Natur pur im Landesinneren und am Meer: Wer das Archipel in Südostasien mit seinen 7.107 Inseln bereist, findet immer noch einen Lonely Planet fernab vom Massentourismus.
Viele Reisende zieht es nach Thailand, Bali, auch Vietnam und Kambodscha. Weitaus weniger bekannt sind die Philippinen. Das Land der 7.107 Inseln verfügt über weiße Traumstrände mit azurblauem Wasser, unterirdische Flüsse, Höhlen, Mangrovenwälder und ein einzigartiges kulturelles Erbe. Die Inseln werden von einem malaiisch-chinesischen Völkergemisch bewohnt. Nach 400 Jahren spanischer Kolonialherrschaft überwiegt der katholische Glaube. Immer wieder trifft man auf Einheimische mit spanischen Namen, selbst in den entlegensten Dörfern. Nur im Süden des Inselstaates lebt eine muslimische Minderheit.
Für die Inselgruppen Minandao und den Süden Palawans hat das Auswärtige Amt eine Teilreisewarnung ausgerufen. Wer diese Warnungen jedoch befolgt und die Regionen ausklammert, wird mit einem Traumreiseziel belohnt. Die Philippinen sind noch nahezu authentisch und unverfälscht – mit allmählichem Aufwind für Individualtouristen. Wer in Thailand das legendäre gastfreundliche Lächeln erlebt hat, wird feststellen, dass es auf den Philippinen noch echter und herzlicher ist.
Was Reisende zu den Philippinen an Sehenswürdigkeiten erwartet, beschreiben wir hier.
In Manila leben 1,6 Millionen Menschen. Makati, das urbane Zentrum, sticht markant mit seiner funkelnden Wolkenkratzersilhouette hervor. Das ist ein schöner Kontrast, aber nicht das, was uns vordergründig interessiert. Historisch interessant ist das Fort Santiago aus der Zeit der spanischen Kolonisation. Auch im kolonialen Stadtteil Intramuros kann man gemütlich schlendern. Zum Verweilen lädt der grüne Rizal Park ein. Man fühlt sich ein paar Jahrhunderte zurückversetzt, überall verkehren malerische Pferdedroschken. Ein paar Straßen weiter beginnt bereits das Chaos – mit farbenprächtigen Tuck-Tucks, die einen Höllenlärm machen und scheinbar keinen Straßenverkehrsregeln folgen.
Südlich von Manila, nur etwa eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt entfernt, liegt inmitten seines 270 Quadratkilometer großen Kratersees der 400 Meter hohe Vulkan Taal. Er ist nicht nur einer der kleinsten, sondern auch höchst lebendigen Vulkane Südostasiens. 700 Meter über Meeresniveau liegt Tagaytay City und das Hotel Taal Vista. Atemberaubend schön ist von dort die Aussicht aus sicherer Entfernung. Auf der Fahrt von Manila kann man am Straßenrand Ananas, Mangos und andere Vitaminspender des fruchtbaren Vulkanbodens kaufen.
Eine Nachtfahrt im Bus von Manila entfernt, befinden sich im Norden von Luzon die Reisterrassen von Banaue. Die bereits vor 2000 Jahren angelegten Terrassen gehören seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Noch heute werden sie wie damals von Hand bewirtschaftet. Von Banaue aus macht man sich mit einem Führer auf eine zwei- bis dreitägige Wanderung durch die Terrassen. Nicht nur die sagenhaften Aussichten sind beeindruckend, sondern auch Hängebrücken und Wasserfälle. Übernachtet wird in einfachen Hütten.
Tipp: Die Philippinos singen dabei gern abends am Lagerfeuer, besonders Lieder ihres Nationalrockstars Freddie Aquillar. Er betreibt in Manila eine kleine Bar mit Livemusik, die man mit etwas Glück findet.
Weiter nördlich von Banaue, auf einer in 1.400 Metern gelegenen Hochebene, befindet sich der kleine Ort Sagada: Er ist bei Globetrottern inzwischen ein Geheimtipp. Durch Reisterrassen und Pinienwäldern wandert man zum Echo Valley. Spektakulär sind die Särge der Igorot in den Begräbnishöhlen der Karstberge und die Sumaging Cave. Auf einer Wanderung durch das riesige Höhlensystem mit schmalen Kaminen und Wasserfällen sollte man eine Stirnlampe dabei haben. Der Führer trägt zwar eine Petroliumleuchte auf seinem Kopf, deren Licht ist aber mehr Funzel als hilfreich.
Die 40 Kilometer breite Insel Palawan zwischen dem Südchinesischen Meer und der Sulu-See bietet eine einzigartige Natur: Kilometerlange Sandstrände, Regenwälder, Lagunen, Höhlen, seltene Fauna und Flora. Fährt man von Puerto Princesa gen Norden, erreicht man den kleinen Fischerort Sabang. Im Subterranean River National Park wandert man im Regenwald über den abenteuerlichen Monkey Trail zum Fluss. Per Boot geht’s weiter durch beeindruckende Mangrovenwälder. Schließlich verschwindet der „Underground River“ im Fels. Er ist der längste befahrbare unterirdische Fluss der Welt. Per Paddelboot gleitet man durch ein enormes Höhlensystem.
Während in Thailand touristisch alles schon längst perfekt durchorganisiert ist, muss man auf den Philippinen ein bisschen Geduld mitbringen – und wird mit authentischen Reise-Erlebnissen belohnt. Nicht immer findet man die Bushaltestelle sofort. Der Bus fährt auch selten nach Fahrplan, sondern oft erst dann, wenn er voll ist. Diese prächtigen Vehikel transportieren Reisende, Hühner und Reissäcke gleichermaßen. Sie sind mit Marienbildern, Heiligenstatuen und farbenfroher Werbung zugepflastert und sammeln auch unterwegs die Wartenden ein.
Die außergewöhnliche Schönheit von El Nido hat sich inzwischen unter den Individualtouristen herumgesprochen. Und trotzdem lohnt es sich: Türkisblaue Lagunen, Palmenwälder und unzählige schroffe Felseninseln zeichnen El Nido aus. Per Kajak oder in kleinen Fischerbooten fährt man entlang steiler schwarzer Felswände in unglaublich türkisfarbenem Wasser. An einsamen Sandstränden kann man angeln, baden und schnorcheln.
Natürlich gibt es unter den 7.107 Inseln immer wieder Premium-Perlen. Eine davon ist der Geheimtipp Malapasqua. Über die größere Insel Cebu, die man per Flugzeug erreicht, geht es weiter im Bus nach Maya. Von dort setzen malerisch schöne Fischerboote hinüber zur Insel, die nur 2,5 Kilometer lang und einen Kilometer breit ist. Schon die umständliche Anreise gewährleistet, dass die Insel nicht gerade von Touristen überschwemmt wird. Beim Tauchen kann man dann die seltenen, etwa viereinhalb Meter langen Fuchshaie sichten.
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Text: Ines Wagner