilie gehört der Juli. Beim TRNSMT treten Musiker aus den Bereichen Rock, Pop, Indie und Electronic auf. Das ganze Open Air auf den Glasgow Greens, einem riesigen Park mitten in Glasgow.

Klingt alles nicht "schottisch" genug? Dann bringen im August die World Pipe Band Championships vielleicht die richtigen Vibes rüber: Hunderte Dudelsack-Kapellen streiten dann um die Platzierungen – natürlich in typischer Tracht.

Wem der Dudelsack zu laut ist, findet leisere Töne im Winter. Dann spielen Bands und Interpreten bei den Celtic Connections. Hier ist die Chance hoch, dass Musiker in der Sprache der Highlands – Gälisch – singen.

Aber das war nur ein Teil der Konzerte. Es gibt noch weitere Musik und andere Festivals. Eine Liste gibt es hier.

Die Musik: Erleben und Kaufen

Auch wenn kein Gig und kein Festival läuft, lässt sich Musik in Glasgow überall fühlen und hören. Oder Kaufen, wie zum Beispiel im Plattenladen Monorail Music im Café Mono. Seit 2002 verkaufen hier Musik-Enthusiasten Vinyl und CDs vor allem aus den Bereichen Indie-, Alternative- und elektronische Musik. Der Laden hat sich seitdem zu einem Zentrum für lokale Musiker und Musikfans entwickelt. Übrigens: Hunger und Durst lassen sich im leckeren, veganen Café Mono stillen, in dem sich der Plattenladen befindet.

 

Mehr zu traditioneller Musik lässt sich im National Piping Centre erfahren. Das kleine Museum zeigt die Geschichte des Dudelsacks nicht nur in Schottland und stellt dabei unterschiedliche Instrumente aus. Wer das Glück hat, einen Tourguide zu erleben, darf sich manchmal auch selbst an den kleinen Übungspfeifen oder mit viel Glück an einem Übungsdudelsack probieren. Spoilers: Es ist sehr schwer, einen vernünftigen Ton herauszubekommen. Wichtiger als das Museum sind freilich die vielen Proberäume im Zentrum, in dem der Nachwuchs üben darf. Wer es selbst lernen möchte, bucht einen der vielen Kurse.

Essen und Livemusik gibt es in der umgebauten Kirche des Òran Mór. Ein echtes Haggis mit Neeps and Tatties begleiten hier wechselnde Livemusiker. Natürlich gibt es noch viele weitere Clubs, Bühne und Läden, die den Status als UNESCO City of Music rechtfertigt. Tipp: Es ist beileibe nicht die einzige Sehenswürdigkeit, die den UNESCO-Welterbe-Status trägt. Glasgow kann ein hervorragender Ausgangspunkt für die Reise auf dem UNESCO Trail durch Schottland.

Abschließend noch ein Tipp: Eine Tour zu den wichtigen Orten mit vielen spannenden Geschichten zu Bands und Musikern gibt Fiona Shepherd als Glasgow Music City Tours.

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Text: Stephan Goldmann

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