Guide to lifeLebensweisheiten aus der ganzen Welt

Das Wissen um die Weisheiten und "Glücksformeln" anderer Kulturen macht beim Reisen rund um den Globus reicher - und verändert vielleicht sogar nachhaltig das Leben.

 

Weisheit ist, aus Vergangenem zu lernen, um zukünftig bessere Entscheidungen zu treffen, sagte sinngemäß schon Philosoph Sokrates. Weisheit ist somit eine wichtige Voraussetzung zu persönlichem Wohlbefinden und damit einem besseren Leben. Kurz, es geht uns gut, wenn wir auf allen Ebenen gesund und zufrieden sind. Jede Kultur und jede Gesellschaft hat eigene Vorstellungen davon, wie das erreicht werden kann. Überall jedoch spielt Toleranz und die Wertschätzung der Vielfalt, eine intakte Familie und starke Gemeinschaften als Pfeiler des individuellen Wohlbefindens sowie die erneuernde Kraft der Natur eine Rolle. Aus einer umfassenden Sammlung von Lebensweisheiten und Alltagsritualen aller fünf Kontinente ist ein Buch entstanden: "Guide to life - Lebensweisheiten aus der ganzen Welt". 

 

Einige Weisheitslehren und "Glücksformeln" haben seit vielen Jahren schon die ganze Welt erobert, wie Yoga und Meditationspraktiken. Anderes hat sich erst in jüngerer Zeit verbreitet, wie hygge - das dänische Konzept der Gemütlichkeit oder das japanische shinkrin-yoku, das "Waldbaden". Wie könnte man Neuseeland verstehen ohne jedes Wissen über kaitiakitanga, den Māori-Glauben an den Schutz der Umwelt? Wer nichts über Yin und Yang weiß, dem wird China fremd bleiben und nur wer die Bedeutung von la bella figura kennt, bekommt eine Ahnung, wie Italien tickt. Das Buch soll dazu inspirieren, die Weisheit anderer Kulturen, die uns so viel zu bieten haben, mit Offenheit und Neugier zu entdecken. Wir stellen einige der schönsten "Glücksformeln" vor.

 

Mañana, mañana - das Leben auskosten in Mexiko

Der Schlüssel zum Glück der Mexikaner sind die Werte und Traditionen des Landes - zurückgehend bis zur Kultur der Azteken. Auf die Frage, was ihnen am meisten bedeutet, kommt als erstes: "la familia". Dazu gehören nicht nur mehrere Generationen, sondern auch spirituelle Dimensionen. Am Día de los Muertos, dem Tag der Toten, feiert man gemeinsam mit den Toten der Familie und sucht die Verbindung durch Rituale, in denen auch das berühmte Essen eine Rolle spielt. Hinter all dem steht die kosmische Einsicht, dass es weit Wichtigeres gibt im Leben als materielle Werte. Die mañana-Mentalität ist eine lebensbejahende, nach der Devise "heute leben, morgen arbeiten". Jeder Moment wird in Mexiko ausgekostet: jetzt tanzen, trinken, lachen und lieben - alles andere dann mañana.

 

Hygge - Lebensqualität in Dänemark

Hygge ist allen Glückssuchenden auf der Welt  mittlerweile ein Begriff. Hinter Dänemarks Spitzenplatz in der Lifestyle-Liga steckt jedoch mehr als ein schwer zu fassendes Kuschel-Konzept. Dazu kommen ein moderner Umgang mit der Work-Life-Balance, grüne Initiativen, eine weltberühmte kulinarische Bewegung und gutes Design. Hygge selbst beschreibt ein Gefühl und eine Atmosphäre, kein Produkt. Es geht dabei darum, einen Gang runterzuschalten und bewusst eine qualitätsvolle Zeit mit den Liebsten zu verbringen. Eine warme, gemütliche, hyggelige Stimmung entsteht beim gemeinsamen Picknick am Seeufer oder beim Beeren sammeln im Wald ebenso wie an einem kalten Winterabend, an dem man sich mit einem Becher heißer Schokolade vor ein Kaminfeuer kuschelt.

 

Dolce farniente - das süße Nichtstun in Italien

La Dolce Vita ist den Italienern als Nachfahren der Römer praktisch in die Wiege gelegt. Gutes Essen, die Familie, Herzlichkeit, Stil und Genuss sind nur einige ihrer offenkundigen Geheimnisse. Die atemberaubende Landschaft bildet die Kulisse für große Kunst und Architektur im Land mit den meisten UNESCO-Welterbestätten. Auch den Code für ein langes Leben scheinen die Italiener geknackt zu haben. Kaum anderswo leben so viele Hundertjährige wie in Italien. Das Geheimnis scheint darin zu liegen, dass die Uhren ein wenig langsamer ticken und sich die Menschen Zeit lassen, um Essen und Outfit den letzten Schliff zu verleihen oder mit dem Barista zu plaudern, weil sie einfach die Meister des dolce far niente, des süßen Nichtstuns, sind.

 

Stärke durch Mosaikkultur - in Kanada

Die Glücksformel dieser Patchwork-Nation ist der Stolz auf ihre Diversität. Kanadier wissen, dass Toleranz der Schlüssel zu einem guten Zusammenleben ist, wenn die Nachbarn aus aller Welt stammen. Sie sind stolz darauf, dass so viele Ethnien, Sprachen und Kulturen in ihrem Land koexistieren. Sie glauben an den Pluralismus - statt an einen Schmelztiegel, der alle unterschiedlichen Einflüsse assimiliert. In ihrer bescheidenen Art machen sie allerdings keinen großen Wind darum. Bereits 1971 führte Kanada als erstes Land der Welt eine Politik des Multikulturalismus ein. Ein wichtiger Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, ist das Eishockey und überhaupt jede Art von Sport. Sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl.

 

Zwa de Viv - Lebensfreude auf den Seychellen

Die Naturverbundenheit ist den Seychellois in die Wiege gelegt. In Kombination mit einer unbekümmerten Einstellung, einem entspannten Lebensrhythmus, gesunder Ernährung und ganzjährig sommerlichen Temperaturen ergibt das ein Paradies. Die Lebensfreude der Seychellen, Zwa de Viv, ist auf dem Archipel allgegenwärtig und ansteckend. Die Zeit vergeht im Schneckentempo, die Atmosphäre ist extrem relaxt und das Lächeln der Bewohner so herzlich wie kaum irgendwo sonst im Indischen Ozean. Man sieht alles nicht so eng und niemand hat es eilig, das verleiht den Inseln einen weltentrückten Vibe, wirkt therapeutisch und belebt Körper und Geist. Wo man auch hingeht auf den Seychellen, nie ist man mehr als zwanzig Minuten von einem Strand entfernt.

 

Ubuntu - Menschlichkeit in Südafrika

Der Umstand, dass die Regenbogennation mit ihrer Geschichte sich bekriegender Briten, Buren, Zulus und Xhosa noch nicht kollabiert ist, verweist auf die südafrikanische Lebensphilosophie, den Kitt der Nation: Ubuntu. Das Nguni-Wort bedeutet in etwa „Menschlichkeit". Nelson Mandela gelang es mit Ubuntu, die durch Apartheid gespaltene Bevölkerung davon zu überzeugen, ihre Nachbarn zu lieben und Rassenschranken zu überwinden. Südafrikaner setzen die Idee tagtäglich um, indem sie in die Kirche gehen, regelmäßig die ouma (Oma) besuchen und das, was sie haben, mit anderen teilen. Auf Afrikaans gibt es sogar zwei Wörter für Familie: gesin, die engere Familie, und familie für die Großfamilie. In einer komplizierten Welt finden Südafrikaner Freude an den einfachen Dingen des Lebens. Dazu gehört es, raus in die Natur zu gehen oder sich um den Braai, den Grill, zu versammeln - am besten beides zusammen.

 

Einklang mit der Natur - in der Mongolei

Die Hauptstadt Ulaanbataar hat sich zu einem kosmopolitischen Zentrum entwickelt. Auf dem Land hingegen leben die Nomaden noch das traditionelle Leben mit ihren Viehherden und Jurten. Alle drei Millionen Menschen, egal ob Städter oder Nomaden, nehmen sich Zeit, das Leben zu genießen. Spiritualität ist der Schlüssel zu ihrem Glück, in einer Ausgewogenheit von Buddhismus und Schamanismus. Auch haben die Mongolen nie versucht, die Natur zu beherrschen. Vielmehr bringen sie ihr denselben Respekt entgegen, den man Eltern und Vorfahren gegenüber zeigt, wissend, dass sie ihr sauberes Wasser, Gras und Erde und damit das Überleben zu verdanken haben. Ehre und Respekt sind zentrale Werte des stolzen und gastfreundlichen Nomadenvolks der Mongolei. Besitz hingegen ist nebensächlich und auf das Nötigste reduziert.

 

Ikikai - der Sinn des Lebens in Japan

Trotz hoher Arbeitsmoral gehören Japaner zu den gesündesten Menschen der Welt und werden sehr alt. Dahinter steckt ein besonderer Blick auf alles, was mit dem Wohlbefinden zusammenhängt. Frei übersetzt bedeutet ikigai „das, wofür man morgens aufsteht". Für Japaner erstreckt sich diese Sinnfindung auf alle Aspekte des Lebens - daher wird jede Aufgabe mit größter Sorgfalt und Hingabe erledigt. Wabi-sabi vermittelt, dass Schönheit in der Unvollkommenheit liegt. Zersprungene Keramik wird nicht weggeworfen oder einfach wieder zusammengeklebt - die Bruchlinien werden mit Gold wieder zusammengefügt. Die Vorstellung, dass ein Gefäß noch wertvoller ist, wenn es zerbrochen war, steht auch sinnbildlich für Lebenskrisen. Wie wir mit Brüchen umgehen ist etwas, das uns stärker machen kann und unsere Vergangenheit neu bewertet. Shinkrin-yoku, das Waldbaden zur Regenerierung und Erholung, hat von Japan aus einen Siegeszug  um die ganze Welt angetreten.

 

Kaitiakitanga - Schutz und Obhut in Neuseeland

Abgeschieden im Südpazifik liegt das freundliche, multikulturelle Neuseeland, in dem Besucher immer willkommen sind - solange sie das Land respektieren. Die enge Bindung der Māori zum Land und zur Familie prägt die Mentalität, und Te Reo Māori hat sich mit dem Englischen zu einer eigenen Kiwi-Variante vermischt. Und dann ist da noch der neuseeländische Sinn für Humor, der es niemandem erlaubt, sich zu ernst zu nehmen. Das Konzept des kaitiakitanga durchdringt das Leben in Neuseeland, seitdem auch die pākehā (Nicht-Māori) erkannt haben, welchen Schaden die Einführung invasiver Tier- und Pflanzenarten angerichtet what. Seitdem bekommen der Schutz der Umwelt den Stellenwert, den sie für die indigene Bevölkerung schon immer hatte. Bei der Ankunft in Neuseeland werden Besucher dazu ermuntert, das Tiaki-Versprechen abzulegen, ein modernes kaitiakitanga als Selbstverpflichtung, die Umwelt zu schützen und das Land für künftige Generationen zu bewahren.

 

Ultimative Reiseziele: Die Top-500-Liste von Lonely Planet

Wohin in der Welt? Das Buch "Ultimative Reiseziele: Die Top-500-Liste von Lonely Planet" inspiriert dich sicherlich. Schau es dir doch hier einmal an.

Text: Ines Wagner

 

nach oben