EuropaSchwedens spektakulärste Nationalparks

Unglaubliche 30 Nationalparks gibt es in Schweden. Einer ist schöner und beeindruckender als der andere. Hier unsere beste Auswahl - und warum es sich lohnt, sie zu besuchen.

Schweden war das erste Land in Europa, das Nationalparks errichtete. Bereits im Jahr 1909 stellte die Regierung neun bemerkenswerte landschaftliche Regionen unter Schutz. Heute verfügt das Land über 30 Nationalparks: von abgelegener arktischer und alpiner Wildnis, uralten Wäldern und alten Mooren bis hin zu Wildblumenwiesen, windgepeitschten Sanddünen und einzigartigen Unterwasserlandschaften.

Während einige Parks eher abgelegen sind und eine gewisse Anstrengung und Erfahrung im Gelände erfordern, liegen andere in der Nähe größerer städtischer Gebiete und sind für jedermann zugänglich. Hier findest du von Norden nach Süden geordnet einige der besten, vielfältigen und schönsten schwedischen Nationalparks.

Nördlich des Polarkreises: Abisko

Der Nationalpark Abisko liegt weit oberhalb des Polarkreises. Seine imposanten Berge rahmen ein von Gletschern geformtes Tal am Südufer des größten Alpensees Skandinaviens, des Torneträsk, ein. Der Nationalpark lockt das ganze Jahr über Gäste an. Im Sommer bietet die Mitternachtssonne fast endlose Stunden des Tageslichts - ideal zum Wandern, für Vogelbeobachtungen und zum Entspannen auf blühenden Almwiesen. Im Herbst verschwinden die lästigen Mücken und die Landschaft färbt sich in ein prächtiges Rot und Gold. Im Winter sorgt der Schnee für neue Schönheit und bietet vielfältige Möglichkeiten zum Skilanglauf und Schlittschuhlaufen auf dem Torneträsk. Da der Himmel häufig klar ist und es kaum Lichtverschmutzung gibt, ist Abisko auch einer der besten Orte der Welt, um Nordlichter zu sehen.

Wildnis pur: Sarek

Der Sarek, einer der wildesten Nationalparks Schwedens, ist ein Land mit ungezähmten Flüssen, die durch tiefe U-förmige Täler fließen. Umgeben ist er von hoch aufragenden Bergen, darunter Dutzende von Schwedens höchsten Gipfeln, mit fast 100 Gletschern. Der Park ist eine Studie der Kontraste: Wälder voller Bergbirken und blühende Wiesen stehen schroffen Felswänden gegenüber, die fast keine Vegetation aufweisen. Steinadler, Mäusebussarde und Turmfalken schweben über dem Park, während Bären, Luchse, Vielfraße und übergroße Elche durch die Täler ziehen. Für die Erkundung des Sarek, in dem es nur wenige markierte Wege und fast keine Infrastruktur gibt, sind eine gute Ausrüstung und Erfahrung im Wandern in der Wildnis unerlässlich.

Dreizehn Gipfel, zehn Gletscher: Stora Sjöfallet

Der an Sarek und den abgelegenen Wildnispark Padjelanta angrenzende Nationalpark Stora Sjöfallet wurde ursprünglich zum Schutz eines großen Wasserfalls eingerichtet, der in den Langas-See stürzte. Bald darauf wurden die Grenzen des Parks neu gezogen, um den Ausbau der Wasserkraft zu ermöglichen. Auch wenn der Wasserfall heute nicht mehr existiert, ist der Park mit seinen tiefen Tälern, Birken- und Kiefernwäldern, Hochebenen, Mooren und Bergen immer noch spektakulär. Zu den eindrucksvollen Gebirgszügen zählt der 2.015 Meter hohe Áhkká, ein 13-gipfliges Bergmassiv mit zehn Gletschern. Im Gegensatz zu seinen Nachbarn verfügt Stora Sjöfallet über eine Straße, ein Besucherzentrum und Unterkünfte, die den Zugang zu Wanderwegen und Panoramablicken erleichtern.

