Best in Travel 2022Sloweniens perfekte grüne Route für Individualreisende

Die im Oktober 2020 eröffnete Route "Slovenia Green Capitals" führt gleich zu drei nachhaltigen Reiseorten in dem auf Nachhaltigkeit bedachten Land Slowenien.

 

Diese drei grünen Orte Sloweniens, die von Individualreisenden mit Fahrrad, Auto oder Zug auf einer Route miteinander verbunden werden können, sind Ljubljana, die grüne Hauptstadt, Kočevje, das natürliche Herz des Landes, und die Region Bela Krajina, ein kultureller Schmelztiegel aus gelebter Tradition und hervorragender Gastronomie. Aus gutem Grund wurde Slowenien im Jahr 2021 zur gastronomischen Region Europas 2021 ernannt. Das Land überzeugt mit seiner gelebten Nachhaltigkeitsgastronomie. 

 

Warum es sich lohnt, eine Rundreise entlang dieser drei mit dem Nachhaltigkeitszertifikat “Slovenia Green” ausgezeichneten Orte zu unternehmen? Weil Slowenien ein Vorbild für eine grüne Zukunft und für nachhaltigen Tourismus ist und echte, unverfälschte Abenteuer in der Natur bietet. Am schönsten lässt sich die Route natürlich mit dem Rad erkunden. Jan Klavora, Gründer von Visit Goodplace, einer der ersten nachhaltigen Tourismusunternehmen in Slowenien, hat die besten Tipps für die Tour.

 

Start in der grünen Hauptstadt

Morgens geht es im Zentrum von Ljubljana hektisch zu. Käufer und Verkäufer feilschen auf dem grünen Markt unter freiem Himmel um Tomaten, Paprika, Äpfel, Käseblöcke und Honiggläser. Einheimische und Touristen schlendern in die Kathedrale St. Nikolaus, die auf 700 Jahre alten Fundamenten ruht. Hinter der Kirche bildet sich eine Schlange für die Seilbahn hinauf zur Burg von Ljubljana. Entlang des Flusses Ljubljanica, der diese mitteleuropäische Metropole in zwei Hälften teilt, füllen sich die Terrassen der Cafés mit lebhaften Gesprächen.

 

Slowenien aus allen Blickwinkeln betrachten

Nach einem Kaffee neben dem Markt geht es mit dem Fahrrad, ausgestattet mit zweckmäßiger Kleidung und Ausrüstung, zur 100 Meter entfernten berühmten Drachenbrücke der Stadt. Dort wartet Jan Klavora bereits darauf, gemeinsam zu einer Fahrt entlang der neuen "Slovenia Green Capitals"-Route zu starten. Das Wildnis-Abenteuer, das von Jan Klavora mit Unterstützung des slowenischen Fremdenverkehrsamtes mitgestaltet wurde, ist eine nachhaltige Rundtour, die in Sloweniens grüner Hauptstadt Ljubljana startet und endet. Von dort aus geht die Reise in Richtung Süden in die etwa 65 Kilometer entfernte "Hauptstadt der Natur" Kočevje, zu den Unesco-Welterbe Urwäldern und deren Stars aus der Tierwelt. Von dort aus führt die Reise weiter etwa 80 Kilometer gen Osten in die Region Bela Krajina, die "Kulturregion" des Landes, die für vielfältige Traditionen steht und einen Großteil der besten Speisen und Weine der Region hervorbringt.

 

Fünfzig Schattierungen von Grün

Auf dieser neuen Route würden nur Orte besucht, die durch den Zertifizierungsprozess des Landes "Slovenia Green" den Status "grün" erhalten haben, hatte Jan Klavora zuvor am Telefon erläutert. Er ist Gründungsmitglied von Good Place, einer Nichtregierungsorganisation, die unterschiedliche Reiseziele, Städte, Gemeinden, Dörfer und Unternehmen zertifiziert. Diese müssen im Rahmen dieser Zertifizierung die strengen Vorgaben in unterschiedlichen Kategorien, allem voran Abfallwirtschaft und Naturschutz, erfüllen. "Slovenia Green Capitals" (SGC), so hatte er im Vorfeld bereits erklärt, gäbe Individualreisenden umfangreiche Informationsmaterialien an die Hand, damit sie das erste zertifizierte grüne Land der Welt auf nachhaltige Weise selbständig kennenlernen können. Dazu gehören neben Kartenmaterial auch Informationen über nachhaltige Restaurants, Unterkünfte, Aktivitäten und vieles mehr.

