Mal paar Monate auf Weltreise gehen, wer möchte das nicht? Das Wichtigste dabei ist die richtige Planung. Wir zeigen, wie das geht.
Ich bin dann mal weg. Aber wohin genau geht die Reise? Von London nach Sydney oder von Kairo nach Kapstadt? In 80 Tagen um die Welt? Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten kann die Planung einer Weltreise von zwei oder mehr Monaten eine echte Herausforderung sein. Egal wie lang die Reise dauern soll - ob zwei, sechs, zwölf oder gar 18 Monate, entscheidend ist schließlich, dass alles einigermaßen reibungslos klappt.
Denn Stolperfallen gibt es durchaus. Nichts ist ärgerlicher, als versäumte Visaanträge, verpasste Flugzeuge oder unflexible Routen, die das Vorankommen behindern oder auch auf unangenehme Weise vorantreiben, obwohl es doch gerade so schön ist und man bleiben möchte.
Unser kleiner Leitfaden soll dabei helfen, das Beste aus der kostbaren Zeit zu machen. Hier sind unsere praktischen Tipps für die Planung.
Zwei Monate sind genügend Zeit, um einen Kontinent zu erkunden. Das kann beispielsweise bedeuten, auf den Landweg quer durch Afrika zu reisen - von Kairo bis nach Kapstadt. Die Vielfalt der möglichen Reisestopps ist verblüffend und reicht von den Berggorillas in Uganda oder Ruanda bis in die Berghänge des Kilimandscharo. Auch die wichtigsten Highlights von Südamerika, von Machu Picchu und El Mirador über die verblüffenden Nazca-Linien bis zu den Galapagosinseln, sind gut in zwei Monaten zu bewältigen.
Aber warum eigentlich in die Ferne schweifen? Auch in Europa gibt es großartige Touren, für die es sich lohnt, acht Wochen einzuplanen. Dank der hervorragenden Verkehrsanbindungen von Amsterdam bis nach Zagreb und darüber hinaus lassen sich viele Länder miteinander kombinieren. Auch solche, die bisher noch nicht unbedingt auf dem Reisewunschzettel standen, wie beispielsweise das unterschätzte Albanien.
Wer der Kälte des Winters entfliehen möchte, sollte vielleicht eine Reise in das dampfende Südostasien antreten. Zwei Monate sind auch ein idealer Zeitraum für einen nordamerikanischen Roadtrip: per Mietauto durch die Bundesstaaten und Kanada.
Ein halbes Jahr - damit lassen sich schon mehrere Kontinente durchqueren. Der sogenannte Hippie-Trail, der Mitte der 1950er Jahre populär wurde, verbindet auf einer Route Europa und den Nahen Osten, führt bis nach Nepal und Indien und schließlich in den Fernen Osten. Der Konflikt im Nahen Osten hat den Weg mittlerweile zwar etwas komplizierter gemacht, aber es ist immer noch möglich, den größten Teil der Strecke sicher zu bewältigen.
Ein guter Startpunkt ist London oder Paris. Von dort geht es weiter nach Istanbul - auf derselben Route wie der berühmte Orient Express. Dabei lohnt es sich, den Weg Richtung Türkei im Zickzack zurückzulegen, mit Abstechern zu den Kanälen von Amsterdam, dem Schiefen Turm von Pisa, dem rumänischen Dracula-Schloss Bran und beliebigen weiteren Stationen. Ein Interrail-Pass ist dabei ein günstiges und flexibles All-in-One-Ticket, das dabei hilft, mit Zügen ganz Europa zu befahren.
Die klassische Route endet in Istanbul. Weiter gehts dann entweder in Richtung Norden durch Teheran und Lahore nach Indien und Nepal. Eine alternative Route führt über Syrien, Jordanien, Iran und Pakistan. Sie ist allerdings momentan aufgrund der politischen Spannungen weniger empfehlenswert. Die Reise über Land nach Nepal dauert etwa sechs bis acht Wochen, wenn man sich Zeit nimmt. Dort angekommen, belohnt der Himalaya mit sagenhaften Bergpanoramen und Wandertouren. Weitere drei bis vier Wochen sind es von dort bis nach Indien. Die legendären Festungen von Rajasthan, das Taj Mahal und die spirituelle Hauptstadt Varanasi sind die unvergesslichen Highlights. Ebenfalls eine lohnende Reise: mit der Transsibirischen Eisenbahn bis in die Mongolei und weiter nach Peking.
Ein halbes Jahr wird überraschend schnell vergehen. Niemand weiß zuvor, wohin neue Reisegefährten, Erkenntnisse und Erfahrungen führen. Die Gefahr, sich unterwegs zu verzetteln, ist also nicht zu unterschätzen. Darum kann es durchaus hilfreich sein, zuvor die Länder, Städte und Erlebnisse aufzulisten, die man unbedingt besuchen und erleben möchte. Diese Reiserouten-Bausteine sind ein hilfreicher roter Faden, auch wenn sich die Pläne unterwegs durchaus ändern dürfen.
