Stadt und Natur sind ein Paradox? Gar nicht. Diese acht Städte in den USA faszinieren, weil sie beides bieten: Großstadtfeeling und Wildnis.
Es gibt Stadtmenschen, es gibt Outdoor-Freaks, und dann ist da noch der Rest von uns: Wir lieben beides und wollen alles auf einmal erleben. Wir erfreuen uns an urbaner Kunst und Kultur, vielfältiger Kulinarik, der Energie einer Stadt. Dann wieder sehnen wir uns nach dem Grün von Bäumen, dem Gefühl von duftender, satter Erde unter den Füßen und den Geräuschen der lebendigen Natur. Jede Stadt hat ein anderes Gleichgewicht für diese beiden Komponenten: In manchen Städten überwiegt das urbane Lebensgefühl, während in anderen die wilde, üppige Natur bis tief in die Innenstadt hinein reicht.
Wer auf der Suche nach dem Besten beider Optionen ist, wird in ein paar außergewöhnlichen Städten der USA fündig. Dort lässt sich das urbane Stadtgefühl fantastisch kombinieren mit dem Genuss großartiger Natur. Warum nicht den Morgen im Museum verbringen und am Nachmittag mit dem Kajak über die Bucht gleiten? Vom Asphalt direkt auf wild-grüne Trails umsteigen oder mit dem Mountainbike in die Berge fahren?
Wir zeigen, wo Action und Abenteuer direkt vor der Haustür der Großstadt liegen.
Wer bei Reno an ein zweitklassiges Las Vegas denkt, sollte sich auf einen Perspektivwechsel einstellen und überraschen lassen. Richtig, jede Menge Hightech-Unternehmen, die eine Alternative zu den himmelhohen Silicon-Valley-Preisen suchen, finden in den letzten Jahren in Reno direkt an der Grenze zu Nevada ein einladendes Zuhause. Einer der Hauptgründe aber ist die enorm hohe Lebensqualität.
Reno ist nur weniger als eine Stunde vom Lake Tahoe entfernt. Der traumhaft schöne See ist ein ganzjähriges Ziel für Outdoor-Aktivitäten jeder erdenklichen Art, von Stand Up Paddling in der smaragdfarbenen Bucht bis Skifahren in einem der Dutzend erstklassiger Resorts. Der nahe an der Stadt gelegene Pyramid Lake und auch der Truckee River sind zum Fliegenfischen sehr beliebt - es lohnt sich, die Angel einzupacken. Ebenfalls nahe an der Stadt liegt das Freizeitgebiet Galena Creek und erfüllt Berg- und Schneeschuhwanderern alle Wünsche.
Vor der Haustür von Maine‘s größter Stadt Portland liegt die Casco Bay und auf der Rückseite beginnt das Gebiet mit Maine's rund 3.000 Seen. Kein Wunder also, dass die Einwohner Portlands viel Zeit auf, in oder in der Nähe des Wassers verbringen. Einer alten Sage nach gibt es in der Casco Bay 365 Inseln, darum werden sie im Volksmund "die Kalenderinseln" genannt - eine für jeden Tag des Jahres. Die tatsächliche Zahl ist zwar nicht ganz so hoch, aber eines steht fest: Die Inseln bieten schier unendliche Möglichkeiten, die Freizeit attraktiv zu verbringen.
Fähren verbinden die größeren Inseln miteinander, während sich der Rest der Bucht leicht mit dem Segelboot, Kajak oder Stand Up Paddle Board erkunden lässt. Wenn der Herbst in der Stadt Einzug hält und sich die Wälder rund um Portland zu einem Feuerwerk der Farben anschicken, ziehen sie nicht nur Besucher von nah und fern an, sondern vor allem unzählige Wanderer und Mountainbiker. In dieser traumhaften Jahreszeit die golden gefärbte Küste vom Boot aus zu erkunden, zählt auch zu den beliebten Attraktionen.
Die Stadt Seattle selbst scheint immer grauer zu werden. Dafür ist das nahe Umland umso grüner. Häufig verkehrende Fähren bringen die Besucher zu der Inselgruppe in der Puget Sound. Die nahegelegenen Bainbridge Island und Vashon Island laden beispielsweise zum Wandern, Radfahren, Baden und zu stundenlangen Strandspaziergängen ein. Schiffe, die Walbeobachtungstouren anbieten, starten direkt von der Stadt aus. Für Wanderer und Kletterer sind sowohl der Mt Rainier Nationalpark als auch die Halbinsel Olympic verlockend nah.
Aber Seattle ist weit mehr als ein Startpunkt für Ausflüge in die Landschaft der Umgegend. Die hervorragende Fahrradinfrastruktur der Stadt, einschließlich unterschiedlicher City Bike Programme, hat Seattle zu einer der besten Radstädte des Landes entwickelt. E-Bikes machen die hügelige Stadt zugänglicher als je zuvor.
Wenn man die ungewöhnlichste der Bundesstaaten-Hauptstädte küren sollte, wäre Juneau vermutlich klarer Spitzenreiter. Wie viele amerikanische Hauptstädte haben sonst einen Gletscher vor der Haustür und werden regelmäßig von Orcas besucht?
Der Mendenhall Glacier, buchstäblich innerhalb der Stadtgrenzen gelegen, ist einer der Hauptattraktionen von Juneau. Geführte Touren gehen bis auf den Gletscher hinauf, einfachere Wanderungen führen zu den beeindruckenden Nugget-Fällen. Zu den unvergesslichen Erlebnissen gehört sicherlich auch, mit dem Kajak auf dem Mendenhall Lake am Fuße des Gletschers entlangzupaddeln.
