Schottisches HochlandWinterschlaf in den Cairngorms

© Jonathan Stokes/Shutterstock
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Oliver Smith auf frostiger Schneeloch-Expedition im Schottischen Hochland.

Es gibt nichts Schöneres, als aus der Kälte hereinzukommen und das wunderbare Gefühl eines festen Daches über dem Bett zu genießen. In meinem Fall spielte es keine Rolle, dass dieses Dach aus einer meterdicken Schneeschicht bestand und genauso wenig störte es mich, dass die Wände und der Boden aus Schnee waren oder dass der Schnee im Laufe des Tages meine Socken, Unterhosen, Ohren und andere versteckte Stellen meines Körpers entdeckt hatte und das Wasser für den Tee in meiner Flasche neben dem Bett noch vor Kurzem Schnee gewesen war. Außerhalb meiner Höhle fiel noch mehr Schnee auf das Cairngorm-Plateau. Einerseits war ich von der Kälte hereingekommen. Andererseits hatte ich mich tief in sie hinein verkrochen.

Beim sogenannten Snow-Holing schafft man sich einen Unterschlupf, indem man ein Loch in den Schnee gräbt. Fast so, als wäre man unter einer Lawine begraben – nur etwas geräumiger und weniger beängstigend. Anders als bei einem Iglu höhlt man sich sein Zuhause aus, anstatt es aufzubauen. Während die Außentemperaturen auf -20°C sinken, können in einer Schneehöhle vergleichsweise karibische 0°C herrschen – genug, um im Notfall ein Leben zu retten.

Die Geschichte des Snow-Holings ist schwer zu erforschen, denn nach den weisen Worten von Raymond Briggs werden Dinge aus Schnee zu traurigen kleinen Pfützen. In Skandinavien scheinen Schneelöcher länglich und schmal zu sein. In Kanada sind sie kompakt und aufgeschüttet. In den Cairngorms, Großbritanniens saisonalem Zentrum des Snow-Holings, scheint die Philosophie „je größer desto besser“ zu sein.

Der einheimische Bergführer Andy Bateman ist der Norman Foster des schottischen Schneelochs. An einem nieseligen Februarmorgen schloss ich mich ihm und vier anderen an, um den Cairn Gorm zu erklimmen. Wir waren bepackt mit Ausrüstung und Vorräten für eine Nacht auf dem Berg: eine aufgerollte Plane, Schaufeln und Sägen – Gegenstände, die einem Passanten die Entsorgung einer Leiche nahelegen könnten.

Die Landschaft um uns herum war matschig und auffallend schneefrei, aber Andy wusste von einer dicken Schneedecke hoch an der Nordwand, die bis in den späten Frühling hinein liegen bleiben würde. Gegen Mittag hatten wir unseren Platz gefunden und begannen zu schaufeln. Ein Schneeloch zu graben ist harte Arbeit. In unserem Fall bedeutete das fünf volle Stunden schaufeln, sägen und schwitzen. Wie sich im Gespräch herausstellte, werden Schneelöcher oft mit Eishotels verwechselt. Letzteres sind schicke Unterkünfte aus Eis, in denen man mit Champagner überschüttet wird, der Soundtrack von Frozen aus den Lautsprechern tönt und ständig die Gefahr eines Heiratsantrags in der Luft liegt.

Unsere Schneeloch-Expedition bot keinen solchen Luxus: Für den Fall, dass jemand größere Geschäfte verrichten musste, gab es eine Tupperware-Box.

Am späteren Nachmittag begann das Schneeloch Form anzunehmen. Die zwei Schaufel-Teams trafen sich in der Mitte (mit einem Eurotunnel-artigen-) Handschlag. Bei Sonnenuntergang hatte Andy damit begonnen, die Decken zu gotischen Bögen zu glätten, als wäre es eine Eiskathedrale. Ein paar grundlegende Hausregeln wurden aufgestellt (nicht auf dem Dach rumtrampeln oder in der Nähe pinkeln, aus Höflichkeit und bautechnischen Gründen) und unser Zuhause für die Nacht war fertig.

Während sich draußen ein Sturm zusammenbraute, aßen wir Chorizo-Eintopf, bevor wir in die Schlafsäcke krochen und die vom Kerzenlicht erleuchteten kristallinen Wände bestaunten. Bei einem Whisky reflektierten wir über die Weisheit der Dachse und Bären, die sich im Winter verschanzen, und darüber, wie in ein paar Monaten unsere kleine verschneite Höhle als Schmelzwasser in Richtung Nordsee fließen würde.

Einer nach dem anderen begann zu schnarchen und stimmte in den Chor im kalten Herzen des Berges ein. Mitten in der freien Natur hatten wir ein kleines Plätzchen Innenraum geschaffen, und ich habe noch nie besser geschlafen.

Die Expeditions-Statistik:
8 Stunden Schlaf
1 unbenutzte Tupperware-Box
1.245 Höhenmeter (Gipfel)

Für diesen Trip benötigst du ...
…einen fachkundigen Führer – Anfänger sollten sich unter keinen Umständen im Snow-Holing versuchen. Andys Unternehmen, Scot Mountain Holidays, bietet Snow-Holing-Expeditionen mit vier Übernachtungen an (ab 542 €; scotmountainholidays.com).

Das habe ich gelernt:
Der Bau eines Schneelochs bedeutet, in jeder Hinsicht tief zu graben.

Text: Oliver Smith

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