Endlose Wälder: Muddus

Der Muddus-Nationalpark wird als der ruhigste Ort Schwedens bezeichnet und ist der größte Waldnationalpark des Landes. Als eines der wenigen straßenfreien Waldgebiete Schwedens ist er Heimat uralter Bäume und weiter Moore, steiler Schluchten und gewaltiger Wasserfälle. Die Wanderwege schlängeln sich durch die Wälder und über Bergrücken, vorbei an zehn tiefen Schluchten, die zum Fluss Stora Luleälven herunterführen. Zusammen mit den alpinen Nationalparks Sarek, Padjelanta und Stora Sjöfallet ist Muddus Teil des Unesco-Welterbes Laponia. Alle vier Parks wurden nicht nur durch die Kräfte der Natur, sondern auch durch die jahrtausendelange Nutzung durch das Rentierzüchtervolk der Samen geprägt.

Eiszeitliche Küstenlinie: Skuleskogen

Dieser bezaubernde Urwald liegt im Herzen von Schwedens Höga Kusten, der Hohen Küste. Die Region gehört wegen ihres dramatischen und anhaltenden Gletscherrückgangs zum Unesco-Welterbe. In Skuleskogen hat sich die eiszeitliche Küstenlinie etwa 282 Meter über die heutige Küstenlinie erhoben und eine Landschaft hinterlassen, in der Berge, Küste und Wald in einer faszinierenden Mischung aufeinandertreffen, die es sonst nirgendwo in Schweden gibt. Der Wald selbst ist eine Mischung aus spärlichen, buschigen Kiefern, die sich an den felsigen Boden klammern. Dazu gibt es hohe Tannen, die Flüsse und Täler säumen. Auf den Wanderwegen findet man Hinweise auf die einzigartige Geologie der Region, darunter den beeindruckenden Slåttdalsskrevan, eine lange, tiefe Schlucht, die nur sieben Meter breit ist.

Bären, Elche, Vielfraße: Sonfjället

Als Teil des südlichsten Gebirgszugs Schwedens ist das markante Profil des Sonfjället schon von weitem sichtbar. Flechten, Moose, Preiselbeeren und Heidekraut bedecken die ansonsten kahlen Felsen und nährstoffarmen Böden, während in den sanfteren Bereichen Bergbirken, Fichten und Moltebeeren gedeihen. Es gibt zudem viele Wildtiere, darunter eine große Anzahl von Elchen, die häufig an den kahlen Hängen zu sehen sind. Sonfjället beherbergt auch eine der dichtesten Bärenpopulationen in ganz Schweden. Man muss zwar sehr viel Glück haben, um einen Bären zu sehen, Anzeichen für ihre Anwesenheit sind jedoch überall im Park zu finden. Spuren von Vielfraßen, wie die Bärenmarder auch genannt werden, sind oft im Schnee sichtbar. Auerhühner, Birk- und Weidenhühner, Goldregenpfeifer sowie verschiedene Specht- und Eulenarten gehören zu den vielen ansässigen und saisonalen Vögeln des Parks.

Ältestes Baumwurzelsystem der Welt: Fulufjället

Im Nordwesten Dalarnas, an der Grenze zu Norwegen, liegt der Nationalpark Fulufjället, ein flacher Bergrücken, der sich steil aus der dicht bewaldeten Landschaft erhebt. Hier gibt es eine reiche Tierwelt und unzählige schöne Wanderwege. Zu den markanten natürlichen Sehenswürdigkeiten zählt einer der höchsten Wasserfälle Schwedens, der Njupeskär. Spektakulär ist auch das älteste bekannte Baumwurzelsystem der Welt: der Old Tjikko – eine Fichte, die seit mehr als 9.550 Jahren immer wieder neue Wurzeln, Stämme und Äste an der gleichen Stelle austreibt.

