Die Renaissancestadt Florenz ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Unbedingt dazu gehört ein Spaziergang durch die weltweit einzigartigen Museen.
So klein Florenz auch sein mag, es steht ganz oben auf der Liste der Orte weltweit, die man unbedingt gesehen haben muss. Das liegt vor allem an den unermesslichen Schätzen der Renaissancekunst, die weit über Michelangelo, Botticelli und Tizian hinausgehen. An jeder Ecke der Stadt gibt es Kunst zu entdecken – in den Museen und Kirchen, auf Plätzen und mitten auf der Straße.
Mit zahllosen Statuen, Skulpturen, Gemälden und einer atemberaubenden Architektur, die es mit den schönsten Botticelli-Gemälden aufnehmen kann, ist die toskanische Stadt ein lebendiges Museum und zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Wenn du Lust auf einen Bummel durch die Museen hast, hier sind unsere Favoriten.
Wer Florenz besucht, kommt an der Galleria degli Uffizi nicht vorbei. Das Kunstmuseum von Weltrang ist ein berühmtes florentinisches Wahrzeichen. Schon die anregende Atmosphäre im langgestreckten Innenhof am Eingang mit Straßenmusikern, Pantomimen, Sängern und Selfie-knipsenden Touristen gehört ebenso zum Erlebnis wie das Spazieren durch das gigantische Labyrinth der rund 100 Räume des Palastes aus dem 16. Jahrhundert.
Die Galerie spannt einen Bogen vom antiken Griechenland bis zum Venedig des 18. Jahrhunderts. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist jedoch die weltweit größte Sammlung italienischer Renaissancekunst. Zu den Besonderheiten gehört der Corridoio Vasariano, ein 1.000 Meter langer, erhöhter Durchgang, der die Uffizien mit dem Palazzo Pitti auf der anderen Seite des Flusses Arno verbindet. Auch das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Projekt Uffizi Diffusi, bei dem die Meisterwerke der Uffizien auf weniger besuchte Galerien in der Toskana "verteilt" werden, um die Touristenströme in Florenz zu entzerren, ist einzigartig.
In diesem zeitgenössischen Kunstzentrum, einem aufregenden Projekt in einer ehemaligen Tabakverarbeitungsanlage und Zigarettenfabrik aus den 1930er Jahren in der Nähe des großen Stadtparks, sind Konventionen passé. Die Kunst-, Mode- und Designausstellungen im Rahmen des NAM „Not a Museum“-Kunstprogramms sind ein brillanter Gegensatz zu allem, was man in Florenz' Altstadt, dem Centro Historico, zu sehen bekommt.
In einigen der 16 bereits restaurierten Hangars kannst du eine eigene 4-Minuten-Vinylplatte pressen, an Kunsthandwerk-Workshops teilnehmen, die von den ansässigen Kreativen geleitet werden, und - natürlich - auch gemütlich ein erfrischendes Bier trinken.
Die Manifattura Tabacchi befindet sich noch in der Entwicklung. Laufend werden weitere ausgefallene Räume eröffnet, darunter auch der zentrale Knotenpunkt „The Factory“. Architekturliebhaber aufgepasst: Der Komplex ist ein sensationelles Beispiel für die Architektur des italienischen Rationalismus.
Die Medici-Kapellen, seit 1429 die Begräbnisstätte der Medici, sind ein beeindruckendes Schmuckstück. Der Prunk der berühmten Familiendynastie ist so exzessiv, dass es schwerfällt, nicht ungläubig auf das überhebliche Aufgebot an polychromem Marmor, Granit und glitzernden Halbedelsteinen zu starren, mit denen die Gräber im Mausoleum und in den Krypten geschmückt sind. Nicht weniger als 49 Mitglieder der Medici sind hier begraben. Drei von ihnen schlummern im Schatten üppiger Grabskulpturen, die das Morgengrauen und die Abenddämmerung, Nacht und Tag sowie die berühmte Madonna mit Kind des Renaissance-Meisters Michelangelo darstellen.
Wenn du in Florenz viel ansehen und dabei ein paar Euro sparen möchtest, lohnt der Kauf des 72-Stunden-Passes. Er beinhaltet den Eintritt zu den Capelle Medicee, dem Museo del Bargello, dem Palazzo Davanzati, der Casa Martelli und der ungewöhnlichen Chiesa e Museo di Orsanmichele.
Die leuchtend himmelblauen, glasierten Terrakotta-Medaillons mit unschuldig schlummernden Babys, die die Fassade des ehemaligen Ospedale degli Innocenti in Florenz zieren, machen auf jeden Fall neugierig. Die Rundbögen und römischen Kapitelle des "Museums der Unschuldigen" wurden von Brunelleschi, dem berühmten Kuppelbauer der Kathedrale von Florenz, 1421 entworfen, das Bauwerk gilt heute als erstes Renaissancegebäude der Stadt. Im Inneren erzählt eine Ausstellung die bewegende Geschichte des Florentiner Findelhauses und erstem Waisenhaus Europas, in dem von 1421 bis 1875 unerwünschte Kinder betreut wurden.
