Kiew10 Gründe, warum die Hauptstadt der Ukraine eine Reise wert ist

Der Andreassteig, Kiews malerischste Straße
Der Andreassteig, Kiews malerischste Straße © Leonid Andronov / Getty Images

HINWEIS: Dieser Artikel wurde vor dem Ukraine-Krieg geschrieben und veröffentlicht.

Aufgrund der politischen Unruhen in der Ukraine hat Kiew in den letzten Jahren für Touristen ein wenig seiner Anziehungskraft eingebüßt. Aber die altehrwürdige Hauptstadt ist für Reisende absolut sicher und wartet nur darauf, ihre reiche und farbenfrohe Geschichte zu enthüllen. Als eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Osteuropas, mit herausragender Architektur und einer coolen Feinschmeckerszene, ist Kiew immer noch eine der am meisten unterschätzten Städte des Kontinents.

Die Legenden des Andreassteigs

Diese Straße, auch liebevoll der "Montmartre von Kiew" genannt, ist einer der kulturellen Schätze der ukrainischen Hauptstadt. Hier erzählt jedes Haus eine Geschichte und hinter jeder Ecke verbirgt sich ein Geheimnis. Mit unzähligen Galerien und Werkstätten war Andrijiwskyj uswis, der Andreassteig, schon immer der Treffpunkt der Kiewer Künstler, die von der intellektuell-kreativen Atmosphäre und der attraktiven Hanglage angezogen wurden und werden. Beeindruckend ist hier auch die elegante Architektur der Andreaskirche, die der Straße ihren Namen gab.

Köstliches aus der ukrainischen Küche

Ukrainisches Essen ist nicht nur besonders lecker, sondern auch erschwinglich. Wenn du Kiew besuchst, solltest du es keinesfalls versäumen, die traditionellen ukrainischen Wareniki (gefüllte Teigtaschen) und den legendären Borschtsch (Rote-Beete-Suppe) zu probieren. Einen echten Kiewer Snack gibt es bei Kyivska Perepichka in der Nähe der Metro-Station Teatralna: Perepichka, Wurst in einem gerösteten Brötchen. Unbedingt versuchen sollte manauch die großartigen Zimtschnecken der Bäckerei Bulochnaya Yaroslavna auf der geschäftigen Yaroslaviv-Val-Straße.

Die Stadt der goldenen Kuppeln

Dieser stolze Spitzname spiegelt die architektonische Pracht von Kiews Kirchen wider und bezieht sich außerdem auf die große Bedeutung, die der Stadt im orthodoxen Christentum zukommt. Besucher bestaunen die Schönheit des Höhlenklosters Lavra, eines riesigen Klosterkomplexes, und die Erhabenheit der Sophienkathedrale. Beide gehören seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hier kann man Tage damit zubringen, die mittelalterlichen Fresken und die barocken Fassaden zu bestaunen, in die unheimlichen Verliese hinabzusteigen und den atemberaubenden Ausblick von den Glockentürmen zu genießen.

Outdoor-Spaß an den Ufern des Dnepr

Kiew liegt am breiten Dnepr, der die Stadt in ein rechtes und ein linkes Ufer teilt. Zahlreiche Inseln bieten eine große Bandbreite an Outdoor-Aktivitäten. Die Truchaniw-Insel ist der perfekte Ausgangspunkt für entspannte Spaziergänge oder Radtouren mit wunderschönem Blick aufs Wasser. Im Sommer lockt der Hydropark mit Sandstränden, Wassersportangeboten und schicken Bars. Wer eine der Bootstouren macht, die vom Flusshafen ablegen, wird mit einem spektakulären Panorama der Kiewer Hügel belohnt.

Gigantische Sowjet-Denkmäler

Kiew war die drittgrößte Stadt der Sowjetunion – da verwundert es nicht, dass das sowjetische Erbe über die ganze Stadt verteilt ist: In Form von riesigen Plattenbauten, sozialistischen Fresken und bizarr anmutenden Gebäuden im Baustil der Moderne findet man Überbleibsel aus der Sowjetzeit in der ganzen Hauptstadt. Und eines dieser Überbleibsel lässt sich gar nicht übersehen: die gewaltige Mutter-Heimat-Statue, Teil des "Nationalen Museums der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg". Mit einer Höhe von 102 Metern prägt sie die Skyline Kiews.

Vielfältige Kulturszene

Kiew ist eine pulsierende Hauptstadt, in der jeden Tag unzählige Veranstaltungen stattfinden. Fans klassischer Musik geben sich himmlischen Tönen hin, und zwar in der Nationalen Konzerthalle der Orgel-und Kammermusik, die sich in der von Władysław Horodecki erbauten St.-Nikolaus-Kathedrale befindet. Ballettfreunde erfreuen sich an den Performances des weltbekannten ukrainischen Nationalballetts im Taras-Schewtschenko-Opernhaus. Das Nachtleben in Kiew ist ein Mikrokosmos für sich, das Angebot reicht vom Hipster-Laden Closer (facebook.com/closerkiev) bis zum energiegeladenen Caribbean Club (caribbean.com.ua).

Eines der größten Freilichtmuseen Europas

Das Pyrohiw-Museum für Volksarchitektur und Brauchtum ist der perfekte Ort, um das Leben der Ukrainer in den letzten Jahrhunderten zu erkunden. 300 Beispiele von traditioneller Volksarchitektur und mehr als 40.000 Haushaltsgegenstände und kulturelle Objekte werden ausgestellt: Pyrohiw bietet ein einzigartiges Museums-Erlebnis unter freiem Himmel. Regelmäßig finden außerdem Open-Air-Festivals statt, die die historischen Lebensgewohnheiten der ländlichen ukrainischen Bevölkerung zeigen.

Ukrainischer Jugendstil

Kiews Stadtbild ist vielseitig und schöpft aus diversen Stilen und Epochen: ein perfektes Reiseziel für Architektur-Fans. Innerhalb einer Straße findet sich nicht selten ein barockes Gebäude neben einem Plattenbau aus Sowjet-Zeiten oder ein eleganter Jugendstil-Palast Seite an Seite mit neu errichteten Wolkenkratzern. Kiews sogenannter moderner Architekturstil ist das Äquivalent zum europäischen Jugendstil. Pionier dieser Strömung war Władysław Horodecki, der gelegentlich als "Gaudí von Kiew" bezeichnet wird. Seinem architektonischen Genie verdankt Kiew das heutige Schauspielhaus, das im maurischen Stil errichtet wurde und ursprünglich als Synagoge diente, sowie eines von Kiews geheimnisvollsten Wahrzeichen: das prächtige "Haus mit den Chimären".

Kiews monumentale U-Bahn

Bunte Fresken am U-Bahnhof Soloti Worota, die mittelalterliche Szenen aus der Kiewer Rus zeigen, weiße Marmorbüsten von Wissenschaftlern und Poeten an der Haltestelle Universytet und, nicht zu vergessen, das Labyrinth von unterirdischen Passagen in stalinistisch-monumentaler Bauweise – Kiews U-Bahn weiß zu beeindrucken. Rekordverdächtig ist sie auch: Arsenalna ist einer der tiefstgelegenen U-Bahnhöfe der Welt. Als bevorzugtes Transportmittel heutiger Stadtbewohner, aber auch als Ausdruck eines reichen Erbes aus der Sowjet-Vergangenheit der Ukraine ist die Kiewer Metro eine ausgefallene Sehenswürdigkeit und ein echtes Highlight bei einem Besuch in der Hauptstadt.

Veröffentlichung: Mai 2017, deutsche Bearbeitung: Sarah Uhrig / Lonely Planet Deutschland

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