Vogelbeobachtungen: Färnebofjärden

Der Dalälven, der zweitlängste Fluss Schwedens, fließt von der Nähe von Avesta bis zum Bottnischen Meerbusen. Er hat oft die Form von breiten, flachen Seen, die durch mehrere Kanäle miteinander verbunden sind. An seinem Unterlauf befindet sich der Nationalpark Färnebofjärden in einer biologischen Übergangszone zwischen nördlichen und südlichen Biomen, die einer enormen Vielfalt von Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet. Der Färnebofjärden ist besonders für die Vogelbeobachtung bekannt: 205 Arten wurden gesichtet, von denen etwa 100 regelmäßig hier nisten. Gute Beobachtungsmöglichkeiten gibt es von einem Turm in Skekarbo sowie auf verschiedenen Wanderwegen im Park. Zu den weiteren Wildtieren gehören Elche, Bären, Rehe, Füchse, Biber und Lemminge sowie mehr als 20 Fischarten. In den Sommermonaten können Moskitos hier allerdings eine Plage sein.

Menschengemachter Wildnispark: Ängsö

Der kleine Nationalpark Ängsö ist eine Insel, auf der jahrhundertelang Landwirtschaft betrieben wurde und welche die Landschaft in eine Mischung aus Wiesen, Weiden und Laubwäldern aus Eichen, Kiefern und Haselnuss geformt hat. Im Laufe der Zeit schuf der Mensch so ideale Bedingungen für die Fülle von Wildblumen, die sich im Frühjahr und Frühsommer über die Insel ausbreiten. Besonders auffällig sind die Tausenden von Holunderblüten, die Ende Mai blühen und die Wiese mit magentafarbenen und blassgelben Farbtönen überziehen. Die Insel zieht auch eine Vielzahl von Vögeln an, darunter Spechte, Seeadler, Fischadler, Raben, Waldkäuze und Fliegenschnäpper. Von Stockholm und Östanå an der Küste nordöstlich von Åkersberga verkehrt saisonal ein Passagierboot nach Ängsö.

Hauptstadtnähe: Tyresta

Der nur 20 Kilometer südlich von Stockholm gelegene und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbare Nationalpark Tyresta wirkt wie eine völlig andere Welt. Eine urtümliche Landschaft mit uralten Bäumen, abgeschiedenen Seen und einer Stille, die die Stadt sowohl räumlich als auch zeitlich weit entfernt erscheinen lässt. Mehr als 800 Moos- und Flechtenarten bilden einen natürlichen Teppich in verschiedenen Grün- und Brauntönen, der mit Pilzen, Beeren und Blumen übersät ist. Knorrige Kiefern, hoch aufragende Tannen und eine Fülle von toten und verrottenden Bäumen schaffen eine reichhaltige Umgebung, in der eine Vielzahl von Wildtieren gedeiht, darunter Wildschweine, Biber, Rehe und viele Vögel.

 

Meeresnationalpark: Kosterhavet

Der Nationalpark Kosterhavet ist ein Meeresnationalpark, der eine einzigartige Unterwasserwelt mit einem tiefen unterirdischen Canyon und Schwedens einzigem Korallenriff schützt. In den Gewässern des Parks leben etwa 6.000 Arten, darunter mehr als 200, die nirgendwo sonst in Schweden vorkommen. Auf dem Meeresboden wurden zwei markierte Schnorchelpfade angelegt, die die Erkundung der Unterwasserwelt erleichtern. Kajakfahren und Wandern sind beliebte Aktivitäten oberhalb der Wasseroberfläche. Nur zwei Prozent des Nationalparks Kosterhavet bestehen aus Land. Die beiden Hauptinseln Nord- und Sydkoster sind zwar größtenteils als Naturschutzgebiete geschützt, gehören aber nicht zum Nationalpark. Sie eignen sich aber hervorragend als Ausgangspunkt für Erkundungen und verfügen über ein Besucherzentrum, Unterkünfte und eine regelmäßige Fährverbindung von Strömstad aus.