 

"Das Herbstwetter wird kühl und klar", hatte Klavora angekündigt und vorgeschlagen, die Route individuell zusammenzustellen und die Etappen gemeinsam abzufahren und zu testen. Die Straßen und Wege entlang der Tour sind hügelig - von leicht bis mittelschwer. Wer ermüdet, kann für die Rückfahrt auch den Zug nehmen. Wir haben natürlich vor, die Rundtour komplett zu fahren.

 

Nach dem Start in Ljubljana verblasst die Architektur, ein lebendiger Mix aus Jugendstil und Barock, bald nach dem Verlassen der Drachenbrücke. Die Brücke symbolisiert das geflügelte Ungeheuer, das der berühmte Argonaut Jason auf der Durchreise getötet haben soll. Die erste Etappe - bekannt als die Route vom Drachen zum Bären - führt vom kosmopolitischen Zentrum des Landes in die Stadt Kočevje und die sie umgebende grüne Region Kočevsko. Auf diesem Abschnitt passieren wir gleich zwei UNESCO-Stätten.

 

Auf dem Weg nach Süden, mit den Alpen im Rücken, kommen wir zuerst an den UNESCO-Pfahlbau-Fundstellen im Laibacher Moor (Ljubljansko barje) vorbei. Ganze 40 bekannte Überreste prähistorischer Pfahlbausiedlungen, die zwischen 4.500 und 2.000 vor Christus entstanden sind, liegen in diesem Gebiet verstreut. Zahlreiche archäologischer Hinterlassenschaften wurden hier gefunden, darunter verzierte Gefäße, Keramikfiguren und das älteste Holzrad der Welt.

 

Ein paar Stunden später erreichen wir die majestätischen dichten Wälder, die das Markenzeichen der Region Kočevsko sind. Mehr als 90 Prozent des Gebiets sind mit Bäumen bedeckt. Am bekanntesten ist der Urwald von Krokar, ein 75 Hektar großer Buchenwald, der zum UNESCO-Erbe gehört.

 

Wildtiere beobachten in der Bela Krajina

Die Fahrräder stellen wir im rad- und wanderfreundlichen Bearlog Hostel unter, wo wir auch übernachten. Dort treffen wir Miha Ogorelec, der uns in den Wald führt. Der erste Halt ist eine Suche nach Abdrücken von Wildtieren. "Seht ihr das?", fragt Ogorelec und zeigt auf den Umriss einer Bärentatze im Schlamm. "Und hier", zeigt er begeistert auf etwas, das wie ein Kinderstiefel aussieht und sich als genau solcher erweist. "Hier leben Menschen und Tiere zusammen", verkündet er stolz. Bei der weiteren Spurensuche finden sich auch Abdrücke von Wölfen, Füchsen und Rotwild. Zur Beobachtung von Bären gibt es einen Hochstand, von dem aus wir in sicherer Höhe über dem Waldboden nach Bären Ausschau halten und ihren Aktivitäten in der Dämmerung lauschen. 

 

"Das ist einer der wenigen Orte in Europa, wo alle drei großen Raubtiere - Bären, Luchse und Wölfe - noch in freier Wildbahn leben", erläutert Nevenka Klun, Leiterin des Tourismusmarketing von Kočevsko. "Die Koexistenz ist einer der wichtigsten Bestandteile unseres Erbes. Wir wollen auf gesunde Weise mit den Wildtieren existieren, um unsere Wälder zu erhalten und in Harmonie zu leben."

 

Am nächsten Tag radeln wir hinunter zum Fluss Kolpa, der die Grenze zu Kroatien bildet, halten uns links und fahren nach Osten in die Bela Krajina. Der Name bedeutet weiße Grenze und ist so benannt nach den unzähligen weißstämmigen Birken. Wir rollen über sanfte, grüne Hügel entlang des Ufers. Die malerische Landschaft macht es leicht zu verstehen, warum sich unterschiedliche Kulturen aus ganz Mittel- und Südosteuropa auf diesem idyllischen Ackerland niederließen, wo die Grenzen zwischen Ländern und Topografien seit Jahrhunderten ineinander übergehen. 