Die Mt Roberts Tramway ist die einfachste Möglichkeit, schnell hinauf in die Berge zu gelangen. Wer allerdings die Mühe auf sich nimmt, hinauf zu wandern, kann mit der Bahn kostenlos wieder hinab ins Tal fahren. Die Wanderwege im Point Bridget State Park an der Berner‘s Bay führen durch den urwüchsigen Wald an der Küste entlang zu den Lachsgründen und Aussichtsplätzen, von denen aus sich Robben beobachten lassen.
San Francisco gilt als eine der Städte mit den besten Outdoor-Möglichkeiten der USA. Präziser wäre allerdings zu sagen: Es ist Berkley, die grüne Stadt auf der anderen Seite der San Francisco Bay, die diesen Ruf prägt.
Berkeley verfügt über den mehr als 2.000 Hektar großen Tilden Regional Park, der mit über 2.000 Kilometer Wanderwegen nahtlos in die East Bay Regional Parks übergeht. Inmitten der Stadt gibt es riesige Felsen, die bei Kletterern beliebt sind, den UC Botanical Garten mit Weltklasseruf und einen kostenlosen Abenteuerspielplatz an der Berkeley Marina. Dort können Kinder buchstäblich ihren eigenen Spielplatz bauen und gestalten.
Auch das gehört zu den Lieblings-Aktivitäten in Berkley: Auf einer sonnigen Terrasse mit Blick auf die Bucht zu sitzen, um San Francisco auf der anderen Seite unter dem berühmten Nebel schimmern zu sehen.
Wer an Outdoor-Aktivitäten und Salt Lake City denkt, hat vielleicht sofort Skifahren und Wintersport im Kopf. Schließlich fanden hier im Jahr 2002 die Olympischen Winterspiele statt. In guter Erinnerung sind dann womöglich auch noch das Resorts in Park City und andere Skigebiete in der Nähe im Wasatch-Gebirge.
Dabei steht Salt Lake City bei weitem nicht nur für Wintersport. Die Stadt ist ein ganzjähriges Paradies für Outdoorsport-Liebhaber. Der Great Salt Lake gilt als salzigster See der westlichen Hemisphäre und ist ein erstklassiger Ort für Vogelbeobachter. Wer Salt Lake City besucht, sollte unbedingt einen Abstecher in die berühmten Bonneville Salt Flats machen. Die Salzwüste entstand aus dem ursprünglichen Lake Bonneville, der an den Great Salt Lake angrenzte, und erstreckt sich auf einer Fläche von ungefähr rund 10.360 Quadratkilomater. 1896 fanden Fahrradrennen auf den Bonneville Salt Flats statt, seit 1949 wird regelmäßig die "Speed Week" durchgeführt.
Um in die Berge zu wandern, muss man nicht einmal unbedingt die Stadt verlassen. Der Red Butte Garden der University of Utah liegt an den Ausläufern des Wasatch-Gebirges. Seine gepflegten Gartenwege führen nach oben in die höheren Lagen der Berge.
Honolulu ist die mit Abstand größte Stadt Hawaiis. Etwa sieben von zehn Einwohnern des Bundesstaates sind hier beheimatet. Nach einer kurzen Fahrt von der Stadt aus entlang der Küste lässt sich die Hanauma Bay bequem erreichen. Sie hält den beliebtesten Schnorchelplatz des Staates bereit - mit einem geschützten Riff und sanftem türkisfarbenen Wasser, das auch für Anfänger perfekt ist.
Der berühmte, etwa drei Kilometer lange Waikiki Beach bietet vielleicht zwar nicht viel Einsamkeit, aber er ist der ideale Ort, um das Surfen zu erlernen, ein Stand-up-Paddleboard auszuprobieren oder einfach nur am Meer spazieren zu gehen. Wanderer brauchen die Stadt kaum zu verlassen. Der Manoa Falls Trail mit seinen beeindruckenden Wasserfällen liegt in Reichweite. Ebenso sind die bewaldeten Wege auf den Pu ' u Ohi ' a, besser bekannt als Mt Tantalus, und der Krater des Diamond Head leicht zu erreichen.
Die Stadt Boulder in Colorado hat die urbane Ausgeglichenheit geradezu perfektioniert: Sie liegt in der Nähe von Denver und genießt somit die Vorteile der Großstadt. Boulder selbst ist um einiges kleiner und konzentriert sich auf den berechtigten und langjährigen Ruf seiner vielfältigen Outdoor-Aktivitäten. Wenn es nicht gerade um Bier geht, drehen sich fast alle Top-Attraktionen von Boulder um Outdoor (optional wiederum gefolgt von Bier).
Der Boulder Creek, der quer durch die Stadt fließt, ist im Sommer nicht nur bei Schwimmern beliebt. Er verfügt über einen Wildwasser-Kajak-Park mit Slalomparcours. Kletterer finden ganzjährig ihr Eldorado in den Gipfeln innerhalb der Stadt und in Stadtnähe - im Winter ist Eisklettern angesagt. Selbst in kurzen Tagesausflügen lässt sich die Indian Peaks Wilderness leicht erreichen und der Rocky Mountain National Park lockt mit endlosen Wanderungen in die Berge.
Die USA bieten noch so viele wunderschöne Landschaften und erstaunliche Städte. Mehr findest Du in unserem Reiseführer.
Sieh ihn Dir doch hier einmal an.
Text: Ines Wagner
Original-Artikel: Andy Murdock/Lonely Planet international