Die französische Hauptstadt, in der die Brüder Auguste und Louis Lumière 1895 den ersten Kurzfilm der Welt drehten, gilt als Geburtsstadt des Kinos. Seither sind hier etliche Blockbuster gefilmt worden. Und haben Eiffelturm, Notre-Dame sowie viele weitere Orte zu ähnlich großen Stars gemacht wie Gérard Depardieu oder Catherine Deneuve. Fünf Spaziergänge zu spannenden Drehorten.
US-amerikanische Regisseure haben seit jeher eine Schwäche für die Romantik der französischen Hauptstadt. MGM baute für das Musical Ein Amerikaner in Paris (1951) in einem Studio den kompletten Quai de Montebello nach. So konnten Gene Kelly und Leslie Caron wetterunabhängig am Ufer der Seine entlangtanzen.
Starten wir unseren ersten Rundgang an der originalen Uferpromenade am linken Seine-Ufer im 5. Arrondissement. Einer der schönsten Spazierwege der Stadt mit Blick auf die Kathedrale Notre-Dame de Paris! Ganz in der Nähe trafen in Before Sunset (2004) Julie Delpy alias „Celine“ und Ethan Hawke alias „Jesse“ in der bezaubernden Buchhandlung „Shakespeare and Company“ aufeinander (alle Adressen finden Sie auf Seite 43). In dem verwinkelten Laden voller deckenhoher Regale verbergen sich wahre Schätze. Ein feiner Platz zum Stöbern und Schmökern.
In der „Lyrik-Ecke“ im Obergeschoss kann man sich in einer Kiste mit der Aufschrift „Einsame Herzen und verpasste Chancen“ durch Liebesbotschaften wühlen. „Mon cher Noam, ich werde bis in alle Ewigkeit auf den Tag warten, an dem du endlich zu mir zurückkehrst“, lautet eine.
Schlendern Sie Richtung Süden weiter durch das Quartier Latin bis zum Hauptgebäude der Universität Sorbonne
Gegenüber steht ein echter Gebäude-Promi: der neoklassizistische Panthéon, eine Kirche, die zunächst in ein Mausoleum und später zur nationalen Ruhmeshalle Frankreichs umfunktioniert wurde. Hier ruhen u. a. Voltaire, Rousseau, Braille, Hugo und Marie Curie. Im Schatten dieses Wahrzeichens steht die sehr viel kleinere Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont. Für Cineasten ist sie ein echtes Schwergewicht. An ihrem Seiteneingang wartete Owen Wilson in Woody Allens hinreißender Filmkomödie Midnight in Paris (2011) allabendlich auf das Auto, das ihn in die 1920er-Jahre entführte.
Nehmen Sie an der Métrostation Jussieu die Linie 7 bis Opéra
Das Opernhaus „Palais Garnier“ ist ein faszinierendes 1architektonisches Meisterstück, das man sich nicht entgehen lassen sollte und tagsüber auf einem Rundgang anschauen kann. Danach geht’s auf einen Drink in das nahe gelegene Fünf-Sterne-Hotel „Scribe“. Hier stieg Meryl Streep als herrlich zickige „Miranda Priestley“ in Der Teufel trägt Prada (2006) ab.
Nehmen Sie an der Métrostation Havre-Caumartin die Linie 9 bis Iéna
Die Party am Ende dieser Komödie wurde im „Musée de la Mode“ gefeiert. Ein Muss für Fashion-Victims, denn es beherbergt an die 100.000 Kleidungsstücke, darunter Entwürfe von Größen wie Sonia Rykiel, Yves Saint Laurent und Christian Lacroix.
Selbstverständlich hat sich auch der alles überragende Eiffelturm einen Platz auf dem Kino-Olymp gesichert. Eine spektakuläre Rolle spielt er im 14. Bond-Film Im Angesicht des Todes (1985): Darin stürzt sich 007-Gegenspielerin Grace Jones alias „May Day“ in einem schwarzen Ninja-Kostüm vom Turm in die Tiefe. Im Abspann des Films wird das Eiffelturm-Restaurant „Le Jules Verne“ erwähnt. Dort wurde angeblich die Szene gedreht, in der „May Day“ Roger Moores Informanten „Achille Aubergine“ mit einem vergifteten Angelhaken umbringt. Tatsächlich muss der Drehort ein anderer gewesen sein, denn er hat keinerlei Ähnlichkeit mit den drei nierenförmigen Räumen des echten „Jules Verne“. Hier genießen Gourmets aus aller Welt die Künste von Alain Ducasse, dem mit 14 Michelin-Sternen höchstdekorierten Koch der Welt, zum Sensationsausblick aus 123 Metern Höhe auf Paris. Leider ein teures Vergnügen, das man auch noch mindestens drei Monate im Voraus buchen muss. Erschwinglicher tafelt man in der ersten Etage des Turms im Restaurant „58 Tour Eiffel“.
Spazieren Sie in südwestlicher Richtung die Seine entlang
Nur 800 Meter den Quai Branly hinunter befindet sich eine weitere Hollywood-Ikone: die Pont de Bir-Hakeim. Auf deren Mittelpromenade geraten Ellen Page („Ariadne“) und Leonardo DiCaprio („Dom Cobb“) in dem Oscar-prämierten Streifen Inception (2010) in Bedrängnis. Für den Film wurde die Brücke mithilfe zweier Spiegel optisch verlängert. In der Realität sind die Kollonaden „nur“ 237 Meter lang. Unter ihnen tummeln sich an einem Pariser Schönwetter-Nachmittag Straßenkünstler und Brautpaare, die dort ihre Hochzeitsbilder machen lassen.
Nehmen Sie an der Métrostation Bir-Hakeim die Linie 6 bis Passy und anschließend die Linie 10 bis Mabillon
Die nach Notre-Dame zweitgrößte Kirche von Paris, die im Spätbarock-Stil errichtete Église Saint-Sulpice im 6. Arrondissement, erlangte als Schauplatz in The Da Vinci Code – Sakrileg (2006) weltweite Berühmtheit. Hier suchte der Albino-Mönch „Silas“ (Paul Bettany) im gespenstischen Halbdunkel vergeblich nach dem Heiligen Gral. Im Inneren der Basilika herrscht auch in Wirklichkeit eine unheimliche Atmosphäre: Viele ihrer Kapellen liegen versteckt am Ende langer Korridore im hinteren Teil des Gebäudes.
Laufen Sie zur etwa 10 Minuten nördlich der Kirche gelegenen Pont des Arts
Weiter geht’s zum Louvre. Auf dem davor liegenden Cour Napoléon dechiffriert Tom Hanks Dan Browns „Sakrileg“-Puzzle: Unter der von dem Star-Architekten IM Pei erbauten Glas-Pyramide entdeckt er das Grab Maria Magdalenas, das bereits seit Jahrtausenden gesucht worden war. Die 21 Meter hohe Pyramide ist übrigens eines der meistfotografierten Bauwerke von Paris. Unter ihr befindet sich die Eingangshalle zum Louvre.
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Text: Tim Robey, Deutsche Bearbeitung: Elena Rudolph, Fotos: Jonathan Stokes
Welche Drehorte es in Paris sonst noch zu entdecken gibt, erfährst Du in der August-Ausgabe 2017 des Lonely Planet Traveller.