 

Wir fahren durch den Naturpark Krajinski Kolpa, der dem Flusslauf folgt. Innerhalb des Parks bilden Dutzende alter Dörfer, Mühlen, Schlösser und Kirchen eine idyllische Kulisse, während immer wieder Familien am Ufer entspannen, im Fluss waten und Picknicks veranstalten. Schließlich legen wir einen Zwischenstopp in Šokčev dvor ein, an einem alten Haus im Dorf Žuniči, das zum Museum ausgebaut wurde. Der Direktor des Naturparks, Boris Grabrijan, begrüßt uns im traditionellen Schafspelzmantel mit einer Flasche Rakija. Während wir im offenen Hof zwischen Geräten zur Flachs- und Hanfbearbeitung stehen, decken Arbeiter das Dach des Gebäudes neu ein.

 

"Die Slawen kamen aus dem Osten", erklärt Grabrijan und zeigt auf das Dach. "Die Germanen aus dem Norden und aus dem Westen die Römer. Hier kreuzen sich drei Kulturen."

 

In den nächsten 24 Stunden bekommen wir einen Einblick in die große Vielfalt der Bela Krajina. Das Essen mit gegrilltem Lamm und gebratenem Gemüse im Gostilna Kapušin, das zu den 100 besten Restaurants Sloweniens zählt, ist hervorragend. Dann machen wir uns auf den Weg zum Weingut Šturm, das sich an die Hänge außerhalb der historischen Stadt Metlika schmiegt. Die Traubenleser kommen gerade von der Herbsternte zurück. Wir stehen mit dem Patriarchen Otmar Šturm im Keller und beglückwünschen uns gegenseitig zu dem guten Timing, während wir einige der mehr als 20 roten, weißen und schäumenden Sorten des Weinguts probieren.

 

Endlos grüner Wald

Am nächsten Morgen wachen wir früh auf und machen uns auf den Weg zu einem Bauernhof, wo wir frühstücken und Kaffee trinken, bevor wir im taufeuchten Gras Schafe füttern und streicheln. Die Idee wurde vom Tourismusunternehmen Bravina ins Leben gerufen, um Einheimische und Besucher gleichermaßen daran zu erinnern, wie wichtig die Tiere und ihre Wolle für die Geschichte der Region sind. Bevor wir die fruchtbare Region Bela Krajina verlassen, fahren wir zu einem weiteren Bauernhof, auf dem Chilis gezüchtet werden. Marko Vidic, der Besitzer von Chilli Rosa, baut sie seit fünf Jahren an. Er führt uns über seine Felder und fordert uns auf, die Chilis zu testen, aus denen acht Soßen hergestellt werden. Sie reichen "ziemlich scharf" bis "nuklear".

 

"Diese Region ist etwas Besonderes, weil sie alles in sich vereint", erklärt Vidic. "Kultur, Natur, gutes Essen, wirklich freundliche Menschen." "Und", ergänzt er, "für slowenische Verhältnisse sind wir ziemlich abgelegen."

 

Der Kontrast dieser Abgeschiedenheit wird umso deutlicher, als wir am dritten Tag in die kosmopolitische Atmosphäre Ljubljanas zurückkehren. Auf einer Schnurrbarttour, die auf den Spuren dreier der wichtigsten Einwohner der Stadt entlangführt, kommen wir wieder an der Drachenbrücke vorbei und an jeder Menge schicker und trendiger Cafés, Geschäfte und Restaurants. Im Jakob Franc im Viertel Trnovo essen wir auf der Terrasse am Flussufer: Steak mit Trüffeln und Wurst aus nachhaltiger Tierhaltung mit Meerrettich - von einer Speisekarte, die auf lokal angebaute oder gezüchtete, saisonale und frische Lebensmittel fokussiert ist.

 

Während wir mit einem Glas Rotwein anstoßen, fasst Jan Klavora das Erlebte zusammen: "Die Etappen der "Slovenia Green Capitals"-Tour zeigen die Vielfalt unseres Landes und stellen zugleich den grünen Weg Sloweniens vor. Wir hoffen, dass die Besucher das spüren und darauf vertrauen können, dass sich die Orte für Nachhaltigkeit stark machen und verantwortungsvolle Entscheidungen treffen."

 

Best in Travel 2022

Slowenien ist eines der Länder, das von Lonely Planet in die Liste "Best in Travel 2022" gewählt wurde. Mehr zu den Städten, Ländern und Regionen erfährst Du im neuen Reiseführer - schau ihn dir doch hier einmal an.

 

Text: Alex Crevar/Lonely Planet International

Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner

 

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