Fliegen mit einem Kleinkind - eine Herausforderung, die Eltern schnell mal überfordern kann. Das muss nicht sein, denn hier kommen unsere Tipps für einen gelassenen Flug.
Die langwierige Planungsphase für den Urlaub mit dem Baby oder Kleinkind ist endlich Geschichte. Jetzt gilt es, die nächste Hürde zu meistern. Die beginnt mit dem Erreichen des Flughafens. Dann heißt es nämlich, sich in Menschenströme und Warteschlangen einzureihen und zugleich das irritierte Kind zu besänftigen. Das ist auch der Moment, in dem sich die meisten Eltern fragen, wie um alles in der Welt sie ihr Kind für die nächsten Stunden bei Laune zu halten sollen.
Ein kleines Stoßgebet hilft und stört die Mitreisenden nicht. Keine Bange, das haben schon tausende Eltern zuvor geschafft. Die richtige Vorbereitung und eine gelassene Einstellung ist schon die halbe Miete. Mit einer klugen Vorausplanung lassen sich eine Menge Hürden umschiffen und die meisten Dinge ganz einfach manövrieren. Am Ziel angelangt, sind die Strapazen, die kleinen Pannen und möglicherweise genervten Blicke intoleranter Mitreisender dann auch schnell vergessen. Also, nur den Flug überstehen - und das ist gar nicht so schlimm. Unserer Tipps helfen dabei, die technischen und menschlichen Turbulenzen des Fluges locker zu meistern.
Na klar, das Glück seiner Mama ist dem Baby wichtig. Wie sich die Mutter auch fühlt, das Baby wird es ebenfalls spüren. Wer also gut auf sich achtgibt, bleibt ruhig und gelassen - und das Baby auch. Das Beste für reisende Mütter ist also, sich selbst vor dem Flug etwas Gutes zu tun. Das vereinfacht es nämlich um ein Vielfaches, auf dem stundenlangen Flug, selbst unter finster dreinblickenden Fremden, zu lächeln und das Baby geduldig und liebevoll zu verwöhnen. Unser Tipp: ein gelassener Spaziergang, eine Runde Joggen in der Natur, eine Tasse duftenden Kaffee genießen, bevor es zum Flughafen geht. Momente wie diese sind mit einem kleinen Kind erfahrungsgemäß schwierig freizuschaufeln, in diesem Fall aber sind sie eine wichtige Voraussetzung: Wer stressfrei reisen möchte, muss in Topform sein.
Wichtig ist, den gesamten Handgepäckbedarf für die langen Flugstunden dabei zu haben. Lieblingssnacks sollten ebenso wenig fehlen wie eine leere Wasserflasche, die sich nach der Gepäckkontrolle wieder befüllen lässt. Am besten reist es sich in bequemer Kleidung, ein griffbereiter, zusätzlicher Pulli ist nützlich.
Keine Sorge, am Urlaubsort muss man keinesfalls auf einen Kinderwagen verzichten und stattdessen das Baby oder Kleinkind die ganze Zeit durch die Gegend tragen. Kinderwagen und auch Buggys werden von den meisten Fluggesellschaften nicht nur anstandslos, sondern oft sogar kostenlos befördert. Es gibt also keinen Grund, sie Zuhause zu lassen.
Aber welchen Kinderwagen einpacken - den großen oder den kleinen? Im Buggy befindet sich zumeist ein unerlässlicher Korb für alles, was tagsüber für das Kleinkind und dessen Geschwister gebraucht wird. Und für einen Zwillingskinderwagen gibt es ohnehin keine Alternative. Wer jedoch Minimalist sein möchte, sollte einen leichten Reisekinderwagen wählen. Diese sind in der Regel langlebig und überstehen viele Flüge und Städtereisen. Empfehlenswert ist ein Modell mit gutem Sonnenschutz, bei dem sich der Sitz zurückkippen lässt.
Die meisten Fluggesellschaften gestatten, dass Kinder unter zwei Jahren auf dem Schoß der Eltern fliegen dürfen. Für eine optimale Sicherheit ist freilich ein Sicherheitssitz besser. Für den Flugkomfort, und um die emotionale Belastung so gering wie möglich zu halten, ist fraglos der ständige Körperkontakt für die Kleinkinder die schönste Variante. Echte Geborgenheit und Mamas oder Papas Nähe fühlt sich nunmal sicherer an - alles andere ist schließlich fremd und sogar einigermaßen beängstigend. Die Entscheidung liegt zum Glück bei den Eltern. Zu bedenken ist außerdem, dass die Reise mit einem Sicherheitssitz im und außerhalb des Flugzeugs durchaus auch etwas umständlich sein kann.
Andererseits bietet vielleicht gerade ein vertrauter Sitzplatz sowohl für das Kind als auch für die Eltern eine Erleichterung? Die Entscheidung muss wohl individuell gefällt werden. Inzwischen gibt es aber auch interessante 2-in-1-Produkte: Diese wechseln innerhalb von Sekunden nahtlos von einem Kindersitz zu einem Kinderwagen und können sowohl im Flugzeug als auch am Zielort in Autos verwendet werden. Diese Anschaffung ist nicht ganz günstig, wer jedoch öfters mit dem Kleinkind reist, sollte sie durchaus in Erwägung ziehen.
Bei der Auswahl der Sitzplätze lohnt es sich darauf zu achten, dass genügend Platz vorhanden ist, um die ganzen Babyutensilien griffbereit zu haben. Fensterplätze sind sehr gut geeignet, auch weil es hier etwas ruhiger und geborgener zugeht als am Mittelgang. Für Kleinkinder ist es nicht nur aufregend aus dem Fenster zu schauen, es ist auch deutlich gemütlicher.
Was muss tatsächlich griffbereit sein, was kann unter dem Vordersitz verstaut werden, was in den oberen Gepäckfächern? Wer den Rhythmus des Babys im Kopf hat, plant schon einmal vor und verstaut das Gepäck entsprechend. Es ist etwas herausfordernder, aber auch auf engem Raum kann man füttern, Windeln wechseln, mit dem Kind spielen und es zum Schlafen überreden, so wie man es zu Hause tun würde. Sind die regelmäßigen Bedürfnisse des kleinen Schatzes erfüllt, wird es ein leichter Flug für alle.
Unabhängig davon, ob das Baby gestillt wird oder die Flasche bekommt, das Füttern kann durchaus einer der größten Stressfaktoren des Fluges sein. Jedes Kind ist anders und wird auch die veränderte Atmosphäre anders aufnehmen. Fertigmilch-Erzeugnisse lassen sich in versiegelten Packungen mitführen, dann gibt es auch bei der Kontrolle nichts auszusetzen. Eine andere Möglichkeit ist Milchpulver mitzunehmen - nach der Kontrolle lässt es sich einfach mit frischem Wasser auffüllen.
Stillen in der Öffentlichkeit ist vielerorts ein geschütztes Recht, aber das gilt nicht überall. Deshalb kann es nicht schaden, sich über die Gegebenheiten und Bräuche am geplanten Urlaubsort vorab genauer zu informieren. Viele Flughäfen bieten dazu auch Ruheräume. Wenn Stillen in der Öffentlichkeit des Reiselandes kein Problem darstellt, zaubert auch ein großer Schal oder ein um Schultern und Arme gelegtes Tuch im Handumdrehen ein Stück Privatsphäre für Mutter und Kind. Unser Tipp: Stillen oder Füttern während Start und Landung beruhigt das Kleine und hilft ihm zudem, besser die Schwankungen des Kabinendrucks auszuhalten.
Aber was oben reinkommt, muss auch unten wieder hinaus. Und das Wechseln von Babywindeln ist in einem Flugzeug eine weitere Herausforderung. Deshalb ist es eine gute Idee, das Kind schon mal vor dem Einsteigen frisch zu wickeln. Die Flugbegleiter sind zumeist sehr zuvorkommend und es schadet nicht, sie gleich beim Einsteigen als Verbündete zu gewinnen. Viele Flugzeuge haben im WC einen Wickeltisch, aber vielleicht weiß die nette Flugbegleiterin auch noch eine Alternative, wenn sich vor der Toilette bereits eine lange Warteschlange gebildet hat? Einweg-Wickelunterlagen sind eine gute Investition, falls die Windeln einmal an einem weniger idealen Ort gewechselt werden müssen.
Alle Spielzeuge griffbereit - das ist schon mal praktisch. Denn schnell langweilt sich das Kind, dann muss Abwechslung her. Kleine Stofftiere, stapelbares Spielzeug, das vielleicht auch später am Strand gut zum Spielen ist, eignet sich hervorragend. Damit lassen sich dem Kind im Flugzeug auch schon lustige Urlaubsgeschichten erzählen. Da die meisten Reisenden ohnehin mit Kopfhörern das Bordprogramm verfolgen oder mit Ohropax schlafen, stören auch Mamas Kinderlieder niemanden. Wenn das Kind dann schläft, ist es auch für Eltern Zeit, eine Mütze voll Schlaf zu nehmen - oder ein bisschen zu lesen.
Druckschwankungen machen Kleinkindern am meisten zu schaffen, weil sie ja überhaupt nicht einordnen können, was passiert. Der Schluckreflex mindert das unangenehme Gefühl, also jetzt beim Landeanflug geborgen am Fläschchen nuckeln wäre ideal. Ist das Flugzeug erst gelandet, bricht die allgemeine Ungeduld und Eile aus.
Nicht anstecken lassen, auch wenn der Rest der Passagiere schon mal aufsteht und am Gepäck zerrt. Das Kind wird von der Hektik der anderen nicht erfasst, wenn es noch eine Weile in seiner gemütlichen Oase verbleiben darf. Es schadet überhaupt nicht, als letzte auszusteigen. Es bringt aber den Vorteil, alle verstreuten Spielzeuge und verstauten Utensilien in Ruhe und mit etwas mehr Freiraum wieder einzupacken. Der Urlaubsort läuft nicht davon - im Gegenteil, jetzt ist der schwierigste Teil überstanden und die Erholung kann beginnen.
Keine Angst mehr vor langen Flugreisen mit den Kleinen? Wie wär es dann mit einem Urlaub im Big Apple? Den passenden Lonely Planet Kinderreiseführer findest du hier.
Original-Artikel: Sarah Stocking/Lonely Planet international
Deutsche Fassung: Ines Wagner