Die Route 60 gehört zu den spektakulärsten Panoramastraßen der Vereinigten Staaten. Besonders im Herbst lohnt sich die Fahrt durch West Virginia.
Auf dem Midland Trail National Scenic Byway, auch bekannt als Route 60, führt eine der schönsten Panoramastraßen der USA durch das zerklüftete Herz von West Virginia, von der schon John Denver in seinem legendären Song "Country Roads” aus dem Jahr 1971 schwärmte. Die Strecke führt fast achterbahnartig an Flüssen entlang, erklimmt Berge und schlängelt sich vorbei an großartigen Aussichten, tollen Restaurants, regionalen Geschäften und einer der Schwerkraft trotzenden Attraktion am Straßenrand. Im Herbst bietet die Route 60 eine farbenprächtige Kulisse - wenn das Laub im schönsten Goldtönen leuchtet.
Beginne die Reise in Charleston, der Hauptstadt West Virginias, und fahre dann in Richtung Osten zur New River Gorge Bridge und nach Fayetteville, bevor du zu den malerischen kleinen Orten Lewisburg und White Sulphur Springs weiter fährst.
Die mit Blattgold verzierte Kuppel der West Virginia State Capitol in Charleston ist enorm beeindruckend - und doch scheint sie kaum nötig. Wer muss noch mit Gold klotzen, wenn man doch unter den herrlichen Appalachen liegt und vom malerischen Kanawha River flankiert wird? Dennoch ist dieses neoklassizistische Gebäude ein markanter und inspirierender Ort für den Start der Tour. Nebenan beleuchten die Ausstellungen des West Virginia Culture Center & State Museum die Geschichte und die Traditionen des Staates. An den meisten Sonntagabenden ist das Museum Gastgeber des beliebten Mountain Stage, einer Live-Radiosendung, in der eine Reihe regionaler Talente vorgestellt werden.
Vom Capitol ist es nur eine kurze Fahrt zum beliebten Black Sheep Burrito & Brews, wo du unbedingt einen Taco bestellen solltest. Bei Pies & Pints um die Ecke sorgen Pizza aus dem Steinofen und Craftbeer für eine entspannte Atmosphäre auf der Terrasse. Holen dir einen Bestseller oder ein Buch über die reiche Geschichte West Virginias nebenan bei Taylor Books, einem Treffpunkt für Künstler und Buchliebhaber mit freigelegten Backsteinwänden, der auch ein Café und eine Galerie beherbergt. An den Wochenenden gibt es hier gute Live-Musik.
Danach lohnt sich ein Abstecher zum Capitol Market, dem wohl lebhaftesten Ort in der Innenstadt. Die Stände sind voll mit Marmeladen und Gelees aus der Region, Holl's Swiss Chocolates und weiteren Produkten heimischer Produzenten. Unmittelbar nördlich des Elk River kannst du bei Kin Ship Goods vorbeischauen, einem angesagten Laden mit hippen, teils skurrilen und regional inspirierten Klamotten. Ein paar Schritte weiter, an der Kreuzung von W Washington St und Tennessee Ave, feiert der Künstler Charles Jupiter Hamilton mit seinem kaleidoskopischen Wandgemälde West Side Wonder die Einwohner von Charleston.
Wer eine kurze Wanderung unternehmen möchte, überquert den Kanawha River auf der South Side Bridge und biegt auf dem Parkplatz rechts auf den bewaldeten Sunrise Carriage Trail ab. Der etwa ein Kilometer lange Fußgängerweg führt in Serpentinen zum ehemaligen Anwesen des Gouverneurs William MacCorkle auf dem Hügel.
Von Charleston aus folgst du weiter der Route 60, die am Kanawha River entlang führt, in östlicher Richtung bis nach ...
Die Stadt am Flussufer war einst als Kanawha Salines bekannt, benannt nach dem salzigen Wasser eines alten unterirdischen Sees, der im Kanawha Valley an die Oberfläche sprudelte. In den 1800er Jahren war Kanawha County der größte Salzproduzent in den Vereinigten Staaten mit mehr als drei Millionen Scheffel pro Jahr. Der Pädagoge, Sozialreformer und Bürgerrechtler Booker T. Washington arbeitete während seiner Kindheit in den Jahren nach dem Bürgerkrieg in den Salzöfen. Eine Tafel am Straßenrand erinnert heute an seine Zeit in der Stadt.