Auf dem Dach des Museums, das früher zum Wäschetrocknen benutzt wurde, ist heute das wunderschöne Caffé del Verone samt Panoramaterrasse untergebracht. Hier kannst du zum Abschluss des Besuches einen Kaffee oder Aperitivo genießen, während die Abendsonne die Stadt rosa färbt. Das Viertel ist auch ein guter Ausgangspunkt für Erkundungen: Michelangelos David befindet sich nur fünf Gehminuten entfernt.
Einer der Hauptgründe für einen Besuch in Florenz ist die Galleria dell'Accademia, die speziell für die berühmteste Aktdarstellung der Welt gebaut wurde. Wegen der üblichen Warteschlange lohnt es sich, die Eintrittskarten im Voraus online zu kaufen. Aber selbst das Warten lohnt sich. Michelangelo formte seinen berühmten David in den Jahren 1501 bis 1504 aus einem einzigen Marmorblock. Die feinen Details - die Adern seiner sehnigen Arme, die Beinmuskeln, die Veränderung des Gesichtsausdrucks, wenn man um die Statue herumgeht - sind faszinierend.
Aus der Nähe betrachtet ist nicht zu übersehen, dass der Kopf und die Hände des nackten Jünglings unverhältnismäßig groß sind, während sein Geschlecht eher klein wirkt. Das kommt nicht von ungefähr. Die 5,20 Meter große Skulptur sollte ursprünglich hoch oben auf einem Strebepfeiler in der Apsis der Kathedrale stehen. Von unten betrachtet wären Kopf und Hände in perfekter Proportion zu sehen gewesen. Warum jedoch der kleine Penis? In der klassischen Kunst galt ein großes oder sogar normal großes Geschlecht nicht als elegant, daher die zierliche Darstellung. Michelangelos unvollendete Prigioni, die Gefangenen aus den Jahren um 1523, sind weitere Aktdarstellungen, die eine Betrachtung wert sind.
Kein anderes Museum bietet einen so umfassenden Einblick in Florenz' berühmtesten Gebäudekomplex wie das Dommuseum. Der Dom befindet sich auf der Piazza del Duomo und besteht aus der Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer feuerroten Kuppel, zu der man im Inneren hinaufsteigen kann, dem frei stehenden Glockenturm und dem Baptisterium. Mit 30.000 Plätzen ist der Dom von Florenz der viertgrößte Kirchenbau Europas. Seine ehrfurchtgebietende Geschichte wird im Dommuseum durch eine Sammlung unschätzbarer sakraler und liturgischer Schätze erzählt, die zugleich Zeugnis ablegen über die herausragende Qualität florentinischer Handwerkskunst.
In der Haupthalle des Museums steht eine spektakuläre, lebensgroße Rekonstruktion der ursprünglichen Fassade des Doms aus dem 16. Jahrhundert. Die vergoldeten Bronzetüren des Baptisteriums stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Sie illustrieren detailgetreu biblische Geschichten. Weiterhin ist im Museum Michelangelos gefühlsbetonte La Pietà zu sehen, die er im Alter von fast 80 Jahren schuf und die für sein eigenes Grabmal bestimmt war.
Ob mit kunstinteressierten Kindern oder ohne, die aufsehenerregende zeitgenössische Kunst in diesem Renaissance-Palast aus dem 15. Jahrhundert weckt das Interesse aller. Thematische Workshops und Führungen, die sich speziell an Familien richten, begleiten jede große Ausstellung zeitgenössischer Künstler - von Jeff Koons bis zum französischen Künstler JR und vielen anderen.
Den eleganten Innenhof des Palazzo Strozzi schätzen auch die Einheimischen. Die Café-Bar unter den Bögen ist ein beliebter Ort für Kaffee, toskanischen Wein, Aperitifs, Cocktails und den besten Eis-Cappuccino der Stadt.
Das Museo Villoresi, das jedem Museumstag eine berauschende Note verleiht, erkundet die Welt der handwerklichen Parfümerie mit interaktiven digitalen Ausstellungen, Duftkabinen, Kurzfilmen und einer Duftbibliothek. Individuelle Führungen, die du im Voraus online buchen kannst, enden in einem herrlich duftenden Terrassengarten, der mit 80 verschiedenen Arten von aromatischen Pflanzen, Bäumen und Kräutern parfümiert ist: von Zitronen, Bergamotte, Yuzu, Rosen, Jasmin und Frangipane bis hin zu Lorbeer, Oliven, Zypressen und Iris.
Das Museum ist im Familienpalast des Florentiner Parfümeurs Lorenzo Villoresi aus dem 15. Jahrhundert untergebracht. Seine maßgeschneiderten Düfte erinnern tatsächlich an die toskanische Landschaft, den Garten und das Meer. Abgefüllt in unwiderstehlichen Vintage-Glaszerstäubern, werden sie in der angrenzenden Boutique angeboten - ein perfektes Mitbringsel aus Florenz.
Florenz ist eine der Städte, die von Lonely Planet in die Liste "Best in Travel 2022" gewählt wurde. Mehr zu den Städten, Ländern und Regionen erfährst du im neuen Reiseführer - schau ihn dir doch hier einmal an.
Text: Nicola Williams/Lonely Planet International
Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner