Perth in Schottland Reisen und Schlemmen im Land der Könige

Einst wurden in Perthshire die schottischen Könige gekrönt. Heute werden hier Besucher wie Könige behandelt. Highland-Kultur trifft auf wunderschöne Landschaft und hervorragendes Essen.

Schlagartig ändert sich die Landschaft. Wer als Reisender in Schottland von Edinburgh Richtung Norden fährt, überquert bald die geologische Grenze zu den Highlands, die "Highland Boundary Fault". Und ganz plötzlich verwandelt sich die flache Ebene zu den so typischen grünen Hügeln, durchzogen von Glens und Flüssen.

Oberhalb dieser Grenze beginnt die Region rund um die Stadt Perth, das Perthshire. Für Schottland bedeutet diese Gegend viel, denn hier schlug einst das Herz der Monarchie, hier wurden die schottischen Könige gekrönt. Und hier wurden auch Schlachten um die Unabhängigkeit von dem allzu übergriffigen Nachbarn England geschlagen.

Dennoch durchfahren viele Touristen die Region nur schnell auf dem Weg in die Nordhighlands und zu den Inseln. Schade. Denn Perth und seine weitere Umgebung hat so viel zu bieten und lädt durchaus zu einem langen Verweilen ein.

Ein Ausblick auf einige der schönsten Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten und Genüsse, die Perthshire und Umgebung bieten, geben wir hier.

Perth: Die alte Königs-Stadt erkunden

Die Namensgeberin der Grafschaft ist eine nahezu unentdeckte Stadt in Schottland. Dabei gibt es dort viel zu sehen und zu erleben. Seit April 2024 hat die alte Königsstadt zum Beispiel ein neues Juwel in der Krone: das Perth Museum.

In die alte Stadthalle mit ihren klassizistischen Säulen haben die Betreiber moderne Akzente aus warmen Holz eingebaut, um eine zeitgemäße Ausstellung zu etablieren. In deren Zentrum steht der "Stone of Destiny", der Krönungsstein der schottischen Könige, komplett geschützt durch einen hölzernen Schrein. Der dient nicht nur als würdiger Aufbewahrungsort, sondern auch als Diebstahlschutz. Denn der rund 150 Kilogramm schwere Sandstein-Quader, der heute der britischen Krone gehört, wurde bereits einmal von schottischen Nationalisten gestohlen. Daneben finden sich im Museum natürlich noch viele weitere spannende Artefakte aus der Geschichte rund um Perth und Schottland, beginnend in der Steinzeit bis in die Neuzeit.

Bevor das Perth Museum seinen neuen Bau erhielt, teilte es sich den Platz mit einer Kunstgalerie. Die Perth Art Gallery verfügt nun über eine größere Fläche, auf der sie Gemälde vieler schottischer Künstler ausstellt.

An eine uralte Militärtradition erinnert das Balhousie Castle mit ihrem Museum. Es zeigt die Geschichte des Blackwatch Regiments und seiner Einsätze durch die Jahrhunderte.

Übrigens: Einen Blick sollten Besucher auch auf die steinerne Brücke der Stadt werfen, ist sie doch über 250 Jahre alt und symbolisiert die Brücken, die einst so wichtig für diese Stadt waren.

Etwas außerhalb von Perth liegt der Scone Palace, wo der Stone of Scone bis vor kurzem noch beheimatet war. Dort erhebt sich auch der Hügel, auf dem die Krönungs-Zeremonien einst stattgefunden hatten. Die Schlossanlage, auf der sich sogar weiße Pfauen tummeln, ist wunderschön, das Innere des Palasts interessant anzusehen.

Outdoor im Perthshire: Aufregende Landschaft erkunden

Wander- oder Radschuhe einpacken und raus in die Natur. Das grüne Herz Schottlands ist durchzogen von kurzen und langen Pfaden. Dabei flankieren immer wieder besondere Orte die Wege.

Zum Beispiel der Wasserfall im Wandergebiet "The Hermitage". Er ist von einem Parkplatz aus durch einen kurzen Fußmarsch zu erreichen. Das Setting ist romantisch: Eine alte, moosige Steinbrücke überspannt hier den tobenden Fluss, seitlich thront auf dem Felsen ein steinerner Pavillon – die Ossian’s Hall. Von ihrem Balkon aus können Besucher direkt auf den Wasserfall "Black Linn" blicken. Von hier aus führen dann weitere Pfade durch das Gelände, vorbei an der Einsiedlerhütte, die dem Gebiet ihren Namen verleiht.

Mountainbiker finden über 30 Kilometer an anspruchsvollen Trails in den Laggan Wolftrax. Diese von der schottischen Forstverwaltung speziell zum Biken angelegten Routen gehören ganz der Natur und den Zweiradfahrern.

Generell gibt es genügend Waldgebiete zum Erkunden im Perthshire. Die Gegend trägt den Spitznamen "Big Tree Country", was auch von den oft großen Bäumen herrührt. Denn Botaniker haben in den letzten Jahrhunderten aus allen Teilen der Erde Setzlinge gesammelt und in den Gärten der Herrenhäuser angepflanzt - einige von denen wuchsen zu wahren Riesen.

Scottish Crannog Centre: Geschichte so erleben, dass sie Spaß macht

Die Schotten haben ein gutes Händchen für immersive Museen. Erfahren und verstehen, statt belehrt zu werden. Und das für Groß und Klein. Ein besonders spannendes Erlebnis dieser Art bietet das Scottish Crannog Centre. Crannogs waren eisenzeitliche Rundhäuser, die auf künstlichen Inseln in Schottlands Seen standen.

Das Crannog Centre liegt am Loch Tay, dort gab es einst viele dieser Rundhäuser. Wissenschaftler haben die Überreste genau untersucht. Ihre Funde und Schlussfolgerungen sind in das lebendige Museum geflossen. Ein ganzes Dorf samt Bewohnern wurde hier neu errichtet, mit einer Schmiede, einer Küche, einer Weberei und mehr. Zusehen und oft auch mit Hand anlegen, ist erwünscht.

Im Museum finden sich dann auch die alten Überreste und Funde. Nur das Crannog auf dem Wasser fehlt 2024 noch. Es ist gerade im Wiederaufbau, nachdem es 2021 abgebrannt war.

Loch und River Tay: Das schottische Wasser erleben

Der Fluss Tay gilt als der längste Fluss Schottlands. Auf seinen 193 Kilometern windet er sich durch ein fruchtbares Tal, gespeist von vielen Nebenflüssen aus den nahen Bergen, ehe er aus dem gleichnamigen See, dem Loch Tay, entspringt.

An den Ufern und auf den Gewässern können Aktivurlauber allerhand unternehmen: Kayak, Kanu, Stand-up-Paddling oder Tretboot können zum Beispiel in der Taymouth Marina geliehen und genutzt werden. Eher gemütlichere Gemüter begeben sich bei Loch Tay Safaris per geschlossenem Boot auf den See. Wer Glück hat, sieht dabei Fischadler und andere Vögel.

Errichel & Thyme Deli: Farm genießen mit allen Sinnen

An einem Seitenarm des River Tay hat sich das Ehepaar Newman auf der großen Errichel-Farm niedergelassen. Allerdings wollten sie nicht, wie viele andere, kommerzielle Landwirtschaft im großen Stil betreiben. Stattdessen haben sie einen nachhaltigen Bauernhof aufgebaut, den Besucher auf viele Arten erleben können. Zum einen durch Touren über den Hof, bei dem Lämmer, Hühner, Gänse und andere Tiere beobachtet, gefüttert und manchmal auch gestreichelt werden dürfen. Gutsmanagerin Becky Newman führt hier durch das Gelände.

Zum anderen steht ihr Mann Paul Newman in der Küche des Guts und zaubert Gaumengenüsse. Geschickt stellt er Essen und Trinken von lokalen Erzeugern zusammen und sein Thyme Bistro wurde dafür zu Recht als "Best Restaurant/Eatery in Scotland" von "Slow Food" ausgezeichnet. Tipp: Hier unbedingt den traditionell schottischen Nachtisch "Cranachan" probieren.

Dewar's Aberfeldy Distillery: Dem Wasser des Lebens auf der Spur

Schottland besuchen, ohne Whisky zu probieren? Geht gar nicht. Zumindest den fantastischen Duft des National-Getränks sollten Genießer einmal in der Nase gehabt haben. Im Ort Aberfeldy brennt Dewar’s Aberfeldy Distillery den bernsteinfarbenen Hochprozentigen. Es lohnt sich hier eine Tour mitzumachen. Sie zeigt den Entstehungsprozess und endet bei einem Tasting. Obacht: In Schottland gilt eine Nullpromille-Regel beim Fahren. Aber auch daran hat die Destillerie gedacht: Fahrer können die Whiskys in Fläschchen umfüllen – die Driver-Drams – und dann in Ruhe ein anderes Mal genießen. Denn darum geht es: Genuss in Maßen.

Essen und Trinken: Kulinarik ist in Schottland kein Fremdwort

Der Ruf, das Essen in Schottland sei schlecht, hält sich hartnäckig. Alles fettig und paniert – wie etwa der grauenhafte frittierte Marsriegel, der immer wieder genannt wird. Dabei gibt es in dem kleinen Land immerhin elf Lokale mit einem Guide Michelin-Stern. Und selbst ohne Stern findet sich noch in den entlegensten Winkeln gute Küche.

In der Stadt Perth zum Beispiel hat sich das North Port Restaurant in einem alten Auktionshaus niedergelassen. Fisch und Fleisch aus lokaler Produktion kombinieren die Köche hier mit gutem Wein. Tipp: Haggis hier als Vorspeise genießen.

Weiter auf dem Land am River Tay in Dunkeld liegt das Taybank. Das Restaurant und Hotel bietet lokales und saisonales Essen fein abgeschmeckt an. Wer es im Sommer etwas handfester möchte, setzt sich an den Biergarten des Restaurants am Fluss. Dort gibt es Barfood vom Grill.

Ebenfalls am Tay serviert The Inn on the Tay gehoben bodenständiges Essen. Tipp: Der Sticky Toffee Pudding ist hier ein Gedicht – wenn auch ein klebrig-süßes.

Noch mehr Schottland

Der Norden Großbritanniens bietet noch viele großartige Landschaften und einzigartige Bauwerke. Unser Reiseführer zeigt dir die Schönheit Schottlands. 

Schau ihn dir doch hier einmal an.

Text: Stephan Goldmann

 

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