Wenn du dich für die moderne Salzindustrie interessierst, kannst du die JQ Dickinson Salt-Works besuchen. Das Geschwisterpaar Lewis Payne und Nancy Bruns, Salzproduzenten in siebter Generation, hat hier 2013 die familieneigene Saline wiedereröffnet. Sie war 1945 geschlossen worden, nachdem die Massenproduktion von Salz an einen anderen Ort verlagert worden war. Heute ist ihr handwerklich hergestelltes Salz ein Favorit von Gourmetköchen im ganzen Land. Kostenlose Führungen gibt es von Dienstag bis Samstag.
Beim Verlassen von Malden fährst du entlang einer Reihe von kleinen Industriestandorten. Die Eisenbahnstrecken, Schleusen und Dämme sowie die Chemie- und Produktionsanlagen entlang dieser knapp 50 Kilometer langen Strecke sind eine lebendige Erinnerung an den Einfluss des Flusses auf die regionale wirtschaftliche Entwicklung. Als nächster Halt lohnen sich die Wasserfälle …
In Glen Ferris stürzen die malerischen Kanawha Falls über eine große Sandsteinplatte, die sich über den Fluss erstreckt. Angler aufgepasst: Hier gibt es viele Fische, darunter sogar Zander und Barsche. Bereits etwa drei Kilometer weiter flussabwärts gelangst du nach ...
Die winzige Stadt Gauley Bridge liegt am Zusammenfluss von New und Gauley River, die sich zum Kanawha River vereinen. Es lohnt sich einen Stopp einzulegen, um die original erhaltenen Pfeiler einer ehemaligen Holzbrücke zu sehen, die hier während des Bürgerkriegs niedergebrannt wurde.
Auf den nächsten Kilometern kannst du links Ausschau nach Wasserfällen halten, die an den Klippen hinabstürzen. Es folgt ein kurvenreicher Anstieg auf den Gauley Mountain. Im Chimney Corner Country Store an der Kreuzung von Route 60 und Highway 16 kannst du dich mit Kunsthandwerk und Süßigkeiten eindecken, bevor du weiter fährst zum ...
Ungewöhnliche Attraktionen sind das A und O eines Roadtrips - und Mystery Hole gehört unbedingt dazu. An dieser Stelle wird nicht genau verraten, was im Inneren vor sich geht, wo bliebe da die Überraschung? Nur so viel: Mit der Schwerkraft verhält es sich während der 15-minütigen Tour ziemlich seltsam. Die Öffnungszeiten variieren saisonal. Wenn dein Gleichgewicht nach dem Besuch des Mystery Hole gestört ist, keine Sorge: Der nächste Halt wird dir helfen, es wiederherzustellen.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise durch den atemberaubend schönen Hawks Nest State Park ist der Cliffside Trail. Ein Aussichtspunkt in luftiger Höhe bietet einen Panoramablick auf den Hawks Nest Lake, einen gestauten Abschnitt des New River, der von bewaldeten Hängen flankiert wird. Sowohl die Route 60 als auch der Cliffside Trail führen zur Lodge und zur Seilbahn des Parks, den du erkunden kannst, bevor du weiter fährst.
Von der US 19 führt eine Ausfahrt in südlicher Richtung zum Canyon Rim Visitor Center, das zum staatlich verwalteten New River Gorge Nationalpark gehört. Über einen Pfad hinter dem Besucherzentrum gelangst du zu einem von Bäumen eingerahmten Aussichtspunkt auf die 267 Meter hohe New River Gorge Bridge, die dritthöchste Stahlbrücke der Welt. Während des Bridge Day Festival am dritten Samstag im Oktober dürfen BASE-Jumper von dieser Brücke springen.
Der New River und der nahe gelegene Gauley sind bekannt für Wildwasser-Rafting auf höchstem Niveau. Besonders wild sind die Fahrten, wenn im September und Oktober die Dämme des Gauley geöffnet werden. Unterkünfte und Rafting Touren bieten Adventures on the Gorge oder Ace an.
Das nahe gelegene Fayetteville ist ein beliebter Ausgangspunkt für Bergtouren. Die Outdoor-Ausrüstung kannst du bei Water Stone Outdoors kaufen und dann noch eben ein Truthahn-Sandwich mit Pfirsichmarmelade, Blauschimmelkäse und Röstzwiebeln bei Secret Sandwich Society genießen. Guten Kaffee bietet das efeubewachsene Cathedral Café in einer ehemaligen Kirche. Die Aussicht auf die Schlucht und die Brücke ist die Belohnung nach einer Wanderung auf dem etwa fünf Kilometer langen Long Point Trail - einem Rundweg. Der Ausgangspunkt liegt drei Kilometer südlich des Cafés, direkt an der Route 9. Der nächste Halt ist etwa achtzig Kilometer entfernt und führt über Berge, Wälder und Ackerland.
Blumenarrangements und amerikanische Flaggen säumen die Washington Street im Stadtzentrum von Lewisburg, das vollgepackt ist mit kleinen Läden und einladenden Restaurants und zum Bummeln einlädt. Das Müsli bei Bella the Corner Gourmet ist der Renner. Im Laden Patina gibt es Haushaltswaren, Käse und Wein, lokales Kunsthandwerk, Bade- und Körperpflegeprodukte sowie Vintage-Dekor - gemixt mit der Gastfreundschaft der Südstaaten.
Wer sich nach Koffein und Gebäck sehnt, besucht das einladende Wild Bean. Herzhaftes bietet das Stardust Café, ein Sandwich-Laden, der abends etwas schicker wird, und in dem du unbedingt den Trust Me Salad probieren solltest - mit Avocado, Granola und Ziegenkäse, belegt mit einer Hähnchenbrust. Später am Abend kannst du bei Smooth Ambler Spirits, einer kleinen Destillerie im Norden der Stadt, einen Gin genießen.
Entlang des knapp 125 Kilometer langen Greenbrier River Trails, einer stillgelegten Eisenbahnstrecke, kann man herrlich wandern oder Rad fahren. Zurück hinter dem Steuer bilden stattliche Häuser, plätschernde Bäche und dichte Wälder die Kulisse für die letzten 16 Kilometer der Reise.
Fans des Films "Hidden Figures" erinnern sich vielleicht an White Sulphur Springs als Kindheitsort von Katherine Johnson, dem fleißigen menschlichen "Computer" der NASA während des Weltraumrennens. Die Stadt ist auch für ihre Mineralquellen bekannt, die bereits seit den 1770er Jahren Reisende anziehen. Das beeindruckende Greenbrier Resort, das den Mittelpunkt der Gemeinde bildet, hat seit den 1830er Jahren Präsidenten und Berühmtheiten beeindruckt. Das prächtige Innere des Resorts ist einen Spaziergang wert. Am lohnendsten ist die sogenannte Bunker-Tour, bei der ein Schutzbunker erkundet wird, der während des Kalten Krieges im Falle eines Atomangriffs für den Kongress gebaut wurde.
Die schönste Saison ist im Herbst, wenn das Laub in all seiner Farbenpracht leuchtet. Sie geht von Ende September bis Ende Oktober, aber der Höhepunkt variiert je nach Höhenlage und Dauer des Sommerwetters. Informationen zum Stand des Herbstlaubs erteilt West Virginia Tourism anhand des Berichtes der Forstwirtschaft. Dort erfährst du auch die Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten - einzelne Anbieter reduzieren ihre Öffnungszeiten im Herbst und Frühjahr oder schließen im Winter ganz. Wer die schöne Farbenpracht vom Zugfenster aus bewundern möchte, fährt 120 Kilometer nördlich von Lewisburg mit der Cass Scenic Railroad, die mit Dampflokomotiven bis zum 1.475 Meter hohen Bald Knob fährt.
Im Südwesten der USA gibt es noch viel fantastische Entdeckungen. Unser Reiseführer zeigt sie dir.
Schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Amy C. Balfour/Lonely Planet International
Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner