Die Reiseexperten von Lonely Planet haben Europas abgeschiedene Küsten, seine pulsierenden Metropolen und unbekannteren Gegenden durchkämmt, um die besten Reiseziele des Jahres zu finden.

Von bärendurchstreiften Wäldern bis zu weinumrankten Städtchen, diese zehn Destinationen sind zur Zeit die interessantesten Orte auf dem Kontinent: eine Mischung aus wiederbelebten Favoriten und unbekannteren Juwelen, die wie dafür geschaffen sind, 2019 ins Scheinwerferlicht zu treten.

Jetzt musst du dich nur noch entscheiden, wohin du zuerst reisen willst.

1. Hohe Tatra, Slowakei

Sie hat etwas Mystisches, die Landschaft der Hohen Tatra in der Slowakei: ein Bergreich voll von krummen Gipfeln und rauschenden Wasserfällen, in dem Netzweiden den Boden bedecken und furchterregende Bestien durch die Wälder streifen. Während sie fast in ganz Europa verdrängt wurden, fühlen sich Braunbären nämlich richtig wohl in dieser wilden, rauen Gegend, und so ist es hier besonders einfach, sie in freier Natur zu sichten. Eine steigende Zahl von Touranbietern führt Abenteurer zu Fuß zu den besten Sichtungs-Spots, durch Wälder, in denen auch Luchse, Wölfe und die endemischen Tatra-Gämsen leben.

Neben der Wildbeobachtung gibt es jede Menge Aktivitäten für Reisende. Mit einem Angebot aus Wanderungen zum höchsten Gipfel der Slowakei, dem 2655 Meter hohen Gerlach (auch bekannt als Gerlachovský Štít), Bootsfahrten auf dem Gletschersee von Štrbské Pleso und traditioneller Gastlichkeit in Berghütten, die hier chaty genannt werden, willst du am Ende womöglich gar nicht mehr ins Flachland zurückkehren.

 

2. Madrid, Spanien

Madrid konnte ein kurzes Taumeln während der landesweiten Wirtschaftskrise elegant in eine Art Cha-Cha-Cha verwandeln und hat mit neuer Energie wieder in den Takt gefunden. Das Nachtleben der Stadt, das von jeher zu den besten in Europa zählt, wird einfach immer besser – Calle de Ponzano, eine Aneinanderreihung von Tapas-Stehrestaurants und minimalistischen Cocktailbars, hat sogar einen eigenen Hashtag in den Social-Media-Trends und ist mittlerweile eine der coolsten Ausgeh-Straßen des Kontinents.

Doch nicht nur Nachteulen werden Veränderungen bemerken. Ein Fokus auf Nachhaltigkeit hat Fußgängerzonen, Radwege und Leihfahrräder, breitere Gehwege und strengere Abgasbegrenzungen mit sich gebracht, die der Stadt ein neues Gesicht geben. Selbst das historische Museo del Prado blüht neu auf: Als Teil der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum des Museums gibt es 2019 eine Fülle von besonderen Veranstaltungen – angefangen bei Sonderausstellungen bisher kaum gesehener Werke bis hin zu Performing Art-Vorführungen.

3. Arctic Coast Way, Island

Obwohl Island auf dem Wunschzettel von vielen Reisenden seit zehn Jahren ganz weit oben steht, hat es noch ein Ass im Ärmel. Viele der Millionen Besucher konzentrieren sich jedes Jahr auf Reykjavík und den berühmten Golden Circle. Wagemutige erkunden den Westen oder sogar den weitläufigen Osten des Landes, doch sehr wenige schaffen es in den Norden – bis jetzt, sollte man vielleicht sagen.

Der Arctic Coast Way erstreckt sich über 800 km von Hvammstangi im Westen nach Bakkafjörður im Osten und wurde gerade neu eröffnet. Über 21 Dörfer und vier Inseln führt er entlang an Islands ursprünglicher Nordküste. Dabei lockt er mit Naturwundern, für die Island zurecht berühmt ist: donnernde Wasserfälle, gigantische Gletscher, dampfende Fumarolen – und unendliche Möglichkeiten für Wintersport, Naturbeobachtung und Abenteuer in der Wildnis. Kurz gesagt: das Beste, was Island zu bieten hat, nur ohne die Menschenmassen.

4. Herzegowina, Bosnien und Herzegowina

Wer an Herzegowina denkt – an die historische Region, die ihr Gegenstück Bosnien geographisch Huckepack trägt –, hat oft Bilder von Mostars prächtiger Alter Brücke im Sinn. Was dabei meist vergessen wird, sind die Menschenmassen, die jeden Sommer anreisen und mit Fotofiltern hantieren, um den perfekten Schnappschuss der beeindrucken Steinkonstruktion zu schießen.

Erweitere also 2019 deinen Fokus und statte Herzegowinas anderen Highlights einen Besuch ab, zum Beispiel mit einem Trip auf der Ćiro-Fahrradroute, einer alten österreichisch-ungarischen Bahnstrecke, die sich von Mostar nach Dubrovnik durch die Landschaft schlängelt und dabei einige der Top-Sehenswürdigkeiten der Region abklappert. Atmosphärische Unterkünfte in alten Bahnhöfen bieten unterwegs die Chance, die Fahrräder unterzustellen und die Gegend weiter zu erkunden. Schlendere durch die mittelalterlichen Gassen von Počitelj, erforsche die windigen Karsthöhlen von Vjetrenica oder wandere nach Lukomir, einem traditionellen Bergdorf, und finde so neue Perspektiven auf diese bildhübsche Region.

5. Bari, Italien

Bari war zwar nie ganz weg vom Fenster. Doch nachdem es lange nur als Ausgangspunkt für Touristen auf dem Weg zu Apuliens großen Besuchermagneten im Süden diente, strömt es auf einmal ganz neue Energie aus. Die einst heruntergekommene Hafenstadt an Italiens Achillesferse glänzt im Licht einer Renaissance, die sich seit zehn Jahren angekündigt hat.

Tonangebend ist die neu belebte Altstadt: zugenagelte Fensterläden sind familienbetriebenen Restaurants gewichen, in denen Großmütter auf hübschen Piazze vollbeladene Teller mit ohrförmigen Orecchiette servieren. Doch die Veränderungen sind keineswegs nur kosmetischer Natur. Kulturstätten feiern ihre Wiedereröffnung, vom schmucken Teatro Piccinni zu einst abrissreifen Traditionshotels wie dem Oriente – nicht zu vergessen der Jugendstilbau des Teatro Margherita, eines ehemaligen Theaters, das nun in beeindruckender Lage auf Pfählen im Meer Kunst ausstellt. Mit einem interessanteren Nachtleben (Lust auf Cocktails in einem Kartenschalter?), sichereren Straßen und saubereren Stränden in der Umgebung ist Bari wieder ganz vorne mit dabei.

6. Shetlandinseln, Schottland

Nicht viele Reisende verschlägt es an den nördlichsten Punkt des Vereinigten Königreichs: die Shetlandinseln 170 km vor der Küste von Schottland. Das windumtoste Archipel mit seiner einsamen Lage in der Nordsee bleibt also den kühnsten Abenteurern vorbehalten. Deren Wagemut belohnt es dafür mit großartigen Küstenwanderwegen, außergewöhnlichen Naturbeobachtungen, fabelhaften Fish-and-Chips-Läden – und, dank der stolzen, freundlichen Einheimischen, mit einem oder vielleicht auch zwei großen Schluck Whisky.

Den Besuch auf Shetland muss man sich erst verdienen: Die Fähre von Aberdeen fährt über Nacht und ist selbst schon ein Abenteuer. Wenn man aber erstmal angekommen ist, wird das Leben wunderbar entspannt: Beobachte Otter und Orcas von zerklüfteten Landzungen aus und genieße dann einen lockeren Abend in einem von Lerwicks örtlichen Pubs. Außer natürlich, es ist Januar und das Wikinger-Festival Up Helly Aa haucht der Stadt gerade feuriges Leben ein.

7. Lyon, Frankreich

Lange stand es im Schatten der Hauptstadt im Norden, und sicherlich hat Lyon nicht den großen Ruf (und die Menschenmassen), die Paris hat. Dennoch teilt es einige seiner einnehmendsten Charakterzüge: Es ist dank seiner zwei Flusspromenaden (Rhône und Saône) wunderschön, es ist besessen von gutem Essen (die Bistros, Boulangerien und Bouchons der Stadt sind legendär) und es ist voller Kultur (die Museenmischung reicht vom Musée des Confluences bis zu den Musées Gadagne).

Doch 2019 tritt Lyon – immerhin Geburtsort den Französischen Kinos – so richtig ins Scheinwerferlicht, wenn die Stadt im Juli Gastgeberin beim Finale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft wird. Zu dieser Großveranstaltung gesellt sich eine kürzlich von der EU erhaltene Auszeichnung für barrierefreien und nachhaltigen Tourismus. Bühne frei für die neue französische Lieblingsstadt internationaler Besucher!

8. Liechtenstein

Schon mal an einem Wochenende zu Fuß ein komplettes Land durchquert? Diese Möglichkeit bietet sich im kleinen, hübschen Liechtenstein. Als Teil der 300-Jahr-Feier als souveräne Nation eröffnet dort der Liechtenstein-Weg, ein aussichtsreicher 75 km langer Wanderweg, der sich über Gipfel und Weiden schlängelt und durch alle elf Gemeinden des Landes führt.

Selbst wenn du deine Wanderschuhe daheim lässt, lohnt sich der Besuch im faszinierenden Liechtenstein: Der ländlich geprägte, aber reiche Staat wird von einem Prinzen regiert, der in einem Bergschloss oberhalb der Hauptstadt Vaduz residiert. Die Jubiläumsfeier schafft zusätzlichen Anreiz für einen Besuch, mit einer Reihe von Sonderausstellungen (darunter Highlights aus den Fürstlichen Sammlungen im Kunstmuseum Liechtenstein) und Festen – die größte Feier findet am Nationalfeiertag am 15. August statt.

9. Vevey, Schweiz

2019 lässt Vevey so richtig die Korken knallen, den im Juli findet in der Stadt die Fête des Vignerons statt. Seit dem 18. Jahrhundert wird dieses Weinfestival einmal alle zwanzig Jahre veranstaltet, und in seinen drei Wochen dreht sich alles um auffällige Kostümshows, volksfestartige Umzüge, Alphornkonzerte und, wenn du noch Zeit übrig hast, die Chance, an Pop-Up-Ständen und in offenen Weinkellern einige göttliche Tropfen Pinot und Chasselas aus lokalem Anbau zu probieren.

Doch die Stadt in der Schweiz berauscht nicht nur mit ihrem Wein. Die winzige Altstadt am Ufer des Genfer Sees ist vollgestopft mit erstklassigen Restaurants, die von 20-Gänge-Menüs bis zum gemütlichen und preiswerten Fondue alles anbieten. Die Schlemmerei kannst du mit einer Runde Schwimmen im Genfer See oder mit einem Spaziergang durch die Weinberge in der Umgebung wieder abtrainieren. Unterwegs brauchst du dann deine ganze Entschlossenheit, um einer erneuten Weinprobe zu widerstehen.

10. Istrien, Kroatien

Ist es die malerische Kalksteinküste der herzförmigen Halbinsel, die prächtigen Monumente oder die Vorliebe für leckeres Essen (und eine Schwäche für Wein!), die Istrien im Norden Kroatiens etwas Königliches verleihen? Jedenfalls war es bereits Sehnsuchtsort für die Römer, Venezianer und Österreich-Ungaren, die sich jahrhundertelang um dieses wunderschöne, fruchtbare Land zankten.

Heute darfst du die Halbinsel erobern, und erweiterte Flugverbindungen aus Europa machen das einfacher denn je. Starte mit der Geschichte (zunächst einmal mit Pulas imposantem römischen Amphitheater und dem als Unesco-Kulturerbe gelisteten Mosaik in Poreč), widme dich dann den Stränden (Mulini mit seiner herrlichen Atmosphäre oder dem abgeschiedenen Felsenstrand) und zum krönenden Abschluss den neueren Freizeitangeboten: Gourmet-Fahrradtouren im Frühling, Musikfestivals im Sommer und Trüffel-Exkursionen im Herbst.

Das waren die Best in Europe-Reisetipps der vergangenen Jahre

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