Seen, Wälder, Trolle: Tiveden

Der Nationalpark Tiveden liegt zwischen den beiden größten Seen Schwedens, dem Vänern und dem Vättern. Er ist eine weitere Übergangszone, die eine reiche Tierwelt anzieht. Obwohl der Wald zeitlos zu sein scheint, wurde er im Laufe der Jahrhunderte immer wieder abgebrannt, manchmal auf natürliche Weise und manchmal durch menschliche Aktivitäten. Der Nationalpark ermöglicht es der Landschaft, sich auf natürliche Weise so zu entwickeln, wie sie vor mehr als 400 Jahren aussah. Dieser hügelige, moosbewachsene Wald mit seinen abgelegenen Seen, stimmungsvollen Mooren und zufällig verstreuten riesigen Felsblöcken, die eher von Trollen als von Gletschern abgelagert worden zu sein scheinen, hat etwas Magisches an sich.

Größtes Moor Südschwedens: Store Mosse

Das Wort "Mosse" bedeutet Moor, und genau das prägt diesen Nationalpark in Småland: das größte Moor in Südschweden, 78 Quadratkilometer groß. Die Landschaft des Mosse ähnelt einer Umgebung, die eher im hohen Norden zu finden ist, erfreulicherweise ohne Mücken. Sie umfasst Sümpfe, Seen, Sumpfwälder und baumbewachsene Sanddünen, die sich wie Inseln aus dem Moor erheben. Im Frühjahr und Sommer bringen Wildblumen bunte Farbtupfer in die Landschaft. Elche sind das ganze Jahr über anzutreffen, aber auch Otter, Rehe, Füchse und Dachse sowie zahlreiche Vogelarten. Einer der besten Orte für die Vogelbeobachtung ist Kävsjön, wo es einen Aussichtsturm gibt. An Sommerabenden kann man in der Umgebung von Södra Svanö oft Fledermäuse bei der Jagd beobachten.

Dramatischsten Landschaften: Söderåsen

Etwa 40 Kilometer östlich von Helsingborg liegt der Nationalpark Söderåsen mit einer der größten Laubwaldflächen Nordeuropas und einer der beeindruckendsten Landschaften Skånes, dem acht Kilometer langen Skäralid-Graben. Hier hat sich der Fluss Skärån tief in einen uralten Bergrücken eingegraben, der durch den Zusammenstoß tektonischer Platten vor 400 Millionen Jahren entstanden ist und durch das Gefrieren und Schmelzen von Wasser, das durch das Gestein sickert, geformt wurde. Mehr als 50 Kilometer Wanderwege, von denen die meisten relativ leicht begehbar sind, schlängeln sich durch den Park. Sie führen um kleine Seen herum und hinauf zu malerischen Aussichtspunkten, von denen aus man einen herrlichen Blick auf tiefe Täler und dicht bewaldete Hänge hat.

Aussicht auf Dänemark: Stenshuvud

Der an der Ostküste von Skåne gelegene Stenshuvud ist Schwedens südlichster Nationalpark und zugleich einer der kleinsten. Sein Herzstück ist ein Berg mit drei Gipfeln, von denen der nördliche mit 97 Metern der höchste ist. Eine Wanderung zum Gipfel bietet einen Panoramablick auf die Bucht von Hanö, und an klaren Tagen ist sogar die dänische Insel Bornholm zu sehen. Der Park ist auch bekannt für seinen feinen weißen Sandstrand, sandige Heiden, Buchenwälder und Wiesen, die im Sommer mit zahlreichen Orchideenarten und anderen Blumen blühen. Mit etwas Glück lassen sich Rehe, Füchse, Dachse oder Marder sowie eine Vielzahl von Vögeln beobachten.

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Text: Annika Hipple/Lonely Planet International

Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner

 

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