Genügend Zeit für ein RTW-Abenteuer? Round-the-World in einem Jahr, was für eine verlockende Idee. Am günstigsten lässt sich die Welt mit einem Flugticket einer Airline-Allianz umrunden. Theoretisch ist dabei jede erdenkliche Reiseroute möglich. Die Star Alliance ist eine Koalition aus 27 Fluggesellschaften. Sie bietet ein Round the World (RTW)-Ticket mit bis zu 15 Zwischenstopps an. Die Fluggesellschaften der Star Alliance fliegen bis zu 1.185 Flughäfen in 185 Ländern an. Eine Weltreise zu planen ist somit gar nicht so schwer.
Wer genügend Zeit zwischen den Flügen einplant, kann zusätzliche Inlandsflüge buchen, um die Regionen besser zu erkunden. Noch spontaner lässt es sich reisen, wenn nur der Erstflug gebucht wird. Wie es danach weitergeht, diktiert das Abenteuer selbst, oder aber Lust und Laune. Eine andere Möglichkeit, ein Jahr gut zu nutzen, ist auf einer kürzeren Route länger zu verweilen und viele Details kennenzulernen. Ohne gleich die ganze Welt zu umrunden, lässt sich beispielsweise der oben genannten Hippie-Trail ausbauen. Eine Möglichkeit wäre, von Istanbul nach Ägypten zu fliegen, um die Pyramiden von Gizeh zu sehen. Wer sich Zeit für Indien nehmen möchte, umrundet vielleicht den Süden des Landes, entspannt an den Stränden von Goa oder verbringt eine gewisse Zeit in einem Ashram.
Die klassischen und günstigsten Weltenbummler-Tickets verbinden beliebte Großstädte wie London, Bangkok, Singapur, Sydney und Los Angeles. Wer auf unkonventionellen Routen reist und Orte wie Baku, Kinshasa oder Paramaribo anpeilt, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Die Kosten für die Flugtickets berechnen sich aus der gesamten zurückgelegten Strecke oder der Anzahl der besuchten Länder.
Das Geheimnis der guten Planung besteht darin, die Reise in überschaubare Brocken zu zerlegen. Auch beim Reisen gilt: Weniger ist mehr. Warum nicht jedem Teilziel mindestens einen Monat zugestehen, statt von Land zu Land zu hasten? Wer viel fliegt, belastet die Umwelt. Auch darum sind Reisen auf dem Landweg die bessere Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen und in die Kultur einzutauchen. Wer plastikfrei reisen möchte, findet viele Anregungen. Eine gute Idee ist auch, die Reise in Jahreszeiten und Themen aufzuteilen, beispielsweise frei nach dem Motto: Eat, Pray, Love. So lässt es sich gut kombinieren, ein paar Monate lang loszulassen, ordentlich zu feiern und sich dann noch unterwegs nützlich zu machen. Wer beispielsweise auf einem Biobauernhof mitarbeitet, neue Erfahrungen sammelt oder Fähigkeiten erlernt, hat im Nachhinein nicht das Gefühl, ein Jahr "verschwendet" zu haben.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Planungszeit der Weiterreise, hinzu können Ausfallzeiten kommen, in denen man auf ein Visum oder einen Passstempel wartet. Das muss kein Nachteil sein, sondern vielmehr eine gute Gelegenheit, mal aus dem Umherreise-Modus in eine chillige Phase überzuwechseln. Es spricht ja nichts dagegen, sich hier und da eine Woche Zeit zu nehmen, um zu entspannen. Vielleicht bietet es sich auch an, mal für eine Weile unterwegs eine Wohnung anzumieten oder in einem schicken Hotel abzusteigen. Eine gute Mischung aus quirligen Städten und ruhigen Rückzugsorten bietet Abwechslung, damit das Reisen weder in Stress ausartet, noch langweilig wird.
Wer genug Zeit hat, die Welt zweimal zu umrunden, kann sich ein langsameres Tempo leisten. Einige verbringen bis zu einem Jahr damit, China, Indien oder die USA zu erkunden. Der Vorteil dabei: das jeweilige Land wird für eine gewisse Zeit zur vorübergehenden Heimat und ein Ort zur neuen Heimatstadt. Nichts macht die Kultur eines Landes so erlebbar wie die Möglichkeit, für eine Weile unter den Einheimischen zu leben.
Mit so viel Zeit lohnt es sich also, sich für eine Weile niederzulassen und die Landessprache zu erlernen. Wer möchte, arbeitet vor Ort, beispielsweise in einem Freiwilligenprogramm. Es gibt viele Gelegenheiten, das Weltenbummeln mit einer sinnvollen Arbeit zu verbinden.
Eine andere Möglichkeit ist, die Auszeit an inspirierenden Schauplätzen zum Malen oder zum Schreiben eines Buches zu nutzen. Eines ist klar: ständige Ortswechsel sind anstrengend und nach einiger Zeit lassen sich die vielen Reize gar nicht mehr richtig verarbeiten. In ein anderes Land, seine Kultur und Sprache richtig einzutauchen, kann daher genauso lohnend sein wie die Liste der hundert geplanten Attraktionen weltweit abzuhaken.
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Original-Artikel: Michael Kohn/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner