StädtereisenTrendviertel: Verborgene Schätze in den Metropolen der Welt

Wer eine Stadt nicht nur auf den ausgetretenen Touristenpfaden entdecken möchte, sondern tiefer eintauchen, braucht Insiderwissen. Manchmal stellt sich das ganz von selbst ein, beispielsweise wenn man unterwegs Tipps von anderen Reisenden bekommt oder aufgeschlossene Einheimische kennenlernt. Wer jedoch nicht auf den Zufall vertrauen und seine Reise mit Lust auf die trendigen Viertel konkret planen möchte, wird begeistert vom neuen Lonely Planet Buch "Trendviertel" sein. Wir haben unsere sechs Lieblingstipps herausgepickt.

In eine Stadt kann man sich schnell verlieben, wenn man die Wahrzeichen abklappert und in die jeweilige Atmosphäre hineinschnuppert. Was jedoch den ganz besonderen Zauber ausmacht, dessenthalben die Einwohner ihre Stadt so lieben, wird man auf diese Weise selten erfahren. Für einen tiefer gehenden Blick muss man ein wenig nachforschen. Das haben die Autorinnen und Autoren von Lonely Planet, die die jeweiligen Orte wie ihre Westentasche kennen, in 50 angesagten Metropolen weltweit getan. Manche darunter sind auf den ersten Blick klassische Ziele, haben sich in den letzten Jahren aber so verändert, dass ein neuer Blick auf sie lohnt.

"Kapstadt ist wie dieses Kind früher in der Schule, das einfach alles hatte: witzig, trotz kleiner Macken beliebt und unbeschreiblich schön", schwärmt unser Autor. Hier ist es unter anderen Muinzenberg, dass sich gerade zum Trendviertel entwickelt. Längst ist es nicht mehr nur Surferparadies. Inzwischen haben sich zahlreiche kreative Läden und coole Kneipen angesiedelt.

Ebenfalls am Meer erstreckt sich Sea Point. Quirlig geht's dort auf der Regent Road und der Main Road zu, aber auch dazwischen findet man Stammlokale der Einheimischen, deren Speisekarten Gerichten von allen Kontinenten außer der Antarktis anbieten.

Und schließlich zählt Woodstock zu den hippsten Vierteln der Stadt mit unzähligen kleinen Craft-Brauereien und -Brennereien, Kaffeeröstereien und Künstlerateliers. Dank der Gentrifizierung gibt es viele neue Lokale und versteckte Juwelen. Im Herzen ist Woodstock ein Industriegebiet geblieben, nach Einbruch der Dunkelheit ist daher ein Sammeltaxi ratsam.

"Singapurs Zentrum ist glänzend, geleckt und protzig”, schreibt im Buch "Trendviertel" unsere Expertin. "Wer jedoch das Central Business District hinter sich lässt, kann ganz andere Seiten der "Löwenstadt" entdecken”. Im Inneren glänzt Singapur mit grandioser Kolonialarchitektur, futuristischen Gärten sowie imposanten Museen, Tempeln, Schreinen und Denkmälern.

Den Insel-Stadtstaat besser verstehen lernt man jedoch im entspannten Altstadt-Distrikt Jalan Besar, der eingequetscht zwischen dem hektischen Little India und dem coolen Kampong Glam liegt. Dort findet man viele trendige Cafés, Kneipen und einige der besten Restaurants Singapurs.

Die öffentlich zugängliche Wohnanlage Tiong Bahru gilt momentan als Singapurs hippste Ecke mit einer Mischung aus altmodischem Charme und neuer Coolheit. Nach einem Marktbesuch lohnt es sich, durch die angrenzenden Straßen mit ihren Art-déco-Gebäuden, Indie-Boutiquen, Cafés und Graffitis zu schlendern.

Die schiefen Häuser und funkelnden Kanäle aus Rembrandts Zeiten wirken wie ein Bilderbuch des 17. Jahrhunderts. Doch den echten Charme macht erst die Mischung in der Grachtenstadt, in der eine lebendige Kunst- und Restaurantszene für modernen Glamour sorgt.

Oost gehört zu den vielfältigsten Stadtteilen. Hier kann man abseits der Touristenpfade lässig über multikulturelle Märkte und durch üppige Parks schlendern. Alte niederländische Fischläden stehen neben marokkanischen und türkischen Geschäften. Ginbrennereien liegen zwischen Bäumen verborgen, Restaurants verstecken sich in Wohnzimmern. Auf den Märkten und in den Parks pulsiert das Leben.

Im lange vergessenen Industrieviertel Noord indes hat sich die Alternativkultur neu erfunden, mit Street-Art, Ateliers, avantgardistischen Kulturinstitutionen und superhippen Cafés. Nach Oost fahren Trams, nach Noord Fähren vom Hauptbahnhof. Wie überall in Amsterdam lässt sich alles auch gut mit dem Rad erkunden.

Wo so viele Leute ständig nach "Geheimtipps" suchen, wurde alles schon mal gefunden, meint man. Und doch verändert sich New York City andauernd. Vor allem aber gilt: Je weiter ein Viertel von den touristischen Zentren entfernt ist, desto mehr Alltagsleben und verborgene Kleinode findet man.

In Queens lockt beispielsweise das Viertel Astoria am East River mit kulinarischer Vielfalt, dessen multikulturelle Küchenchefs ihre Wurzeln in Griechenland, im Nahen Osten, in Osteuropa, Südamerika haben.

Die angesagtesten Viertel Brooklyns sind heute Williamsburg und Bushwick. Trotz guter touristischer Frequenz finden sich verborgene Winkel mit Cafés, Bars, Restaurants oder kleine Kulturzentren - vor allem in den sanierten Industrieanlagen und Wohngegenden. Sunset Park war früher europäisch geprägt. Inzwischen haben die meisten Bewohner chinesische, mexikanische oder dominikanische Wurzeln, was ein neues Flair kreiert. In den ehemaligen Industriegebieten am Wasser herrscht ein kreativer Unternehmergeist, vor allem in Industry City.

In Red Hook sind auf die Handwerker inzwischen Gourmets und Künstler gefolgt, was dem Viertel einen spannenden Anstrich gibt. Auch ein Abstecher nach Staten Island lohnt sich, den die Insel hat neben schönen Spaziergängen auch einiges an Kultur und genussvoller Gastronomie zu bieten.

Nach 60 Jahren sozialistischen Regimes erhielten die Habaneros vor etwa 10 Jahren den Schlüssel zu einer unabhängigeren Zukunft. Mit der Lockerung der Privatwirtschaft lebte die 500 Jahre alte kubanische Hauptstadt wieder auf - mit kreativen Cocktails, avantgardistischer Kunst, neuen Restaurants, Cafés, Boutiquen, Galerien und Pensionen sowie dem Charme farbenfroher Oldtimer.

Trotz steigender Tourismuszahlen ist Havanna ein städtisches Labyrinth voller Türen zu neuen geheimen Welten geblieben. Wer den historischen Kern, das bunte Habana Vieja, zu Fuß erkundet, erlebt bis auf wenige restaurierte Ecken ein lebendiges, urwüchsiges Havanna.

Westlich an der Küste liegt El Vedado. In der von Alleen unterteilten Reißbrettstadt aus dem 19. Jahrhundert stehen die Herrenhäuser von Havannas Zuckerbaronen im spanischen Kolonialstil. Später kamen Mafia-Hotels und Kasinos an der Küste dazu. Heute befinden sich in vielen der Villen moderne Bars, Clubs und Kulturzentren.

Sydneys berühmte Highlights ziehen die Besucher aus der ganzen Welt an. Deren Herzen erobert die Stadt jedoch erst richtig mit der typischen Lebensart und den charmanten, charaktervollen Stadtvierteln. Die interessantesten liegen östlich, westlich und südlich der City.

Surry Hills zählt beispielsweise dazu. Dort wurden aus früheren Arbeiterhäuschen begehrte Eigenheime und das Viertel gehört inzwischen zu einem der Epizentren der Restaurantszene. Surry Hills wurde zu einer Oase, wo Baristas Kaffeekultur zelebrieren und fantastische Brunchcafés und kreative Restaurants liegen. Dazwischen leuchten bunte Vintageläden. Die ehemaligen Reihenhäuser der Arbeiter sind unter den Besserverdienern Sydneys heiß begehrt.

In Darlinghurst und Kings Cross ballt sich die beachtliche LGBT+-Community. Der Mix aus jungen fitnessgestählten Anwälten und flippigen Altbewohnern schafft eine einzigartige dörfliche Atmosphäre.

Weiter draußen locken die östlichen Vororte mit den vielen schicken Boutiquen und Restaurants, belebten Biergärten und vornehmen Fischrestaurants. Bondi Beach gehört dazu.

Text: Ines Wagner